^ S65.

Amts- und AnMkdlatt für dm Oderawtsdyirk Calw.

85. ZchrgW.

Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis tv Pfg. pro Zeile sür Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Psg.

Samstag, den 12. November 1910.

Bezugspr. i. d. Stadt s.iährl. m. Träger!, Mk, t.25. Postbezugspr. '.d.Orts-u.Nachbarortsverk. V.jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr "k. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Psg., in Bayern u. Reich 42Psg.

»«tttche Vokanirtnrachuns «.

Die Gemeindebehörde«

werdkn veranlaßt, die Uebcrsichtcn betreffend die Ermittlung der Zahl und des Ertrags der Obst­bäume im Jahr 1910 bestimmt bis 15. ds. Mts. hieher vorzulegen.

Calw, 11. November 1910

K. Oberamt.

^ Amimann Rtppmann,

Tagesuerrigkeiten.

* Calw 12.Nov. Das neue Elektrizitäts­gebäude ist nun g'ücklich unter Dach gekommen und kann im Innern weiter ausgebaut werden. ES sollen sobald als möglich die Maschinen auf­stellt werden, damit das Werk mit seiner Tätig­keit beginnen kann. Die JnstallationSarbeiten haben durch den Streik der Arbeiter eine Ver­zögerung erlitten, werden nun aber desto eifriger und «achdrücklichst betrieben. Im ganzen sind bis jetzt ca 250 Lampen installiert. Die Zahl der angemeldeten Lampen beträgt bereits über 1000, die der angemeldeten Pferdekräfte ca. 90. Wenn alles ohne unvorhergesehene Hindernisse fertig gestellt werden kann, so ist es vielleicht möglich, daß bis Weihnachten die Stadt mit elektrischem Licht versehen sein wird.

v Calw 11. Nov (Berichtigung.) Der Kaufpreis für den Schmid St Ürner'scheu Gar­te« an der Stuttgarterstraße betrug nicht 10 000 sonder» 8000 Mark.

Calw. Der Fuhrknecht der Naitlacher Sägmühle, Karl Rentschler, welcher zwischen Würzbach und Calmbach tot aufgefunden wurde, soll, wie nachträglich festgestellt wurde, nicht vom Langholzwagen gefallen, sondern infolge des engen, schlechten Weg» auf Markung Calmbach unter den Wagen gekommen sei«.

Schömberg OA. Neuenbürg 11. Nov. (Einbrecher.) In dem Bureau der hiesigen Heilanstalt wurde schon mehrfach eingebrochen und die Tageskasse bestohlen. Der Täter ist bis jetzt nicht bekannt geworden.

Neuenbürg 11. Nov. (Selbstmord­versuch.) Nach Vorüberfahrt des ersten Zug» talaufwärts wurde vom kontrollierenden Bahn­wärter in der Nähe de» Birkenfelder Wasser- Hanse» ein etwa 55jähriger Man« schwer verletzt auf dem Gleise gefunden. Der herbeigerufene Arzt legte einen Noiverband an und veranlaßte die Ueberführnng in da« hiesige Bezirklkranken- hank. Von welcher^ Zug der Mann überfahre» wurde, ist »och »och nicht festgestellt, der Augen­schein ergab unzweifelhaft Selbstmord, der sich dann auch später, nachdem die Persönlichkeit durch Vorgefundene Papiere festgestellt werden konnte, bestätigte. E» handelt sich um den Milchhändler Gustav Katz von Pforzheim, der tag» zuvor schon die Absicht, sich da» Lebe« zu nehmen, ausgesprochen haben soll. Die Verletzungen find so schwer, daß Katz kaum davonkommeu wird.

Herrenberg 11.Nov. (Bubenstreich.) In Mötziugen haben sich Schulknaben da» Vergnügen gemacht, einen Strohfeimen de» Bauern Bertsch niederzubrennen. Da» ist sür ihre Eltern ein kostspieliger Spaß und hat bei den Tätern bereits die schmerzlichsten Gefühle ausgelöst.

Böblingen 11. Nov. M« eine Loko­

motive in den neuerstellte« Lokomotivschuppen auf dem Bahnhof Weil i. Sch. fahren wollte, erwies sich der Schuppen als zu klein, Die Lokomotive wurde am Kamin beschädigt.

Stuttgart 11. Nov. Der StaatSanz. veröffentlicht folgende Bekanntmachung des Ka- binettrchcf o. Soden: Nachdem von verschiedenen Seiten die Absicht kund gegeben worden ist, Ihren Majestäten dem König und der Königin z« der im kommenden Frühjahr statifindenden Feier der silbernen Hochzeit Geschenke zu überreichen «nd auch an einzelne Hosstellen be­reit» hierauf bezügliche Anfragen gerichtet worden sind, haben Ihre Majestäten, hrcvou unterrichtet, den Wunsch aurgesprochen, es möchte bei diesem Anlasse nicht nur von der Darbringung persön­licher Geschenke, soudern Überhaupt von allen größeren festlichen Veranstaltungen und Hul­digungen abgesehen werden, war hiermit zu öffentlicher Kenntnis gebracht wird.

Stuttgart 11. Nov. (Die englische Soudergesandtschaft.) Sir Arthur Paget Md seine Begleiter wurden heute mittag um 12 Uhr im Residenzschlvß in Gegenwart de» Ministerpräsidenten Dr. v. Weizsäcker in seiner Eigenschaft als Minister der Auswärtigen Asgrlegenheiten in feierlicher Audienz zur Noti­fizierung der Thronbesteigung König Georgs V vom König empfangen. Der König hatte sich gegen Mittag, geschmückt mit dem blauen Bande de» Hosenbandorden», in» Residenzschloß begeben, vor dem die Wachen in Paradeuniform aufge­zogen waren. Die Auffahrt der Mitglieder der Gesandtschaft geschah in drei Staat» karoffm und hatte vor dem Refidenzschloß und dem Hotel Marquardt eine große Zuschauermenge angelockt, die die englischen Gäste achtungsvoll begrüßte. Im Laufe de» Nachmittag» findet im Residenz- schloß zu Ehren der Mitglieder der Sonder­gesandtschaft ein Galadinrr statt, z« dem eine größere Anzahl von Einladungen an Mitglieder de» Hofstaats, de» Staatsministeriums und de» militärischen Gefolge» ergingen.

