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eine Länge von 2,40 w, einen größten Umfang von 44 V» Zentimeter, ein Gewicht von über 100 Pfund und ist bei diesen Dimensionen von einer Schönheit de« Elfenbein« und einem Eben­maß, wie man es selten finden wird. Einen Begriff von der Größe afrikanischer Tiere kann man sich nur machen, wenn man sich vor Augen hält, welch ungeheurer Körper dazu gehört, ein solche« Zahnpaar zu tragen und zu benützen.

Ellhofen OA. Weinsberg 12. Dez. (An geschossen.) Bei der Beerdigung de« Veteranen Dietz, der infolge eines UnglückSfall» au« dem Leben geschieden ist, hat sich ein Unfall ereignet. Der Kriegerverein ließ nämlich dem Verblichenen al« letzte Ehrenbezeugung über da« Grab schieße». Die Schütze» stellten sich nun so ungeschickt auf, daß einer von ihnen einer Frau, die von außen dem Trauerakt zusah, direkt oberhalb der Augenhöhle in» Gesicht schoß. Jedenfalls war unter den Patronen eine Schrot­patrone, die die Schußwunde hervorrief. Al« Glück kann noch bezeichnet werden, daß das Auge der Frau keine» Schaden erlitt.

Gmünd 10. Dez. (Die Fleischpreise.) In der gestrigen Sitzung der bürgerl. Kollegien interpellierte Gemeinderat Schabe! den Stadt­vorstand wegen der hohe» Fleischpreise in Gmünd. Während in auswärtigen Städten die Metzger die Fleischprrise herabgesetzt hätten, machten die hiesigen dazu keine Miene. Im Verhältnis zu den Vieheinkaufrpreisen seien hier die Fleisch­preise zu hoch. Die Interpellation gab zu einer interessanten Debatte Anlaß, in der den hiesige» Metzgern manches vorgeholte» wurde, was sie nicht arg freuen wird. So wurden sie darauf hingewiesen, daß von Gmünd in jeder Woche zwei Wagen Fettvieh nach Mannheim und Frank­furt abgehen. Trotz der höheren Preise, die die Metzger in jenen Städten anlegen müßten, seien dort die Fleischpreise keine» Pfennig höher als in Gmünd. Die Metzger wurden aufgefordert, sich zu diesem eigentümlichen Zustand zu äußern. Ein Kollegialmilglied schlug vor, an die Metzger nicht mit Bitten heranzutreten, sondern ihnen mit der Tat zu drohen, daß die Stadt selbst Fleisch authauen läßt. Vom Stadtvorstand wurde aber ein derartiger Vorgehen abgelehnt, da die Metz­ger so viel verdienen müßte«, daß sie leben könnten. Dagegen formulierte der Stadtvorstand eine Erklärung an die Mrtzgergenofsenschast, ähnlich der Schabelschen Interpellation. Danach wird de» Metzgern gesagt, daß die Fleischpreise im Verhältnis zu de» Viehpreisen in Gmünd zu hoch skien. E« sei ein Gebot der Billigkeit, daß die Fleischpreise herabgesetzt würden. Diese Er­klärung wurde einstimmig angenommen. Die Bürgeraukschußmitglieder Schund und Rühle wiesen aber schließlich darauf hin, daß die Metzger, selbst bei großem Umsatz und vieler Arbeit, mit einem ganz minimalen Verdienst sich bescheiden müßten und sich nicht Keffer als ordentlich be­zahlte Arbeiter stellten. Man brauche die Metzger nicht zu beneiden.

Mülhausen i. E. 12. Dez. Der Aviatiker Amerigo schlug gestern nachmittag auf dem Flugfelde Habsheim den Wellpaffagier­rekord, der bisher 2 Stunde» 26 Minuten be­trug, in dem er im ganzen 3 Stunden 19 Mi­nuten und 39 Sekunden in der Lust blieb. Al« Paffagier hatte er den Leutnant Open vom 8. Jägerregiment mitgenommen. Gleichzeitig mit diesem Rekord wird auch der deutsche Dauer­rekord, den bisher Jeanin mit 3 Stunden 6 Mi­nuten behauptet hatte, geschlagen. Amerigo flog gestern auf einem Mülhauser Aviatikdoppeldecker.

Berlin 12. Dez. (Reichstag) Am BundeSralStisch die Staatssekretäre Dr. Delbrück, Wermuth, Frhr. v. Kiderlen-Wächter, Kriegs­minister v. Heeringev, ferner der Staatssekretär des Reichtjustizamtes LiSco und Staatssekretär Krätke sowie der württembergische BundeSratS- bevollmächtigte v. Varnbüler. Vizepräsident Schulz eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr. Die EtatSberatung wird fortgesetzt. Staatssekretär de« Reichsjnstizamte» Dr. LiSco: Die von Scheideman» aufgestellte Behauptung, gegen den Stadtverordneten Wendel-Frankfurt a. M. sei erst infolge der Rede des Abg. v. Heydebrand

