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Amts- und AiiMgeblM für de» OberamtsbeKK Calw.

85. Jahrgang.

(-rschemungslage.' Montag, Tien§1afl. Mittwoch. ToniicrLrag. Freitag und SamStag. JniertionspreiS 16 Pig. pro Zeile iür Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Freitag, den 21. Oktober 1910.

Bezugspr. i. d. Stadl ^jährl.m. Trägerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr. r.d. Orts-u. Nachbarortsverk. ^jährt. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestellg.in Württ. 3OPfg., in Bayern u. Reich 4L Pfg.

»Mttkstzr B-ramrirnach««-»»».

BekaimtNachnng.

Die K Regkrun»; des SLwarzwaldkceises hat am 18. Oktober 1910 die Wahl des Bauern Johannes Proß in Oberhaugstett zum Octs- vorstehrr dieser Gemeinde bestätigt.

Calw, 20. Oktober 1910.

K. Oberamt. Binder.

K. Oberamt Calw. Bekarrntmachrmg, bet . die Natural­leistungen anläßlich der diesjährigen Manöver.

Die Herren Ortsvorsteher der in Betracht kommenden Gemeinden wollen dem Oberamt um­gehend vorlegen:

1) die militä'-isLerscits erteilten Bescheinigungen für nicht sofort bar bezahlte Vorspann­oder Fsnrageleistnvgen,

1) die zur Berechnung des AmtSkörperschasts- zuschusses erforderlichen QuartierVescheini- gnnge«

Hierbei wolle berichtet werden, ob die An­sprache der einzelne« Qnartiergrbrr ordnungs­mäßig berechnet und von den Gemeindepflegern ansbezahlt worden sind.

Calw, 20. Oktober 1910.

Reg.-Rat Binder.

K. Oberamt Calw.

Erlaß an die Gemeindebehörden detr. die Mäuseplage.

Da gegen die Mäuseplage nicht überall in der erwünschten Weise vorgegangen wird, werden die Schultheißenämier veranlaßt, soweit noch nicht ge­schehen, auf die gemeinschaftliche Belämpfnng der Feldmäuse hinznwirken. Bezüglich der anzuwenden­den Bekämpfungsmittel verweise ich auf die im

Minist.-Amtr.-Bl. von 1903 S. 478 veröffentlichte Belehrung, sowie auf die Mitteilung der K. Anstalt für Pflanzenschutz in Hohenheim in Nr. 15 des Württ Wochmblaits für Landwirtschaft von 1910 S. 230.

Sofern Strychningetreide verwendet werden will, ist darauf zu achten, daß dasselbe von Firmen bezogen wird, deren Fabrikate hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bekannt find. Auskunft h'erüber wird von der Anstalt für Pflanzenschutz gerne erteilt. Dieselbe empfiehlt zur Mäusebekämpfung indessen in erster Linie den Mäusetyphusbazillus (Baztllenhafer), welcher von genannter Anstalt hergestellt wird und um verhältnismäßig billigen Preis zu beziehen ist.

Einem Bericht über das in jeder Gemeinde Geschehene sehe ich bis 1. Nsv. d. I. entgegen.

L. Den 20. Oktober 1910.

Reg.-Rat Binder.

Tagesneulgkeileu.

Leonberg 20. Okt. (Unfall.) Inder Stohrer'schen Fabrik fiel gestern nachmittag dem 18jähr. Schlosser Gfrörer aus Markgröningen eine Blechtafel auf die Füße, wodurch ihm ein Fuß am Knöchel abgeschlagen wurde. Der Ver­unglückte wurde sofort in das Krankenhaus verbracht.

Bernhausen a. F. 20. Okt. (Filder- kraut.) Der heurige naffe Jahrgang war für das Kraut sehr günstig. Köpfe mit 15 Pfund sind keine Seltenheit. Dieser Tage hatte Sonnen­wirt Traulwein einen Krautkopf im Gewicht von 25 Pfund und jetzt wieder einen solchen mit 23 Pfund. Gewiß ein respektables Gewicht für einen Krautkopf.'

Heilbronn 19. Okt. Von seiten der Stadtverwaltung wurde hier eine besondere Veteranenehrung veranstaltet. Nach einer Feier vor dem Kriegerdenkmal, wobei Dekan

Dr. Dopffel die Gedächtnisrede hielt und Ober­bürgermeister Dr. Göbel einen Kranz für die Stadt niederlegte, fand ein kurzer Gedenkakt vor dem Kaiser Wilhelm-Denkmal statt, dar Rechts­anwalt Köstlin mit einem Kranz schmückte unter einer Ansprache auf da« deutsche Vaterland. Sodann gab die Stadt den Veteranen ein Fest­mahl in der Harmonie, in dessen Verlaus die Ehrengabe der Stadt, für Veteranen je 10 ^ und für die Witwen von solche« je 5 ^ zur Verteilung gelangte.

Ellwangen 20. Okt. (Strafkammer.) Die Strafkammer verurteilte de» 54jährigen Schultheißen und Siebmacher Andreas Grupp ia Reichenbach OA. Gmünd wegen Unterschlagung, Privaturkundenfälschung und Betrugs unter Aus­schluß von mildernden Umstände« zu einer Ge­samtstrafe von 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, 3 Monate 15 Tage gelten als durch die Untersuchungshaft verbüßt. Der Ver­urteilte hat bekanntlich dem Darlehenskasse»»!!«» Reichenbach 55 000 ^ unterschlage».

