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West besagen, daß das Master im Begriff sei, in dar Telegraphengebäude einzudringen. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen.
New york 19. Okt. Gestern abend 10 Uhr traf von Well mann selbst folgendes Telegramm hier ein: „Heroische Rettung. Vaniman und alle meine Begleiter sind in diesem Moment gerettet an Bord des Dampfer» Trent." Ein weiterer Telegramm Wellmann» meldet über die Fahrt folgendes: „Nachdem wir Sonntag morgen Natucket passiert hatten, legten wir ungefähr 140 Seemeilen in nordöstlicher Richtung, ohne den Motor zu gebrauchen, allein getragen von einer leichten Brise, zurück. Nachmittags kam ein starker Wind aus West. Um 9 Uhr befanden wir uns in 42 Grad nördlicher Breite und 67 Grad westlicher Länge. Die „Amerika" wurde mit einer Geschwindigkeit von 25 Meilen davongetragen. Der Aequilibrator bewies große Widerstandsfähigkeit, er sprang von Welle zu Welle und beruhigte de» Ballon, um ihn dann wieder zu erschüttern. Es war eine furchtbare Nacht, die wir durchwachten. Wir hatten unk eng an- einandergekauert und schliefen in dem Glauben ei», am Morgen im Master zu erwachen." — Major v. Tfchudi, der bekannte Aeronaut, Direktor der deutsche» Flugplatzgesellschaft, hat einem Pressevertreter gegenüber sich über da» Mißlingen des Wellmann'schen Fluges folgendermaßen ausgesprochen: Wellmann hat noch sehr viel Glück gehabt, daß er 450 Meilen südlich von Sandy Hook aufgefischt wurde. Er wollte nach Nordosten, ist aber vom Kurs abgetrieben worden. Er kann seinem Schöpfer danken, daß er nicht weiter nach Süden und Osten kam, wo nur wenige Schiffe noch verkehren. Würde Wellmann weiter nach Süden gekommen sein, so hätte mau vielleicht nie wieder etwa» von ihm gehört. An das G.lingen der Fahrt konnte kein Fachmann glaube«. ES war eine ganz aussichtslose Sache.
— Einige interessante Einzelheiten über den Start des Wellmannschen Luftschiffes sind noch nachzutragen. Als das Luftschiff die Halle verkästen und die Küste erreicht hatte, ließen einige Polizisten die Taue zu frühzeitig lo», was zur Folge hatte, daß die Kette vom Benzinbehälter auf das Master uiederfiel, wobei ein Behälter zerplatzte und der Inhalt sich ins Meer ergoß. Mr. Vaniman rief jedoch au» der Gondel herab, man habe genug Brennmaterial, der Behälter werde sich bald mit See- waster füllen, das einen ebenso guten Ballast bilde. Im letzten Augenblick weigerte sich ein Mitglied der Mannschaft, der Franzose Jocon, die Reise mitzumachen. An seiner Stelle sprang nun John Aubert, der 20jährige Sohn eines Philadelphiaer Automobilfabrikanten ein. Ja der Gondel befinden sich ferner außer Wellmann der Chefingenieur Melvin Vaniman, der Führer
des Ballons Simons, der Funkentelegraphist Irwin und der Assistenzingenieur Albert Luid; Wellmanns Gattin und seine beiden Töchter sowie VanimanS Frau waren die letzten, die den Luftfahrenden die Hände schüttelten. Fra« Vaniman gab ihnen ein graues Kätzchen als Glückspfand mit in die Gondel. Erst beim Abschied wurde die erste Andeutung gemacht, daß der Flug nach Europa sofort ohne vorherige Proben unternommen werden sollte. Als Vaniman in die Gondel stieg, rief er: „Lebt wohl! Wir kommen nicht zurück, solange wir es nicht mit Europa versucht haben." Die lange Vorbereitungszeit, deren Wellmann für seine Expedition bedurfte, hatte die amerikanische ZeitungSwelt bereit« in hohe Nervosität versetzt, so daß der bisher wenig erfolgreiche Luftschiffer keine „gute Presse" hatte. Man macht« sich über ihn lustig, weil er die so oft angeküudigte Fahrt immer wieder verschoben hatte. Seit acht bis zehn Tagen warteten in Atlantic City täglich 50 000 Mensche» auf den großen Augenblick Als sich Wellmann schließlich Samstags zur Abfahrt entschloß, halten sich nur etwa 3000 Personen eingefunden. Ei» Motorboot, da« an einem aus der Gondel des Luftschiffes herabgelastene« Tau befestigt wurde, leitete die ersten paar Kilometer da» Luftschiff in die nebelige unsichere Ferne. Kaum 50 Fuß über dem Wasserspiegel schwebte da» graue Ungetüm lautlos dahin. Seine Motoren ruhten noch, aber ein leichter Westwind trieb e» vor sich, als da» Motorboot das verbindende Tau löste und den Rückweg nach der Küste einschlug. Da plötzlich schoß etwas aus dem Luftschiff herab, zwei-, dreimal überschlug e« sich im Fallen und tauchte dann einen Moment in den Wogen unter. Da« Motorboot drehte bei, um zu Hilfe zu kommen, aber es brauchte sich nicht weiter zu bemühen. Von der Gondel des Schiffe« wurde an einem Strick ei» Sack Herabgelaffen, in den sich da« mit den Wellen kämpfende Geschöpf rettete und Nun wieder hinaufgezogen wurde. E» war das Kätzchen, da« beim Aufstieg von panischer Furcht ergriffe» in das Takelwirk kletterte, dort wie wahnsinnig herumsprang und sich endlich ins Meer stürzte. Da» kalte Bad hatte jedoch eine schnell beruhigende Wirkung auf „PusfiS" Nerven, sie klammerte sich in dem Sack fest und ließ sich ruhig wieder in die Höhe auf die Gondel ziehen, wo sich rettende Arme «ach ihr aurstreckten.
