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festgesetzt. Die Teilnehmer haben folgende Strecke zurückzulegen: Abmarsch neues Schützenhaus Böblingerstraße, Tübinger-, König-, Lud- wigSburgerstraße, am Rosenstein- vorbei, Feuerbach, Zuffenhausen, Kornwrstheim, Ludwigsburg, Schloß Solilude, Wildparkstraße zum Endziel und Ausgangspunkt Schützenhaus zurück. Die Veranstaltung dürste insofern schon ein große« Interesse erwecke«, da sich auch sehr viel Militär an dem Gepäckmarsch beteiligen wird. Zur Teilnahme sind berechtigt Vereine die Mitglied eines der Deutschen Sportbehörde für Athletik angehörenden Verbände« sind. Ferner alle oküven Mannschaften des deutschen Heeres. Meldebogen werden auf Wunsch zugesandt. Anmeldungen sind bis spätestens Dienstag, den 1. Nov., an den Verbandsschriftsührer Hch. Maulick, Stuttgart, Hrusteigstroße 27, unter Beifügung de« Einsatzes von 2,30 pro Person für Nichtmilitär einzu- srnden. Militär ist von der Zahlung der Einsatzgelder befreit. Außer dem vom Kgl. Württ. Kriegsministerium gestifteten wertvollen Wanderpreis, der zwei Mal in beliebiger Reihenfolge gewonnen werde« muß, erhält der erste Sieger noch eine extra Ehrengabe. Die Verteilung der weiteren Ehrenpreise richtet sich wie üblich nach der Zahl der Teilnehmer. Der Wanderpreis wurde im vorigen Jahr von dem Stuttgarter Schutzmann Paul Sigle, Mitglied de» Athlrten- bunder Stuttgart gewonnen.
(Von der Zeppelin-Luftschiffahrt.) Von zuständiger Sette wird der Württ. Automobil- und LuftfchiffahltS-Korrespondenz entgegen anders lautenden Nachrichten mitgeteilt, daß in diesem Jahr keine Probeaufstiege und keine Passagierfahrten mit dem Luftschiff „Ersatz Deutschland" mehr auSge- führt werden. Zwar ist das Luftschiff schon fertiggestrllt; seine Indienststellung zu Passagier- sahrten hätte aber in der gegenwärtig«n ungünstigen Zeit keinen Zweck und auch bei etwaigen Probefahrten würden die Kosten für die Gaifüllung verhältnismäßig zu hoch sein. So wird denn die Wiederaufnahme der Fahrten mit Zeppelin-Schiffen erst im Vorfrühling erfolgen. In der Zwischenzeit wird auf der Friedrichshafener Lustschiffwerft an der Vervollkommnung und Verbesserung einzelner Teile in Ruhe gearbeitet werden. Die in dieser Zeit anzustellenden Versuche werden sich besonder« auch auf die Erprobung der Motors erstrecken. Länger als ein Vierteljahr wird somit die Zeppelin-Luft- schiffahrt ruhe». — Die Deutsche LuftschiffahrtS- Aktiengesellschaft hält am 31. d. Mts. in Frankfurt a. M. eine AufsichtSratksitzung, in welcher der der Generalversammlung vorzulezende Geschäftsbericht, sowie die Berichte über die
Fahrten der Luftschiffe in Düsseldorf und Baden- Baden vorgelegt werden.
— Die Heilbronner Flieger wollen in den nächsten Wochen mit ihren Flugversuchen beginnen. Gegenwärtig find sie damit beschäftigt, in ihren Flugapparat einen französischen Mdtor von 40 ?8 einzubaue». Die in der letzten Zeit hinsichtlich der Gleichgewichtslage und der Steuerung des Flugapparats angestellten Versuche haben ein durchaus befriedigendes Ergebnis gehabt.
Kornwestheim 25. Okt. In der vergangenen Nacht um Mitternacht wurde der etwa 70 Jahre alte Weichenwärter Krauß in der Nähe de« Stationsgebäude» von einem heran- fahrenden Schnellzug überfahren. Der Mann erlitt so schwere Verletzungen, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Tübingen 25. Okt. Auf der Lustnauer- straßr wurde die Zimmermannsehefrau Hepper von dem Lastautomobil der Brauerei Heinrich überfahren und so schwer verletzt, daß sie in die Klirnk gebracht werden mußte. — Beim Abschluß der Gefamtrechrmng für das neue Oberrealschulgebäude ergab sich eine Kostenersparnis von 30400 ^ gegenüber dem Kostenvoranschlag.
