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auch, daß mau e» vorgezoge» hat, der Presse von dem Vorfall nichts zu melden. Selbst der Polizeibericht schweigt sich au», möglicherweise hat man in der Urbanstraße es für gut befunden, auch die Polizei nicht davon zu verständigen, daß man wieder einmal die Verbrecher hat entwischen lasten, die die Polizei mit vieler Mühe eingefangen hat.
Stuttgart 9. Okt. (Strafkammer.) Vor der vorjährigen GemeinderatSwahl in Zuffenhausen wurde vom Wahlkomitee des dortigen Volksvereins zur Erwerbung de» Bürgerrecht» aufgemuntert. Mitglieder de» Wahlkomitees gingen den Bewerbern an die Hand, sie füllten die Formulare au» und schickten die Anträge an die Schultheißenämter der Heimatgemeinden der Bewerber. Der VolkSverei» bestellte 200 Kuvert« mit dem Kopfaufdruck „Stadtschultheißenamt Zuffenhausen". In diesen Kuvert« wurden die Anträge zum Teil verschickt. Gegen drei Mitglieder de« Wahlkomitees, die die Anträge befördert hatten, wurde nun Anklage erhoben wegen Amtsanmaßung und gegen den Drucker der Kuverts wegen Beihilfe. Die Anklage ist der Ansicht, daß durch den Kopfaufdruck „Stadtschultheißenamt Zuffenhausen" vorgetäuscht werden sollte, al» komme das Schreiben vom Stadt- schullheißenamt Zuffenhausen. Die Verhandlung endigte mit der Freisprechung der Angeklagten. Die Freisprechung erfolgte bei zwei au» Mangel an Beweisen, bei den übrigen au» subjektiven Gründen.
Stuttgart 8. Okt. Die Obrist'sche Jnstrumenten-Sammlung kommt nach Leipzig. Professor Dr. Hermann Obrist, der angesehene Münchner Bildhauer, hat die wertvolle Sammlung von Musikinstrumenten seines verstorbenen Bruder», de» HofratS Dr. Aloys Obrist in Stuttgart, der Neuen Dachgesellschaft in Leipzig übergeben. Hofrat Obrist hat in jahrelanger opferfreudiger Forscherarbeiit die Musikinstrumente der Vorzeit, insbesondere alle von Joh. Seb. Bach verwandten Instrumente zu einer reichhaltige« Sammlung zusammengetragen.
Baiersbronn 9. Okt. Bei der gestern hier abgehaltenen Ortsvorsteherwahl haben von 1291 Wahlberechtigte» 1073 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. ES erhielten: Landtagsabgeordneter Gaiser 468, Oberamtssekretär Hufnag el-Kirchheim 235, Stadtpfleger Dreher-Calw 219, Kontrolleur Gaiser- Freudenstadt 108, Armenverwalter Wezel- Stuttgart 26, Ratsschreiber H o r s ch-Stuttgart 15, Polizeikommistar Wagner-Eßlingen 1 Stimme. Der LavdtagSabgeordnete Gaiser ist sonach gewählt. — Herr Gaiser hat, wie soeben noch bekannt wird, die Wahl auch angenommen, obwohl er im Grenzer-Freudenstadt in Fettdruck mitgeteilt hatte, daß er eine Wahl nicht annehme.
