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stieß Karl Ehmer von hier beim Pflügen seine« Acker« auf dem Bürkle beim Hohenmarkstei» auf ei» ausgemauerte« steinerne» Grab. Bei weiterem Nachgraben fand er Ueberreste eines menschlichen Skeletts, sowie zwei Ringe. Das Grab dürfte wohl mehrere hundert Jahre alt sein.
Löwen st ein OA. WeinSberg 23. Nov. (Vom Herbst.) Der diesjährige Weinertrag beträgt bei einer bebauten Fläche von 130 Hektar zusammen 331 Hektoliter im Wert von rund 20000 Mk. Im Vorjahre waren es 4330 Hektoliter im Werte von 140 000 Mk. Einigermaßen ausgeglichen wird der Fehlherbst durch eine sehr ergiebige Obsternte, die einen Ertrag von rund 10000 Zentner im Werte von fast 45 000 Mk. ergab.
Ulm 22. Nov. Wie verlautet ist die Volkspartei de« 14. ReichStagtwahlbezirksS nicht gewillt, auf eine Kandidatur zu Gunsten des Deutschparteiler« Kommerzienrat Wieland zu verzichten. Sie hat, falls Rechtsanwalt Storz eine Kandidatur nicht mehr annimmt, in der Person d:s Rechtsanwalts Hähnle hier bereits vor längerer Zeit einen Kandidaten nominiert und wird diese Kandidatur unter allen Umständen aufrecht erhalten. Man darf nun begierig sein, wie sich die Deutsche Partei hiezu verhält.
Biberach 31. Nov. (Ein guter Fang) Gestern abend mußte von der Polizei ein durchreisendes Jndioidium, das, al« ihm wegen Zudringlichkeiten gegen weibliche Personen die Türe gewiesen wurde, in frecher Weise sich widersetzte, wegen Hausfriedensbruch festgrnommen werden. Bei der Durchsuchung auf der Polizei stellte sich heraus, daß es sich um ein garz gefährliches Subjekt handelte. In seiner Tasche fand sich ein scharf geladener Revolver, 13 Kaffenschrank- schlüssel, außerdem noch eine SchweinSblase mit Vogelleim für Klebruten. In seiner Börse hatte er 120 Mk. und in seiner Reisetasche 14 Ein- huvdertmarkscheine. Ueber den Erwerb d?s Geldes machte er keinerlei Angabe. Der Verhaftete, namens I. Klotzbücher von Treffelhausen, ist ein vielfach vorbestrafter Mensch, der schon 30 Jahre Zuchthaus abgescssen hatte.
Zogenweiler OA. Ravensburg 22. Nov. (Bienendieb.) Im Laufe des Monats Mai d. Jk. wurden jeweils zur Nachtzeit verschiedenen Imkern in 5 benachbarten Ortschaften aus ihren Bienenständen eine größere Zahl Bienenvölker samt den Körbeu gestohlen. Alle Nachforschungen nach dem Diebe blieben erfolglos. Nunmehr ist er aber dem Landjäger gelungen, die Diebe in der Person des 22 Jahre alten Bauernsohnes Jehle in Hübschenberg und seine» damaligen Dienst- knecht« Gebhard Thaler von Kümmeratthof-n zu ermitteln. Beide wurden festgenommen und dem Amtsgericht eingeliefert.
Pforzheim 33. Nov. (Straßenbahn. — Arbeiterbewegung.) Das Ministerium hat jetzt den Bau der hies. elektrischen Straßenbahn genehmigt. Die Kosten betragen für die Stadt rund 3 Millionen Mark. Die Jahrei- rinnahmen werden auf 334000 Mark, die Ansgaben auf 206 000 Mark geschätzt, sodaß eine Verzinsung von 1,41 Prozent heraus käme. — Zur Arbeiterbewegung ist zu melden, daß jetzt dem hiesigen Arbeitgeberverband 90 Prozent aller Fabriken angehören, während der Metallarbeiterverband (die Organisierten) ein Drittel der gesamten hiesigen Arbeiterschaft umfaßt.
