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Amts- uud Aiykigeblatt für den Oderamtsbezirk Calw

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Erscheinungstage: Montag, Dienstag. Mittwoch. Donnerstag. Freitag und Samstag. Fnsertionsvreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt u. BezirkSorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Kreilag. den 28. Oktober 1910

Bezuaspr.i.d. Stadt Vijährl.m. Trägerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr. f.d.Orts-u.Nachbarortsverk. ^^jährl. Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30Psg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.

M«rttt«he Nokaureturachu«-»«.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Maschinenlehrkvrses für Landwirte in Hohenheim.

In der Zeit vom 1. bis 3. Dezember 1910 wird in Hohenheim ein dreitägiger Maschinenlehr« kurs abgehalten, in welchem praktische Landwirte über die Konstruktion, Handhabung und Instand­haltung der neuesten Hosmaschiven, z. B. Dresch­maschine, Putzmühle, Trieur, Futterschneidmaschine, Schrotmühle u. s. w. und zwar unter besonderer Berücksichtigung des Antriebs durch Elektromotor und Benzinmotor unterwiesen weiden sollen. Ja Hohenheim sind neben den für größere Betriebe geeigneten Maschinen der Gutswirtschaft eigens zu diesem Zweck auch kleine, neue Maschinen ausgestellt, welche durch Auseinandernehmen und Wiederzusam- mensetzen erklärt werden und zwecks praktischer Unterweisung in der Einstellung und Handhabung in Betrieb gesetzt werden.

Der Unterricht, der auch durch Vorträge und Demonstrationen über Auswahl, Schmierung und Instandhaltung von Maschinen ergänzt werden wird, findet statt unter Leitung des Landessachverständigen für landwirtschaftliches Maschinenwesen vr. Holldack und unter Mitwirkung des Gutswirtschaftsinspektors Gabriel und des Personals der Kgl. Maschinen- Prüfungsanstalt.

Der Unterricht ist unentgeltlich; für Wohnung und Kost haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Die Teilnehmerzahl ist auf acht festgesetzt.

Gesuche um Zulassung zu dem Kurs find unter Vorlage eines Geburts- und Leumunds­zeugnisses spätestens bis 18. November ds Js. beim Sekretariat der Zentralstelle für die Landwirtschaft einzureichen.

Stuttgart, den 20. Oktober 1910.

S t i n g.

Vekaruttmachurrg

betr. Matzregel« zur Bekämpfung der Maul- uud Klauenseuche.

Nachdem die Maul- «ad Klauenseuche in Nordde«1schla«d, Baden «ad Bayern zum Aus­bruch gekommen ist und sich weiter verbreitet, ist Anlaß gegeben, die OrtSpolizetbehöiden und die Vieh­besitzer aof nachstehende Maßnahmen Hinzuwelsen.

Die schnelle und sichere Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche ist unr möglich, wenn jeder Ansbrnch der Seuche oder Verdacht eines solchen der OrtSpolizeibehörde sofort nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen ohne jeden Verzug anoezeigt wird.

Die Viehbefitzer und Vorsteher der Wirt­schaft, zu welcher die Tiere gehören, sind zu dieser Anzeige vei pflichtet und werden hiedurch auf diese -Verpflichtung mit dem Anfügen hingewiesen, daß Die Unterlassung der Anzeige nicht nur den Entzug Der Entschädigung für die der Seuche zum Opfer gefallenen Tiere, sondern auch Bestrafung zur Folge Hat. Dabei wird noch hervorgehoben, daß nach dem Urteil des Reichsgerichts vom 27. April t Wi­eine wissentliche Verletzung der Anzeigrpflicht Mach 8 328 N.-Dtr.-G.-B. d. h. mit Gefängnis und nicht.bloß mit Geldstrafe zn b-straffn ist

§ 8 328 R.-Str.°G.-B. lautet folgender­

maßen: Wer die Absperrung?- oder Aussichts- ^ maßregeln oder Einfuhrverbote, welche von der zuständigen Behörde zur Verhütung des ! Einführens oder Verbreitens von Viehseuchen angeordnet worden find, wissentlich verletzt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft.

Ist infolge dieser Verletzung Vieh von der Seuche ergriffen worden, so tritt Gefängms- ' strafe von einem Monat bis zu zwei Jahren ein.

- Besonders wird bemerkt, daß alle Rtndvieh- vud Schwetne-Tran-porte, welche von Händlern und Landwirten aus verseuchten oder von der Seuche bedrohten Bezirken eingeführt werden, auf die Dauer von 14 Tage«, gerechnet von dem Tage

des Abgangs aus der verseuchten Gegend, unter polizeiliche Beobachtung gestellt werden.

Die Ortspolizeibehörden wollen Vorstehendes ortsüblich bekannt machen. Im übrigen werden sie auf deu Erlaß des K. Ministerium» deS Inner» vom S. Oktober 1908, Nr. 17282, Min. Amts­blatt S. 273 ff. zur genauen Beachtung hingewiesen.

Calw, 26. Oktober 1910.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Tagesueuigkeiten.

