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bruar 1911 die Opposition nicht geringer wird und wird dann vollendsihre Maßnahmen treffen". Was das bedeutet, weiß man.

Hirth unter sich, der jedoch ohne Verletzungen daoonkam.

Stuttgart. Zur Erforschung der Donauversinkung erfährt die Württ. Presse Korrespondenz, daß die großherzoglich badische Regierung dem Prof. Dr. Endriß-Stutt- gart die Genehmigung zur Auskundschaftung des sogenannten Gefallenen Loch», eine» vor 100 Jahren entstandene» ErdfallS auf Markung Hattingen erteilt hat. Der betreffende Punkt ist etwa 800 Meter südlich von der Haupt­versinkung der Donau entfernt. Prof. Dr. Endriß hofft, daß dort am ehesten die unter­irdischen Räume der Donau-Aach er­schlossen werden könnten. In allen Kreisen, die sich für die Donauversinkung inte­ressieren, wird man über diese» erste von Seite« der badischen Regierung dem mutigen württem- bergischen Erforscher der Donauversinkungssache gemachte Entgegenkommen gewiß erfreut sein.

Stuttgart 12. Okt. (Strafkammer.) In der Nacht zum 8. August wurde der Schutzmann Johann Hauff von dem übel beleumundeten Tag­löhner Karl Wahl von Gaisburg durch eine« Stich in die Brust lebensgefährlich verletzt. Schutzmann Hauff hatte Wahl wegen Stadt­verbotübertretung frstgenommen und wollte ihn dem Stadtpolizeiamt vorführen. Unterweg» zog Wahl plötzlich ein Stiletmeffer aus der Tasche und bohrte e» dem Schutzmann in die Brust; der Stich traf die Lunge. Ein anderer Schutz­mann schlag Wahl dar Messer aus der Hand. Wahl selbst wurde durch Säbelhiebe verletzt. Nach der Tat erklärte der Misse, Held kaltblütig, er habe dar Messer eigens zu dem Zweck gekauft, um den Hauff niederzustechen. Wen» er wieder au» dem Zuchthaus herauskomme, werde es dem Schutzmann genau so gehe». Der verletzte Schutzmann schwebte einige Zeit in Lebensgefahr, er lag 8 Wochen im Krankenhaus und ist heute noch nicht ganz hergrstellt. Nach dem ärztlichen Gutachten hätte der Stich leicht den Tod herbei­führen können. Wahl will sich an nichts mehr erinnern können, er sei sinnlos betrunken ge­wesen. Durch die Zeugenaussagen ist jedoch er­wiesen, daß er wußte, wa« er tat. Er war wohl angetrunken, aber nicht sinnlos betrunken. Der Angeklagte ist wegen Roheitsvergehen de« öfteren vorbestraft. Die Strafkammer erkannte gegen ihn auf 4 Jahre 6 Monate Gefängnis. Die Geliebte des Wahl, die Kellnerin Marie Keller, erhielt wegen Beleidigung 1 Monat Ge­fängnis.

Gmünd 13. Okt. Der in den fünfziger Jahren stehende Fabrikant R. versuchte in einem Anfall von Geistesstörung sich zu erschieße«. Sein Zustand ist hoffnungslos.

Friedrichshafen 12. Okt. Mit dem Wiederaufbau de» am 19. Juli d. I. explodierten Karboniumwerks neben dem Gelände der Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft ist man bereits seit einigen Woche» beschäftigt. Die K. Kreis­regierung Ulm hat den Wiederaufbau genehmigt,

der Karbonium-Aktien-Gesellschaft aber die Ein­haltung neuer strenger Vorschriften zur Pflicht gemacht. Bi» zum Frühjahr soll da» Karbonium- werk wieder vollständig in Betrieb sein, wodurch die Lieferung von Wasserstoffgas für die Zeppelin- Schiffe wieder ermöglicht wird.

Pforzheim. Die Stadtgemeinde wird wieder versuchtweise, angesichts der Fleischteuer­ung, einen Seefischmarkt errichten.

Berlin 13. Okt. Der portugiesische Gesandte am Quirinal ist zurückgetreten. Die portugiesische Regierung beschloß, die Gesandschaft am Vatikan aufzuhebeu. In weiteren Depesche» aus Lissabon wird mitgeteilt, daß die Einziehung des Klosters Campo lide nur unter Zuhilfe­nahme de» Militärs durchführbar war. Die Behörde entdeckte, daß noch eine große Anzahl Jesuiten sich im Kloster verborgen hielt, da» früher ihr Hauptsitz in Portugal war. ES wurde ei» Trupp Artillerie abgesandt, der das Kloster umzingelte. Dann wurden die Gebäude unter­sucht, und ein unterirdischer Gang von einer halben Stunde entdeckt. Während dieser Unter­suchung hörte man plötzlich eine gewaltige Ex­plosion, und der freie Platz vor dem Kloster war vollkommen in Rauch eingrhüllt. Nachdem sich der Rauch geklärt hatte, sah man 2 Soldaten schwer verwundet am Boden liegen. Die Je­suiten entkamen aber im Dunkel der unter­irdischen Gänge.