B e rl i n 22. Nov. (Reichstag.) Am Bundesratstisch die Staatssekretäre Delbrück, Dr. LiSco, Kraetke. Das Haus ist sehr gut besucht. Präsident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet dis Sitzung um 3.25 Uhr mit einer Begrüßungsansprache. DaS Haus ehrt sodann das Ar,denken der während der Pause verstorbenen Mitglieder und erledigt hierauf einige geschäftliche Angelegenheiten. Eingegangen find Interpellationen der Konservativen und der Sozialdemokraten über die Fleischteuerung und eine sozialdemokratische Jnterprllation über die Kaiserreden. Das Haus tritt hierauf in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand ist die Beratung eines Gesktz-ntwurfe« betreffend die durch die neue Strafprozeßordnung veranlaßten Aenderunge» de« GenchtLkostengesetzeS. Auf Antrag des Abg. Dr. Wagner-Sachsen (kons.) wird die Vorlage an die Justizkommission überwiesen. Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfes betr. den Schutz de« zur Anfertigung von Reicksbanknoten verwendeten Papiers gegen unbefugte Nachahmung. Nach kurzer Debatte, in welcher Abg. Dr. Arendt (Rp.) und Orte! (natl.) sich für die Vorlage aussprachcn, ist die erste Lesung erledigt. Eine Kommissionsberatung ist nicht beantragt. Es folgt die erste Beratung de» Gesetzentwurfes betr. Beseitigung von Tierleichen. Staatssekretär Delbrück: Eine einheitliche Regelung der Materie ist aus gesund heitliche» Rücksichten notwendig Abg Siebenbürger (kons.): ES bestehen gewisse Usbelstände im Abdeckwesrn. Ueber die Einzelheiten wird man sich in der Kommission verständigen können. Fischbeck (Fortschr. Vpt): Wir begrüßen die Vorlage im Interesse der Volksgesundheit mit Freuden. Mit Kommissionsberatung sind wir einverstanden. Nach kurzer Debatte wird dir Vorlage an eine Kommission von 14 Mitgliedern verwiesen. Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Eingegangen ist eine Interpellation Ablaß (Fortschr. Vpt.), welche fragt, ob der Gesetzentwurf betr. die Pensionsvrrsicherung der Privatangestellten in den nächsten drei Monaten vorgelegt werden wird. Nächste Sitzung morgen Mittwoch, 1 Uhr nachmittag»: Interpellationen
Reinhart bemerkte ihre Verwirrung und sagte lächelnd:
„Liebe Gertrud, Doktor Fresen hat mir gestern schon alles gesagt
— wir haben einander als Verwandte begrüßt und die herzliche Freundschaft, die wir schon geschloffen, noch mehr vertieft. Er ist ein wackerer Mann und wird dich für den Verrat des anderen mehr als entschädigen. Ich habe Leopold Sekal unterwegs kennen gelernt, er ist nicht der, für de» wir ihn hielten. Ich ahnte, daß er dir nicht Wort halten würde, wenn ich ihn auch eines Streich», wie er mir ihn gespielt, nicht für fähig hielt. Freilich hielt er mich für tot und glaubte, leichte» Spiel zu haben."
„O laß da» jetzt, Reinhart," bat die glückliche Braut sorgenvoll. „Denke nicht daran — warte erst deine volle Genesung ab."
„Ich bin genesen, Gertrud. Ich fühle mich körperlich wie geistig wieder völlig al« der alte. Nicht wahr, Herr Doktor, auch Sie erklären mich für gesund?"
„Nicht ganz," entgegnete dieser vorsichtig. „Ein paar Wochen müssen Sie noch bei un» bleiben — und bis dahin, das bitte ich Sie dringend im Interesse Ihrer vollständigen Erholung, denken Sie nicht an jene Ereignisse."
„Ich sehe wohl," erwiderte Reinhart mit traurigem Blick, „daß Ihr alle» nicht glaubt, mich in einer fixen Idee befangen wähnt. Nun wohl, ich verzichte für jetzt darauf, Sie zu überzeugen. Ich wollte ja auch nur meiner Freude Ausdruck geben über da» wiedergefuudene Glück meiner geliebten Schwester. Ja, Gertrud, mein Entzücken über deinen Entschluß ist groß. Weiß ich wenigsten» dich und die Mutter nun geborgen
— denn meine Zukunft wird unsicher und kämpfereich sein."
„Warum? Sie haben sich einen ehrenvollen Namen erworben und alle Türen werden Ihnen offen stehen."
„Doch nickt ganz, Herr Doktor," erklärte Reinhart mit einem entschlossene» Lächeln. „Ich muß kämpfen um mein sauer erworbene», fast
über die Fleischteuerung, Kaiserreden und Pensions- Versicherung der Privatangestellten; außerdem Initiativanträge.
