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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, »onnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis rv Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Dienstag, den 13. Dezember 1910

Bezugspr.i. d. Stadt V^jährl.m. Trägerl. Mk. 1.25. Postbezugspr. f.d.Orts-u.Nachbarortsverk. ^jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Beftellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42Pfg.

Tagesuenigkeite«.

Liebenzell. (Ein rabiater Schuld­ner.) Krnzen Prozeß machte ei» Bewohner, der seinem Gläubiger nicht» znkommsn lassen wollte: er schlug die vom Gerichtsvollzieher ge­pfändeten Gegenstände einfach zusammen und warf die Trümmer auf die Straße heraus. Das Schöffengericht nahm dieses Verhalten des Schuldners weniger leicht und erkannte auf 3 Woche« Gefängnis.

Stuttgart 12. Dez. (Silberhochzeit des Königspaares und BlumenverkaufL- tag.) Die vor kurzem bekannt gegebene Idee, aus Aulaß der silbernen Hochzeit des Königs­paares mit dessen Zustimmung eine das ganze Land umfassende Wohltätigkeit-Aktion in Gestalt eines allgemeinenVerkaufstages der Blume der Barmherzigkeit" ins Werk zu setzen, dessen Er­trägnis als eine Festgabe des Volkes zu über­reichen wäre, führte am Freitag nachmittag auf Einladung des geschaftsführenden Komitees eine große Schaar von Damen im Königsbau zu­sammen, um unter dem Vorsitz des Dr. G. v. Dörtenbach sich eingehend über Zweck und Ziel und Einzelheiten des ganzen Arrangements zu informiere« und über die notwendige« Schritte zu beraten. Auf. Vorschlag wurde zunächst der Blumentag selbst auf Samstag, den 1. April 1911, festgelegt, sodaß also das Ergebnis am eigent­lichen Hochzeitstage, am 8. April, dem Herrscher­paare überreicht bezw. mitgeteilt werden könnte. Al» Blume» werde« diese« Mal Nelken in verschiedenen Farben gewählt, und es wurde ferner mitgeteilt, daß ein großer LandeS-AuS- schuß zu bilden sei, dem aus jedem teilnehmenden Orte je zwei Damm und Herrn angehören sollen, die ihrerseits die Ortsausschüsse in» Leben zu rufen hätten. Durch schriftliche Umfrage wird festgestellt werden, welche Städte und Orte im Lande sich am gemeinsamen Verkauftstage betei­ligen können und wollen, während gleichzeitig genaue Informationen über die Art und Weise der Veranstaltung gegeben werden.

Stuttgart 12. Dez, (Blumentag.) Der Blumentag wird voraussichtlich nicht am 1. April 1911 stattfinden wie ursprünglich be­stimmt worden ist. Dar endgiltige Datum wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben.

Stuttgart 12. Dez. Bei den Stutt­garter Bürgerausschußwahlen wurde« 6 Sozialdemokraten (Mattutat, Fischer, Sämann, Behr, Leickhardt, Ruprecht) gewählt, ferner 4 Nationalliberale (Bauer-Cannstatt, Harrschar- Untertürkheim, Baurat Hofackrr, Geometer Bo- finger), 2 Volksparteiler (Wöhrwag, Vötter), 1 Konservativer (Oberfinanzrat Müller) und 1 Angehöriger des Zentrums (LandtagSabgeordneter Graf).

Stuttgart 12. Dez. Die bereit» ge­meldete Gründung der Automobilfahrschule de» K. Württ. Automobilklubs ist nunmehr mit einem Kapital von 95 000 ^ evdgiltig beschlossen. Mit den Vorarbeiten wird im nächsten Jahr begonnen werden.

Stuttgart 12. Dez. (Besitzwechsel.) Der Allgemeine Versicherungsverein hat zwei weitere Häuser in der Archivstraße an­

gekauft und zwar das Hau« Nr. 10 (Restaurant zumArchiv") um 120 000 ^ und das Hau» Nr. 8 (Bäckerei von Ziegler) um 125 000

Stuttgart. Die württembergischen ZeitungSverleger hielten am Sonntag in Stuttgart eine von vormittags 10'/- Uhr bis in die späten NachmittagSstunden dauernde und sehr zahlreich besuchte Versammlung ihrer Standes­organisation, de» Vereins württember- gischer ZeitungSverleger, ab. Vom Vorsitzenden Dr. Wolf wurde festgestellt, daß der Verein in da» VereiuLregister eingetragen sei und seit seiner vor wenigen Monaten erfolgten Gründung einen recht erfreulichen Aufschwung genommen habe. Im wesentlichen beschäftigte man sich in den Verhandlungen nach einem ein­gehenden Referat des KreiSvorfitzenden Rieger vom Deutschen Buchdruckerverein mit dem ne« zu regelnden Lohn- und Arbeitstarif im Druck­gewerbe. Hierzu wurden die Wünsche und For­derungen der württembergischen ZeitungSverleger in eine Resolution zufammengefaßt, die dem Vorstand de» Deutschen Zeitungsverlegervereins zur weiteren Behandlung überwiesen werde» soll. Ueber alle einschlägigen Fragen herrschte vollste Uebereinstimmung, auch über die erforderliche» Abwehrmaßregeln im Falle eine« aufgenötigten, im Interesse des gewerblichen Frieden» sowohl für Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmer unerwünschtes Streiks. Nach Stellungnahme gegen den neuen Gesetzentwurf betr. Mißstände im Heilgewerbe, nach Besprechung von Standes­fragen und Verschiedenem wurde die interessant und anregend verlaufene Versammlung, die eine große Einmütigkeit zeigte, geschloffen.

