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^ 272. Amts- und AiyeigMatt str dm Oberamtsbyirk Calw. 8S. M,»««.

ErscheinungMagc: Montag. TienSraj,. Mittwoch, «onnerstag. Freitag und Samstag. Jnserrionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt u. BczirkSorte: autzer Bezirk 12 Pfg.

Montag, den 2l. November 1910.

Bezugspr.i.d.Stadt^Lhrl.m.Trägerl.Mk.l. 25. Postbezugspr. f.d.Orts-u.Nachbarortsverk. V«jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. BesteÜg. in Wnrtt. SO Pfg., in Bayern u. Reich 42 PiS«

»«Mchr VekMNttmachio«-»«.

K. Vberamt Calw.

Die Gemeindebehörden bezw. die Herren VerwalkingSaktuare wollen bis längstens 1. Dez. d- Js.

1) de« Vollzug der SLeuerumlagen für 1910 an- zeigen,

2) der Oberamtspflege die in 8 65 Abs. 3 der Vollz.-Verf. zum Körperschaftssteuergesetz vom 8. August 1903 (Reg-Bl. von 1904 S. 295) vorgeschriebenen Mitteilungen zugehen lassen.

Den 18. November 1910.

Reg.-Rat Binder.

K. Oberamt Calw.

Straßensperre ans Markung Tachtel.

Wegen Herstellung einer Wasserleitung in Dachtel kann die Hauptstraße durch den Ortvon der Mühle bis an das Schafhaus* bis auf Weiteres nicht befahren werden. Die Fuhrwerke von Decken- psronn haben den Weg über Gechingen zu nehmen. Den 21. November 1910.

Reg.-Rat Binder.

Tagesueuigkeiten.

V Calw 21. Nov. Die Einrichtung zum elektrischen Antrieb des Orgelgebläses und der Glocken in der Stadtkirche erfordert die Summe von annähernd 12 000 Die Mittel wurden dem Kirchengemeinderat von dem Färberstift zur Verfügung gestellt. Das alte Institut der Orgeltreter wird also auch hier dem moderne» Betrieb weichen.

v Calw 21. Nov. Eine dankbare Auf­gabe findet der Verein für Heimatschutz nicht bloß in der Denkmalpflege, sondern auch in der Sorge für Erhaltung der charakteristischen ein­

heimischen Flora. In dieser Beziehung ist es hauptsächlich die Stechpalme, die dem Schwarzwald eigen ist und dem Walde einen eigenartigen Reiz verleiht. Nun ist es aber un­leugbare Tatsache, daß infolge der vielen Plün­derungen der SteLpalmensträucher durch Wan­derer und Einheimische, durch Ausgräber» von Stöcke» und Entwendungen von größeren Sträuchern der Bestand der Stechpalmen ganz bedeutend zurückgegangen ist. El ist jetzt schon eine Seltenheit, Stechpalmen in größerer Menge beisammen anzutreffen und noch seltener ist es, diese Sträucher mit dem herrlichen Schmuck der roten Beeren zu sehen. Es liegt somit die Ge­fahr vor, daß die Stechpalme in unfern Wälder« entweder nur ein kümmerliches Dasein fristet oder dem gänzlichen Verschwinden auLgesetzt ist. Vorgebeugt kann dieser Verminderung der Stech­palme dadurch werden, daß dis Gemeinde- und Privatwaldbesitzer wie bei dem staatlichen Wald- brsitz die Abgabe von Stechpalmen zu Dekorations- zwrcken für Weihnachten und andere festliche Veranstaltungen ganz unterlassen oder wenigsten« sehr vermindern und daß namentlich auch die Schuljugend durch Belehrung und Ermahnung auf die Erhaltung der Stechpalmen mit ihren prächtigen Früchten nachdrücklich hingewiesen wird. Insbesondere sollte das Forstschutzpersonal die Stechpalmen überwachen und dem unbarm­herzigen Plündern der Palmsträucher durch Wanderer und Händler energisch entgegentrete».

* Calw 21. Nov. Der Winter hat in diesem Jahr frühzeitig seine« Einzug gehalten. Der in den letzten Tagen gefallene Schnee scheint liegen bleiben zu wollen und die ganze Landschaft ist plötzlich in das Winterkleid geschlüpft. Auf den Höhen ist der Schnee für diese Jahreszeit außer­ordentlich stark gefallen, so daß die Wege schon

von den Schneemafsen gesäubert werden mußten. Wenn in diesem Winter soviel Schnee fällt als in diesem Sommer Regen, so kann man sich auf gewaltige Schneemassen gefaßt machen. Sehr starke Schneefälle werden besonders au» Tirol und der Schweiz gemeldet.

