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Amts- Md ÄuMtblatt für dm Obrramtsbyirk Calw

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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Freitag und Samstag. Jnsertionspreis 10 Psg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; äußer Bezirk 12 Psg.

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Lamstag, den 15. Oktober 1910.

Bezugspr. i. d. Stadt '/^jährl. m. Trägerl. Mk. 1 .25. Postbezugspr. f.d.Orts-u.Nachbarortsverk. * Zährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestellg.in Württ. 30Pfg., in Bayern u. Reich 42Psg.

»«tttche Veka«nt»nach««S">t.

K. Oberarnt Calw.

Erlaß an die Gemeindebehörde« und Obst- banmvefitzer, betr. Vertilgung der Obstbaum- ^ schädlinge.

// Zur Vertilgung des überaus schädlichen Frost- fnachtspanners, welcher gegen Mitte Oktober i zu erscheinen pflegt, ist es dringend angezeigt, daß t die Obstbaumbesitzer sofort ihre Kernobst- f bäume wiederum mit den bewährten Klebringen, x etwa 1 Meter vom Erdboden entfernt, versehen, i Auf älteren Bäumen m't rauher Rinde sollte der ^ Raupenleim uimittelbar auf die Rinde aufgestrichen ^ werden.

»8 Ferner werden die Obstbaumbesitzer anfge- fordert, ihre Obstbäu ne von Moos und abge- (h storbsner Rinde durch Abscharren (womöglich rt bei feuchter Witterung) zu reinigen und die H Stämme und Neste mit Kalkmilch anz ri­ss streichen und während des Winters mit 10°/°igem ^ Obstbaumkarbolineum zu bespritzen.

^ Außerdem sollen die Baumscheiben um- « gegraben und die Bäume genügend ge- . düngt wrrden. ""AlleV von Bäumen Abgescharrte ist zu verbrennen.

Die Herren Ortsvorsteher werden be­auftragt, Vorstehendes in ihren Gemeinden in ortsüblicher Weise bekannt zu machen und unablässig darauf hinzuwirken, daß gegen die Obstbanmfchädliuge energisch vorgegangen und der Obstbaumpflege ganz besondere Sorgfalt ge­widmet wird.

Den 15. Oktober 1910.

Reg-Rat Binder.

Bekanntmachung -er K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Fortbildungskurses für geprüfte Hufschmiede in Ulm.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern, wird in der Zeit vom 5. bis 10. Dezember 1910 an der Lehrwerkstätte für Hufschmiede in Ulm ein sechstägiger Fortbildungskurs für geprüfte Huf­schmiede abgehalten werden.

Bet demselben werden nicht bloß die Haupt­lehren des Hufbeschlags mit besonderer Berück­sichtigung der am häufigsten vorkowmenden Beschlags­fehler wiederholt und die Krankheiten der Hufe samt ihrer Beschlagsbehandlung besprochen, sondern es wird besonders auch die Anfertigung neuer und er» vrobter Kureisen und die Herstellung eines modernen und zweckmäßigen Winterbeschlags praktisch geübt.

Der Unterricht, welcher von dem Tierarzt, Stabsveterinär Dr. Lutz in Ulm und dem Lehr­schmied Jehle daselbst erte-lt wird, ist unentgelt­lich. Außerdem wird jedem der Teilnehmer ein Beitrag zu den Aufemhaltskosten in Höhe von 15 ^ neben dem Ersatz der Kosten der Eisenbahn­fahrt (Rückfahrkarte 3. Klasse) gewährt.

Die Zahl der Kursteilnehmer ist auf sechs festgesetzt.

Gesuche um Zulassung zu dem Kurs find unter Vorlage des Prüfungszeugnisses, sowie eines LeumnndszeugnisseS spätestens bis 14. November d. Js. beim Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft einzureichen.

Stuttgart, 7. Oktober 1910.

Sting.

Tagesueuigkeiten.

