1062

da« Mädchen ei« Guthaben ihre« Vater« in Karlsruhe eingezogen haben. Ueber den Auf­enthalt der Beiden konnte bi« jetzt »och nicht« ermittelt werden. Der 19jährige Knecht de« Bauern Christ. Leonhardt in Mafsenbach gab seinem Dienstherr« an, schnell nach Wimpfen zu seinem Vater zu müssen, der schwer verunglückt sei. Der Bauer ließ ihn ahnungslos gehen und gab ihm noch einige« Geld mit auf die Reise. Der Bursche hatte sich aber noch nicht lange ent­fernt, al« der Bauer bemerkte, daß ihm eine größere Geldsumme abhanden gekommen war. Die Verfolgung de« Burschen wurde so­fort ausgenommen, hatte aber bi« jetzt noch keinen Erfolg.

Ochseuburg OA Brackenheim 14 Okt. Der frühere Schullheiß Bauer ist gestern nach­mittag, laut Neckar-Echo, auf eine Anzeige de« Gemeinderat« plötzlich verhaftet worden. Die Ursache bildet eine im Frühjahr d. I. vorge­nommene Fälschung de» Gemeinderatsprotokoll« betr. Jagdverpachtung. Da« Kollegium hatte seiner Zeit beschlossen, außer dem Pächter keinen weiteren Teilnehmer zuzulafsen, während Bauer zu Gunsten de« Jagdpächter« einen solchen ins Protokoll hinringefälscht hat.

Oehringen 14. Okt. Auf der Straße zwischen Eindringen nach Erntbach wurden in der letzten Zeit wiederholt Ueber fälle auf die abend« durchfahrende Post versucht. In der letzten Woche mußte der Postillon einen im Ge­sicht geschwärzten Mann, der den Wagen «nter- weg« besteigen wollte, in die Flucht jagen. An anderen Abende» wurden sogar scharfe Schüsse auf den Postillon und eine« ihn begleitenden junge« Maun abgegeben, die jedoch ihr Ziel ver­fehlten. Eine Gerichttkommisston und der Stutt­garter Polizeihund find bereit« am Tatort.

Ebingen 14. Okt. Auf dem gestrigen Viehmarkt übten Taschendiebe ihr Handwerk au». Unter anderem wurde einem Bauern eine Brieftasche mit 200 Mk. au« der Tasche gezogen. Der Bauer wurde jedoch aufmerksam, machte auf LasLkrna«» «eranlnsil« dessen Ver­

haftung, nicht ohne daß diesem vorher noch eine tüchtige Tracht Prügel von den erregten Bauern verabreicht worden war. Ein anderer Be­sucher de« Viehmarktes au« Hohenzollern hat seine Brieftasche mit zwei Hundertmarkscheinen verloren.

Berlin 14. Okt. In einem Hause der neuen Friedrichstraße, gegenüber der Markthalle, entstand heute nachmittag infolge einer Gat- explosion in einem Waschgeschäft Großfeuer. Durch da« rasche Umsichgreifen de« Brande» wurde einer bei der Firma angestellten Person der Weg abgeschnitten. Sie ist durch Brand oder Erstickung verunglückt. Ein Zuschneider wurde schwer verletzt. Eine weibliche Angestellte sprang neben da« Sprungtuch, hat aber nur leichten Schaden genommen. Der Brand er­streckte sich auf da« 3. und 4. Stockwerk sowie auf de« Dachstuhl, der beinahe ganz abgebrannt ist.

Berlin 14. ^Okt. Bei dem Brande in der neuen Friedrichstraße im Wäsche- und Schürzen­geschäft von Arndt find zwei verkohlte Leichen, anscheinend ein Mann und eine Frau, gefunden worden. Durch die Feuerwehr wurden acht Personen, denen der Weg durch da» Feuer ab- geschnitte« war, mittels Re1tung»leiter und Sprungtuch gerettet. Hiebei schlug ein Mädchen, auf eine« Firmenschild auf und erlitt einen Ober­schenkelbruch und eine Kopswunde. Ein zweite« Mädchen wurde schwer und ein Zuschneider leicht verletzt. Gegen 5 Uhr abend» war der Brand gelöscht.

Frankfurt a. O. 14. Okt. (Bahn­unglück) Heute früh 1 Uhr überfuhr in Wellnitz der Eilgüterzug 6055 da» Haltesignal und fuhr auf den Güterzug 7739 auf. Hilfs­bremser Tresche uschi au« Frankfurt a. O. ist tot. Lokomotivführer Scheemann, Heizer Rudolf au« Berlin und der Packmeister T i s ch- ler au« Breslau sind schwerverletzt. Die Loko­motive und 12 Wagen sind zertrümmert. Der Be­trieb auf beiden Gleise» war 8 Stunden gesperrt. Der Personenverkehr wird aufrechterhallen.

