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geber in dev Zeitungen Aufrufe, in welchen sie die Arbeiter vor unüberlegtem Vorgehen abzuhalten suchen. Die Entscheidung, ob Krieg oder Friede», wird wohl erst am Samstag oder Montag fallen.
Mannheim 2. Noo. In den Schreinerwerkstätten der Lanz'scheu Fabrik ist Großfeuer ausgebrochen.
München 2. Noo. In Südbayern, besonder» in der bayerischen Hochebene, herrschte gestern ein schwerer Föhnsturm. Er hat überall schweren Schaden angerichtet und namentlich den Drahtverkehr arg beeinträchtigt.
Vom Rhein 2. Nov. Au» Kleinlaufenburg wird gemeldet: Die „Rote Fluh", der al» Wahrzeichen der Lausenburger Stromschnelle bekannte, wohl 100 edm große Gneitblock, au dem sich Jahrtausende lang die Wogen de» jungen Rheins brachen, ist jetzt den Arbeiten für das Wasserkraftwerk zum Opfer gefallen. Vier Tage lang, Tag und Nacht, war an dem Koloß mit Druckluft gebohrt worden. Sieben je 4 m tiefe Löcher wurden in da» Gestein getrieben. Die Arbeiter mußten angegürtet werden. Die glattgewaschene Oberfläche de» Felsblockl wurde, damit ein verhängnisvolles Ausgleiten verhütet wurde, mit Sand bestreut. Ganz Laufenburg war auf den Beinen, den Untergang des Laufenburger Wahrzeichen» mit anzusehen. Die Entzündung der Sprengmasse in den tiefen Bohrlöchern erfolgte gemeinsam auf elektrischem Wege. In tausend Stücke berstend, stob die gewaltige FelSmafse auseinander in die hoch aufspringenden Wildwafser.
Berlin 2. Nov. Der Kronprinz und die Kronprinzessin find heute vormittag 8 Uhr vom Anhaller Bahnhof nach Genua abgereist, um von dort aus ihre Ostastenreise anzutreten. Zur Verabschiedung waren der Kaiser, die Kaiserin und die Mitglieder der kaiserlichen Familie, sowie der Reichtkanzler, der Staatssekretär de» Auswärtigen und andere erschienen. Das Publikum begrüßte die Majestäten und die kronprinzlichen Herrschaften mit Hochrufen.
Hamburg 2. Nov. lieber die Verheerungen de» Südweststurme» in der Nordsee, der dort gestern allenthalben in der Stärke 8—10 herrschte, liegen nur vorläufige Nachrichten vor. Beim Scharnhörn find drei kleine Segler, vermutlich Fischerboote, samt ihrer Besatzung untergegangen. Die Namen der Schiffe find noch nicht festgestellt. Bei der Helgoländer Düne ist da» Vollschiff „Johann" gestrandet. Die Besatzung wurde durch das Helgoländer Rettungsboot geborgen. Auf der Unterelbe ist da» Kohlenschiff „Hansa" untergegangen. Es riß sich von seinem Anker los und geriet auf
Grund. Die Besatzung brachte sich in ihrem eigenen Rettungsboot in Sicherheit. In der Westküste von Jütland stieg dar Wasser in den Häfen soweit, daß es die »ächstgelegenen Stadtteile überschwemmte. In Thisted wurden zwei Männer, die sich auf die Mole begeben halten, von einer Sturzwelle erfaßt und mitgerissen. Fünf Schiffer, die versuchten, die beiden ins Meer Geratenen zu retten, wurden gleichfalls von den Wogen erfaßt und in» Meer geschleudert. Drei von den Sieben konnten sich retten. Die übrigen vier sind ertrunken.
Paris 2. Nov. (Kabinettswechsel.) Die heutige Sitzung des Kabinettsrats war von sehr kurzer Dauer. Nach Erkundigungen, die bei Mitgliedern der Regierung eingezogen wurden, erklärte Briand gleich zu Beginn der Sitzung, daß es in Anbetracht der politischen und persönlichen Zwischenfälle der letzten Zeit besser scheine, nicht zu einer teilweise« Neubildung des Ministerium» zu schreiten, und daß es wünschenswert sei, dem Präsidenten volle Aktionsfreiheit zu lassen. Er sei entschlossen, zurückzutreten. — Diese Entschließung zog die Demission de» Kabinetts nach sich. Viviani erklärte, er sei entschlossen, zurückzutreten, bleibe aber deswegen nicht weniger ein treuer Freund Briands. Nach einer kurzen Erklärung Barthous, der dem Ministerpräsidenten die Sympathie seiner Mitarbeiter ausdrückte, begab sich Briand um °/i1l Uhr zu FaMres und überreichte ihm die Demission des Kabinetts. Zwanzig Minuten später kehrte er in da» Ministerium de» Innern zurück.
