DM-.
285.
Amts- und AryeigebLatt für den OjmarntsbeMk Ca!w.
85. Jahrgang.
Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis Lv Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk lL Psg.
Dienstag, den 6. Dezember 1910.
Bezugspr. i. d. Stadt'/.jährl.m. Trügerl. Mk. 1.25. Postbezugspr. t.d. Orts-u.Nachbarorrsverk. '/.jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestellg. in Württ. 30Pfg., in Bagern u. Reich 4LPsg.
Tagesnenigkeiteu
* Calw 6 Dez. Die Arbeiten an der Stuttgarter Straße sind, soweit sie für dieses Jahr vorgesehen waren, in der Hauptsache beendigt. Die wichtigste Arbeit bei der Korrektur der Straße war die Ueberwölbung und teilweise Verlegung und Neufassung der Ziegeldachs. Der Bach erhielt eine Ausbiegung gegen da» rechts anliegende Gebäude und eine gut betonierte Bachsohle; auch die Seitenwände und die Bedeckung des Backibettez sind außerordentlich stark gebaut. Der Wasserabfluß ist in keiner Weise mehr gehindert und eine Stauung de» Wasser» wie seither gar nicht mehr denkbar. Durch die Ueberwölbung des Bache» unter den beiden Eisenbahnbrücken wurde ein breiter und sehr erwünschter Gehweg geschaffen. An der ersten und zweiten Kehre der neuen Straße wurden gewaltige Erbmassen ausgehoben und an der zweiten Kehre eine große Stützmauer errichtet. Da» ausgehobene Erdmaterial wurde abwärts geführt und zur Auffüllung des neuen Straßen- zug» verwendet. Die Führung der Straße ist jitzt gut sichtbar, teilweise ist auch die Steinoor- lage zur neue» Straße ausgeführt. Der Ziegelbach selbst ist bi» zur ersten Kehre vollständig bedeck- und tritt nirgends mehr offen zu Tage. Die tiefen Einschnitte de» alten Bachbettes sind verschwunden, an einigen Stellen find ganz bedeutende Aenderungen de» bisherigen Zustande» vorgenommen worden. Die schwierigste Arbeit der Korrektion ist somit in diesem Jahre aur- gesührt worden; im nächsten Jahre folgt die Weiterführung der Straße bis zu ihrer Einmündung in die alte Straße, die Entfernung des Hause» bei der oberen Eisenbahnbrücke und die Korrektur der Straße von der Bahnhofstraße die Stuttgarter Straße aufwärt» innerhalb Etters.
Calw 5. Dez. In der Brauerei Dreiß hier hat die Bezirkskrankenkasse gestern ihre alljährliche Generalversammlung abgehalten. Dieselbe war von 30 Interessenten aus Stadt und Bezirk besucht. Der Vorsitzende, Buchdruckereibesitzer Adolfs, begrüßte bei Eröffnung der Versammlung die Anwesenden und gedachte sodann in ehrenden Worten de» 7 Schriftführers Schultheiß Scholl in Unterreichenbach, der dem Kaffenvorstande seit der Gründung angehört habe. Ferner widmete er Worte der Anerkennung dem von hier weggezogenen früheren Vorsitzenden Otto Krüger, Fabrikanten, der die Geschäfte der Krankenkasse mehrere Jahre mit Geschick geleitet habe. Sodann wie» der Vorsitzende darauf hin, daß die Bezirkskrankenkaffe am Schluß des Jahre» 1909 auf einen 25jähr. Bestand zurückblicken konnte und daß der Kaffen- vorstand au» diesem Anlaß