Pari« 14. Okt. Durch die Explosion

einer Höllenmaschine, die heute früh gegen 1 Uhr vor einem Hause der Uns äs Lsrri er­folgte, wurde der Torweg eingeschlage», die Fassade stark beschädigt und die Fenster der Nachbarhäuser zertrümmert. Personen wurden nicht verletzt. Da« städtische Laboratorium hat Teile der Höllenmaschine, deren Hülle ein guß­eiserner Topf war, abholen lassen.

Pari« 14.Okt. (Eisenbahnerstreik.) Au» Bordeaux kommt die Meldung, daß 2000 Angestellte und Arbeiter der Bahngesellschaft, welche den Verkehr von Südwestfrankreich nach der spanischen Grenze vermittelt, sich dem Aus­stand anzuschließen beschlossen haben. Auf der Pariser PolizeiprLfektur ist man auf Grund der inzwischen eingetroff nerr Meldungen zur Ueber- zeuguvg gelangt, daß nunmehr ein gefährlicher sicher Kleinkrieg zu erwarten ist.

Pari« 14. Okt. Auf den Linien der Südbahn siid heute zahlreiche Angestellte dem Dienst ferngeblieben. I» Toulouse sind alle Güterzüge ausgefallen. In andern Städten de« Südbahnnetze« machte sich der Streik noch nicht fühlbar.

Warschau 14, Okt. Eine Feuers- brunst wütet in Kobylki im Kreise Rylsk. Gegen 500 Gebäude sind niedergebrannt. Bei einem zweiten in Paplowka abgebrochenen Feuer fanden innerhalb einer Stunde 10 Personen den Tod in den Flammen.

London 14. Okt. Während de« Sturms der letzten Nacht ist der Londoner Dampfer Cranford" vor Hartlepcol gesunken. 20 Mann sind ertrunken.

Havanna 14 Okt. Ein Orkan hat die Städte Kasiloa und Santa Clara zerstört. Viele Menschen sollen dabei umge- kommen sein.

Literarisches.

^ Calw. In unserer Stadt ist der Roman- und Schauspieldichter Richard Urban (Hann» Arnold) gegenwärtig wohnhaft. Er ist au« dem Dichterkrei« hervorgegangen, den Ernst von Wiloenbruch um sich gesammelt hat. Wildrnbruch stellte ihm schon nach der Aufführung seine« ersten Schauspiel«Georg Derffling" da« Zeugni« au«:

Der Dichter, der der Oeffenilichkeit anzu­gehören beginnt, erfährt das Schicksal derer, die in der Öffentlichkeit stehen. Tausende richten die Augen auf ihn und nicht alle tun es mit Wohlwollen. Aber für alles, was ihm daraus an innerem Ungemach erwächst, ent­schädigen ihn d'e Augenblicke, in denen es ihm zum Bewußtsein kommt, daß sein Wollen und Wirken eine Kraft im Seelenleben seines Volkes ist, daß seine Werke zum Wertbesitze seiner Nation gehören."

Durch diese Anregung entstanden seine SchauspieleBrennaburg" undDer Burggraf", die großen Erfolg hatten. Da« beste soziale Drama von Richard Urban ist die TragödieDie unser Volk lehren."

. Ueber seine Gedichte (Wenn nicht die Liebe wär" undTotentänze") schreibt die Pr. Ztg.", daß sie zu den Besten gehören, die un« die Moderne in der letzte» Zeit gegeben hat. - Sie sind wie seine Novellen (Die Sünde") voll ergreifender Tragik. Sein letzter Berliner RomanA gna" ist in Kürschner« Bücherschatz (Nr. 698) erschienen. Die Geschichte der neuesten Dichtung schildert er in dem Buche Die literarische Gegenwart", da« er in engstem Verkehr mit unser« berühmtesten lebenden Dichter» geschrieben hat. In der hiesigen Buchhandlung von P. Olpp ist eine Reihe seiner Werke ausgelegt.

«arktv-richt«.

Böblingen 13. Okt. Der Hopfen­handel ist beendet, da in den letzten Tagen noch die Reste Primaware zu 6575 ^ nebst Trinkgeld aufgekauft worden. Auch in Aid­lingen wurden etwa 100 Ztr. zum Preis von 6085 ^ pr. Ztr. nebst kleinem Trinkgeld aufgekauft. Vorrat ist in Aidlingen und de» anderen Beznksorten noch vorhanden. Käufer deshalb erwünscht.

