Amts- und Aumgedlatt für dm Meramtsbylrk Lalw

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ErscheinungLlayc: Montag, TicnStag. Mittwoch. DonncrSiag, Freitag und SarnStag. Jnsertionspreis 10 Plg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Montag, den 24. Oktober 1910

BezugLpr. i. d. Stadt>/,jiihrl. m. Trägcrl. Mk. t.25. Postbezugdpr. t.d. OrtS-u.NachbarortSverk. '/.jährl. Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. I.SO. Bestellg. in Württ. 30 Psg., in Bayern u. Reich 4LPsg.

Tagesrremgkeiten.

Calw 24. OkL. Gestern nachmittag hielt die hies. Schützengesellschaft ihr Herbst­und Schlußschießen ab. Zu Preisen fand der ziemlich ansehnliche Ob st ertrag des Bau-nguts der Gesellschaft Verwendung, auch war von einem Schützen eine schön bemalte Scheibe aus Anlaß seiner Vermählung gestiftet worden. Auf diese Scheibe hatten die 3 beste« Treffer: Werkmeister Rapp, Adolfs sev., vr. Aulenrieth. Beim Ausschieße« de» Obstertrag» zeigte sich Auge und Uebung der zum Schützen- Meister erkorenen in erfreulicher Weise: den 1. Preis errang Fabrikant Hippelein (Alt­schützenmeister), den 2. Schützenmeister Deyle, den 3. Werkmeister Rapp, den ^4. Kaufmann Schlatterer, den 5. Paul Georgii. Von 16 Schützen wurden trotz der eingetretenen Dunkel­heit 13 Treffer gemeldet. Obfipreise konnten sämtlichen Schützen zugeteilt werden. Als treff­sichere Schützen taten sich hervor, auf der Feldhaupt­scheibe: P. Höfer-Liebenzell, Schützenmeister Deyle und C. Beißer; auf Standhauptscheibe: Schützenmeister Deyle, Hohenstein-Weilderstadt, Jul. Dreiß. Nach dem Schießen fanden sich die Schützen noch im WirtschaftSraum de» Schützen- Hause» zu gemütlicher Unterhaltung zusammen. Im kommenden Winter soll da» Zimmerstutzen- schießen wieder aufgeuommen werden; es wäre zu wünsche«, daß sich zu diesem nüchternen und doch unterhaltenden Sport vieleTeilnehmer melden.

o C a l w 24. Ott. Am Sonntag, de« 23. Oktober, hielt der Spar- und Konsum­verein Calw und Umgegend im Bad. Hof seine 4. jährliche Generalversammlung ab. Nach Begrüßung der sehr zahlreich erschienenen Mitglieder durch den Vorsitzenden wurde von dem Vorstand der Geschäft»- und Rechenschaft»- bericht vorgetrage», der einstimmig gutgeheißen wurde. Hierauf wurde dem Vorstand Entlastung

erteilt. Nach dem Geschäftsbericht beträgt der Umsatz im eigenen Geschäft ^ 69 974., der- jenige im Lieferantengeschäft 15 355., gegen ^ 43127. bezw. 18 707. im Vorjahr. Infolge Aufnahme der Brote» im eigenen Ge­schäft erlitt der Umsatz im Lieferantengeschäft eine» Rückgang von nur ^ 3 452, während der Umsatz im eigenen Geschäft eine Steigerung um ^ 26 847., --- 62 >, erfuhr. Die Mit­gliederzahl ist, die Kündigungen abgerechnet, um 57 gestiegen und beträgt 335. Da» Warenlager wurde 14mal «mgesetzt, ein Beweis dafür, daß die Waren stet» in frischem und gutem Zustand abgesetzt werden. Von der Bäckerei de» Spar­und Konsumverein» in Stuttgart wurden im ab­gelaufenen Geschäftsjahr bezogen: 57 350 Laib Brot. Infolge der sehr günstigen Entwicklung de» Verein» konnte eine Dividende von 8 °/° im eigene« und eine solche von 5 °/<> im Lieferanten- geschäft zur Verteilung gelangen, eine Ersparnis, die bei der gegenwärtigen teuren Lebenshaltung von den Mitgliedern zur Eindeckung de» Winter- bedarfs, sehr wohltuend empfunden wird. Die Mtglieder können mit Stolz auf da» abgelaufene Geschäftsjahr zurückblicken und mögen sich wohl manche, bi» jetzt dem Verein noch Fernstehende, entschließen, demselben als Mitglied beizutreten, wa» ja bei nur einer Mark Eintrittsgeld auch dem Unbemittelten ermöglicht ist und der Ge­schäftsanteil von den Dividende« einbezahlt werde» kann.

Stuttgart 22. Ott. (Entgleist.) Heute vormittag sprang Ecke der Kronprinz- und Büchsenstraße ein von der Liederhalle kommender Straßenbahnwagen aus dem Glei» und fuhr in scharfer Kurve gegen da» Staatischuldkafsen- gebäude. Hier wurde durch den heftigen Anprall ein Stück Verputz abgeschlagen. Die Straße zeigt an einzelnen Stellen tiefe Spuren der Wagenräder. An dem Trambahnwagen selbst

wurden die Scheiben zertrümmert. Verletzt wurde niemand. Die Ursache dürste wohl in zu schnellem Fahre« liegen.

