1320

de» Gelde» wurde noch bei einige» Knaben auf­gefunden. Die gekauften Waren wurden den Geschäftsleuten wieder zurückgegeben, sodaß nahezu der ganze Betrag wieder zusammen gebracht ist.

Crailsheim 17. Dez. (RascherTod) Al« sich Obeipräzkptor Binder gestern mittag «»schickte, der Leichenfeier für Stadtschultheiß Sachs in der Johanniskirche beizuwohnen, erlitt er eine» Schlaganfall, der seinen sofortigen Tod herbeiführte.

Gerabronn 18. De». (Gut abgc- laufen.) Der Landwirt Schmieg au» Reichere - wiesen war mit seinem Einspänner auf dem Heimweg und passierte abends sieben Uhr den Bahnübergang unterhalb Wittenweiler, als der Zug heranbrauste und das Fuhrwerk mit Pferd und Mann die Böschung hinunterwarf, so d«ß alle» kopfüber flog. Der Wagen ging in T ümmer, der Gaul ist hin, aber Schmieg kam mit ein'ge« Beulen davon. Er kann von Glück sogen, nicht weniger aber der, den die Untersuchung als den an dem Unfall Schuldigen erweisen wird, weil wenigsten» kein Menschenleben auf sein Konto kommt.

Friedrichshafen 17. Dez. (Ein Zeppelinkabinett.) Der Bodenseegeschichts­verein hielt im hiesigen Rathaussaale eine Vor­standssitzung ab, in der Architekt Baumeister- Bregenz über den Stand der Arbeiten am Umbau des alte« Kameralamt« zum Vereinsmuseum berichtete. Da künftig die nötigen Räume zur Verfügung stehen werden, wurde die Einrichtung eines ZeppMkabinrtts beschlossen, in dem alle auf die historisch denkwürdige Wirksamkeit de» Grafen Zeppelin irgendwie bezugnehmenden Gegenstände, B lder, Photographien, Andenken und Schriften rc. gesammelt und geordnet der Nachwelt überliefert werden sollen.

Friedrichshafen 18.Dez. (Sacharin­schmuggler.) Im Schutze der Nacht kam ge­räuschlos ein Segelboot über den See von der Schweiz her ars württembergische Ufer bei Langenargen g« fahren. Es war mit drei Männern und einer Frau besetzt. Alle bi» auf einen Mann, der das Boot alsbald wieder auf den See hinauslenkte, strebten von der heim­lichen Landungsstelle weg dem Bahnhof zu, liefen aber dem Pofienführer und Grei zwächtern in die Hände. Als man sie auf dem hirsigen Station»kommando untersuchte, kam mehr als ein Zentner Sacharin zum Vorschein. Die Schmuggler waren wieder einmal Tschechen. Seit der Mausfallenhandel nicht mehr recht geht, haben sie sich, wie man aus vielen Fällen der letzten Jahre schließen muß, auf de« Schmuggel geworfen.

Pforzheim 17. Dez. Die badische Re­gierung wird nochmal« versuchen in der Pforz- heimer Streikbewegung zu vermitteln. Handelskammer und Stadtrat werden die Re­gierung in diesen Bemühungen unterstützen.

Mannheim 16. D>z. Die Badische Anilin- und Sodafabrik hat beschlossen, den Ostündigen Arbeitstag cinzuführen, mit Ausnahme de; jenigen Betriebe, in denen au» fabrikatorischen Rücksichten die Schichtarbeit beibehalten werden muß. In Frankental versetzte eine Frau namens Walter dem Bahnarbeiter Steinmüller, der ihre Kinder beim Köhler suchen vom Bahn­körper wegjagte, mehrere Stiche. Steinmüller war sofort tot.