V Calw 15. Okt. Da» Hauptgeschäft in diesen Wochen bildet in Stadt und Land da» Moste n". Auf dem Lande wird e» kaum ein

Hau» geben, in dem nicht der gewöhnliche Hau»- tcunk für da» kommende Jahr beschafft wird und auch in der Stadt sieht man große Mengen von Obst einführen, da» zur Bereitung von Obftmost verwendet wird. Die hiesigen Obstkeltereien sind vollauf beschäftigt und ganz gewaltig ist der Andrang zu diesen Mostereien. Wie in Wein­orten so steht man auch hier die vollgefüllte» Bütten vor den Häusern stehen und den süßen Saft in die Fässer füllen. Da» Mosten ist eine» der wichtigste» Herbstgeschäfte und wird er wohl auch in Württemberg bleiben, da der Most zu den billigste» und erfrischendsten Getränken ge­rechnet werden kann. As dem großen Verbrauch werden auch die gutgemeiuten Bestrebungen der Alkoholgegner nicht viel ändern; der Bauer, der auf dem Felde im Sommer tüchtig arbeiten und schwitzen muß, will von dem Getränke nicht lasten, da er an die Schädlichkeit de» ObstmosteS nicht glauben kann und die Erfrischung de» Körper» für gewiß ansieht. Auf den Genuß von Obst­most wird man wohl auch da» Wort vom Wein anwenden dürfen: Der Wein erfreut da» Menschen­herz, so man ihn mäßig sich genießt ebenso der Obstmost. Dem Landwirt ist e» zu gönnen, daß er in diesem Jahr, da» wenig Sonnenschein, viel Arbeit und teilweise Mißernten gebracht hat, durch die reiche Obsternte seinen eigenen Haus­bedarf decken und noch bar Geld einstecken kann; durch die Obsternte wird der Ausfall an gutem Futter und an einer guten Kartoffelernte einiger­maßen ausgeglichen. Dem ganze» Lande bleiben Millionen von Mark erhalten. Die reiche Obst­ernte und die dadurch erzielte schöne Einnahme wird manchem Bauern ein Ansporn sein, die Pflege der Obstbäume nicht zu versäumen und neue Obstgüter anzulegen, da der Obstbau im Durchschnitt genommen, stet» lohnend sein wird. Der heurige Most zeigt eine große Verschiedenheit an Zuckerstoff. Wägungen ergaben ein Gewicht von 4655°. Der nasse und unfreundliche Jahrgang mit wenig Wärme und Sonnenschein hat dazu beigetragen, daß dem Obst Zuckerstoff mangelt, Sauerstoff dagegen ist genügend vorhanden. Er wird sich empfehlen, dem Most Zucker zuzusetzen und zwar desto mehr, je weniger der Most Zucker­gehalt aufweist. Auf den Eimer werden durch­schnittlich 1520 Pfund gerechnet werden müssen. Zweckmäßig ist e» auch, jedem Most auf den Hektoliter 20 Gramm Salmiak zuzusetzr», um sicher zu sei», daß die Gärung gut verläuft. Jedenfalls sollte die» aber geschehen, sobald man beobachtet, daß die Gärung aufhört, bevor sie beendet ist, also aufhört, so lang der Most noch einen süßen Geschmack hat.

Haiterbach OA. Nagold. (Manöver­schaden.) Die Schadenrabschätzungen vom dies­jährigen Manöver sind beendet. Die an die Grundbesitzer hiesiger Markung seitens der Militär­verwaltung zu leisteuden Vergütungen betragen rund 14800 °^. Die AbschätzungSkommisfion hat die Schäden in entgegenkommender Weise reguliert, so daß die Geschädigten mit dem SchätzungSprei« allgemein zufrieden sind.