Stuttgart 21. Okt. (Akademische Arbeiter-Unterrichtskurse.) Im Januar 1908 wurden hier Kurse errichtet, in denen Studenten an Arbeiter fast unentgeltlich Unter­richt erteilten. Gegen 3000 Teilnehmer haben seitdem die Kurse besucht; im verg. Winter allein nahmen an den verschiedenen Unterrichtsfächern fast 1200 teil. I« den ersten Wochen de» No­vember soll in diesem Winter die Tätigkeit aus­genommen werde». Arbeiter aller Berufsstäude, kleinere Gewerbetreibende, Handlungsgehilfen finden in diesen Kurse« Belehrung, Erweiterung ihrer Bildung, Anregung in mancher Richtung. Lebhaft ist auch die Beteiligung von Frauen und Mädchen, die an Wissen nicht hinter den Männern zurückstehen wollen, zumal in sden Kreisen nicht, wo die Frau oft neben dem Mann ihr Brot verdient. Man hat deshalb besondere weibliche Kurse errichtet, in denen Studen­tinnen und Lehrerinnen als Kursleiter wirken. Der Unterricht wird in jedem Kur» einmal wöchentlich, abend», in verschiedenen Schulen der Stadt erteilt. Durch Entgegenkommen der Stadtverwaltung, der Gewerkschaften, privater Stifter, und besonder» de» Württ. Goethebund», können die Unkosten fast ganz bestritten werden. Am Dienstag, 25. Okt., findet in der Arbeiter­halle eine Versammlung statt, in der genaue Aufklärung über da» Unternehmen gegeben wird. Daran anschließend findet ein naturwissenschaft­licher Vortrag mit Lichtbildern statt: Natur- urkuuden nach Aufnahme» von G. E. F. Schulz- Berlin, mit Text von Dr. Flöricke-Stuttgart.

Stuttgart 22. Ott. Dem heutigen Mo stob st markt auf dem Wilhelm»platz waren 2200 Zentner zugeführt. Prei» 5.806.60 per Zentner.

Beifall.

Eine Novelle von F. A. Geitzler.

l Fortsetzung.)

Hallberg zuckte die Achseln. So glücklich er über Hugo» Begeisterung für sein Werk war, so wenig verhehlte er sich, daß der Freund innerlich bereit» mit seiner Kronburger Stellung gebrochen hatte und sich jetzt nur noch einer Selbsttäuschung hingab. Er hatte übrigen» gute« Grund, ihm auf« neue dankbar zu sein, denn Hugo hatte dem Veltheimer Theater- direttor in hellster Begeisterung von denFreihettSträumen" erzählt und ein spätere» Gastspiel nur unter der Bedingung zugesagt, daß er dabei an mindesten« zwei Abenden den Harold spiele» könne, worauf der Direktor sofort eingegange» war.

In frohester Stimmung kam die Gesellschaft gegen Abend im Hotel an, da übergab der Pförtner Hugo ein dringliche« Telegramm. Er er­brach und überflog er schnell und eine Wolke de» Unmut« beschattete sein Gesicht.

Befehl von der Kronburger Intendanz", sagte er mit harter Stimme,der Großherzog kehrt heute schon zurück und will morgenDie Braut von Messina" genießen. Ich muß also heute Abend noch abreisen."

Und deine dritte Gastrolle?" fragte Eva.

Darauf müssen die braven Veltheimer eben verzichten", entgegnete er mit Bitterkeit.Mein Urlaub wurde mir nur unter der Bedingung bewilligt, bei vorzeitiger Rückkehr des Großherzog» da» Gastspiel abzu­brechen. Ich muß meine Pflicht erfülle«. Portier, telephoniere« Sie ins Theaterbureau, daß ich sofort hinkomme, um den Direktor persönlich zu

spreche». Auf die Möglichkett war er ja vorbereitet, aber augeueh« wird'» ihm doch nicht sein. Und rüsten Sie alle» zu meiner Abreise. Ich fahre 9 40 mit dem Schnellzug. Entschuldigt mich eine Stunde, ich komme so rasch al» möglich wieder zurück!"

Dann ging er fort. Die Seinigen schaute» ihm bestürzt nach, Vater Haffner äußerte zwar, daß Pflicht allem anderen vorangehe, sah ober gar nicht so au», al» ob er diese Pfllichterfüllung im vorliegenden Fall für angenehm und selbstverständlich halte.

Hallberg über schaute in dem kleinen Kreise rund umher und sagte mit seinem ironischen Tonfall:Da« verstehen Sie alle nicht, meine Herrschaften, da» nennt man in der großherzoglichen Haupt- und Residenz­stadt KronburgFreiheit de» Künstler»."

Grimmig lachend stieg er langsam die Treppe hinauf und die ander« folgten. Wenige Stunden später saßen Hugo, Eva, Hallberg und der Justizrat nach herzlichstem Abschied von Hugo» Eltern im Schnell­zug. Da» dumpfe Schweigen schwerer Verstimmung lag über dem Abteil. Die Herren bliesen den Dampf ihrer Zigarren gedankenvoll in die Lust, Eva saß blaß und nachdenklich in einer Ecke. Endlich begann sie:Warum hast du den Eltern nicht zugeredet, mit nach Kronburg zu fahren, Hugo? Sie hätten doch bei ««» ei« paar schöne Tage verleben können."

Hm, schon möglich. Aber für mich wär'» peinlich gewesen. Zur Sondervorstellung hätten Sie ja doch keinen Zutritt gehabt, na und daß ich sie etwa in» Theater schicke, damit sie sich Herrn Mayring ansehen, da» kannst du doch nicht erwarten."

Nur ruhig, Kinder", mischte sich der Justizrat ein,Hugo hat schon Recht. Es ging nicht und wäre eine Qual für un» alle gewesen. Ein andermal wird sich alles bester fügen. Und nun wollen wir un»