- Calw 28. Okt. Im Waldhorn fand gestern abend der von dem Schriftsteller Richard Urban, derzeit in Calw, veranstaltete Litera­rische Abend statt. Der Vortragende hatte sämtliche Nummern des Abends übernommen und wie wir zum voraus sagen wollen, in vorzüg­licher Weise durchgeführt. Der Novellenband de» VerfassersDie Sünde aber", der in freier, ja zu freier Weise verschiedene Schwächen der Menschheit verherrlicht und entschuldigt, ließ eigentlich ein sehr moderne» Programm erwarte«, wir waren daher sehr angenehm enttäuscht, als der Redner nur trefflich auigewählte Stücke zum Vortrag brachte und alles wegließ, was die heutigen hochmodernen Schriftsteller als da» höchste preisen und dem Publikum darbieten. Der Redner schöpfte an dem Abend ausFremdem und Eigenem" und gab hiebei Proben seiner Vortrags- und Dichtkunst aus Balladen, Drama», prosaischen und poetischen Stücken. Der Dichter und Schriftsteller Ernst v. Wildenbruch war 2mal, Friedrich Hebbel Imal vertreten. Von demEigenen" grfiel insbesondere da« anmutige MärchenDer himmlische Sämann" au» N. d. Schule, worin der Vortragende eine reiche Phan­tasie entwickelte und in ansprechender und dezenter Weise da» Problem zu löse« suchte, da» in der

Beifall.

Eine Novelle von F. A. Geißler.

i Fortsetzung.)

Schön, schön, da» also wäre abgemacht", fuhr der Großherzog fort, nun muß ich aber auch mit Herrn Haffner ein ernstes Wort reden. Ihnen wollt' ich am liebsten die Lebensrettungsmedaille am we ßen Bande überreichen, da« einzige Ehrenzeichen, da» ich den mir persönlich nahe­stehenden Künstlern zu verleihen kein Bedenken trage. Verdient haben Sie'», lieber Herr Haffner, denn Sie haben mir und dem Vaterland einen Dichter gerettet. Aber da Sie unseren Hallberg nicht erst ins Wasser gehen ließen, und ihn dann herauszogen, ist der notwendige Tat bestand leider nicht gegeben. Orden und Titel habe ich nicht für meine Schauspieler, Sie müssen also damit zufrieden sein, daß ich Ihnen sage, wie lieb mir Ihre Kunst ist, und wie sehr ich Sie al« Mensch schätze."

Hugo verbeugte sich sitzend, doch malte sich etwa» Enttäuschung in seinen Zügen, und die« entging dem geübten Blick des Großherzog« nicht. Er wandte sich zu Hallberg, mit der Frage:Wissen Sie vielleicht Rat, wie ich ihrem Harold eine Freude bereiten, einen Wunsch erfüllen kann?"

Dem Dichter schlug das Herz, denn er fühlte die Wichtigkeit de» Augenblick». Doch gerade deshalb meinte er, ihn nützen zu dürfen. Jetzt oder nie mußte es gelingen, den Freund wieder für die Oeffentlichkeit zu gewinnen, ohne ihn dem Fürsten dadurch zu entfremden.

Der Großherzog war aufgestanden und ging langsam in ein Neben­gemach, seine Gäste durch eine Handbewegung zum Mitkommen einladend. Nachlässig ließ er sich auf einem Fauteuil nieder und wiederholte kurz seine Frage. Da faßte Hallberg, der während de« kurzen Gange» mit Hugo bedeutsame Blicke ausgetauscht hatte, Mut und begann:Königliche Hoheit find so gnädig, daß ich die Frage nicht zu verneinen wage. ES

steht in der Tat bei Ew. König!. Hoheit, meinem Freunde Haffner einen Wunsch zu erfüllen und dadurch ihn nicht minder zu beglücken wie mich."

Der Fürst nickte gütig.Sprechen Sie frei!" Dabei sandte er einen Blick zu Hugo hinüber, der in großer Erregung zu Bode» schaute.

Ew. König!. Hoheit haben mir" so begann Hallbergheute den stolzesten Tag meines Lebens bereitet. Was ich noch vor wenigen Monaten nicht zu hoffen gewagt hätte, ist jetzt erfüllt: Mein Werk, da» ich mit meinem Herzblut geschaffen, habe ich ans der Bühne sehen dürfen und weiß, daß es nun, nachdem es den Beifall des knnstsinnigen Fürsten gefunden hat, in die Weite hinausziehen und zu vielen Tausenden sprechen wird. Daß mein gnädigster Landesherr mich heute diese« un­vergeßliche» Abends würdigt, uvd daß durch seine Gnade meine Zukunft sorgenlos vor mir liegt, das alles ist nur eine Krönung diese» Tage», der mir wie ein Zauber, wie ein holdes Wunder erscheint und mich mit allem überschüttet, was ich in meinen kühnsten Träumen nie zu hoffen wagte."

Der Großherzog unterbrach ihn mit einer abwehrenden Haud- bewkgung:Ich erwartete eine Bitte, und Sie beginnen mit einer Dank­rede. Das ist gegen die Verabredung, Herr Hofbiliothekar!"

Halten zu Gnade», König!. Hoheit, indes die Einleitung war nötig, damit die Bitte nicht zu kühn klingt. Dort ist mein Freund Haffner, der mir heute meinen Harold in nie geahnter Vollendung gespielt und mich dadurch mir selbst offenbart hat. Auch Ew. König!. Hoheit habe»'» ihm so huldvoll zu erkennen gegeben, wie sehr er mit seiner Kunst zum Herzen gesprochen hat. Und dieser Künstler soll nun mit seiner hin­reißenden Verkörperung der Rolle verschwinden, ein anderer soll an seine Stelle treten und den Beifall der Menschen ernte», obwohl nie jemand so wie Haffner diese Gestalt auf die Bühne bringe« kann und wird.

Hallberg brach ab und blickte ans den Fürste«. Auch Hugo hatte die Augen zu ihm erhoben. Nun war e» gesagt, nun mußte der Herrscher ja sein Sehnen verstehen und ihm Gewährung verheißen. (Forts, folgt.)