Hedelfiugen OA. Cannstatt 14. Okt. Bei Grabarbeite» an der Kelterstraße wurde« dieser Tage in etwa 10 Meter Tiefe, in eine Lehmschichte eingebettet, drei Mammutzähne verschiedener Größe bloSgelegt. Die Bergung

erfolgte unter der Leitung de» Sachverständigen am kgl. Naturalienkabinet Stuttgart, wohin der Fund auch verbracht wurde. Unweit der Fund­stelle wurden schon einigemale Ueberreste fossiler Tiere gefunden.

Stuttgart 14. Okt. Eine Kranken­schwester, die in einem Hause der Seestraße mit Fensterreinigen beschäftigt war, glitt dabei au» und stürzte vom 4. Stock auf die Straße hinab, wo sie mit zerschmetterte« Gliedern liegen blieb. Der Tod war sofort eingetreten.

Stuttgart 14. Okt. (Strafkammer.) Ein tödlicher Unfall ereignete sich im Juli in einer Fabrik in Zuffenhausen. Der Arbeiter Karl Hörnle wollte von seiner Maschine au» ein Abfallstück von einer Meffingstange auf den 20 Meter entfernte» Abfallhaufen werfen. Da» Mrffingstück prallte an der TranSmifsion ab und fiel dann auf die Maschine eine» Nebenarbeiter», wobei e» diesen an die Schläfe traf. Der Man« starb nach einer halbe« Stunde. Der Verun­glückte hatte sich auf den Zuruf Hörnle» gebückt und wurde in dem Augenblick getroffen, al« sich wieder erhov. ZN der Favrrr nmronr vir- Abfallstücke von den Arbeitern immer auf diese Weise auf de» Abfallhaufen befördert. Gegen Hörnle wurde nun Anklage erhoben und die Strafkammer verurteilte ihn wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 2 Wochen Gefängnis. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung.

Stuttgart 14. Okt. Heute früh halb 8 Uhr kam ein Motorwagen einer Großbrauerei nebst Anhänger schwer beladen in außerordentlich raschem Tempo die Friedrichtstraße herunter. Al» der Führer bei der Apotheke am Friedrichs­platz einem Straßenbahnwagen auiweichen wollte, kam er zu weit recht» und riß im Vorbeigehen einen Laternenpfahl um. Trotz de» starken Ver­kehr» wurden Personen nicht verletzt. Der Führer entfernte sich in unverändertem Tempo, sodaß die Bemühungen de» Schutzmanns, die Persönlich­keit de» Fahrer» frstzustellen, vergeblich waren.

Backnang 14. Okt. (Schwindler.) Bei der Postagentur in Allhütte erschien gestern nachmittag ein ziemlich gut gekleideter Herr, der sich al» Postinspektor zur Visitation der Kaffe seiten» der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen gesandt, vorstellte. Postagent Schind­ler trug sofort Bedenken und wie» den Herrn Kaffenvisitator vorerst ab. Nachdem sich Schindler von dem BetrugSverfuch de« Schwindler» hier die weitere Ueberzeugung verschafft hatte, schritt er zu dessen Verhaftung durch Einholung auf seiner Weiterreise. Der Herausgabe seiner Pa­piere widersetzte sich der Hochstapler energisch. Seine Verbringung in den Ortsarrest ging dann glatt vor sich. Heute früh erfolgte die Einliefe­rung in» hiesige AmtSgerichtSgefängni».

Brackenheim 14. Okt. Die etwa 14-jäh- rige Tochter eine» Einwohner» von Maffenbach- hausen ist seit etwa 4 Wochen mit einem jüngere« Burschen au» Güglingen, der bei den Eltern de» Mädchen» logiert und mit dem Mädchen ein Ver- hältni» angeknüpst hatte, verschwunden. Al» die Eltern auf da» Verhältnis aufmerksam wurden, und weitere Schritte unternehmen wollten, war der Bursche, der übrigens dieser Tage seinen Militärdienst antreten sollte, über Nacht mit dem Mädchen verschwunden. Wie man hört, soll