Bonn 14. Dez. Ein Nachspiel zu dem großen Studentenprozeß wurde heute vor der Strafkammer verhandelt, der am 1. Juni d. I. die Strafkammer beschäftigte und mit der Verurteilung eincr Anzahl Bonner Studenten wegen des von ihnen veranstalteten Krawalls auf der Dampfstrcßenbahn Bonn-Godesberg- Mehlem endete. In jenem Proz ß fehlten drei der angeklagten Studenten au» Krankheits- und arkderen Gründen und die gegen sie schwebende Anklage konnte daher erst heute zur Erledigung gelangen. ES waren dies die Studenten Quester au« Trier, Wnll au« Münster i. W. und Bau­mann au» Buenos Aires. Alle drei hatten sich an dem Ausflug der hiesigen Korps »ach Godes­berg, der am 4. Dezember vorigen Jahre» als ein sogenannterBierhcck" inszeniert wurde, be­teiligt. Die 56 jungen Leute hatten unter dem Enfluß des Alkohol» auf der Rückfahrt nach Bonn Beaute und Fahrgäste der Kleinbahn in ganz unerhörter Weise terrorisiert. Den ent­gegenkommenden Zügen wurden die Scheiben eingeschlagev, die Beamten wurden beschimpft und in dem Studentenzuge s- löst her schte völlige Anarchie. Schon kurz nach der Abfahrt des Extrazuge» war keine Scheibe in den Waggons mehr ganz, das Licht wurde aurgedreht und die Beamten waren völlig wehrlos in den Händen der Studenten. Einige von ihnen versuchte« die Kuppklung der Wagen untereinander zu lösen, und die übermütigste« begaben sich sogar auf die Lokomotive, wo sie dis Ventile öffneten und anderen Unfug triebe». Das Gericht sah trotzdem damals wie heute eine Transports« fähr- dung nicht als erwiesen und so wurde auch heute der hie, wegen ang« klagte Studiosus Quester frei- gesprochen, während die des groben Unfugs über­führten beiden anderen Angeklagten zu 50 bezw. 30 Mark Geldstrafe verurteilt wurden.

Uelzen 18. Dez. Ein schwerer Un­glück s f a l l ereignete sich gestern derKreisztg." zufolge auf dem Schießplatz in Unterlüß der

Rhein. Stahlwarcnfabrik, wo man gegenwärtig mit dem Einschüßen schwerer Geschütze beschäftigt ist. Jedenfalls infolge vorzeitiger Explosion eines Geschosse» wurde ein Mann der Bedienungs­mannschaft sofort getötet, zwei andere schwer verletzt.

Saarbrücken 18. Dez. Heute nach­mittag ist beim hiesigen Luflschifferverein folgende Depesche eingetroffen: Bremerhaven, 12 40 Uhr mittag». Die Leiche des Leutnants Lang ist von unserem FischdampferKailsburg" gefunden und wieder in die Nordsee versenkt worden. Beweis und Brief folgen. Hochser fischerei Bremer­haven.

Etampes 18. Dez. Der Aviatiker Farm an ist heute früh 9 10 Uhr hier auf­gestiegen und um 5.25 Uhr nachmittags wieder gelandet, nachdem er 463 Kilometer in 8 Stunden 15 Minuten zurüägelegt hatte. Farman, der völlig erschöpft war, landete, weil er au« tun Beifallskundgebungen der Menge entnehme» zu können glaubte, daß er Tabutec ux'S Rekord, der 465 Kilometer zurückgrlegt hat, geschlagen habe.

Dover 18. Dez. Der Aviatiker Graham White ist heute beim Flug ab ge stürzt und hat ernste Verletzungen erlitten. Der Apparat ist vollständig zertrümmert.

Die Zeppelin-Luftschiffahrt im Jahr 1910. Ueber di« Tätigkeit derDelag" (Deuischen Lustschiffahrts-Aktiengesellschaft) er­stattet Direktor Cokman« von der Luftschiffbau- Zcppelin Gesellschaft in der Deutschen Zeitschrift für Luftschiffahrt einen Bericht, in dem er fest­stes, daß das zu Ende gehende Jahr in der Luflschiffahrt für die Zepp Umschiffe mit Unter­bilanz abgeschloffen Hab». Die Verlustkonten seien Weilburg, Osnabrück, Baden-Baden. Auf finanziellem Gebiet, wie auch in Bezug auf das Vertrauen, von dem bisher die Entwicklung der E finduvg des Grafen Zeppflin getragen wurde, werde es großer Anstrengung bedürfen, erheb­liche Verloste auszugleichen. Für dieD lag" war der finanzielle Schaden weniger groß; l ie Wieder Herstellung derDeutschland" hat 150 000 Mark gekostet, das Sch ffl-. VI", da» m OoS verbrannte, war bei zwölf Gesellschaften versichert. In der Zeit vom 21. August bis 14. September wurde» von Oos au» an 19 Fahr­tagen 34 Passagier führten unternommen, die 76 000 ^ Einnahmen brachten und 31000 ^ Ausgaben erforderten.I-. 2. VI" konnte 10 bis 12 Paffagiere aufmhmev, dieDcu.schland" wird nach ihrer Wiederherstellung für 24 Fahr­gäste b quem Platz habe», ohne daß sich die Betriebskosten wesentlich verg-ößern. Für GaS wurden in Baden-Baden 12430 ^ ausgegeben,

Wera erzählte kurz ihr Erlebnis.

