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Amts- und AnMgeblatt für dm OderamtsbeM Calw

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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwock, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionsprets 10 Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 13 Pfg.

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Kgl. Oberamt Calw.

Erlaß a« die örtlichen UemMugsstklleu der KeMskmnkenkllffe u. Keprkskravkeu-Wegk- Kersichernsg.

Nach einer Anzeige der Bezirkskrankenküsse ist es in letzter Zeit mehrfach vorgekommen, daß die örtlichen Verwaltungsstellen es versäumt haben, über die Ausfertigung von Krankenscheinen an arbeits­unfähige Kafsenmitglieder die vorgeschriebene An­zeige an die Hauplküsse zu machen (Ziffer 4 der seinerzeit hinausgegebenen gedruckten Vorschriften vom 5. Sept. 1908).

Da durch diese Unterlassungen Unregelmäßig­keiten im Geschäftsbetriebe der Haupikasse entstehen, so werden die örtlichen Verwaltungsstellen zu Ein­haltung der erwähnten Vorschrift dringend aufge­fordert.

Dm 12. November 1910

Reg.-Rat Binder

Tagesueuigkeiten.

* Calw 14. Nov. Am Samttag abend hielt Professor vr. Hausmann aus Straß­burg einen öffentlichen Vortrag im Georgenäum überdar Münster in Straßburg und sein Schmuck". Der Redner besprach zuerst die bau­geschichtliche Entwicklung des Münsters und ging sodann über auf die plastischen Gestalten und den ornamentalen Schmuck auf der Außenseite und im Innern de» Münsters. In interessantem und freiem Vortrag führte der Redner all die unerschöpflichen Schönheiten des herrlichen Bau­werkes, eines Kleinods der gotischen Baukunst, vor Augen und verweilte mit sichtlicher Liebe und großer Vertrautheit bei einigen besonders

Montag, den 14. November 1910.

hervorragenden Bildhauerarbeiten. Der ausge­zeichnete und mit großem Beifall begleitete Vor­trag war durch schöne Lichtbilder prächtig illustriert und gewährte einen vollen Einblick in die schaffens­frohe und für die kirchliche Baukunst große Opfer bringende Zeit de» Mittelalters. Professor Beurlen sprach dem Redner am Schluß den wärmsten Dank für die klaren und von großer Sachkenntnis zeugenden Ausführungen au».

Wildberg 12. Nov. (Goldene Hoch­zeit^ Morgen feiern der älteste Bürger der Gemeinde, der fast 89jährige Taglöhner Georg Friedrich Warth er und seine Ehefrau, die 75jährige Barbara, geb. Carle, beide von hier, ihre goldene Hochzeit. Der König ließ ein Geld­geschenk überreichen.

Tübingen 12. Nov. Wie bereits neulich erwähnt, wird der König in nächster Zeit wieder hier erwartet. ES steht nunmehr fest, daß das Königspaar mitte dieser Woche aus etwa 14 Tage im Jagdschloß Bebenhausen wieder Aufenthalt nehmen wird.

Zuffenhausen 12. Nov. Die letzte Hofjagd, zu der der König erschienen war, ergab folgende Strecke: 1 R-Hbock, 67 Hasen und 33 Fasanen. Zum nachfolgenden Jagd­frühstück hatte Vorsteher Daur von Korntal eine Einladung erhalten.

Stuttgart 12. Nov. (Direktor v. Strebel.) Wie dieReichßpost" hört, trägt sich Hr. Hochschuldirektor v. Strebe! mit der Ab­sicht, au» feinem jetzigen WirkungtkreiS aurzu scheiden. Sollte Hr. v. Strebe! auf seiner Absicht beharren, so müßte man dies als einen schweren Schlag für die Hochschule Hohenheim und die ganze württembergische Landwirtschaft bezeichnen. Wie man sich auch zu Hrn. v. Strebe! stellen

Bezugspr. i. d. Stadt^ährl. m. Trägerl. Mk. 1.26. PostbezugSpr. f.d.Orts-u.Nachbarortsverk. V^jahrl. Mk. 1.20, im Fernverkehr M. 1.30. Bestellg. in Württ. 30Pfg., in Bayern u. Reich 43Pfg.

mag, dar wird man unbedingt anerkennen müssen, daß unter seiner ausgezeichneten Leitung das Hohenheimer Institut die jetzige in der ganzen landwirtschaftlichen Welt anerkannte Höhe er­reicht hat. Nicht nur die württembergische«, die beruflich gebildeten Landwirte ganz Deutschlands und darüber hinaus, würden es als einen un­ersetzlichen Verlust für das im Aufblühen befind­liche Institut ansehen, wenn Hr. v. Strebe! auf der Verwirklichung seiner Absichten beharren wollte. Die Landwirte werden es gewiß nicht an Bemühungen fehlen lassen, diesen Schlag von der Hochschule abzuwevden und versuchen, de» verdienten Man», dev erprobte» Führer und er­fahrenen Berater in landwirtschaftlichen Fragen, als Leiter derselben zu erhalten.

Stuttgart 12. Nov. (Die Notlage unserer Weingärtner.) Die Frage ob im Hinblick auf de» Fehlherbst dieses Jahres RegierungSmaßnahmen zur Linderung der viel­fach unter den Weingärtnern herrschenden Not zu ergreifen sind, wird zur Zeit dadurch geprüft, ^ daß das Ministerium des Innern die weinbau­treibenden Gemeinden zur Erstattung von Be­richten über die Lage der Weingärtner aufge­fordert hat.