Marktberichte.
Stuttgart 19.Okt. Der Ledermesse in der Gewerbehalle waren etwa 600 Zentner zugeführt. Nachfrage war besonders nach Wildoberleder. Sohlleder kostete 1.30—1.50 Wildvacheleder 1.10—1.20 Wildoberleder la 1.80—2.20^, Wildoberleder IIs, 1.50—1.80 Schmalleder 1.90—2.10 Kalboberleder 3 bi« 3.40 ^ per Pfund.
Eßlingen 19. Okt. (Obstmarkt.) Die Zufuhr war heute schwächer, sie betrug nur 1500 Zentner. Der Handel gestaltete sich ziemlich lebhaft, weshalb die Preise, die anfänglich auf 6 10 ^ gesunken waren, rasch bi» 6.60 für den Zentner stiege« und die ganze Zufuhr gegen 10 Uhr verkauft war. Auf dem Güterbahnhofe standen 9 Wagen; für den Zentner wurden 5.50—5.90 ^ bezahlt. Das Tafelobst galt 10—12 °^. Filderkraut 100 Stück 10 bis 15
Herbstnachrichten.
Mundelsheim 18. Okt. Beim Verkauf der Gesellschaftsweine wurden erlöst: 255—258 ^ für KäSberger, 237—243 ^ für sonstige Berglage«, je pr. 3 Hektol. An Privatweinen sind noch gute Reste feil zum Preise von 215 bi» 230
Vermischtes.
(Ein Beitrag zur Fleischnot.) Dem „Stuttg. Tagbl." wird geschrieben: Die zur Zeit bestehende Fleischteuerung wird mit Recht auf ein zu knappe» Angebot an Schlachtvieh zurückgeführt. Nicht ohne Interesse dürste nun die Tatsache sein, daß da« Angebot in einer Tiergattung, nämlich in Schweinen, gegenwärtig ein sehr rege« ist und daß der Stuttgarter Viehhof mit seiner gestrigen Zufuhr von über 1200 Schweinen seine höchste Zufuhrziffer in dieser Ttergattung seit seiner Eröffnung erreicht hat. Freilich läßt die Zufuhr an Großvieh anhaltend zu wünschen übrig. Bei dem Umstand, daß mit dem Eintritt in die kältere Jahreszeit da« Schweinefleisch wieder mehr bevorzugt werden dürfte, ist das starke Angebot an Schweinen ein Lichtblick in der sonst unerfreulichen Fleischkalamität.
— Zum Andenken Fritz Reuter» stellt au» Anlaß des hundertsten Geburtstages de« Dichter« die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung (Berlin Lübecker Str. 6) für 500 Volksbibliothek n eine dreibändige Ausgabe der „Stromtid" und für 1000 Schulen „Die Franzosentid" unentgeltlich zur Verfügung. Die Verteilung der „Franzosenlid" an Schüler erfolgt in der Weise, daß au» einer Schule nur 4 Schüler berücksichtigt werde». Da» Porto (30 A ist den Gesuche» beizufugen. — Die Gesellschaft hat auch zum 80. Geburtstag der Dichterin Marie von Ebner- Eschenbach an 1000 Volksbibliotheken je 5 kleinere Werke der Dichterin zur Verfügung gestellt. Von dem Anerbieten ist aus allen Teilen de« deutschen Sprachgebiets in so starker Weise Gebrauch gemacht worden, daß die Zahl der ursprünglich, für die Spende bestimmten Werke noch vermehrt werden mußte.
Amtliche und Privatanzeigen.
Oberamt Calw.
Gemeinde Dachtel.
Vergebung vo« Bauarveite«.
Die zur neuen Wasserversorguugsaulage erforderlich werdenden Erd-, Betonier»ngs-, Maurer- und Steiuhauerarbeiteu sollen Im Submisstons- wege vergeben werden.
Nach dem Kostenvoranschlag betragen:
Rubrik!
8
L
Betreff
Erd« Beton- rc. Arbeiten
Die Zu- und Verteilungsleitung . . . 2980.— . 680.—
Der Hochbehälter mit 100 cbm Nutzraum ! 420.— 2750.—
zus. ^ 3400.— I 3430.—
Pläne, Voranschlag und AkkordSbedingungen liegen bei der Unterzeichneten Stelle zur Einsicht auf; ebendaselbst sind die schriftlichen Angebote auf einzelne oder mehrere Positionen, in Prozenten des Voranschlags ausgedrückt, mit Angabe der Stundenlöhne für Maurer und Taglöhner, verschlossen und mit der Aufschrift
„Angebot auf Bauarbeiteu zur Wasserversorgung"
spätestens bis zum 24. Oktober 1910, abeuds 5 Uhr, portofrei einzureichen. Dachtel, den 17. Oktober 1910.
Schulthettzenanit.
Lehre.
Unterreichenbach.
Am nächsten Montag, de« 24. d«. MtS.,
findet hier
Mkh- Mil SlhMMlMkt
statt, wozu einladet Den 19. Oktober 1910.
-er Gemeittbeeat.
Breitenberg.
Im Bollftreckrmgswege
verkaufe ich am Samstag, den 22. dS., vormittags 11 Uhr, gegen bare Bezahlung:
ca. 26 Ztr. He«.
Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Ohngemach.
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Am SamStag nachm. 1 Uhr verkauft einen Wurf reine
MIWmim.
Philipp Lörcher, Bauer, Speßhardt.