Cklwer Mismililnii.
Dienstag
Beilage z« Nr. SS7.
2V. Dezember 1910.
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Am dm Lorbeer der Wissenschaft.
40) Roman von Friedrich Thieme.
(Fortsetzung.)
Wera, nicht in der Laune, das Gegenteil zu behaupte», lächelte nur.
„Sie haben immer Glück, Emmy", versetzte sie gutmütig. „Wir können Ihnen nichts beweisen."
Emmy lachte und beteuerte «och einmal: „Ich bin wirklich und wahrhaftig nur nach Oel gegangen, gnädiges Fräulein. Wissen Sie", setzte sie nach einer Pause halblaut Hinz«, „wen ich auf der Straße getroste« habe?"
„Wen denn?"
„Herrn Doktor Hohl."
„Kennen Sie den« Herrn Doktor Hohl?" fragte Wera erstaunt, ihr Erröten durch eine geschickte Wendung verbergend.
„O ja — den Herrn, der bei dem Herrn Doktor war — dann bin ich doch auch ein paar Mal für das Fräulein bei Fräulein Hohl gewesen und habe ihn da gesehen."
„So, so — und Sie haben ihn genau erkannt?"
„Ganz genau — denn er war gerade unter einer Laterne, wo er an mir vorbei ging. Er sah recht bleich aus."
Wera sagte nichts weiter. Sie fühlte sich im Augenblick nicht fähig genug, ihre Empfindungen zu vrrbergen, auch dmfte sie wohl kaum hoffen, von dem Mädchen noch etwas weiteres von Belang zu erfahren. Sicherlich hatte Reinhart es nicht in seine Absicht eingeweiht, es vielleicht nicht einmal erkannt. Und doch hätte sie gar zu gern gewußt, was ihn hergeführt. Suchte er eine Unterredung mit ihr? Und was hatte er ihr zu sagen? Der Arme, gewiß wollte er sich ihrer Liebe versichern, und doch, wie hätte sie es möglich machen können, mit ihm zu rede»?
Jäh durchzuckte sie ein anderer Gedanke. War es vielleicht sein Antlitz, das sie am Fenster geschaut? Unmöglich, auf den ersten Blick hätte sie ihn erkannt. Und doch — mehr als ein Blick war ihr ja nicht vergönnt, und das entstellende rote Weinblatt gab dem Gesicht ein so unheimlich seltsames Aussehen! Mit gewaltiger Anstrengung versuchte sie sich da» erschreckende Momentbild zurückzurufev, «m Reinharts Züge in denjenigen des Phänomens wiederzufinden — es gelang ihr nicht, wie sie sich auch bemühte; und doch mußte sie sich auch gestehen: wenn sie hätte jetzt, kaum eine halbe Stunde später einen Eid darauf oblegen sollen, daß er es nicht gewesen, sie hätte es nicht gekonnt! So unsicher und vag find unsere Eindrücke, und da» Auftauchen der Gestalt war ja ein so flüchtiges, Laß sie sich kaum von der Wirklichkeit de» Phantoms Rechnung zu geben vermochte und in manchen Momenten ernstlich bei sich zu zweifeln begann, ob sie nicht in der Tat da» Opfer einer Sinnestäuschung geworden!
Noch stand sie unschlüssig, ob sie dem Mädchen von ihrem Abenteuer Kunde geben sollte oder nicht, als draußen kräftige Schritte vernehmbar wurden und dann im nächsten Augenblicke ihr Bruder Leopold in das Zimmer trat.
„Du, Leopold?" rief sie wie au« einem Traum erwachend und doch freudig berührt. „Noch so spät? Willst du uns heute Gesellschaft leisten, bei uns bleiben? O, du kommst wie gerufen."
Lächelnd schloß er sie in die Arme.
„Ich komme nur, um gleich wieder Abschied zu nehmen", entgegnete er mit sichtlicher Hast in Ton und Bewegungen. „Ich hörte, Herma sei aukgefahren und gedachte sie abzuhole« — nun sagt mir Mama, daß sie bereits wieder fort ist."
„Allerdings, sie hat sich kaum eine halbe Stunde aufgehalten."
„Schade", murmelte er verdrießlich. „Und ich laste mich bei diesem Hundewetter den Weg nicht verdrießen."
„Du hast doch die Straßenbahn benutzt?"
„Wenn auch — doch nichts für ungut, Schwester, ich habe notwendig mit ihr zu sprechen."
„Du wirst doch wenigsten» mit uns essen?"
„Tut mir leid", er hatte seinen Mantel garnicht erst abgelegt und griff bereits wieder nach seinem Hut — „es handelt sich um eine Ausfahrt, die ich für morgen früh Vorschlägen will — warum willst d« mich denn absolut hier behalten?"
Wera schaute nach Emmy aus. Diese hatte soeben da» Gemach verlassen.
„Wir fürchten uns allein", gestand sie daher mit naiver Aufrichtigkeit. „Vorhin —"
„Aha, Mama hat mir davon erzählt", unterbrach er sie lachend. „Du bist ja eine Geisterseherin, Wera!"
„Ah, beunruhige dich deshalb nicht, es wird nur eine Täuschung gewesen sein. Apropos" — er legte seinen Hut wieder auf den Tisch — „du hast mir noch gar nicht gratuliert!"
Sie sah angstvoll flehend zu ihm auf.