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Ziegeleiarbeiter Tikulski stieg bei der Vor­nahme von Schmierarbeiten in die Oeffnuag eines gerade stillstehenden KollergavgS. Plötzlich wurde das Antriebsrad eingerückt und der junge Mann wurde so gräßlich zugerichtet, daß er bald darauf starb.

Göppingen 23. Okt. ReichStagSabg. Erzberger sprach gestern abend in einer vom Zentrum einberufenen Versammlung über die politische Lage und die bevorstehende« Rrichs- tagSwahlen. Seinem etwas heiseren Organ war er anzumerkrn, daß er eine größereTournee" hinter sich hat. Im ersten Teil seiner Rede versuchte Erzberger natürlich da« Zentrum wegen seiner Haltung ^bei der Reichtfinanzreform weiß zu waschen. ES werde jetzt behauptet, der Reichskanzler und alle seine Minister seien Ge­fangene des Zentrums. Darauf könne nur Heiterkeit antworten. Die Regierung bestehe zur Zeit zu 90°/o au» nationalliberal gesinnten Männern, und von einer Zentrumsfreundlichkeit könne deshalb gar keine Rede sein. Nach einer kurzen Erwähnung der preuß. WahlrechtLfrage, bei welcher die Regierung auch nur wieder den Nationalliberalen zu liebe nachgegeben habe, ging der Redner auf die nächsten Aufgaben des Reichstag» über. Von der Militärvorlage könne noch nicht gesprochen werden, da noch jede positive Uvterlage fehle. Die Flottenrüstung des Reichs sei jetzt erfreulicherweise derart, daß es England nicht mehr wagen könne, einen An­griffskrieg zur See gegen Deutschland zu unter­nehmen. In der Kolonialpolitik sei ein Wechsel eingetreten. Er, Redner, habe die Politik Dsrnburg» unterstützt, weil er in der Ein- geborenrnpolitik die Wegs eingeschlagen habe, die auch da» Zentrum billige. Der Stein de» Anstoßes seien die kleinen Diamanten von Südwkstafnka gewesen. Dernburg habe mit dem Vertragsabschluß zu Gunsten der Kolonial- Gesellschaften den Berliner Großbanken eia Millionengeschenk gemacht; da» Reich wäre heute um etwa 280 Millionen reicher, wenn man seinem, Erzbergers, Vorschlag gefolgt wäre, die DiamantenauSbeute dem Reiche zu über­tragen. Aufgabe de» Reichstag» sei es, den Vertrag noch nachträglich zu prüfen und daran zu bessern, was zu bessern möglich sei. Von dem neuen Staatssekretär sei zu erwarten, daß er eine gründliche Sanierung der Bergwerks- verhältniffe in Südwestafrika in die Wege leite. Von den kommenden ReichrtagSwahlen glaukst der Redner, daß sie infolge derMillionen de» Hansabundes", den er als Filiale der National­liberalen bezeichnte, rin gegenüber früher wesentlich anderes Bild zeigen werden. Da» Zentrum werde, wenn es sich um die Neuordnung der Handelspolitik handelt, entschlossen an der Schutzzollpolitik festhalten, die Deutschland nur Vorteile gebracht habe. ES werde aber auch nach wie vor dafür eintrete», daß in Gesetzgebung und Verwaltung der christliche Geist zum Aus­druck kommt.

Pforzheim 24. Okt. Die Lage in der hiesigen Kettenindustrie zeigt keine Ver­schärfung. Von 2840 männlichen in der Ketten­industrie beschäftigten Personen haben nur 740 auf 14 Tage gekündigt. Bei dieser Aufstellung fehlen nur unwesentliche Betriebe. Im Ganzen hat also nur der 4. Teil der Krttenarbeiter ge­kündigt. Die Fabrikanten haben zum Teil große Lager.

