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zeitig mit der Vorlage des Auf- nahmegefuch» zu geschehen Hat, ein gemeinderätliche» Zeugnis über die Vermögens- und Familienverhältniffe de» Bewerber» und seiner Eltern, sowie ein Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der landwirtschaftliche Bezirkloerei», eine Mol­kereigenoffenschaft oder eine andere Korpo­ration dessen Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Bei­trag und in welcher Höhe zugrsagt oder in Aussicht gestellt habe».

Stuttgart, den 15. November 1910.

Sting.

Tagesneuigkeiten.

V Calw 22. Noo. Die Bürger- auSschußwahl findet am ersten Donnerstag de» Monats Dezember, also Heuer am 1. Dez, statt. Zur Abstimmung werden nur solche Wähler zugelaffev, welche in die Wählerliste ausgenommen worden find. AuSzuscheiden haben in diesem Jahr die im Jahr 1906 gewählten Bürger­ausschußmitglieder. Die aurscheidenden Mit­glieder find wieder wählbar. Im Bürgerautschuß verbleiben 7 Mitglieder, 8 haben auszuscheiden. Von den 8 aulscheidenden Mitglieder gehören 7 der Volkkpartei an, 1 ist parteilos.

Neuweiler. Der Bezirks-Obst- bauverein Calw hielt am letzten Sonntag, 20. November, nachmittags im Gasthaus zum Lamm" eine Versammlung ad. Die beiden Vorträge von Oberamtsbaumwart Widmann und Kaufmann Knecht in Calw über Pflanzung und Pflege der Obstbäume und die für unseren Be­zirk paffenden Obstsorten, wurden von Seiten der Anwesenden mit großem Interesse verfolgt. Die stark besuchte Versammlung gab Zeugnis davon, wie auch auf unseren Schwarzwaldhöhen dem Obstbau erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Verein bietet seinen Mitgliedern durch Beschaffung tadelloser junger Bäume in guten tragbaren Sorten, durch unentgeltliche Abgabe von Edelreisern, sowie durch Belehrung über Obstbaumpflege rc. manche Vorteile, sodaß der geringe Beitrag von Mk. 1. reichlich er­setzt wird. Mögen alle Obstbaumfreunde, die dem Verein noch nicht angehören, nicht ver­säumen, demselben beizutreten.

Can»statt21.Nov. (Silbermöven.) Auf dem Neckar, in der Nähe der Jnselspitze tummeln sich wieder Silbermöven. Dis Vögel werden wohl infolge der in Norddeutschlavd herrschenden Schneestürme schon so frühzeitig zur Wanderung genötigt worden sei».

Stuttgart 21. Nov. (Zum Bahn­hof-Umbau.) Der StaatSanzeiger veröffent­

licht heute da» Ausschreiben eine» Wettbewerb» zur Erlangung von Entwurftskize» für da» Ge­bäude de» neuen hiesigen Hauptbahnhofs. Die Beurteilung der Entwürfe erfolgt durch ein Preisgericht, dem 9 Herren, unter ihnen Pro­fessor Th. Fischer-München, der Präsident der Generaldirektion der StaatSeisenbahnen v. Stieler, der Direktor im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, VerkehrSabteilung, v. Schall, und Direktor und Vorstand der Bauabteilung der K. Generaldirektion der StaatSeisenbahnen, v. Neuffer. E» sind ein 1. Prei» von 10000 Mark, zwei 2. Preise von je 6500 Mk. und zwei 3. Preise von je 4000 Mk. ausgesetzt worden. Auf einstimmigen Beschluß der Preis­richter können im Rahmen der Gesamtsumme auch Preise in anderen Beträgen, jedoch nicht mehr als 6 Preise verteilt werden. Dem Er­messen der Verwaltung bleibt überlassen, weitere Entwürfe auf Empfehlung de» Preisgericht» zum Preise von je 1500 Mk. anzukaufen. Der Termin der Ablieferung endet mit dem 15. Mai 1911.

Stuttgart 21. Nov. Heute mittag kurz nach 12 Uhr gingen auf dem Schloßplatz einem Fuhrmann die Pferde durch und rannten die Königstraße abwärts; unterhalb de» Hotel» Marquardt rannten sie auf das Trottoir, rissen einen Laternevpfahl um und da» eine Pferd stürzte. Der Fuhrmann, der vom Wage» fiel, scheint außer Hautschürfungen keinen Schaden erlitten zu haben. Auch die Pferde blieben un­verletzt, dagegen wurde der Wagen stark beschädigt.