Herresberg 10. Dez. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 120 St. Milchschwerne, Erlös pro Paar 2545 50 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 50 bis 98 Verkauf schwach.

Neckarweihingen OA.Ludwigrburg 10. Dez. (Selbstmord.) Eine unliebsame Ueber- raschung bereitete dieser Tage ei» zugereister älterer Man» der hiesigen Polizei. Al» mittellos aufgegriffen, wurde er in der Nacht in den OrtS- arrest verbracht. Am Morgen wurde ihm eröffnet, er solle sich zum Transport aufs Obrramt vor­bereiten. Als man ihm de» Kaffee bringen wollte, hatte er jedoch, lt.Schwäb. Tagwacht", seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Auf den sonst üblichen religiösen Gebrauch mußte verzichtet werden, da es Zeit war, per Bahn den Körper de» armen Teufels nach Tübingen zu verbringen.

Tübingen 12. Dez. (Ein Linden­baum.) Naturfreunde hatten sich stark ins Zeug gelegt, um die im Flutkanal stehende mächtige Linde durch Versetzung zu erhalten, und die Stadtverwaltung war auch bereitwillig auf Vorschläge eingegangen. Aber alle Sachverstän­digen sind sich nun darüber einig, daß ein Ver­pflanzen ein sehr gewagtes Experiment wäre, der Riesenbaum von 4 Meter Umfang würde jeden­falls eingehen und ein Experiment, das 4000 bis 6000 ^ kostet, ist denn doch zu kostspielig, wenn e« so aussichtslos ist, wie dieser. Der Linden­baum ist zudem gar nicht mehr gesund. Auch da» Stehenlassen des Baumes auf einer Art Insel ist absolut ausgeschlossen. Dann müßte

der Kanal, um Raum für da» Wasser zu schaffe», erheblich erbreitert werden und dadurch kämen andere Bäume in Gefahr. Außerdem wäre der Baum auf einer Insel im Wasser erst recht ge­fährdet und würde bald eingehen oder einem Sturm zum Opfer fallen. Die ganze Aktion ist also in» Wasser gefallen, womit man in einsich­tigen Kreisen übrigens von Anfang an rechnete.

Tübingen 12. Dez. (Automobil­unfall). Ein in Reparatur befindliche» Auto­mobil des Trikotwarenfabrikanten Vollmöller in Vaihingen a. F. kam auf einer Probefahrt in der Nähe von Dettenhausen, als es einem ent­gegenkommenden Automobil ausweichen wollte, in» Rutschen, wobei an einem Vorderrad der Schlauch platzte und da» Automobil mit voller Geschwindigkeit in den Straßengraben geschleudert wurde. Der Chauffeur und ein Monteur wurde« durch den Anprall 15 m weit von ihrem auf dem Automobil unbefestigte«, provisorische» Sitz geschleudert. Da» Automobil überschlug sich, daß die Räder nach oben gerichtet waren. Während das Automobil schwer beschädigt wurde, kamen die beiden Insassen außer leichtere» Verletzungen mit dem Schrecke» davon.

Nordheim OA. Brackenheim 12. Dez. (Ausreißer.) Der hiesige Gemeindearbeiter Eberle fand in einem in der Nähe de» Ort» befindlichen Strohhaufen 3 Knaben im Alter von 12 Jahren. Sie hatten in den Haufen eine Höhle gegraben und wollten darin über­nachten. Die überaus müden und hungrigen Bürschchen führte Eberle aufs Rathau», woselbst sie nach Heimat und Herkunft ausgeforscht wurden. Nach längerem und zähem Leugne», wobei sie sich anfänglich als Heilbronner Söhnchen a«S- gaben, gestanden sie endlich, daß sie am Sams­tag de» 3. Dezember aus der Besserungsanstalt Vincentinum in Würzburg entwichen und bi» hieher per Fuß gepilgert seien, sich durchgebettelt und im Freien Arm in Arm übernachtet haben. Eine telephonische Anfrage seiten» de» Schult­heißenamt« bestätigte sodann ihre Angaben. Am anderen Tage brachte der hiesige Polizeidiener die Ausreißer, die schon mehreremale solche Wanderlust angewandelt hat, wieder per Bahn in ihre Anstalt nach Würzburg zurück.

Heilbronn 12. Dez. (Endlich ge­funden). Gestern mittag 11'/« Uhr wurde der seit 8. Nov. d». I». vermißte 11 Jahre alte Schüler Friedrich Thumm von hier tot aus dem Neckar gelandet. Obwohl die Leiche dicht mit Schlamm überzogen war, wurde sie sofort vom Vater des Knaben erkannt. Die Kleidung ist vollständig in Ordnung, auch find äußerlich an der Leiche keine Spuren vorhanden, die auf eine Gewalteinwirkung schließe» ließe». Es liegt sonach die Vermutung nahe, daß der Knabe durch einen unglücklichen Zufall in de» damals hochgehenden Neckar geraten ist und so den Tod gefunden hat. Die Leiche wurde in da» Leichenhaus verbracht.

Oehringe » 10. Dez. Dem Hofpräparator Banzer wurde aus Chartum (Sudan) ein Ele­fantenzahn zugeschickt. Seine Maße wurden hier infolge einer Wette in Gegenwart von einem Dutzend Zeugen festgestellt. Diese« Pracht­exemplar eine» Stoßzahne», dessen Träger weit über 100 Jahre alt gewesen sei» dürste, ha