Strümpfelbach OA. Backnang 25. Ok». Gesundheitsrücksichten veranlaßten unseren Stadr- schultheißen G. Metzger, der über 53'/» Jahre treu und gewissenhaft seines Amtes gewaltet, die OrtSvorstandzstelle niederzulegen. Aus Dankbarkeit und als Beweis der Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Gemeinde haben in ihrer letzten Sitzung die bürgerlichen Kollegien dem au« dem Amt Scheidenden da« Ehrenbürger- recht verliehen. Die Neuwahl ist auf Ende November festgesetzt worden.
Murrhardt 24. Okt. Anläßlich des 60. Geburtstage» des Tiermalers Zügel hat die hiesige Stadtverwaltung dem berühmten Sohne Murrhardts zu seinem Ehrentage ihre Glückwünsche durch eine Adresse des Stadtvorstands aut drücken lassen.
Von der oberen Zaber 25.Okt. Bei der heurigen Wintersaat werden schlimme Erfahrungen gemacht. Teils schädigen dis Mäuse den Samen, noch mehr aber die Ackerschnecken. Roggen, der schön grünt, wurde so von diesen Schädlinge» abgefressen, daß Nachsaat nötig wurde. Die Kartoffelernte ist nahezu beendigt. Einige Sorten, wie Industrie und verbesserte Magnum bouum haben noch ordentliche Erträge geliefert, dagegen haben die feinhäutigen Sorten versagt. In den Weinbergen werden die Pfähle gezogen, auf Haufen gebracht, und die Reben hinunter -
gelegt. Recht gut und groß ist das Welschkor» geraten, die Landwirteführen prächtige Kolbenheim.
Darmstadt 25. Okt. Der Aviatiker August Euler flog gestern abend auf einer Eulermilitäiflugmaschinr bei Dunkelheit 1 Stunde 13 Min. 26,5 Sek. Die Flugmaschine hatte 147,2 KZ Betriebsstoff an Bord, was einer Nutzlast von 3 Zentnern, den Piloten nicht mitgerechnet, gleichkommt. Die Flugmaschine verließ beim Start die Eide mit 60 w Anlauf und bewegte sich durchschnittlich in einer Höhe zwischen 50 und 120 w über der Erde. Die Landung erfolgte glatt, ohne jede Beschädigung vor der mit elektrischen Bogenlampen erleuchteten Halle. Die Flugmaschine war in der Dunkelheit nur noch an dem Feuerreif zu erkennen, den der rotierende Gnommotor bei Dunkelheit macht. Die besondere Bedeutung dieses Fluges liegt darin, daß die 3 Zentner Betriebsstoff auf einer außerordentlich kleinen Maschine mitgenommen wurden, die nur 20 gm Tragfläche insgesamt hat, während die bekannten Zweideckertypen 40 bis 60 gm Tragfläche habe».
Dresden 25. Okt. Ein junges Dresdener Brautpaar machte im Schrammsteingebiet (Sächsischs Sckweiz) eine Kletterpartie, wobei e« von der Dunkelheit überrascht wurde nnd das Mädchen ab stürzte. In seiner Verzweiflung sprang ihr Bräutigam nach. Da« Mädchen war nur leicht verletzt worden, während der junge Mann bewußtlos liegen blieb. Dem Mädchen gelang ek, Hilfe zu holen, worauf der junge Mann in» Spital gebracht wurde.
Potsdam 25. Okt. Der Kaiser wohnte gestern abend mit der Pnnzrssin Viktoria Luise dem Gastspiel Caruso» in der Vorstellung von „Aida" im Neuen Königliche« Operntheater in Berlin bei. Darauf trat der Kaiser mit der Prinzessin im Sonderzuge vom Potsdamer Bahnhof au» die Reise nach Brüssel an. Die Kaiserin stieg auf der Wildparkstatio» ein, worauf die Reise um 10.10 Uhr abends fortgesetzt wurde.
Brüssel 25. Okt. Der Kaiser und die Kaiserin sowie Prinzessin Viktoria Luise sind 2.20 Uhr hier eingrtroffen. Auf der EinzugSstraße hatte sich eine ungeheure Menschenmenge eingefunden, dis auch Balkons. Fenster und Dächer besetzte. Auf dem Bahnhof stand eine Ehrenwache von Grenadieren mit Fahne und Musik. Der König in der belgischen Generalsuniform mit der Kette de» Schwarzen Adler orden» und dem Bande des Großkreuzes des Roten Adlerordens erschien mit der Königin, ferner dis Spitzen der Militärbehörde» und der
Seit jener Unterredung schien die Scheidewand zwischen den beide» Hauptdarstellern hinwcggeräumt zu sein, und der Dichter, der bei keiner Probe fehlte und die Wollust der sorgsamen Einübung seines ersten Stückes durch treffliche Künstler mit vollen Zügen genoß, konnte sich nicht genug wundern, daß zwischen Hugo und Wartner jetzt auf einmal dar feinfühligste, künstlerischste Einverständnis zu spüren war, daß sie einander fast überboten in dem Bestreben, einander selbstlos zu ergänzen.