Aus Baden 24. Okt. (Großfeuer.) In Adelsberg (A. Schönau) entstand ein Groß- feuer, da» binnen drei Stunden 8 Anwesen zerstörte. Eine nahezu 80jährige Frau kam in de» Flammen um. Auch wird ein Kind ver­mißt. Viele Fahrnisse sind verbrannt, auch dürfte da« Feuer unter dem Vieh große Opfer gefordert haben. 12 Familien wurden durch den Brand obdachlos. Die Ursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt, doch wird Selbstentzündung des aufgespeicherten Heus vermutet. In Konstanz erschienen gestern nachmittag im Laden de» PelzwarengeschäftS Erndwein zwei anscheinend dem Arbeiterstande angehörende In­dividuen, die sich den Anschein gaben, als ob sie Einkäufe machen wollten. Während der eine ein Kragenknöpfchen für 3 Pfennig erstand,

eignete sich der andere einen Spazierstock mit silbernem Griffe an. Beide suchten hierauf da» Weite; drr Ladeninhaber Ludwig Erndwein ver­folgte die Beiden und stellte sie vor dem Leon- hardt'schen Geschäftshaus. E» entspann sich da nun ein regelrechter Ringkampf, an dem sich auch Frau Erndwein und deren Schwester beteiligten, um dem angegegriffenen Manne Hilfe zu bieten. Hierbei erhielt Erndwein einige Messerstiche in de» Kopf, so daß er blutüberströmt auf dem Platze stand, aber den Kampf mit dem räube­rischen Dieb weiterführte, und diesen in sein Ladengeschäft herrinzog. Bald darauf erfolgte die Verhaftung der Beiden.

Bremerhaven 24 Okt. Ein schweres BootLunglück ereignete sich gestern an der Wesermündung. Der Gastwirt Feld mann hatte mit seinem 9jährigen Töchterchen und 3 Gästen eine Bootsfahrt uvtrrnommen. In der Nähe de» LcuchtturmS kevterte das Boot und alle Insassen stürzten ins Master. Infolge de» heftig einsetz-nden Sturme» konnte ein bald ein- treffevder Fischerdawpfer nur noch einen mit den Wellen Kämpfenden, einen Elektriker, retten, während Feldmann, seine Tochter und 2 Fischer­dampfermatrosen ertranken. An dem Unglück trugen die Insassen selbst die Schuld, da sie sich trotz de» heftigen Sturmes so weit hinausgewagt hatten.

Paris 24. Okt. Im Aerodrom von Douai ereignete sich gestern nachmittag bei der Abnahme eines von der Heeresverwaltung be­stellten Flugapparats ein tödlicher Unfall. Der Hauptmann Math iot unternahm einen Flug mit dem neuen Apparat und erreichte eine Höhe von 100 m. In dieser Höhe neigte sich plötzlich der Apparat vornüber und stürzte zu Boden. Der Hauptmann wurde al» Leiche unter de« Trümmern hervorgezogen.

Budapest 24. Okt. Dar Militär­luftschiffParstval", da» gestern von seiner Halle in Wien aufgestiegen war und wegen schlechten Wetter» gestern in Raab hatte nieder- gehen wüsten, setzte heute um 1 Uhr seine Fahrt fort und wurde 5',/r Uhr in Budapest gesichtet. Um Uhr konnte es auf dem Rakoser Flug fi lde, des ihm durch Feuerzeichen als Landung»- plctz keuntlich gemacht war, glatt Niedergehen.

Budapest 24. Okt. Die Insassen de» um 7'/- Uhr auf dem Rakoser Flugplatz gelan­deten Militärluftschifse»Parseval"waren Hauptmann Hoffori, Oberleutnant Frhr. v. Ber­lepsch, Oberleutnant Maübmth und ein Korporal. Da» Lust sch'ff soll morgen mittag die Rückreise nach Wien antreten.

Casamicciola 24. Okt. Infolge eine» heftigen Unwetter», das heute früh auf der ganzen Insel Jschia herrschte, sind in Casamicciola und Umgebung mehrere Häuser vollständig zerstört worden und alle Häuser durchschlammt und durch große Steine blockiert. Bi» abends wurde ein Toter aufgefunden. Man befürchtet, daß sich unter den Trümmern noch mehrere Opfer befinden.

Vom Gordou-Bemiet-Fliege«. I

Die Beamte» de» Lustschifferklubs Amerika äußerten ihre persönliche Ansicht dahin, der BallonGermania" habe mit der zurück- gelegten Strecke von 1200 Meilen einen neuen Welt-Rekord ausgestellt und sei als Sieger des Gordon-Bennett-Rennen zu betrachten. Nach de» Angabe» der Insassen de» BallonsDüssel­dorf", die 1240 Meilen zurückgrlegt haben, wären diese Sieger de» Gordon-Bennett Rennens. Wie aus Nerv-Dork berichtet wird, ist der Ballon Azurea" im Distrikt von Algoma in Kanada gelandet, lieber den BallonAmerika" fehlt bi» jetzt noch immer jede Nachricht. Die Vollkutter und die anderen Regierungsdawpfer, die den Huronsee befahre», sind angewiesen worden, die Nachforschungen nach dem Ballon Amerika" zu unterstützen. Die Jnsaffen de» BallonsHelochia" sahen einen unbekannten Ballon über dem Huronsee fallen.