Pari» 13. Okt. Wie da» Ministerium der öffentlichen Arbeiten mitteilt, sind im Laufe des gestrigen Tage» im Nordbahnhof 12 8 Züge ein- und ausgegangen. In Lille zeigt sich eine merkliche Besserung der Lage. Vom Pariser Ostbahnhof sind alle Züge fahrplanmäßig abgezangen. Von 200 Ausständigen haben 110 die Arbeit wieder ausgenommen. Alle Tele­graphenleitungen nach dem Osten und dem Aus­lande find im Betrieb. 700 Säcke mit der Post aus den Vereinigten Staaten, die in Le Havre liegen geblieben waren, wurde« mit Dampfer« auf der Seine »ach Paris geschafft.

Lille 13. Okt. In einer von 4000 Eisenbahner« besuchten Versammlung wurde be­schlossen, der Einberufung unter die Fahne nicht Folge zu leisten.

«otteSdienft«.

21. S->«vta§ «»ch Hrluttalt« 16. Okt. Vom Turm 270. Kirchenchor: Frisch auf, und laßt uns singen! Predigtlied 204. 9'/, Uhr: Vorm.-Predigt, Stadt­pfarrer Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit de» Töchtern. Das Opfer ist für den kirchlichen Hilfsfonds bestimmt.

A»««r»1a<z, 20. Okt. 8 Uhr abends: Bibelftunde i« VereinShauS, Dekan Roos.

Reklameteil.

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Vorrügiictre 3 u. 5 k-kg.

Tagesueuigkeite«.

V Calw 14. Okt. Die sogenannte Leine­brücke unterhalb des Brühl» wird weiter ab­wärts versetzt und in gerader Linie zu dem Feldweg von dem Hirsauer Fußweg gestellt werden. Die Brücke ist gegenwärtig als Privatweg be­zeichnet und nach den bestehenden Verhältnissen ist diese Bezeichnung auch richtig. Zweifellos war die Brücke aber früher ei» allgemein öffent­licher Weg, da der Brückenpfosten auf der rechten Nagoldseite auf städtischem Boden stand. Durch Vorgänge, die nicht mehr aufgeklärt werden könne», ist die Brücke dann zu dem Besitz de» Dörten- bach'sche» Anwesen« geschlagen und von der früheren Stadtverwaltung genehmigt worden. Ein Kaufpreis soll für die Brücke nicht vermerkt und nicht bezahlt worden sein. Jedenfalls aber ist die Brücke jetzt Eigentum der Vereinigten Deckenfabriken und ist an diesem Zustand nichts mehr zu ändern. Für den Verkehr wäre e» sehr bedauerlich, wenn die neue Brücke dem allge­meinen Zugang gesperrt würde. E« liegt sicher ein öffentliches Bedürfnis vor, daß an dieser Stell« ei« Uebergang über die Nagold besteht. Die seitherige Brücke wurde sehr stark benützt. Wünschenswert wäre es daher, wenn eine Ver­einbarung getroffen würde, die die Brücke dem allgemeinen Personenverkehr offen ließe.

Calw 13. Okt. Im Gebiet einer von Stuttgarter Herren gepachtete» Jagd auf der Markung Deckenpfronn wurden in der letzten Zeit wiederholt Wilddiebereien verübt. Dieser Tage gelang es nun einem Landjäger einen Mann von Deckenpfronn, Karl Süßer, im Wald auf frischer Tat zu ertappen »nd festzunehmen.

Böblingen 13. Okt. (Ueberfahren.) Ein Fräulein, das gestern nachmittag auf der Straße nach Stuttgart vor einem Automobil über die Straße springen wollte, wurde von diesem erfaßt, zu Boden geworfen und ihm ein Fuß abgedrückt.

Herrenberg 13. Okt. In dem Kon­kurs der Getreidehändlers Johann Georg Weik hier betragen die avgemeldeten Forderungen über 2 V- Millionen Mark. Der Prüfungstermin findet am 15. ds. Mt», vor dem Amtsgericht hier statt. Eine Vorprüfung wird in einer auf den vorher­gehenden Tag anberaumten GläubigerauSschuß- fitzung erfolgen. Trotzdem dürste e» sehr zweifel­haft sein, ob der Prüfungstermin genügende Klarheft bringen wird.