das Verfahren wegen Majestättbeleidigung ein- geleitet worden, ist unrichtig. Ich kann feststellev, daß die staatSanwaltlichen Behörden bereit« Mitte Oktober mit dieser Angelegenheit befaßt worden sind. Die Justizbehörden find von keiner anderen Behörde abhängig, auch nicht von An­regungen aus diesem hohen Hause. Abg. Latt - mann (wirtsch. Vgg.): Er ist erfreulich, daß der Reichskanzler seine Unabhängigkeit ron allen Parteien betont hat. Das liegt im Interesse des deutschen Volke«, ebenso, daß der Kanzler die Mitarbeit aller bürgerlichen Parteien gern annehmen will. Durch die Schuld der Liberalen ist der Block der Rechten und der Linken für lange Zeit unmöglich gemacht worden. (Sehr richtig! rechts.) In der Industrie ist heute schon ein Umschwung in der Beurteilung der Finanz- reform zu beobachten, das beweist die Kund­gebung der Bochumer Handelt kammer und des Zentralverbondes deutscher Industrieller. Für die Kriegkinvaliden muß genügend gesorgt werden. Weshalb haben die Sozialdemokraten nicht auch in diesem Jahr über die hohen Kosten der Unter­haltung unseres Heeres sich aufgehalten? (Lede- bour ruft: Wir sind doch keine Wiederkäuer!) Vizepräsident Schulz ruft Ledebour zur Ord­nung. Lattmann fortf.: die Sozialdemokraten können ihre damaligen Behauptungen heute nicht Wiederkäuen, da der Etat sich in diesem Jahr ganz anders gestaltet hat. Vizepräsident Schulz: Sie dürfen eine Beleidigung nicht mit einer Be­leidigung erwidern. Da« verstößt ebenfalls gegen die Ordnung. Lattmann fortf.: Wunderbar berührt die Aeußerung de« badischen Ministers v. Bodman, daß die Sozialdemokratie eine Kultur- brwegung sei. Er hätte nur das Auftreten der Sozialdemokratie am Sonnabend hier erleben müssen. Da« Treiben gewisser ausländischer Studenten dürfen wir nicht mehr länger mit an- sehen. Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter: Auf die Anfrage in Sachen der Eröffnung des Hafens von Agadir habe ich am Sonnabend noch nicht antworten können, weil mir erst heute der Bericht über das Anlaufen des französischen Kriegsschiffe« zvgegangen ist. Wie Ihnen be­kannt ist, steht Frankreich und Spanien die Aus­übung der Seepolizei an der südmarokkanischen Küste zu infolge eines Mandates des Sultans von Marokko, dem sämtliche Vertragsmächte zu- gestimmt haben. Im vorliegenden Fall ist ein französische« Schiff in Ausübung der Seepolizei, speziell der Verfolgung von Hafenschmugglern, be­griffen gewesen. Die französische Regierung hat uns ausdrücklich erklärt, daß ein anderer Zweck mit diesem Anlaufen nicht verbunden gewesen sei. Nach diesen loyalen Erklärungen habe» wir erneut das Einverständnis mit der französischen Regierung festgrstellt, daß die Eröffnung des ge­schloffenen Hafens nur vom Sultan mit Zustim­mung sämtlicher Vertragrmächte erfolgen kann. Dabei erschien es uns selbstverständlich, daß alle Einzelheiten, besonder» die Feststellung des Termin« einer solchen Eröffnung, rechtzeitig veröffentlicht werden müssen, damit nickt die Interessenten eine« Staate» bevorzugt werde». Ich betone dann, daß wir e« als wünschenwert bedachten, daß die Herren Mannesman« sich mit anderen Interessenten, speziell der Iloiov ä68 Muss, an der ja auch deutsche Firmen beteiligt sind, einigen. Sonst würde das Forum die in dem Entwurf de« marokkanischen Berggesetze« vorge­sehene SchiedSinstanz sein. Da über diese» Berggesetz von anderer Seite Indiskretionen be­gangen wurde«, hielte« wir es für unsere Pflicht, auch unsere Interessenten zu verständige», damit diese nicht in» Hintertreffen kommen. (Lebhaftes Bravo!) Da» Auswärtige Amt soll reformiert werden. An der großen Organisation, die au« der Zeit de« Fürsten Bismarck stammt, wollen wir aber nicht rütteln. Sie dürfen Vertrauen zu mir haben, daß ich Ihnen in der Kommission und auch im Plenum mit voller Offenheit Rede stehen werde. Ich bitte Sie um Ihr Vertrauen. (Lebhafter Beifall.) Staatssekretär v. Linde- quist: Ich stelle fest, daß e« in allen Gebieten unserer Kolonieen vorwärt» geht, mit Ausnahme vielleicht von Südwestafrika, wo die Entwickelung etwa« sprunghaft gewesen ist. Wenn in den letzten Jahren ein so günstiger Umschwung ein- getretev ist, so ist das in erster Linie Dernburg

