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ES scheint eine Explosion stattgefuvden zu haben. Den beiden Insassen, dem Inhaber und einem Mechaniker, blieb nichts andere« übrig, als sofort au« dem Wagen zu springen um sich zu retten, und den Wagen seinem Schicksal zu überlassen. Der Wagen brannte dann auch vollständig aus. Leider erleidet der Besitzer des Wagens einen großen Schaden, da er nur teilweise versichert ist.

Rastatt 12. Nov. Sämtliche Metall­arbeiter der hiesigen Wagenfabrik haben heute mittag durch den Metallarbeiterverband ihre (Llägige) Kündigung eingereicht. Die Holz­arbeiter wollen sich nächstens auschließen. Sie verlangten 9- bezw. 9 V-ständige Arbeitszeit und eine allgemeine Lohnerhöhung und zwar derart, daß die ungelernten Arbeiter mindestens 4 ^ für den Tag erhalten. Die Forderungen in dieser Form wurden abgelehnt, worauf die Kün­digung erfolgte. Da ein großer Teil der Arbeiter au« den umliegenden Dörfern stammt und im Besitz von Grund und Boden ist, der Verband auch sogleich mit Unterstützung beginnt, dürfte der Streik von langer Dauer sein, falls es nicht gelingt, von aufwärts genügend Arbeitskräfte heranzuziehen.

Donaueschingen 14. Nov. Der Kaiser und der Fürst zu Fürstenberg begaben sich heute vormittag mit der Jagdgesellschaft zur Fuchsjagd in daS Revier Bruckerfelde SchwarzerS- wald. Da« Frühstück wurde im Jagdzeit ein­genommen. Die Rückkehr erfolgte um 5 Uhr. Als Gäste de« Fürsten sind hier ferner noch er­schienen Graf und Gräfin Silva-Tarouca, Graf und Gräfin Erwin Nostiz sowie Graf und Gräfin Francken-Sierstorpff.

Neuron 14. Nov. Der Kaiser mit dem Fürsten und der Fürstin zu Fmstenberg besichtigte daS Kloster und insbesondere das von ihm gestiftete Kreuz. Am Eingang zum Kloster wurde der Kaiser vom Erzabt Ildefons Schober mit einer Ansprache begrüßt.

Konstanz 12. Nov. Wie man zu seinem Guthaben gelangen kann, zeigteein hiesiger Kartoffelhändler. Der Mann hatte an einen Bauern im schweizerischen Rheintal zwei Waggon Kartoffeln verkauft, konnte aber trotz verschiedener Mahnungen nicht zu seinem Gelds kommen. Er fädelte nun folgenden schlauen Plan ein: Ein guter Freund begab sich zu dem Schuldner im Rheintal, teilte diesem mit, er habe einen Transport Gemälde von Konstanz nach dorten zu schaffen, den er der Bahn nicht an- vrrtrauen wolle. Da« Geschäft war schnell er ledigt, der Bauer erhielt 50 Franken Fuhrlohn zur Beförderung der Bäder unt Fuhrwerk. Er kam mit Roß und Wagen nach Konstanz gezogen, wo ihn aber da« Verhängnis ereilte. Der Kartoffelhändler hatte sich inzwischen einen Zahlung-befehl erwirkt. Roß und Wagen wurden gepfändet und der Bauer hatte kerne andere Wahl, al« schleunigst noch Hause zu telegraphieren, um Gelder zu bekommen zur Bezahlung der Kartoffeln und Freigabe seines Gespannes-

Cöln 14. Nov. Die Abteilung Luft­schiffbau der Firma Fra^z Clouth, Rhein. Gummiwarenfabrik m. b. H. in Cöln NippoS, hat sich mit der Luftfahrzeug (Parseval) -Gesell­schaft m. b. H vereinigt, um die gewonnenen Erfahrungen gemeinsam zu verwerten. Die Luftfahrzeug-Gesellschaft übernimmt das Luftschiff Clouth und dessen Sonderkonstruktioven. Mox Clouth soll in den Aufsichtsrat der Gesellschaft eintrete». Die Anfertigung von Ballonstoffen, kompletten Frei, Fr fiel und Drachenballons, sowie ihrer Zubehörteile wird auch fernerhin von der Firma Franz Clouth betrieben werden.