Rottweil 20.Okt. (Gasvergiftung.) Heute früh 8 Uhr wurde die 65 Jahre alte Witwe de« PulverarbeiterS Joh. Merz in ihrem Hause tot vor ihrem Bette liegend auf­gefunden. Der Schwiegersohn, Schlaffer Rädle, und seine Ehefrau wurden in bewußtlosem Zu­stande, aber noch lebend, angetroffen. Es ist fraglich, ob sie am Leben erhalten werden können. Die Kinder der Rädle'schen Eheleute, zwei Mädchen, das eine 1 Jahr, daß andere 6 Wochen alt, wurden verhältnismäßig wenig betroffen und waren bald wieder munter. Das Unglück soll durch de« Bruch eines Gasrohrs entstanden sein, indem am Tage zuvor eine Dampfwalze die Straße vor dem Hause passiert hatte.

Tuttlingen 20. Okt. Wie früher be-

Beifall.

Eine Novelle von F. A. Geißler.

(Fortsetzung.)

Hugo schrieb den Brief mit fliegender Hast und empfand dabei ei» wenig Beschämung darüber, daß er den Eltern nicht die ganze Wahr­heit sagen konnte.

Gegen Abend sprach er noch bei Hallberg vor, um diesen zur Mit­reise nach Veltheim zu bewegen. Der Dichter erkannte den Freund kaum wieder, so sehr hatte die Aussicht auf den bevorstehenden Triumph ihn verändert. Er sprudelte, in einem fort lachend, die Worte förmlich her­vor, und au» seiner Stimme klang ein unterdrücktes Jauchzen heraus.

Widerrede gibt'» nicht, mein hochgeehrter Leibdichter. Du mußt mit, und wenn ich dich nach Veltheim entführen sollte. Denn erstens ist e« unbedingt nötig, daß du mich einmal spielen siehst, damit du weißt, ob ich noch der bin, für den du mich hältst. Und zweiten» wird e» sehr vorteilhaft für den Dichter derFreiheitsträume" sein, wenn er durch mich die Bekanntschaft de» Veliheimer Direktors macht. Ein sehr gutes Theater ist dort, ganz geeignet, um später einmal dein Werk zu geben, viel­leicht sogar mit einem gewissen Hugo Haffner in der Hauptrolle, na, Freundchen, was sagst du nun?"

Daß besagter Hugo Haffner ein Prachtkerl ist, der vielleicht gerade jetzt die kleine Beifallskur in Veltheim sehr gut brauchen kann und dem ich'» darum um so höher anrechne, daß er dabei gleich an seinen Dichter denkt", versetzte Hallberg voll aufrichtiger Freude.

Sobald er sich de» Freunde» Begleitung für die Fahrt gesichert hatte, stürmte Hugo davon, um beim Justizrat die große Neuigkeit zu verkünden. Er traf Eva allein an, als sie eben am Flügel saß und Beethoven spielte. Sie hörte mit Hellem Aufleuchten ihrer Auge» seinen Bericht an und sagte dann herzlich:Das ist schön, das ist'herrlich!"

Und Sie sind mir nicht böse, wenn ich dieser Lockung nicht wider­stehe ? Ich meinte schon, Sie sähen es lieber, wenn ich mich Ihren An­schauungen nähere und meine Kunst lediglich unserem Fürsten widme."

Da brach ein Strahl alle» verstehender Güte au« ihrem Auge, als sie sprach:Was haben meiue kindischen Ideen mit Ihrer Kunst zu tun? Nein, Sie brauchen den Beifall, können nicht auf ihn verzichten, und, ganz offen gesagt, ich möchte wohl einmal die Probe machen, ob meine Abneigung gegen da» Theater auch Stand hielte, wenn Sie der Dolmetsch de« Dichters sind."

Sie verstummte plötzlich und erhob sich mit glühenden Wangen, al» habe sie Unziemliches gesprochen. Hugo aber war rasch an ihre Seite getreten und sprach:

Dank, Fräulein Eva, für dieses gute Wort. Sie ahnen gar nicht, wie es mir wohltut. Ich bin ja so einsam gewesen die ganze Zeit, so ganz einsam, selbst als ich vom Strudel des gesellschaftlichen Lebens erfaßt war. Gerade aus Ihrem Munde ist mir die Ermunterung wertvoller als alles andere, darf ich sie deuten, wie meine Seele e» wünscht?"

Er hatte ihre Hand erfaßt, und sie entzog sie ihm nicht. Er küßte die Hand und sie duldete es. Da legte er sanft den Arm um ihre» schlanken Leib, spürte da» Beben ihre» Körper», den Schlag ihre» Herzens. Eva, liebe Eva, ich liebe dich treu und ehrlich, fänd' ich heute die rechten Worte, so wär ich nicht, der ich bin. Aber du mußt mich verstehen, weil du mich erkannt hast in so wenigen Tagen, Eva, Eva!"

Da bot sie ihm ihre Lippen und ein Kuß vereinigte ihre Lebens­kräfte. Und an seinem Halse hängend stammelte sie wie in seligem Traume: Ich hatte dich lieb, noch eh'du mich kanntest, Torheit schien es zu hoffen, aber daß du kommen würdest, Hab ich gewußt, und nun bist du gekommen."

Eine unsterbliche Stunde erblühte den Beiden. Al» der Justizrat kam, hörte er au» Eva» Munde ihr Glück. E» war daß Glück seine» einzige» Kinder. Darum sprach er freudig sein Ja. Und dann ging er