zuzuschreiben. (Lebhafter Beifall.) Obenan steht Dernburg« großzügige« Bahnbauprogramm. Den Baumwollbau zu fördern, ist eine Lebensfrage für weite Zweige der Industrie. Die geleistete» Vorschüsse für Kamerun werden in Höhe von 11150000 zmückgezahlt werden, auch ver­zinst und amortisiert Südwestafrika zum erstenmal die Eifenbahndarlehen. Gegenüber neuen Bahn­bauprojekten werden wir zunächst Zurückhaltung übe». Eine Bahn zum Tanganjikasee ist aus wirtschaftlichen Gründen notwendig, um das Ge­biet mit dem Ozean zu verbinden. Dan» aber auch um der Schlafkrankheit zu begegnen. Die Bahn nach dem Kilimandscharo macht heute schon diese» Gebiet unabhängig von der englischen Ugandabahn. In den tropischen Kolonieen legen wir das Hauptgewicht auf die Entwicklung des Baumwollbaues. Die Eingeborenen sollen mensch­lich und gerecht behandelt und Ausschreitungen gegen sie mit Schärfe geahndet werden. (Bravo in der Mitte.) Ein große Sorge muß uns der Schutz der Eingeborenen gegen Krankheiten sein. Das Verhältnis zu den Missionen war im all­gemeinen sehr gut. Die Selbstverwaltung der Kolonieen ist natürlich wünschenswert. Erz- berger (Ztr.): Wir erkennen an, daß Staats­sekretär Wermuth für Sparsamkeit im ReichS- haußhalt gesorgt hat. Die Sachlage wird von der Linken geradezu auf den Kopf gestellt. Die Nationalliberalen plädiere» für eine weit größere Militärvorlage, damit sie die Erbschaftssteuer be­kommen und ihre Agitation reiten können. Für die Behauptung Baffermanns, daß die Erbschafts­steuer die Zündbolzsteuer oder eine andere in­direkte Steuer überflüssig gemacht hätte, fehlt mir jede parlamentarische Bezeichnung. (Großer Lärm links, lebh. Beifall rechts und in der Mitte, andauernde Unruhe.) Die Freisinnigen gehen mit ihrer Agitation gegen die Fivanzreform nur den Weg der Sozialdemokratie. (Lärm und Un­ruhe links, bravo rechts.) Durch die Finanz- reform hebt sich Verkehr und Handel, das öffent­liche Vertrauen und der Kursstand. Seit Jahr­zehnten haben wir einen Etat ohne Anleihe nicht mehr gehabt wie heute. Die armen Klaffen sind bei uns geringer belastet als anderswo. Wenn der Reichskanzler Ausnahmegesetze ablehnt, warum behält er da« gegen die Jesuiten bei? (Lachen und Unruhe links. Sehr gut im Zentrum.) Wir wünschen kein Bündnis mit den Nationalliberalen. Der antimilitaristischerr Agitation der Sozialdemo­kratie muß mit allem Nachdruck entgegengetreten werden. Dem unbedingten Lob über die Tätig­keit DernburgS kann ich mich nicht anschließen. Wir müssen zweifellos die Dernburgschen Vor­träge nachprüfen. Der neue Staatssekretär hat eine sehr schwere Erbschaft von Dernburg über­nommen. (Sehr richtig rechts und in der Mitte.) Die Linke hat der Regierung nicht feste, wohl aber zu hohe Preise für ihre Zugeständnisse ge­macht. Kolonialstaatssekretär v. Lindequist prostiert gegen den in dem Buche Rohrbach« er­hobenen Vorwurf einer Täuschung des Reichs­tags von Seiten des Staatssekretärs Dernburg. (Bravo links.) Das Haus soll überzeugt sein von der Pflichttreue DernburgS und seiner Ab­sicht, die Interessen des Reiche» in den Kolvnial- vorträgen zu wahren. Darauf vertagt dar Hau« die Weiterberatung auf morgen 1 Uhr.

Berlin 12. Dez. Einem Gänseausschlächter au» Rummelsburg wurde jüngst eine Lederlasche mit 4000 ^ Bargeld au« seinem Marktstande entwendet. Von dem Diebe fehlte bis jetzt jede Spur. Dieser Tage führten nun die Nach­forschungen nach einem vermißte» Knaben zur Entdeckung einer Gesellschaft von Burschen im Alter von 814 Jahren, die ein Vagabunden­leben führten. Einer von ihnen räumte ei», ein 8jähriger Knabe habe sich in den Marktstand eingeschlichen, die Tasche gestohlen und sie seinen auf ihn wartenden Kameraden gebracht.

Langendreer 12. Dez. In der ver­gangene» Nacht benutzten auf der ZecheBruch­straße" 5 Bergleute verbotswidrig in einem Bremsschacht die Seilfahrt. Hiebei stürzte» alle 5 ab. 3 waren, wie dieDortmunder Zeitung" meldet, sofort tot, einer starb noch in der ver­gangenen Nacht, der fünfte wurde schwer verletzt.

Lissabon 12. Dez. Regengüsse und