Berlin 14. Nov. Ein große» Schaden­feuer vernichtete gestern nachmittag die Mälzerei der Weißbierbrauerei von Gabriel und Jäger, wobei gegen 40 000 Zentner Malz, die dort lagerten, ein Raub der Flammen wurde». Die Raubanfälle auf Damen mit Handtäschcheu wiederholen sich in letzter Zeit. In der Nacht auf den Sonntag entriß ein junger Bursche der aus dem Theater nach Hause gehenden Schrift­stellerin Dora Duncker ein Saffiantäschchen mit Inhalt und entzog sich der Verfolgung durch eilige Flucht.

Brüssel 14. Nov. (Legogneux'S Flug.) Ueber den Flug von Legagneux wird weiter berichtet: Der außerordentlich heftige Südwind trieb den-Aviatiker so schnell vor sich her, daß dieser, nach Abrechnung der Zeit für zwei Zwischenlandungen, zu der 280 km langen Strecke von Paris nach Brüssel nur 3 Stunden brauchte.

Paris 14. Nov. Wie au« Nancy ge­meldet wird, wurde in ArS an der Mosel im Gestrüpp am Flvßufer die Leiche eines Mannes entdeckt, in dessen Kleidern Papier« mit dem Namen des 1858 geborenen Luftschiff er« Eugen Godard gefunden wurden. Man vermutet, daß Selbstmord vorliegt. Godard war ei» Sohn de« berühmten Lustschiffers, der insbesondere sich durch die Einrichtung der Ballonpost während der Belagerung von Paris bekannt gemacht hat.

Paris 14. Novbr. Ministerpräsident Briand hatte heute mit dem Vorsitzenden der UeberschwemmungSkommission eine Be­sprechung. Alle Maßnahmen, die sofort gegen die Ueberschwemmung getroffen werd-n konnten, sind bereit« ergriffen worden. Die Vorbesprech­ungen über die Erweiterung und Vertiefung der Seine, sowie über dm Bau eines Abflußkanal« haben begonnen. Die Seine steigt langsam. Da« Unwetter dauert fort.

Dover 14. Nov. Gestern abend ist über den FünfmasterPreußen", der seit einer vollen Woche auf den Klippen liegt und den Wogen trotzt, ein Bergungtvertrag abgeschlossen und in London hinterlegt worden. Im Kanal tobt wieder ein schwerer Sturm. Die Wellen gehen fortwährend über das Deck derPreußen" hinweg.

London 12. Nov. Der britische Dampfer Wally", der zwischen den englischen und süe- amerikanischen Häfen verkehrte, ist auf der Höhe von Para uniergegangen. Die Zahl der Ertrunkenen beträgt etwa 100, darunter 40 bi» 50 Paffagiere. Da« Steuer war un­brauchbar geworden. Das steuerlose Schiff trieb auf ein Feksenriff und sank, noch bevor die Ret tungSboote au« gesetzt werde» konnten. Einige Fahrgäste und Matrosen wurden gerettet, indem sie einen Leuchtturm in der Nähe erreichten.

