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letzt wurde er in« Bezirkskrankenhau« Waiblingen verbracht.
Dürrmenz-Mühlacker 21. Nov. (Einbruch.) In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde im unbewohnten Fabrikgebäude der Seifenfabrik von Gebr. RoeSler «in Einbruch verübt. Die Täter brachen ein Loch in die Umzäunung, öffneten mit einem schweren Brecheisen das durch eiserne Läden verwahrte Fenster, dessen Flügel sie unversehrt aushoben und stiegen in das Kontor, wo sich der eiserne Kassenschrank befand. Während sie diesen mit Bohrer und Säge zu öffnen unternahmen, scheinen sie gestört worden zu sein, denn der Schrank ist wohl in der Mitte an verschiedenen Stellen angebohrt und teilweise eingesagt, aber nicht aufgebroches. So fiel den Dieben aus den aufgerifsenen. Schreibpulten nur der Vorrat an Postwertzeichen und ein kleiner Geldbetrag von 30 die Bierkaffe der Arbeiter, in die Hände. Außerdem wird die ganze Schlüffelkollektion vermißt. Für den Fall einer Ueberroschung hatten sich die augenscheinlich mit den Oertlichkeiten wohl vertrauten Einbrecher durch Demolieren verschiedener Türschlösser einen zweiten AuSgang geschaffen. Am Tatort wurden das Brecheisen und ein Holzstück zurückgelaffen. Zur Ermittlung der Täterschaft ließ man nachmittag» den Stuttgarter Polizeihund „Sherlok" komme», mit dem ein Kriminalassistent und der Polizist Wißmann die Untersuchung aufnahmen. Der Hund arbeitete ausgezeichnet. Nachdem er an dem zurückgelassenen Holzstück Witterung genommen hatte, spürte er über, den Höf durch die Zaunlücke, dann gings in drängender Eile auf dem Weg dem Eckenweiher zu und am Wald den Mühlhäuser Pfad fort. Nach etwa 3 Kilometer Eniferuung verlor jedoch der Hund auf dem grundlosen Weg die Spur, sodcß die weitere Verfolgung aufgegeben werden mußte.
Böhmenkirch OA. Geislingen a. St. 21. Nov. (Zu dem Brand in Böhmenkirch.) Da» Hilfskomitee, das nach dem letzten Grvßfeuer eingesetzt worden ist, hat insgesamt 127 000 Mk. erhallen, außerdem Naturalien im Werte von 11000 Mk. Die Eigentümer der abgebrannten Häuser haben Beiträge von 300 bis 2500 Mk. erhalten. Für Mobiliarschaden wurden 50 bi« 200 Mk. bewilligt. Neu gebaut wurde» 51 Gebäude und zwar 44 Wohngebäude mit Scheuern und 7 Wohngebäude ohne Scheuern. Ein Wohnhaus nebst Scheuer wird im nächsten Frühjahr erstellt. Der Aufwand für diese Gebäude beträgt rund 536 000 Mk., durchschnittlich also für ein Gebäude 10 500 Mk. Zwölf der Abgebrannten haben ältere Gebäude gekauft und zwei find nach auswärts gezogen.
Ulm 19. Nov. Die vor einigen Tagen gemeldete Wurstvergiftung erstreckt sich auf einen viel größeren Kreis, als anfänglich angenommen wurde. Es find bi» jetzt 24 Personen bekannt geworden, die nach dem Genuß von Wurst au» der Schmidscheu Metzgerei in der Korngaffe erkrankt find. Wie jetzt festgestellt ist, wurde die verhängnisvolle Leberwurst am 10. November gefertigt und am 11. November an da» Publi- ttun verkauft. Die Erkrankungen traten zum Teil sofort nach dem Genuß, zum andern Teil erst am Tage darauf ein. Gestorben ist außer dem Wachtmeister a. d. Heß noch eine Person in Neu-Ulm, der GaSarbeiter Mar cell Rieder. Die Frau de» Rieder bereitete aus der gekauften Wurst eine sog. Wurstsuppe, die von der ganzen Familie gen offen wurde. Alle erkrankten sofort an starkem Brechdurchfall. Während die übrigen Familienmitglieder jetzt wieder außer Gefahr find, trat beim Manne eine solche Verschlimmerung ein, daß er am Freitag starb. Die Leiche darf zufolge Verfügung der Staatsanwaltschaft erst nach erfolgter Sezierung beerdigt werden. Ob bei der Herstellung der Würste, wie erzählt wird, ein Racheakt vorliegt oder ei» unvorsichtige» Umgehen mit Galle, oder ob andere Ursachen im Spiele waren, wird hoffentlich die Untersuchung ergeben.