Leonberg 21. Nov. (Jubiläum.) Schultheiß Hart mann in Merklingen feierte gestern unter Anteilnahme der ganzen Einwohner­schaft sein 25jähriges Amttjubiläum. Die bürger­lichen Kollegien überreichten dem Jubilar eine goldene Kette. Zu der Feier waren unter anderem erschienen: Oberamimann Brodbeck, Oberamtsrichter Mezger, sowie zahlreiche OrtS- vorsteher au» dem Oberami Leonberg und ver­schiedener Gemeinden de» Calwer und Vaihinger Oberamtsbezirk». Bei der Feier im Gasthau» zumAdler" wurden verschiedene Trinksprüche ausgebracht.

Tübingen 21. Nov. (Unfall.) In­folge Scheuwerdens der Pferde wurde der Hirsch­wirt Gaus in Tailfingen vom Wagen ge­schleudert. Die Räder flogen weg und er selbst kam gerade unter eine solche räderlose Achse zu liegen, sodaß er eine große Strecke weit ge­schleift wurde und sehr schwere Verletzungen da­vontrug. Ein Arzt war sofort zur Stelle. Gau» wird vom Unglück verfolgt, denn erst vor kurzem war er bei einer Jagd angeschossen worden.

Freudenstadt 21. Nov. Der starke Schneefall in der letzten Nacht hat e» not­

wendig gemacht, daß heute die Bahnschlitten «ach alle« Richtungen die Wege frei machen. Der Schwarzwald bietet heute bei blauem Himmel ein prächtige» Winterbild. Der Wintersport ist nach dem gestrigen starken Schneefall ausgenommen worden. Für den Skisport find die Scknee- verhältnifse sehr günstig. Auch die Rodelbahn am Kienberg wird heute in Stand gesetzt.

Eßlingen 21. Nov. (Wahlversamm­lung) In einer sehr stark besuchten Versamm­lung der sozialdemokratischen Partei sprach ReichStagrabgeordrreter Keil-Stuttgart überDir nächsten Aufgaben de» deutschen Volkes". Die Versammlung nahm einstinmig folgende Reso­lution an:Die Versammlung erklärt sich mit den Ausführungen de» Referenten einverstanden und erblickt die nächste Aufgabe de» deutschen Volke» darin, die verderblichen, die Lebenshaltung de» Volkes verteuernden Zoll- und Steuergesetze zu beseitigen, für die Demokratisierung de» öffent­lichen Leben» zu kämpfe», alle reaktionären An­schläge abzuwehren, unter Förderung der soziale» und Kulturanfgaben jeder kulturfeindlichen Rüst- nngSpolitik sich zu widersetzen und eine nach der Leistungsfähigkeit bemessene gerechte Verteilung der öffentlichen Lasten zu erstreben. Schärfsten Protest erhebt die Versammlung gegen die Ver­suche, die Moabiter Vorgänge zur Schaffung neuer Knebelgesetze gegen die Arbeiterbewegung auszubeuten. Die Versammlung verspricht, für die Stärkung der sozialdemokratischen Partei al» der zuverlässigsten Vertretung der Rechte und der Interessen de» arbeitenden Volkes einzutreten und bekundet intbesondcre der sozialdemokratischen Landtagsfraküon Württemberg», die bisher stets für Fortschritt und Gerechtigkeit auf allen Ge­bieten der Landerpolitik eingetreten ist, ihr un­eingeschränkte» Vertrauen."

Kornwestheim 21. Nov. Von den hies. Produzenten wurden Heuer auf der Station für die Zuckerfabrik Stuttgart-Münster 95 000 Zentner Zuckerrüben abgeliefert. Für den Zentner wurde 1 bezahlt und es wurde so­mit eine ganz hübsche Summe von den Produ­zenten erlöst.

Bietigheim 21. Nov. (Messersteche­rei.) Gestern abend entstanden in einer hies. Wirtschaft unter jungen Leuten Streitigkeiten. Hiebei wurde auch vom Messer Gebrauch gemacht und der Gastgeber, der zur Ruhe mahnte, verletzt. Die der Tat verdächtigen Burschen sind verhaftet und dem Amtsgericht übergeben.