* Calw 21. Nov. Die Novembernummer de.r Schwarzwaldvereinsblätter bringt an erster Stelle eine Beschreibung verschiedener Schwarzwaldburgen" von K. A. Koch. Aufge­führt sind die Ruinen bei Schenkenzell, Alpir»- bach, Hausach, Wolfach und die Ruinen Walken­stein und Sterneck. Einen schönen Einblick in das freudige Schaffen zwischen dem württem- bergischen und badischen Schwarzwaldvrrein ge­währt der Aufsatz überFestliche Stunden auf der Teufelsmühle". Der Einweihung der neuen Schutzhütte wohnte auch der Calwer BezirkS- verei« an. Sehr interessant ist eine Abhandlung von Prof. Dr. GradmannForstwirtschaft und Forstäthetik" aus dem BucheHeimatschutz und Landschaftspflege". Das WortHeimatschutz" ruft bei manche« Leute» ein gewisses Mißtrauen hervor und doch ist die Bewegung zugunsten des Heimatschutzc» so vollständig berechtigt, daß sie in immer weitere Kreise dringen muß. Das Buch von Prof. Gradmann sucht alle Bedenke» gegen die Bewegung zu zerstreuen und wesst nach, was man unter Heimatschutz versteht und was damit bezweckt wird. E. Romman- Stuttgart schildert eine Wanderung von Rutes- heimauf vielbetretenen Pfaden"; ein Aufsatz überDorfweiher und Heimatschutz" bringt einen Briefwechsel zwischen dem Mrdizinalkollegium und dem Geschäftsleiter de« Württ. LandeSausschuffeS für Natur- und Heimatschutz. Nach diesem Er­gebnis scheint e» um die Erhaltung der Dorf­weiher im allgemeinen geschehen zu sein. Die

Am den Lorbeer der Wissenschaft.

17! Roman von Friedrich Thieme.

(Fortsetzung.)

Auch Doktor Frese« war schon am Nachmittag erschienen, um Gertrud und ihre Mutter zu einem Spaziergangs abzuhole». Der Doktor, obwohl immer äußerst sorgfältig gekleidet, zeigte in seinem Exterieur etwas Feierliches, das sich nicht ausschließlich auf de» feinen Salonanzug zurückführen ließ, den er angelegt, es hastete vielmehr an dem ganzen Menschen, strömte von ihm au» wie ein magnetisches Fluidum, das man wohl empfindet, aber nicht steht; er lag auf seinen Zügen und tönte au» seinen Worten. Gertrud empfand es als etwa» Unbehagliches, da» ihr die Annehmlichkeit de» Spaziergangs verkürzte, sie sagte nichts, aber sie konnte dis Empfindung nicht los werden, daß der Doktor etwas Besonderes im Schilde führe. Ihr sonst ihm gegen­über so vertrauensvolles, fast schwrsterliche» Wese» litt sichtlich darunter, sie ließ heute eine» größeren Zwischenraum zwischen sich und ihm und wiederholt überzog ohne erkennbare» Grund eine jähe Röte ihr Gesicht.

Und doch gab Doktor Fresen eigentlich keine Veranlassung zu ihrer- Beklommenheit, er war galant und liebenswürdig wie immer, nur nicht ganz so gesprächig, ja, als er sich abends nach beendeter Mahlzeit mit ihr im Wohnzimmer allein befand, da Frau Hohl einige Geschäfte in der Küche besorgte, verstummte er gänzlich und betrachtete aufmerksam da» Muster der über den Tisch gebreiteten Decke.

Nach einer Weile hob er den geneigten Kopf und sagte leise:

Verzeihen Sie, Fräulein Gertrud, wenn ich ein Thema berühre, das Ihnen vielleicht peinlich ist."

Gertrud, ihm gegenüber mit einer Arbeit beschäftigt, erglühte wie

eine Rose, aber der Doktor bemerkte e« nicht, denn er sah sie ebenso­wenig an wie sie ihn.

Als sie nicht antwortete, fuhr er nach einer Weile fort:Werden Sie mich für gefühllos Hallen, wenn ich Ihnen offenbare, daß mir Ihre früheren Beziehungen zu Dr. Sekal bekannt sind, und gleichwohl wage, eine Frage an Sie zu richten, die"

Er hielt zögernd inne und hob den Blick schüchtern zu ihr empor.

Gertrud richtete, alle Verlegenheit vergessend, ihre Augen voll auf ihn.

Erlauben Sie mir, einen Irrtum zu berichtigen, bevor Sie weiter sprechen," bemerkte sie in entschiedenem Tone.Sie erwähnten meine Beziehungen zu Doktor Sekal. Ich lege Wert darauf, zu betonen, daß diese Beziehungen seit dem Tage nicht mehr existieren, an welchem ich Doktor Sekal nach seiner Rückkehr aus Afrika zum ersten Male gegen- übertrat."

Ich weiß das, Fräulein Gertrud, ich weiß e» indessen"

Sie meinen, wenn auch unser Verhältnis nicht mehr bestehe, so könne doch gleichwohl die Liebe zu diesem Herrn «och in mir wurzeln? Sie scheuen sich, eine Stelle in mir zu berühre», die Sie für wund und empfindsam halten?"

So ist es, Fräulein," erwiderte Doktor Fresen zaghaft.

Nun wohl, so mögen Sie sich beruhigen, Herr Doktor. In meinem Herzen ist keine Wunde mehr vorhanden. Wäre Dr. Sekal gestorben, so hätte ich ihn ewig beklagt und betrauert, da er sich aber als Unwürdiger gezeigt hat, so habe ich ihm den Platz, den er in meinem Herzen inne gehabt, genommen. Anfangs war ich wohl tief unglücklich, aber die schweren Pflichten, welche da» Schicksal mir auferlegte, lenkten meine Gedanken ab und milderten meinen Kummer, und mein Stolz rief mir zu: Willst du dich um einen Menschen grämen, dem du nicht genug