Hallberg lebte zwar in einem Zustaud höchster Erregung, versicherte aber jedem, der e« hören wollte, daß diese Zeit die glücklichste seines Lebens sei, und man brauche ihm nur in die Augen zu sehen, um zu erkennen, daß er damit die Wahrheit sprach. ES gibt ja vielleicht auch kaum eine größere künstlerische Freude als die eines Dichters, der das, war er in stillen Stunden mit geistigem Auge erschaute, zum erstenmal durch die Kunst de« Regisseur« und der Bühvenleute Gestalt gewinnen sieht, bi« et eine« Tage» fertig und lebensvoll vor ihm steht.
Zwar fehlt e« vorher nicht an Fehlern und Mißverständnissen, ja bisweilen will e» scheinen, al» ob man sein Werk verstümmele und um seine beste innerste Wirkung bringe, aber mit jeder Probe klärt sich das anfängliche Chaos, und auf einmal „steht" da» Stück und der Verfasser ist, wen« er ehrlich sein will, beinahe verwundert, daß er der Urheber von alledem sein soll. Hallberg kostete all' diese Wonnen und Aengste zwar ebenso durch, wie jeder andere Bühnendichter, aber er hatte doch nicht unter der lähmenden Furcht vor der Wirkung seines Stücke» auf ein Premiörenpublikum zu leiden, dessen Stimmung von tausend unberechenbaren Kleinigkeiten abhängt und dessen Gnade oder Ungnade über da» Schicksal eine« Werke» entscheidet. Gr wußte, daß seine Dichtung ihre Feuerprobe lediglich vor dem fürstliche» Kunstfreunde zu bestehen haben würde, dessen reife Kennerschaft und hochgebildeter Geschmack die Gewähr dafür boten, daß er sein Urteil nicht von äußeren Effekten beeinflussen, sondern da« Kunstwerk al« solches auf sich wirken lassen würde. Wenn dir „Freiheitsträume" auf den Großherzog den gewünschte» Ein
druck hervorbrachte», so war an ihrem Erfolge beim große« Publikum von Kronburg kaum zu zweifeln, da jede» Stück, das der regierende Herr seine» Beifalls würdigte, dadurch den beste» Kreisen der Residenz als nachdrücklichst empfohlen galt.
Hallberg empfand also mit großer Dankbarkeit, daß ihm die Sondervorstellung Befreiung von der Willkür der Premiörentigrr verschaffe, und diese Empfindung bewirkte, daß er die ganze Stellung Hermann Heinrichs zu Kunst und Künstlern wesentlich ander« zu beurteilen begann als bisher.
Er sprach da» oft genug gegen Hugo aus. „Euer Großherzog ist mit seiner Art de« Kunstgenusses vielleicht doch auf dem richtigen Wege. Von welcher Höllenangst müßte ich jktzt gepeinigt sei«, wenn ich wüßte, daß mein Werk in wenigen Tagen vor einem tausendköpfigen Menschenhaufen heraukgebracht würde, mit dem mich nicht», gar nichts innerlich verbindet, der vielmehr nur auf Sensation bedacht und sich seiner Macht über Leben und Tod eines Stückes grausam bewußt ist. Aber der hochgebildete Fürst wird ein ideales Publikum sein, und, wen» ihm mein Werk gefällt, so Hab' ich bei der ersten öffentlichen Aufführung doch schon alle vornehmen und hoffähigen Leute für mich, die von vornherein da« mit günstigen Augen betrachten, was den Beifall ihres gnädigsten Herrn gefunden hat. Jetzt erst, wo ich'» an mir selbst erfahre, verstehe ich recht, was er mit seiner „Befreiung des Künstler»" meint."
Der Schauspieler hatte die Worte de» Dichter» ruhig angehört, aber um seine Lippen zuckle es, und seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte.
„Also du bist nun bekehrt, edler Dichter," begann er nicht ohne leisen Spott, aber trotz dieser plötzlichen Einsicht hast du keine Lust, die letzte Folgerung daraus zu ziehen und auf die öffentliche Vorführung der „Freiheilsträume" ehrlich zu verzichten. Du willst im Gegenteil die Sondervorstellung nur als Vorspann für da« Geschäft benutze«, ei, du kluger Idealist!"
(Fortsetzung folgt.)