Berlin 32. Nov. Dem Reichstag ist ein Gesetzentwurf gegen die Mißstände im Heilgewerbe zugegangen. Darin wird bestimmt : Wer sich gewerbsmäßig mit der Behandlung von Krankheiten, Leiden und Körperschäden an Menschen und Tieren befaßt, ohne Approbation zu haben, hat dies der Behörde seine» Wohnorts anzuzeigen und über seine persönlichen Verhältnisse, seine Vorbildung und seitherige Tätigkeit, sowie über seine Behandlungsart Auskunft zu geben und Geschäftsbücher zu führen. Verboten sind diesen Gewerbetreibenden au Menschen oder Tieren Fernbehandlung und Behandlung mittels mystischer Verfahren, an Mmscken insbesondere Behandlung gemeingefährlicher Krankheiten, Geschlechtskrankheiten und Krebt krankheilen, sowie die Behandlung mittels Hypnose und die Anwendung von Betäubungsmitteln, Einspritzungen unter die Haut oder ins Blut, soweit es sich nicht um örtliche Betäubungsmiltrl handelt. Der Bundesrat kann die Anwendung der l tzterrn drei Verfahren auck bei Tieren, sowie die Anwendung anderer Verfahren bei Menschen und Tieren untersagen, ebenso dir Behandlung von nicht gemeingefährlichen, übertragbaren Krankheiten und von übertragbaren T erseuchen. Die genannten Gewerbetreibenden dürfen weder Arzneien abgeben noch an einzelne besonders Bezugsstkllen verweisen. Der Gewerbebetrieb ist zu untersagen, wenn die Annahme begründet ist, daß das Leben behandelter Tiere oder Menschen gefährdet oder ihre Gesundheit beschädigt wird oder die Kunden schwindelhaft ausgebeutet werden.
Berlin 32. Nov. U ber den Aufenthalt de» Kronprinzenpaars auf C ylon werden dem „B. Tagbl." aus Colombo noch folgende Einzelheiten telegraphiert: Der Kronprinz gewann jedermanns Sympathie durch sein liebenswürdiges Wesen. In den landesüblichen Rickschahs wurde da» Kronprinzenpaar von Kulis rund um die Stadt geführt, wobei sie alle interessanten Anblicke und Beobachtungen photographierten. An manchen Stellen machten sie auch bei Eingeborene« Einkäufe von ccylonesischen Altertümern und Andenken. Ganz ur gezwungen gestaltete sich auch der Ausflug nach den Felsen an der Meeresküste, an dem die Kronprinzessin in gewöhnlichem Touristenkleid teilnahm. Da« Paar gestattete fröhlich lachend mehreren Einheimischen, sie zu photographieren. Gestern früh fuhren die deutschen Gäste in Begleitung de» Gouverneurs und des Oberhaupts der Eingeborenen durch die ganze Stadt, wobei sie jeden Stadtteil besichtigten. Am nachmittag fand ein großes Gartenfest in QueenS- ho«se statt. Die Singhakesenhäuptlinge veranstalteten eine große Terahrraprozession, die
mit meinem Leben bezahltes Recht, — und das führt mich auf meine Bemerkung von vorhin wegen meine» Buches zurück."
„Sie sprachen schon gestern davon," bemerkte der Arzt erstaunt. „Wir wissen von keinem Buch."
„So mußt du es zu Hause gefunden und in Verwahrung genommen haben, Gertrud — entsinnst du dich denn nicht, ein unscheinbare« Buch in Oktav, in blaue« Karton-Papier gebunden, ziemlich beschmutzt und zerknittert und mit vielen Einzelblättern und Notizen —"
„Ich habe keines in der Hand gehabt, Reinhart — wo hast du e» aufbewahrt?"
„In dem langen Mantel, den ich trug, als ich zurückkam, und den ihr mir, wie ich gesehen habe, mit hierher gegeben habt"
„Ich habe meine« Wissen» die Taschen dieses Mantel« durchsucht, lieber Bruder, aber ich fand nichts weiter darin, al« ein paar alte Briefe von der Mutter und mir —"
„Daun hast du die geheime Tasche nicht nachgesehen —"
„Die geheime Tasche? Wo ist sie?"
„Auf der Rückseite des Mantels, mehr nach der rechten Seite zu, ganz unten am Saume —"
„Die habe ich allerdings nicht bemerkt, Reinhart — und da» Einpacker» hat die Mutter besorgt, und in so großer Herzensangst und unter soviel Tränen, auch in solcher Eile, daß sie wahrlich nicht daran gedacht, nach etwaigen Geheimnissen zu forschen." (Fortsetzung folgt.)
Humoristisches. „Wenn ich Sonntag« auf der Kanzel stehe," sagte der Pfarrer, „und dir kostbaren Sonntagsgewänder meiner Pfarr- kindrr sehe, ihre neuen Kleider, ihre federngeschmückte« Hüte, so frage ich mich: wo waren denn heute die Armen? Wenn ich aber nach der Predigt die Sammelbüchse öffne und die Pfennige und Zweipfennige zähle, dann frage ich mich: wo waren denn heute die Reichen?"