(Graf Tolstoi im Kloster.) Graf Tolstoi, dessen plötzliche» Verschwinden großes Aufsehen erregt, hatte am Donnerstag seinem Kutscher den Befehl gegeben, mit dem Wagen vorzufahren. Tolstoi bestieg sodann mit seinem Leibarzt Makowiki die Kutsche und fuhr nach der nächsten Bahnstation Schtschekmo. Wegen der Dunkelheit mußte ein berittener Bursche den Weg mit einer Fackel bel uchten. In Schtschekino löste der Graf zwei Fahrkarten nach einer nahegelegenen Station. Als man mit dem nächsten Zuge hinfuhr, war Tolstoi spurlos verschwunden. Tolstoi hinterließ seiner Gattin einen Brief, er köane nicht länger von Luxus umgeben, leben und ziehe sich, wie viele Greise, aus dem weltlichen Leben in vollste Einsamkeit zurück. Er bitte, ihn nicht zu suchen. Die Verhältnisse, in denen er lebe, stehen mit den von ihm gepredigten G-danken in Widerspruch. Er könne nicht länger so leben und werde, auch wenn sein Aufenthalt entdeckt würde, nicht zurückkehren. Tolstois Angehörige, mit Ausnahme seine« im Ausland weilenden Sohnes Leo, sind in Jaffnaja Poljana beisammen. E« verlautet, die Gräfin Tolstoi habe infolge de« Kummers, den ihr da« Verschwinden ihre« greisen Gatten bereitete, zwei Selbstmordversuche gemacht. Nach in Moskau ein gegangenen Nachrichten befindet sich Tolstoi in einem Frauen­kloster im Gouvernement Kaluga. Viele Bauern glauben, Tolstoi sei in übernatürlicher Weise dem Leben entrückt worden. Sie pilgern in Scharen zu seinem Gut und betteln irgend einen Gegen­stand, den er berührt oder getragen hat, als um eine wundertätige Reliquie.

Nach den letzten authentischen Nachrichten au« Kaluga ist Graf Tolstoi am 11. Nov. mit dem Nachtruge im Optimakloster mit seinem Arzt eingetroffen und hat am andern Morgen seine Schwester in dem 12 Werst entfernten Nonnenkloster besucht. Tolstoi hat versprochen, in das Optimakloster zurückzukehre».

Vermischtes.

Vom Steuerzahlerr. Auf de« Kopf der württ. Bevölkerung trifft e« durchschnittlich im Jahre 1908 an sämtlichen Steuern 19,19 Diese Zahl zeigt eine Abnahme der Belastung im Vergleich mit den Zahlen von 1900 mit 19,66 1906 mit 19,72 1907 Mit 19,33

Die führende Steuer, die aufsteigende Tendenz hat, ist die Einkommensteuer mit 8 ^ pro Kopf, während die Ertragssteuern zusammen nur 3,84 ^ ausmachen. Hierunter sind begriffen Kapitalsteuer mit 1,44^, Grundsteuer mit 0,65-^, Gebäude­steuer mit 0,84 Gewerbesteuer mit 0,91 Die indirekten Steuern erheben vom Kopf der mittleren Bevölkerung 7,35 Darunter sind enthalten an Umsatzsteuer 1,14 an LandeL- erbschastS- und SchenkungSsteuer 0,05 an Umgeld 1,01 an Biersteuer 3,17 °^, an Sporteln und Gerichts gebühren 1,98 Die aussteigrnde Tendenz der Einkommensteuer ergibt sich au« den Steuerbeträgen auf den Kops der Jahre 1905 mit 7,18 1906 mit 7,41 ^5

und 1907 mit 7,62

M "-Entrichte.

Eßlingen 14 Nov. Dir Zufuhr an Mo st ob st auf dem Güterbahnhof betrug heute 4 Wag n au« Württemberg, 4 au« Oesterreich und 1 aus Steiermark. Preis 7.50 ^ pr. Ztr.

Stuttgart 12 Nov (Kartoffelgroß­markt auf dem Leonbardrplatz) Zufuhr 150 Zentner. Preis 4.306.50 ^ für 50 Kilogr. (Filderkrauimarkt auf dem Marktplatz.) Zufuhr 1000 Stück. Prei« 1520 für

100 Stück.

Straßburg 12. Nov Da« Hopfen­geschäft bewegt sich bei mäßiger Nachfrage in ruhigeren Bahnen Verkäufe finden täglich statt und die Vorräte der Pflanzer nehmen ab. In Oberhofen lagern noch etwa 400 Ballen, in Bischweiler etwa« weniger. Die Preise, die in der letzten Wocke noch eine steigende Tendenz zeigten, halten sich kaum noch auf der Höhe. Die Stimmung ist eire ruhige. Durchschvitttich werde» 8295 für den Zentner bezahlt. In der Riedgegend sind die Preise 15 ^ niedriger.

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