Stuttgart 12. Nov. (Ueberland- flug UlmFriedrichshafen.) Auf Ver­anlassung de» zum Studium der Flugfahrt in Berlin befindlichen Oberleutnants Schott vom Jnf.-Rrgt. Kaiser Wilhelm in Ulm wird der Verein Deutscher Flugtechniker im nächsten Früh­jahr einen Flug von Ulm nach Friedrichthafen veranstalten, der gleichzeitig eine Huldigung der deutschen Flugwelt für den Grafen Zeppelin bilden soll. Dieser Flug verspricht ein sport­liches Ereignis zu werden, wie es bisher in

Am den Loröeer der Wissenschaft.

11) Ronan von Friedrich Thieme.

(Fortsetzung.)

Unterweg» war kein Wort gesprochen worden. Nur als man die oberste Treppe erreichte, flüsterte die junge Dame leise den Trägern zu: Wenn es möglich ist, meine Herren, so möchte ich nicht, daß meine Mutter uns hörte meine Mutter ist selbst nicht wohl und die Auf­regung könnte ihr schaden."

Sorgfältig vermiede« die drei Personen jede» Geräusch, und ge­langten in ReinhartS Zimmer, ohne daß die alte Frau etwas merkte.

Ich werde bei ihm wachen," erklärte Gertrud voll zärtlicher Be­sorgnis.Sagen Sie mir nur, meine Herren, was ich tun muß ist sein Zustand gefährlich? Muß ich die Mutter wecken?"

Nein, nein, es ist keine unmittelbare Lebensgefahr vorhanden," beschwichtigte sie der ältere der beiden Mediziner.Wir müssen «NS vor allen Dingen bemühen, wieder Leben» äußerungen in dem bewußtlosen Körper hervorzurufen. Freilich müssen Sie, wie ich Ihnen nicht verhehlen will, auf schwere Tage gefaßt sein."

Während alle drei um den Kranke» beschäftigt waren, erzählten die beiden Herren der Schwester ReinhartS in gedrängten Worten die Vor­fälle de« heutigen Abend».

Der Unglückliche," schluchzte Gertrud händeringend,ich merkte ihm sogleich an, daß sein geistige» Bewußtsein getrübt war, Gott gebe ihm seine Gesundheit und seinen denkenden Geist wieder!"

Nach einiger Zeit begann Reinhart sich wieder zu regen, doch kehrte die klare Besinnung ihm nicht zurück. Ungestüm mit den Armen arbeitend, sprach " völlig unzusammenhängende Worte; sei» Herz klopfte gewaltig, die Ader« an Hals und Stirn schwollen an. Nachdem die Aerzte der

jungen Dame «och Verhaltungsmaßregeln gegeben, entfernten sie sich, Gertrud aber verbrachte eine qualvolle, unbeschreiblich aufregende Nacht am Lager des fieberkranken Bruder», der bald in beängstigender Betäubung ein Bild des Todes bot, bald da» mitleidvolle Herz seiner Pflegerin mit tollen, von zuckenden, jähen Bewegungen unterstützten Phantasien peinigte.

Was durchlebte oder vielmehr durchlitt der Unglückliche nicht alles in wenigen Stunde»? Ueber das Meer hin fuhr er auf dem Schiff, das ihn nach Afrika getragen, ein Sturm brach lo» und tobte in alle» seinen schrecklichen Phasen durch sein Gehirn, über den glühenden Boden de» schwarzen Erdteils eilte er hin, setzte mit Lebensgefahr über reißende Ströme, Hunger und Durst quälten seinen Körper, er kämpfte wild mit Negern und Arabern. Immer wieder breitete das edle Mädchen die kühlenden Tücher über da» brennende Haupt, mit unbeschreiblich zärtlicher Sorge hing ihr Auge an seinen Zügen.

Endlich nahte der Morgen. Halb ersehnte sie ihn, halb fürchtete sie ihn. Wie würde ihre arme Mutter erschrecken? Und doch ging alle« besser vorbei als sie gehofft. Die Mutter konnte nicht aufstehen, Gertrud sah sich daher in der Lage, ihr den Fall in so milder Form al» möglich darzustellen.

Schon am Morgen kehrte einer der menschenfreundlichen Trans­porteure ReinhartS zurück, ihr mitteilend, daß er mit ihrer Erlaubnis die ärztliche Behandlung ihres Bruders übernehmen werde. Der Name de» junge» Mannes war Albin Fresen, seine Karte legitimierte ihn al» ersten Assistenzarzt der renommierten Nervenheilanstalt de» Professors Wittekindt in Connewitz. Ein mittelgroßer Mann mit sympathischen Zügen, gewann der junge Mann sich sofort da» Vertrauen de» armen Mädchens, auf dessen jungen Schultern eine so große Verantwortung ruhte. Von ihrer Arbeit allein hing die Existenz der so schwer getroffenen Familie ab und nun mußte sie auch noch die aufreibende Pflege de« erkrankten Bruders auf sich nehmen! Würde ihr die Erfüllung dieser Doppelaufgabe auf die