Ansbach 18. Nov. (Tierquälerei.) Bedauerlicherweise wird da» zum Schlachte« bestimmte Bi eh nicht fetten von den Treibern auf da» empörendste mißhandelt. Da» stumme
gequälte Vieh verrät nichts und wo kein Kläger ist, da ist bekanntlich auch kein Richter. Jetzt ist einem solchen rohen Patron die Quälerei aber doch einmal schlecht bekomme». Der Fabrikarbeiter Joseph Beyer au» Ansbach schlug auf einen Ochse», den er für einen Händler au» Ornbau nach dem Bahnhof TrieSdorf zu treiben halte, mit einem dicken Stock so lange lo», bi» der Stock entzwei brach. Dann bearbeitete der Mann da» arme Tier mit der Peitsche, mit der er verkehrt zuschlug, dermaßen, daß es schließlich zusammenbrach. Der brutale Mensch setzte die Mißhandlung zwar unverdrossen fort, der Ochse war aber nicht mehr zum Aufstehen zu bewegen und mußte endlich auf einem Wagen fortgebracht werden. Der SchlachthauSdirektor sah natürlich sogleich, wie jämmerlich das Tier zugerichiet war, e« konnte nicht mehr gehen und stehen und nach dem Schlachten mußten 43 Pfund Fleisch weggeworfen und das Uebrige als minderwertig der Freibank überwiesen werden. Do» Schöffengericht verurteilte den zur Anzeige gebrachten Treiber zu 20 Tagen Haft. Der Amtsanwalt legte aber, da ihm die Strafe zu gering erschien, Berufung ein und die Strafkammer erhöhte dann auch die Strafe auf 4 Wochen Haft.
Berlin 21. Nov. Im ganzen Riesengebirge herrschten Schneestürme. Der Schnee liegt stellenweise über einen Meter hoch. Stark« Schneefälle sind insbesondere auch im Wuppertal und im Belgischen Lande eingetreten.
Berlin 21. Nov. Au» Colombo wird vom 20. d. Mt»., 4 Uhr nachm, noch telegraphiert: Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind hier eingetroffen. Ein Marconietelkgramm hatte den Gouverneur zwar verständigt, ober die Ankunft erfolgte eine Stunde früher als angenommen wurde. Infolgedessen konnte sich da» Schiff dem Hafen ziemlich unbemerkt nähern, zumal dichter Nebel über der See lag. Konsul Freuden- brrg begrüßte das Krovprinzenpaar namens der deutschen Kolonie. Der Kronprinz antwortete herzlich. Er war sehr heiterer Laune und rich. tele auch einige Worte an die Söhne de» Konsuls. Da» in Berlin sestgestellte Programm der Reise ist abgeändert worden. Der Kronprinz wird heute om 21. eine Rundfahrt durch die Stadt unternehmen und dann am Nachmittag im Palais de» Gouverneurs Empfang für die Notabeln halte«. Am Dienstag erfolgt die Abreise nach Kaniy mittels SonderzugS. Dort wird da« Krovprinzenpaar den berühmte« Zahn Buddhas betrachten und einer Bvddhaprozesfion beiwohnen. Die Abreise soll am 11. Dezember erfolgen.
Petersburg 21. Nov. Der Heilige Synod hat beschlossen, Tolstoi nicht kirchlich zu beerdigen und keine Seelenmesse iür Tolstoi zu gestatten, da eine Versöhnung Tolstois mit der Kirche nicht erfolgt sei. — In einigen hies. Privattheatern wurde gestern wegen de» Ableben» Tolstoi» keine Vorstellung gegeben. Im Kaiserlichen Attxandratheater ehrte das Publikum da» Andenken Tolstoi» durch Erheben von den Sitzen. Mehrere Privattheater bleiben am Beisetzungstage geschloffen.