Strümpfelbach OA. Waiblingen 21. Nov. (Selbstmordversuch.) Au» Lebens- Überdruß versuchte sich der 42 Jahre alte ver­heiratete Straßenwart Grub er von hier den Hals mittel» Rasiermesser abzuschneiden. Die Tat gelang ihm nicht vollständig. Schwer ver-

Du sagtest doch, daß da» Feuer ihn in starken Schrecken versetzt habe, nicht wahr?"

Doktor Fresen nickte.Nun, diese Aufregung hat ihm nickt nur keinen Schaden, sondern, wenn nicht alle Anzeichen trügen, sogar Nutzen gebracht. Schon seit mehreren Tagen erschien mir sein Wesen günstig verändert, ich sprach heute mit dem Chef darüber, und er bestätigte meine Beobachtungen. Reinhart ist zweifello» auf dem Wege der Besserung, und daß die« der Fall ist, verdanken wir wahrscheinlich dem Ereignis, da» un» so in Furcht versetzte.

Ist eine solche Wirkung möglich?" fragte Gertrud mit einer Frendevträne im Auge.

O gewiß"

Ich habe einmal gelesen, daß eine Wahnsinnige infolge eines jähe» Schrecken» plötzlich geheilt wurde," fiel Frau Hohl hier eifrig rin. Ich glaube, e» handelte fick auch um einen Brand."

Da» ist nicht wahrscheinlich," versetzte Albin Frese» lächelnd. Dagegen kann ein heftiger emotiver Schreck die Wendung zum Besseren einleiten."

Und wie lange dauert es dann noch, bi» die vollständige Ge­nesung eintritt?" erkundigte sich Frau Hohl hoffnungsvoll.

Der Doktor preßte die Lippen fest zusammen und zog die Augen­brauen hoch.

Wie lange? Liebste Mama, heute und morgen dürfen Sie noch nicht hoffen, Ihren Sohn wieder gesund in die Arme zu schließen. Die Wiederkehr der Erinnerungsbilder und die logische Verknüpfung derselben erfolgt ganz allmählich, die volle Wiederherstellung nimmt Monate in Anspruch. Die Hauptsache ist doch jedenfalls," betonte er, al» er einen schmerzliche« Zug von Enttäuschung bemerkte,daß er überhaupt wieder zum normalen Menschen wird, daß er seine geistigen Fähigkeiten wieder erlangt."

Das walte Gott," lispelte die alte Dame mit unwillkürlich ge­falteten Händen.

Weißt du, Albin, wer mich schon lange bittet, sie einmal zu Reinhart mit hinau« zu nehmen, nahm Gertrud, von ihrer Arbeit auf­blickend, nach einer Pause da» Wort.

Doch Fräulein Sekal?"

Wera, ja. Darf ich sie einmal milnehmen?"

Davon möchte ich dir entschieden abrate«," äußerte sich der Arzt nach einiger Ueberlegung bedenklich.Ich weiß durchaus nicht, fall» doch schon eine vage Erinnerung in Reinhart auftaucht, welche Wirkung der Anblick auf ihn Hervorbringen wird. Nein, nein, Trudchen, wir müssen mit der äußersten Vorsicht zu Werke gehen obgleich mich die bloße Tat­sache, wie ich offen gestehen will, erfreut, da sie zeigt, daß da« Unglück de» armen Forscher» die Gefühlt- der jungen Dame für ihn nicht ver­wandelt hat,"

Wahrlich nicht," rief Gertrud mit Wärme.Wera ist ein edle« Geschöpf gebe der Himmel, daß ihr und ihm noch da» Glück erblüht, da» beide verdienen."

7.

Wieder verstrichen mehrere Wochen, indessen Fresen von Doktor Hohl fortgesetzt die günstigsten Nachrichten übermittelte. Nach Verlauf dieser Zeit verlebten Gertrud und ihre Mutter die beglückende Stunde eine» bewußten Wiedersehen» mit dem Bruder und Sohne. Er erkannte seine Liebe», obgleich in seinen Aeußerungeu und Erinnerungen noch eine seltsame Verwirrung und vor allem der Mangel des Vermögens, die ihm aufsteigenden Bilder logisch zu verknüpfen, zu Tage trat. Doch lächelte er beglückt, als er sie sah, er schloß die Geliebten in die Arme und zeigte eine Art Bewußtsein seiner Lage.

(Fortsetzung folgt.)