Stuttgart 13. Okt. (Flugversuch.) Der Ingenieur Helmuth Hirth hat, wie die Blätter melden, mit seinem selbstkonstruierten Zweidecker in einer Höhe von etwa 5 m eine Strecke von etwa 800 m auf dem Wasen zurück­gelegt. Bei einem Flug in 6 Meter Höhe über­schlug sich der Apparat vollständig und begrub

Von mir, lieber Hallberg, von mir. Denn ich Hab ihr Werk ge­lesen, verschlungen, während Sie schliefen. Und ich sag' Ihnen, Sie find der Dichter, auf den wir seit Jahren warten, und ich will den Harold in Ihrem Stück spielen, daß Sie jauchzen solle» vor Freude. Sie bleiben einstweilen bei mir. Heut' nachmittag Hab' ich Vorlesung beim Großherzog, da will ich ihm von Ihnen erzählen. Und den Harold spiel' ich hier oder, ich laufe davon und spiele ihn anderswo. Aber der Erste muß ich sein, der diese» Werk hrrauSbringt!"

Hallberg stand da, wie vom Donner gerührt. Alle Farbe war aus seinem Antlitz gewichen, er griff mit de» Händen um sich und sank laut aufschluchzend auf einen Stuhl. Hugo hatte Mühe, ihn zu beruhigen. Er zweifelte noch immer, daß e» Wirklichkeit und nicht bloß ein Traum sei: Erst allmählich faßte er sich und wurde so still wie ein Kind vor dem Weinachtsbaum. Seine Seele erschauerte in ihren Tiefen vor dem Nahen der Glück». Sie verlebten den Tag zusammen, und als Hugo am Spät­nachmittag in» Residenzschloß ging, da saß Hallberg, au» de» Schauspieler» reichem Vorrat neu gekleidet am Fenster und sagte:Ja, ich will warten, bi» Sie wiederkommen; ganz geduldig warten."

Doch als Hugo gegangen war, da ließ er sich auf den Divan nieder und wurde von jenem Fieber geschüttelt, das durch Hoffnung, Sorge und Angst von einem großen, unbekannte» Ereignis in der Menschenbrust entzündet wird.

XIII.

Als Hugo seine Vorlesung beim Großherzog begann, war er fest entschlossen, heute seinen erlauchten Zuhörer derart mit sich fortzureißen,

daß er der Bitte für Hallberg Gehör schenken müsse. Und der Zufall kam ihm, wie so oft, zu Hilfe. Der Herrscher hatte eine« Band Kleist auf Hugo» Tisch gelegt und dasKätchen von Heilbronn" eingezeichnet, eine bemerkenswerte Ausnahme von der Regel, nach welcher dramatische Werke sonst von der Vorlesung grundsätzlich ausgeschlossen waren, da der Großherzog die Ansicht vertrat, daß ein Drama nur von der Bühne herab in der vom Dichter gewollten Weise wirken könne. Die Abweichung von diesem Grundsatz war jedenfalls eine Aufmerksamkeit für die Großherzogin, welche der Vorlesung beiwohnte, denn sie liebte dies Werk sehr.

Hugo war in bester, siegerfreudigster Stimmung. Er la» mit lohendem Feuer, ohne einen Augenblick in theatermäßige Rhetorik zu ver­fallen, er trug die zarten, innigen Stellen mit tiefer Empfindung vor und wahrte doch dabei die edle Einfalt, mit der Kätchens Gestalt so zauberisch die Herzen rührt. Als er geendet hatte, reichte ihm die Groß­herzogin mit huldvollen DankeSworten die Hand. Ihr Gemahl ober sprach: Ja, lieber Herr Haffner, Sie haben sich heute selbst übertroffe». Ich kenne Sie und Ihre Art doch nun schon geraume Zeit, aber der Unterton, der heute in Ihren Worten mitklang, war mir bis jetzt doch fremd geblieben. ES war, als ob eine große, tiefe Bewegung in Ihrer Seele nachzitterte, als ob ein bedeutsame» Erlebnis Ihrer Erfassung de» Kunstwerks ein ungeahnte» Echo gäbe, ich weiß nicht recht, wie ich auS- drücken soll, was ich heute bei Ihrer Vorlesung empfand, vielleicht können Sie mir Aufschluß darüber geben, selbstverständlich wünsche ich mich durch­aus nicht in Ihre innersten Angelegenheiten zu mischen."

(Fortsetzung folgt.)