Petersburg 21. Nov. In der Reichsduma wies der Präsident auf de» schweren Kummer hin, der Rußland durch da« Hinscheiden Tolstoi», des großen Denkers, Künstlers und Genies, de« Stolzes Rußlands und der Menschheit, betroffen habe. Wie der Präsident vorschlug, ehrte das Hau« da» Andenken de» Verstorbene« durch Erheben von den Sitze«. Nur einige Abgeordnete von der extremen Rechte» schloffen sich davon aus. Einem weiteren Antrag des Vorsitzenden, die Arbeit zum Zeichen der Trauer aurzusetzen, wurde von der Rechten in allerhestigster Weise widersprochen. Die Duma habe dem Lande zu dienen, das sie bezahle. Tolstoi habe Kirche, Staat, Familie und Eigentum negiert und sei im Bruck mit der Kirche gestorben. Somit wäre seine Ehrung eine Herausforderung der Kirche. Auch als StaatSein- richtung dürfe die Duma einer Ehrung Tolstoi» nicht zustimmeu, der alle Einrichtungen de» Staates bekämpft habe. Der Antrag des Präsidenten wurde aber mit großer Mehrheit gegen einen Teil der extremen Rechten und einigen
Nationalisten angenommen und darauf die Sitzung geschloffen. — Die Fraktion der Oktobristrn hat an Tolstois Witwe ei» Beileidstelegramm gesandt und drei ihrer Mitglieder beauftragt, bei Stolypin und dem Metropoliten Antonius die Erlaubnis zu einer Totenmesse für Tolstoi auszuwirken.
Aftapowo 21. Nov. Die Leiche T o lst oi» ist mittags eingesargt worden. Darauf nahmen die auf der Station Anwesende» von dem Verschiedenen Abschied, indem sie an der Bahre vorbeid«filierte». Um 1 Uhr wurde der offene Sarg von den Söhnen Tolstoi» hinauS- grtragen. Sobald die Prozession auf dem Hof sichtbar wurde, stimmte das Publikum in da» Totenlied „Ewige» Angedenken" ein. Dem Sarge folgte die Gräfin, geführt vom Direktor der Rjansan-Ural-Bahn. Um 140 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Die GesichtSzüge Tolstois zeigen gar keine Veränderung.
Dijon 21. Nov. In der letzten Woche haben an einem »och nicht festgestelltsu Tage Vandalen die Gitter!ür der Einfriedigung des Denkmals erbrochen, das zu Ehren der gefallenen Offiziere und Soldaten des pommerischen Infanterieregiment» Nr. 61 auf der Ebene von Pouilly le» Dijon errichtet worden ist. Die Urbettäter durchlöcherten mit mehreren Revolverschüffen die am Denkmal angebrachte Gedenktafel. Das Monument liegt mitten im Felde, fern von jeder Behausung. Die Gemeindeverwaltung wird für die Wiederherstellung de» Denkmals Sorge tragen.
Vermischtes.
(Der Ankunftsstempel aufBriefeu.) Wie erinnerlich, hatte der Deutsche Handelstag zu der vielerörterte» Frage de» Ankunftsstempel» auf Briefen Stellung genommen und den Staatssekretär de» ReiLspostamteS gebeten, diesen Stempel im Interesse de» Publikums wieder einzuführen. Die Antwort de» Staatssekretär» lautet indessen ablehnend. Sie weist daraus hin, daß es nach den übereinstimmenden Gutachten sämtlicher Ober-Postdirk ktionen unmöglich sei, die in den großen Orten der ReichSpostamte» eingehenden gewöhnliche« Briefe wieder mit dem AnkunstSstewpel zu bedrucken, weil dadurch eine Verschlechterung des vor der Aushebung de» Stempel» vorhandenen Zustande« unvermeidlich wäre, teils mit Rücksicht auf den VerkehrSzuwach», teils im Hinblick auf die dann wieder weg- fallenden kleinen Betriebserleichterungeu und Zeitersparnisse. Die vielfach hervorgehobenen Befürchtungen, daß die Briefträger mangels einer Kontrolle durch den Ankunftistempel sich leicht Verschleppungen zu Schulden kommen lassen werden, habe sich nicht bestätigt. Die Reichtpost- vrrwaltung werde, um dem Publikum eine Kontrolle der rechtzeitigen Bestellungen zu erleichtern, anordnen, daß durch die Zeitungen und in sonst geeigneter Weise zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird, zu welchen Bestellgängen die mit den einzelnen Postzügen beförderten Briessen- dungen planmäßig gelangen müssen. — Nach dieser Antwort de» ReichSpostamte» find auch die Aussichten auf eine Wiedereinführung de» An- kunftsstewpels bei unserer württembergischen Postverwaltung äußerst gering. Umsomehr darf die Hoffnung ausgesprochen werden, daß unsere Verwaltung gleich der de« Reichspostamtes die letzt erwähnte Bekanntgabe durch die Zeitungen auch ihrerseits durchführen wird, um dem vielfach noch vorhandenen Mißtrauen des Publikum» bezüglich der rechtzeitigen Bestellung der Briefe wirksam zu begegnen.
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