Heilbronn 13. Okt. Der Ledermarkt war mit etwa 15 000 kx beschickt. Der Verkauf entwickelte sich sehr langsam. Nachfrage war hauptsächlich in guten Sohlledern und deutschem Rindoberleder. Zeugleder und Kalbleder war ganz wenig beigesührt und rasch vergriffen. Die Preise für da« verkaufte Leder haben etwa« an­gezogen, aber entsprechen immer noch nicht den Preisen für die rohr Ware.

Heilbronn 14. Okt. (Weinlese.) Die Eröffnung der Weinlese findet hier am Mittwoch den 19. Oktober statt. Da» Quantum auf der Markung Herlbron» wird auf 1000 Hektoliter geschätzt.

Ueberlinge« 13. Okt. Ein überaus lebhafter Handel war auf dem gestrigen Obst- markt wahrzunehmcn. Schon kurz nach Beginn de« Markte« war sämtliche Ware, zumeist von Großhändlern, aufgekauft. Der Preis für Tafel­obst betrug durchschnittlich 12 per 100 stss, bessere Sorten auch noch höhere Preise. Most­obst galt 910 ^ per Doppelzentner. Zu­geführt waren 5600 Zentner Obst, worunter 1600 Zentner Tafelobst. Auf dem Markt konnte man von Obstkennern u. a. auch erfahren, daß da« heurige Obst, weil in einem zu »affen Jahr­gang ausgewachsen, sich nicht halten werde.

Standesamt Calw.

Geborene. *

7. Okt. Adolf Friedrich, S. d. Adolf Ziegler,

Metzgermeistcrs hier.

10. Anna Maria, T, d. Karl Rothfuß, Tag­

löhners hier.

G etraute.

8. Okt. Karl Otwald Vögele, Metzgergehilfe hier

und Marie Katharine Schmid geb. Schwenker hier.

12. Gco.g Gottlob Rau, Maschinenfabrikant in Wildberg und Emma Dölker hier. Gestorbene.

7. Okt. Hans Friedrich, S. d. Karl Häcker,

Weichenwärters hier, 4 Tage alt.

8. Anna Maria Keck, ledige Fabrikarbeiterin

in Altburg, 27 Jahre 11 Monate alt.

sretlameteU.

Sparsame Frauen stricket nur Sternwolle!

Die Hausfrau entspricht dieser Aufforderung gern, das zeigt die ständig zunehmende Ausdehnung der Sternwollspinverei Altona-Bahrcnfeld. Es dürfte daher von Interesse sein, zu erfahren, daß sie be­reits im Jahre 1651 begründet wurde und das Be­streben, stets nur das Beste herzustellen, schon früh­zeitig Ausdruck fand durch Aufnahme des Sternes von Bahrenfeld im Jahre 1709 als Fabrikzeichen. Zur Unterscheidung der verschiedenen Sternwoll- qualitäten werden die Anhänge-Etikeiien an jedem Strang neben der Gewichtsangabe mit den der Bezeichnung der Qualität entsprechenden farbigen Ste-nen bedruckt und auch die Umbänder um jede Docke so avsgestattet, daß es der Hausfrau ein leichtes ist, die ihr geeignet e scheinende Sternwoll- gualität zu wählen und sich von deren Echtheit beim Einkauf zu überzeugen. Als feinste Sternwollen kommen Orangestern und Blaustern in den Handel, als hochfeine Steruwollen Rotstern und Violetstern, beste Konsum-Stern wollen sind Grünster« und Braunstern. Zur Verarbeitung auf der Strickmaschine werden diese Sternwollen in besonders geeigneter Ausspinnung nnd Packung unter der BezeichnungFeingarn" geliefert. Die zunehmende Bedeutung des Sportes aller Art hat die Sternwollspinnerei ve!anlaßt, für Sportkleidung eine besondere SpezialitätSchneesternwolle" in Alloniaweiß und hübschen Sportfarben in den Handel zu bringen. Jedem Garnpaket find zur Gratisabgabe beim Einkauf dieser Wolle Strick- und Häkelanleitung und Abbildungen beigefügt, um Ko­stüme, Mäntel, Röcke, Jacketts, Sweaters, Muffen und Mützen selbst stricken und häkeln zu können. Die Herstellung der einzelnen Teile wird genau be­schrieben, sie find vor dem Zusammennähen photo­graphisch ausgenommen, und dies wird durch ver­kleinerte Abbildungen auf beste fügten Bögen ver­anschaulicht. Selbst ein Ungeübter kann sich schon für ca 8 ein hübsches Jackettt, für Straße und Sport im ganzen Jahre gleich praktisch, selbst stricken, modern, billig und elegant.

Vonrüglicke Z u. 5 pkg. cigsreUL.