einen allgemeinen Geschäftsbericht über den Entwicklungsgang durch Kassier Kober habe ausarbeiten lassen. Dieser Bericht lag der Versammlung gedruckt vor. Ueber den Geschäftsgang selbst wurde nach Bekanntgabe der Mitgliederbewegung auigesührt, daß von den 914 Krankheitsfällen mit 20 120 entschädigten Krankheitstagen, 21 volle 26 Wochen gedauert haben. Diese 21 Patienten waren bei Ablauf der Unterstützungszelt noch nicht hergestellt und mußten der Fürsorge der Versicherungsanstalt überwiesen werden. Die bei 4 Patienten durch-
gesührten besonderen Heilverfahren hatten sämtlich Erfolg. Krankenhauspflege oder Behandlung in einer Klinik war im Jahre 1909 bei 128 Patienten notwendig. Die Verpflegungstage derselben betrugen 3224 mit einem Aufwand von 5822 90 A Wegen unterlassener
bezw. verspäteter Anmeldung von erkrankten Arbeitern mußten 5 Arbeitgeber zum Ersatz von 81 ^ 50 ^ Krankheit!kosten herangezogen werden. Al» Folge von Abstrichen an den Taxationen der Rezepte durch das vom Württ. Krankenkassenverband errichtete Revisiousamt in Stuttgart haben die Apotheker in Calw Prozeßklage gegen die Bezirkskraukenkasse angestrengt und cs sei die letztere vom Kgl. Amtsgericht Calw zur Nachzahlung der bestrittenen Beträge verurteilt worden. Die Prozeßkosten treffen den Revisionsoerband. Der Prozeß, der ein Nachspiel gehabt habe, sei indessen heute noch nicht vollständig erledigt. Ein weiterer Prozeß wegen eines schweren kostspieligen Unfall», den ein Versicherter in einem fremden Betriebe erlitten hat, sei gegen de« betreffenden Unternehmer au» Haftpflicht anhängig. Der von Kassier Kober vorgetragene Rechnungrund Kassenbericht gab zu keinerlei Bemerkung Anlaß und e» wurde demselben von der Versammlung Entlastung erteilt, auch wurde ihm sowohl vom Vorsitzenden als ngmen» der Versammlung von Stadtxfleger Dreher der Dank für seine 25jährige pünktliche, treue und gewissenhafte Geschäftsführung ausgesprochen. Bei der vorgenommenen Ergänzungswahl wurde da» bisherige Mitglied G. Wörner, Färbereibefitzer, wiedergewählt und al» weitere Arbeitgeber neu in den Vorstand berufen: W. Deker z. Oberen Bad in Liebenzell und G. Dreher, Stadtpfleger in Calw.
8 .V. Calw 5. Dez. Am gestrigen Sonntag machte der hiesige Schwarzwaldverein seine letzte diesjährige W a n d e r u n g und zwar über Schweinbachtal und Lützenhardter Hof nach Hirsau. Die Beteiligung war dabei eine so große, daß dieser Ausflug die höchste Teilnehmerzahl für» laufende Jahr aufweisen kann. Im ganzen wurden außer dem sehr gut besuchten Familienabend im Februar und der fröhlichen Floßfahrt im Juli 11 Wanderungen veranstaltet, die, abgesehen von der zwar schönen, aber nur sehr schwach besetzten Albtour auf den Neuffen, je nach Witterung und Ziel zwischen 30 und 90 Personen in» Freie lockten. Ein reichhaltige» Programm wurde diese« Jahr geboten; aber dennoch fand es großen Anklang. Fürs kommende Jahr kann und darf daher auch wieder ähnliches geboten werden.