Stuttgart 11. Nov. Von einem Streckenwärter der Filderbahn wurde in der Nähe de» Zahnradbahnhofs ein geladener Re­volver, aus dem eine Patrone abgeschossen war, ein Herrenfilzhut und ein Taschentuch aufgesunde«. In einer Entfernung von einigen Metern befand sich eine größere Blutlache. Ob ei« Verbrechen vorliegt, konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden.

Stuttgart 11.Nov. (Schwurgericht.) In der Nacht vom 1. zum 2. August wurde an der Ecke der Reinsburg- und der «och unbebauten Bismarckstraße ei« angetrunkener Buchbinder von zwei Männern, die sich ihm angeschloffen hatten, überfallen. Die beiden versuchte» ihm den Geld­beutel zu entreißen, ergriffen aber auf die Hilfe­rufe de» Ueberfalleuen die Flucht. Der 25 Jahre alte Taglöhner Friedrich Tal heim er trat dabei an einen Schutzmann heran und machte ihn auf die Hilferufe aufmerksam. Bei der Angabe seiner Adresse verwickelte er sich in Widersprüche, so daß er schließlich selbst unter dem Verdacht der Täterschaft festgenommen wurde. Er gab an, in der Forststrabe z« wohnen, während er in Wirk­lichkeit keine Wohnung besaß. Er legte schließ­lich ein teilweise» Geständnis ab, in dem er al»

seinen Begleiter und den Täter einen Klavier­arbeiter bezeichnete, dar er aber widerrief, nach­dem der Bezichtigte seine Abwesenheit vom Tat­ort Nachweisen konnte. Dazu kam, daß der Angeklagte zweimal wegen Diebstahl» vorbestraft ist. Der Ueberfallene selbst war nicht in der Lage, die Täter zu beschreiben. Ans Grund de» Indizienbeweise» sprachen die Geschworenen den Angeklagten de« versuchte» schweren Raub» unter Versagung mildernder Umstände schuldig. Da» Urteil lautete auf 1 Jahr 4 Mon. Zuchthau« unter Anrechnung von 3 Monaten Unter­suchungshaft, sowie zu 5 Jahren Ehrverlust.

Freudenstadt 10. Nov. (Sturm­schaden.) Der Sturm hat hier mancherlei Schaden angerichtet. Im Hotel Rappen wurde ein 9 w hoher Schornstein der Dampfwascherei umgeworfen, der das Dach stark beschädigte.

Reutlingen 11. Nov. (Das Nach­spiel zu einem Unglück) Vor der Straf­kammer in Tübingen wurde gestern wegen de» Unfalls vom 5. Juli im Hof einer hiesigen Fa­brik, bei der drei Arbeiter den Tod fanden, gegen den verantwortliche» Unternehmer, Bau­meister Jakob Heß, verhandelt. Es wnrde ihm zum Vorwurf gemacht, daß er bei Herstellung de» Wasserbehälter» gegen die Regeln der Bau­kunst gefehlt und durch Fahrlässigkeit den Tod der Arbeiter verschuldet habe. Er soll bei Ab­deckung de» etwa 8 Meter langen und 6 Meter breiten Schachtes die eisernen Balken zu schwach konstruiert habe», wodurch sich diese durchbogen und mit dem beinahe 2 Meter hohen Erddeckel durchgebrocheu uud tu die Tiefe gestürzt find. Zum Unglück sind dabei drei beschäftigte Arbeiter in den Wasser- «nd Erdmaffen erstickt. Da» Gericht erkannte auf 4 Wochen Hast.

Heilbronn 11. Nov. (Unglücksfall. Vermißt.) I« der Maschinenfabrik von I. Weipert u. Söhne wurde dem dort beschäf­tigten 17 V» Jahre alten Schloffergehilfen Albert Boßeggrr au» Hänbach in Thüringen in einer automatischen Blechschere die rechte Hand voll­ständig abgeschnitten. Seit letzten Dienstag wird der 12 Jahre alte Volksschüler Friedrich Thumm, Sohn de» Vorarbeiter» Gg. Thumm, Sakzstraße 58 hier wohnhaft, vermißt. Der Knabe hat mittag» um V»12 Uhr das elterliche Haus verlassen, um in die Schule z« gehen. Er wnrde zuletzt abend» 5 Uhr vor den KilianS- hallen gesehen und seither fehlt jede Spur von ihm. Ein Grund, sich freiwillig vom Ellern­hause fernzuhalten, liegt »ach Angabe der Eltern lediglich nicht vor, er wird allgemein al» braver Knabe geschildert. Die Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Knabe irgendwo absichtlich au» irgend welchem Grunde festge­halten wird.

Schramberg 11. Nov. (Unglücksfall.) Ein Langholzwagen fuhr in sausendem Galopp den Kirnbach herunter und rannte an die Straßen­mauer, wo beide Pferde zu Fall kamen und sehr starke Verletzungen davontrugen. Der Zufall wollte e», daß ein andere» Fuhrwerk gerade noch zur rechten Zeit anSwrichen konnte, sonst hätte e» ein größeres Uuglück absetzen können. Doch find die Pferde de» letztere« auch nicht ohne Ver­letzungen davongekommen. Die Ursache de»