Vermischtes.

Adressat unbekannt verzogen." Ei«eu Beitrag zur Wandlung drx Dinge in

Portugal lieferte dieser Tage der Pariser Figaro. Zu seine» ständigen Lesern gehören König Manuel und seine Mutter Amelie, die da» Blatt au» Pari» unter Streifband erhielten. Die in der letzten Zeit an die Bezieher eingrsandten Exem­plare sind nun an die Geschäftsstelle in Paris zurückgelangt mit dem lakovischen Postvermerk Abgereist, ohne Adresse zu hinter­lassen."

Das Obstesseu ist ein vorzügliches Mittel zur Erhaltung der Zähne. Leute, die regelmäßig Obst und Gemüse genießen, haben in drr Regel prächtige, glänzende weiße Zähne und leiden selten an Zahnschmerzen. So belichten ausnahmslos fast olle Naturforscher, daß gerade die Menschen südlicher Länder die schön­sten Gebisse ausweisen, und daß Zahnerkrankungen, wie z. B. Zahnstein, Fäule, Brüchigkeit u. dergl. bei diesen Völkern zur größten Seltenheit gehören. Und das ist verstaatlich, denn gerade die südlichen Menschenrassen sind vorwiegend Obst- und Ge- müsei sser. In den Früchten hat die Natur eine Menge frischer, schwellender Lebenskraft unter der Einwirkung der Sonne aufgespeichert und diese kommt den Obstessern zu gute. Beim Kauen de» Obstes kommt dieses, sowie die von ihm abgespaltene Fruchtsäure mit allen, auch den hintersten Zähnen in Berührung. Während die fleischigen Teile des Apfels oder der Birne das Amt desSÄeuerns" übernehmen und dies in äußerst milder und doch gründlicher Weise be­sorgen, dringt die Fruchtsäure in die feinsten Lücken und Zwischenräume und zerstört hier alle Fäulniserreger, die in den meisten Fällen An- stcckungrpilzen willkommenen Wucherung«boden abgeben. Die Fruchtsäure löst aber auch jene grieselartigen Absonderungen, die sich häufig am Rande des Zahnfleisches vorfinden, die Bildung der Zahnsteins verursachen und dadurch zu schmerz- hsften Erkrankungen Veranlassung geben. Dabei ist noch ganz besonders hervorzuheben, daß die Obstsäure für de» Schmelz der Zähne unschädlich ist, daß aber die in den Früchten vorhandenen Nährsalze für den Aufbau der Zähne von größter Bedeutung find. Wer sich von der Wahrheit dessen überzeugen will, der mache folgenden Ve>such: er genieße vor dem Schlafengehen einen oder zwei Aepfel und beobachte dann früh seine Mundhöhle. Schon der frische Geschmack wird ihn belehren, daß der Genuß der Aepfel anregend wirkte, denn von dem sogenanntenpappigen" Geschmack am Morgen und dem davon auSströ- mendrn üblen Geruch wird wenig oder nicht» zu spüren sein. Da» sollten namentlich alle Mütter beherzigen und dafür sorgen, daß die Kinder vor dem Schlafengehen regelmäßig ihren Apfel er­hellen. Sie werden damit nicht bloß manche Krankheiten von ihren Lieblingen abhalten, sondern diesen auch gesunde, schöne Zähne sichern.

Eingesandt.

In dem gestrige» Bericht über die General­versammlung de» Spar- und Konsumverein» Calw und Umgegend ist angegeben, daß der Verein au» der Bäckerei des Konsumverein» in Stuttgart im abgelaufeven Geschäftsjahr 57 350 Laibe Brot bezogen habe. Dadur ch ist den hies. an- sässigenBäckermeistern ein sehr ansehnliches Geschäft entgangen und einem auswärtigen Unternehmen zu gut gekommen. Im Interesse des einheimischen Gewerbe» ist dieser Bezug des Brote» von aus­wärt» zu bedauern. Die hiesigen Geschäftsleute bezahle» ihre Steuern und haben große Beiträge zu den städtischen Einrichtungen zu leisten. Wünschenswert wäre e», wenn zwischen Konsumverein und Bäckergenossenschaft sich wieder ein besseres Verhältnis an­bahnen würde.

Neklametetl.

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