Hirsau 6. Dez. (Einges.) Die Befahrung der sehr steilen und dabei nicht gerade kurzen Zufahrt vom Ort zum Bahnhof Hirsau, zumal bei aufgeweichtem und frisch beschottertem Straßen körper ist z. Zt. wieder eine recht schlimme Sache für Last- und besonders für schwere Lang- holzfuhrwerke. Wenn ktztere — ungerechnet des Eigengewicht» von Wagen, Ketten rc. — meist mit über 100 Ztr. schwer beladen, auf bodenlosen Waldwegen tagsüber schon mühesam genug angeschleppt wurden, so erwartet die erschöpften Pferde an diesem Steilausstieg abends noch die härteste, kaum mehr leistungsmögliche Arbeit. Zu sehen, wie diese au» den vor Ueber-
anstrengung zitternden Tieren mitunter noch herausgeholt wird, erfüllt schon manchen Paffanten mit tiefem Mitleid um die armen schweißtriefenden Kreaturen. Von den gewöhnlich vorgespannten 4 Pferden dürfte e» bei den jetzigen Weg- und WitterungLverhältniffen eben manchmal doch zu viel verlangt sein und e» wäre gewiß ein gute», die kleine Mühe wohl lohnende« Werk, wenn die jeweils zusammen arbeitenden Fuhrwerksleiter da» öfters oben oder unten am Berge indessen müßig stehende dritte Pferdepaar zur Ueber- windung des steilen Buckel« auch noch mit Vorspannen würden. Zweifellos könnte die Gesunderhaltung und längere Diensttauglichkeit vieler willigen Tiere, zum Nutze« ihrer Inhaber — neben anderem — durch möglichste Beschränkung von Ueberanstrengunge» noch am meiste» gefördert werden.
Z Bad Teinach 5. Dez. (Volkszählung.) 223 männlich, 245 weiblich, zus. 468. Zunahme gegen 1905: 28 Personen — 6.37 °/o.
T Simmozheim 3. Dez. Bei der Volkszählung am 1. Dezbr. ds. IS. wurden hier 391 männliche und 504 weibliche, zusammen 895 Personen gezählt.
x. Ostelsheim 30. Nov. Reitertagwacht und Gewehrsalven eröffnten heute früh V» 7 Uhr die vom Kriegerverein zur Ehrung der Veteranen veranstaltete Champigny- Feier. An den gemeinsamen Kirchgang um V -10 Uhr schloß sich der Besuch der Gräber verst. Veteranen an. Hiebei sang zur Einleitung der Totenfeier der Gesangverein da» Lied „Ruhig ist de» Todes Schlummer", worauf Hr. Pfarrer Zeller eine ergreifende Ansprache hielt. Ein Frühschoppen im „Adler" schloß die Vormittagsfeier. Abend» um 6 Uhr versammelten sich die Veteranen und Veteranenwitwen wieder zu dem ihnen vom Kriegerverein gestifteten Esten im Gasth. z. Rößle, an dem sich Hr. Pfr. Zeller, der BezirkSobmauu Hr. Stadtschultheiß Conz in Calw, die Gemeindekollegien und einige Mitglieder de» Kriegerverein» beteiligten. Im Anschluß hieran erfolgte die eigentliche Feier. Bei derselben, wurden nach Begrüßung der Anwesenden und in»besondere de« Hrn. Bezirksobmann», der den Veteranen und dem Kriegerverein durch sein Erscheinen ganz besondere Ehrung zu teil werden ließ, durch Hrn. Schullh. Maulbetsch, der außerordentlichen Leistungen und Verdienste der Veteranen und der deutschen Frauen dankbar gedenkend, die von den Gemeindekollegien vrrwilligte Ehrengabe von je 6 ^ an die Veteranen und je 3 an die Veteranenwitwen übergeben. Der Bezirksobmann, Hr. Stadtschultheiß Conz führte u. a. aus, daß neben der Tapferkeit unserer Truppen, der Lenker der Schlachten, Gott, denselben zum Sieg verholfen habe, wie aber auch die Soldaten auf Ihn vertrauend in die Schlacht gezogen seien, da» beweisen viele der in letzter Zeit gesammelten Briefe. Er bezeichnte für die Zukunft die Veteranen als Vorbild, denn sie haben trotz großer Schwierigkeit die ihnen anvertraute Linie behauptet und so sollen nun auch wir die errungene Kraft unsere» Vaterlande« zu erhalten suchen, insbesondere durch gute Erziehung der Jugend zur Tüchtigkeit im Dienste für» Vater-