Pari» 2. Nov. (Nachmitt. 4 Uhr.) Der Präsident dcr Republik hat Briand mit der Neubildung des Kabinett» beauftragt. Briand hat den Auftrag angenommen.
Pari» 2. Nov. Das fürchterliche Unwetter, von dem Pari» gestern heimgesucht wurde, wütet auch heute in unverminderter Stärke fort. In der Stadt und der Bannmeile hat der Orkan große Verwüstungen und zahlreiche Unfälle verursacht. Die Seine ist stark im Steigen begriffen. Im Aermelkanal hat der Sturm furchtbar gewütet. Eine Fischerbarke zerschellte in der Nähe von Havre, die Besatzung konnte jedoch gerettet werde». Eine Anzahl Fischerboote wird vermißt; man befürchtet, daß sie in dem Orkan untergegangen sind.
Marktberichte.
Bad Teinach 2. Nov. Der gestern hier abgehaltene Vieh- und Schweinemarkt hatte unter dem regnerischen Wetter zu leiden. — Während bei dem hier neueingeführten Markt, der am ersten Dienstag des Monats März ab- gehaltene Frühjahrsmarkt sehr stark mit Fett-
und Handeltvieh befahren war, dagegen durch die Nichtaufnahme des Marktes im Marktverzeichnis der verschiedenen Kalender, wenige Händler aufwies, so kann von dem am ersten Dienstag des Monats November stattgefundenen Herbstmarkt beinahe da» Gegenteil gesagt werden. — Das Regenwetter, und namentlich auch die um ca. 14 Tage zurückgebliebenen Feldarbeiten, hielten manchen Bauersmann ab, sein verkaufbares Vieh zu Markt zu bringen. Trotzdem kann der erst im Entstehen begriffene Markt als lebensfähig bezeichnet werden, sind doch von den zugeführten 14 Paar Ochsen im Preise von 1000—1300 ^ pro Paar, ferner 24 Kühen im Werte von 340-500 ^ pro Stück, sowie 22 Stück Kleinvieh im Durchschnittspreise von ca. 265 ^!, sowie von den Schweinen, 10 Körbe Milchschweine pro Paar 18—35 ^ und Läufer pro Paar 75 der größte Teil verkauft worden. 8.
Stuttgart 1. Nov. (Kartosfelgroß- markt auf dem Leonhardsplatz.) Zufuhr 450 Zentner. Preis 4.30 bis 6 50 ^ für 50 Kilogr. — (Filderkrautmarkt auf dem Marktplatz.) Zufuhr 2000 Stück. Preis 15—20 ^ für 100 Stück.
üsiläelsksmmer eslw.
Tagesordnung für die Sitzung der Handelskammer am Freitag, den 4. November 1910, vormittags 9 Uhr.
1) Einläufe.
2) Bekanntgabe der Büroberichte über
s) Die Konkurrenzklausel bei Handlungshilfen.
b) Gestellung von Güterwagen, und Anderes.
3) Vorschriften über die Höchstzahl der Lehrlinge im Handelsgewerbe.
4) Regelung der Ausverkäufe.
5) Fortbildungsunterricht der Arbeiterinnen am Samstag Nachmittag.
6) Neuwahlen zum Beirat der Verkehrsanstalten.
7) Vorbereitung der Wahlen 1911.
Der Vorsitzende: Der Schriftführer:
(gez.) G. Wagner. (gez.) Conz.
sreUameteil.
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„Seine Mutter brachte ihrem Manne weder Vermögen noch Konnexion mit, und er hat e» doch soweit gebracht," versetzte die Dame mit leisem Vorwurf.