Und wann ist das gewesen?"

Soeben erst"

Sorben? Heber," wandte sich die Frau Geheimrätiu an de« sie begleitenden Gärtner,halten Sie doch gleich einmal Umschau, aber sehen Sie sich vor nehmen Sie lieber eine Waffe mit."

Brauch' ich nicht," entgegnete der Gärtner lachend.Mit der­artigem Grsiudtl werden wir schon fertig." Und indes Mutter und Tochter in den Salon eintraten, machte sich der mutige Mann an die Erfüllung seine» Auftrages.

Und Emma ist also wieder einmal fortgelaufen," rief Fra« Sekal empört.Ob in der Person nur für einen Pfennig Treu und Glauben steckt. Nun, ich werde nachher ganz energisch mit ihr reden. Gewiß steckt sie wieder mit ihrem Liebhaber irgendwo im Garten am Ende war e» gar dieser, der hereinguckte?" fragte sie plötzlich.

O nein, den habe ich schon wiederholt gesehen, der ist völlig bart­los und die Erscheinung hatte einen Bart."

Sonderbar warum du nur unten geblieben bist? Wärest du doch hinauf in das Speisezimmer gegangen"

Herma war bei mir, ich hatte sie hier empfangen und blieb dann noch ein wenig sitzen.

Ach so, arme» Kind, du bist gewiß recht erschrocken?"

E» kam so jäh, liebe Mama wenn es nur kein Dieb gewesen ist."

Nun, jeder fall» ist cs für ein paar einzelne Damen hier draußen nicht recht heimlich, Wera, wenngleich der Gärtner im Hause wohnt. Morgen kehren wir nach der Stadt zurück. An einen Einbruch glaube ich nicht, e» ist noch nie etwa» vorgrkommen. Wer weiß, wer sich einen dummen Scherz erlaubt hat. Nicht wahr, Sie haben nichts gefunden, Heber?" rief sie dem eben zurückkehrenden Gärtner zn.

Nein, gnädige Frau, nicht da» geringste", rapportierte kopfschüttelnd

der junge Mann.Uebrigens brauchen Sie gar keine Sorge zu tragen, ich halte gute Wacht und wehe dem Spitzbuben, der sich in mein Gehege wagt."

Recht so, Heber Vorsicht ist immer am Platze", erklärte die Fra« Geheimrätin freundlich.Obgleich ich an sich noch gar nicht so fest von der Wirklichkeit der Erscheinung überzeugt bin. Du bist jetzt in besonders reizbarer, empfänglicher Stimmung, liebe Wera, wer weiß, ob dich nicht ein zufälliger an sich ganz harmloser Umstand getäuscht deine schon aufgeregte Phantasie"

Aber, Mama, ich habe doch da» Gesicht so deutlich geschaut, wie ich dich hier vor mir erblicke", erwiderte Wera bestimmt.

Immerhin du befandest dich allein, da» erhöhte deine Aengst- lichkeit"

Nicht doch, mein Alleinsei« kam mir ja gar nicht zum Bewußtsein. Ich war zu tief in Nachfinnen verlort«."

Um so lebhafter die Phantasie", meinte Frau Dr. Stkal skeptisch, doch gleichviel, Heber wird seine Augen offen halten also keine Furcht, liebe» Kind. Doch da höre ich die Ausreißerein in der Küche na wart, du sollst mich kennen lernen!" Damit entfernte sie sich hastig, um der Schuldigen den ihr zugedachten Verweis zu erteilen, und auch Wera verließ, nachdem sie nochmal» de» Gärtner zur Wachsamkeit ermahnt, dev Salon, im Speisezimmer die Vorbereitungen zum Abendbrot tr«ffen zu helfen.

Hier stellte sich nach wenigen Minuten auch Emmy ein, mit noch etwa» rotem Gesicht, aber im übrig n ohne jede Verlegenheit in Miene «ad Sprache. Freundlich grüßte sie das Fräulein und entschuldigte gleich selber ihre heimliche Entfernung. Sie sei nur eben erst fo tgewesen, berichtete sie, um schnell noch Petroleum zu holen und habe sich uvter- weg» nicht eine Minute aufgehalten.

(Fortsetzung folgt.)