„Dafür ist e» seinem Vater auch schwer genug geworden, sich emporzuringen und ohne seine unbeugsame Energie, wäre ihm es wohl kaum gelungen. Wehe dem Verdienst, da» keine Stimme besitzt, sich geltend zu machen! Uebrigen» ist e» nicht gut, auf der Leben»treppe hinabzugleiten, man soll von der Stufe ausgehen, die man glücklich erreicht hat oder auf die man sich durch die Verhältnisse de» Leben« und der Geburt gestellt sieht. Leopold soll vor und nicht hinter sich sehe«! Ich sprach gestern erst mit Kommerzienrat v. Mori», er sowohl al» seine Tochter Herma interessieren sich schon von früher her für unseren Sohn, und wer weiß — —" Er vollendete de« Satz nickt, sondern nahm sinnend seine Promenade wieder auf und erst nach einer Weile setzte er, wie mit sich selber sprechend, hinzu: „Es wäre eine glänzende Partie, die auch unsere gesellschaftliche Position bedeutend erhöhen würde."
Frau Dr. Sekal erwiderte nicht», sie begnügte sich, zustimmend den Kopf zu senken. Da auch ihr Mann nicht im Gespräch fortfuhr, sondern sich schweigend an seinem Schreibtisch niederließ, erhob sie sich, um da» Zimmer zu verlassen.
„Schicke mir doch einmal Wera herein", rief er ihr nach, worauf er wieder aufstand, und von neuem begann, das Zimmer zu durchmeffen. Wie fatal! Die Mitteilung seiner Frau hatte die sieghafte Stimmung, in welche ihn de» Sohne» Telegramm versetzt, total verscheucht! Die Rückkehr Leopold» würde, so hatte er sich geträumt, den zahlreichen Triumphen seine« Leben» einen neuen glänzenden hinzuzufügev. Der Glorienschein, welcher dessen Haupt umgab, strahlte eine« Teil seiner Lichte» auch auf ihn — und die Verbindung de» jungen Manne« mit einer der umworbensten Patriziertöchter der alte« Handelsstadt würde ein Ereignis gebildet haben aus« neue dazu angetan, seiner einflußreichen Stellung Festigkeit zu verschaffen und ihm Boden zu gewinnen in Kreisen,
die ihm bisher noch im wesentlichen verschlossen geblieben. Und nun raubte die voreilige Handlungsweise seines Sohne» ihm jede Aussicht auf den innerlich bereits so lange gepflegten und im voraus genossenen Triumph! Er verstand Leopold nicht. Der junge Mann war soust so verständig, in seiner Brust wohnte der glühende Ehrgeiz des Vater». Seine einzige Hoffnung war, daß die lange Zeit die Neigung abgekühlt habe und die Ehren, mit denen sein Sohn sich bei seiner Rückkehr empfangen sah, den in ihm schlummernden Betätigungsdrang auf ein stolze» Ziel lenken möchten!
Da» leise Knarren der Tür lenkte seine Augen »ach dort. Seine Tochter stand vor ihm, zögernd harrte sie an der Tür, die schwarzen Augen forschend auf die Züge de» Vaters gerichtet. Wera bot ein Bild wahrhaft bezaubernder Anmut mit ihren Blicken voll Unruhe und Aengst- lichkeit. Sie war da» Konterfei de» Vater» ins Weibliche Übertragen, ihr Gesicht war runder und fo^me-schöner, ihre Gestalt zierlicher; ihr Haar, lichter al« da» seine, wogre in üppiger Fülle über ihren Nacken. Aber e« waren dieselben tiefdunklen Augen, nur von einem Schmelz weicherer Empfindungen beseelt, und ein erfahrener Menschenwürdiger hätte wohl im Innern der träumerischen Sterne die noch schlummernden Blitze jener Energie erkannt, welche die junge Dame ebenfalls von ihrem Vater überkommen hatte.
„Komm einmal her, Kind", redete der alte Herr das schöne Mädchen ernst, aber nicht unfreundlich an. „Da» sind ja nette Geschichten, die mir die Mama von dir und Leopold berichtet hat. Und davon erfahre» wir, die wir doch auch ein Anrecht auf euer Vertrauen haben, kein Wort."
WeraS Gesicht überdeckte sich mit Purpur.
„Du liebtest also den Dr. Hohl?" fuhr er mit rücksichtsloser Un- umwundenheit fort.
„Ich — ich weiß e» nicht", stammelte sie, von der Schroffheit der Frage verletzt.
(Fortsetzung folgt.)