Neuhausen OA. Eßlingen 8. Okt. Der gefürchtete Stuttgarter Polizeihund Sherlok mußte auch hier seine feine Nase erprobe«. Anläßlich eines großen Wäschediebstahl« in
dem Garten einer hiesigen Brauerei wurde er hierher requiriert. Er nahm sofort an einer dem Dieb verloren gegangenen Wäscheklammer Witterung und fand auch bald die Spur, die in eine Gärtnerei führte. Die» war wohl die richtige, denn hier hatte der Dieb für die Familie Gemüse gekauft, aber sie führte noch zu keinem Ergebnis. Als Sherlok wieder an den Tatort zurückgeführt wurde und wiederholt Witterung nahm, kam er auf eine zweite Spur, die sich mit der ersten gekreuzt hatte. Hier hatte der Dieb am vergangenen Tag auch verkehrt. Sherlok kam nach eifrigem Suchen in da» Nachbarhaus de» Täters. Al« der Dieb auf die Tätigkeit des Polizeihunde» im Nachbarhause aufmerksam wurde, verpackte er die gestohlenen Sachen in einen Sack und führte diesen auf einem kleine» Handwagen dem nahe beim Hause befindlichen Wagerbache entlang, gegen Plieningen zu. In dem Nachbarhause konnte naturgemäß nichts gefunden werden und man gab schon die Hoffnung auf. Aber Sherlok nahm, als die Begleitmannschaft dar Haus verließ und sich nochmal» an de» Tatort begeben wollte, sofort die neue flährte des Täters auf. ES war eine Freude zuzusehen, wie er nun arbeitete. Der ihn begleitende Schutzmann Wiß- mann mußte seine Kräfte anstrengen, den Polizeihund zurückzuhalten. Sherlok ging der frischen Spur des Täters nach und fand auch bald den ausgeflogenen Vogel, der sich als er merkte, daß Sherlok hinter ihm her war, in einem Busche am Bache verstecken wollte, doch Sherlok stellte ihn sofort, worauf die Festnahme erfolgte. Als Mittäter in Betracht kommt ein löjähriges Mädchen, das ohne Zweifel die gestohlenen Wäschegegenstände seinem Schatz, der Heuer zum Militär einrücken muß, zur Aussteuer beiseite schaffte. Mit diesem Diebstahl hat sich aber auch ein schon vor zwei Monaten begangener aufgeklärt, bei dem 15 Paar Strümpfe und Socken abhanden kamen. Auch dafür kommt diese» Mädchen als Täterin in Betracht. Sie hat bereits einumfastendes Geständnis abgelegt,worauf auch die Festnahme ihrer Mutter erfolgte.
Gmünd 7. Okt. Zwischen dem Verband der Arbeitgeber der hiesigen Edel- und Unedelmetallindustrie und den Mitgliedern des Deutschen Metallarbeiterverbandes ist jetzt auch hier ein Einvernehmen erzielt worden. Die Kündigung wurde deshalb zurückgezogen. Die Lohnbewegung ist damit beendigt.
Gerabronn 9. Okt. Der Gutsbesitzer Preuß von Ehrivgkhausen wurde im Walde bei GammeSfeld erschossen aufgefunde». Er war morgens auf den Anstand gegangen und lag in der Nähe eines Grabens. Man nimmt an, daß ihm beim Uebe,schreiten dieses Grabens das Gewehr losgegangen sei. Der Schuß saß im Kopf und muß Preuß sofort gelötet haben.
Höllenbach bei Kißlezg 9. Okt. Zu dem Bauern Stitzenberger kam einer und bot ihm fein Rad zum Kaufe an. Der Bauer besichtigte das Rad, das mit einem sogenannten
Gabelschloß versehen war. Infolge verschiedener Manipulationen schnappte da» Schloß zu. Der Radfahrer hattemerkwürdigerweise keinen Schlüssel, weshalb er am Weiterfahren verhindert war. Während nun unter allerhand Anstrengungen da» Schloß gewaltsam geöffnet wurde, was eine geraume Zeit in Anspruch nahm, kamen plötzlich zwei Radfahrer aus Ratzenried angesaust. Die nahmen, das einem von ihnen gestohlene Rad für sich in Anspruch, bläuten den Dieb gehörig durch und nahmen ihn dann in ihre Mitte, worauf er in Kißlegg dem Gericht übergeben wurde.
Berlin 9. Okt. Der Lokalanz. meldet: In Mülheim in Baden brannte das dortige Artilleriedepot nebst Geschützschuppen nieder. Zwölf Geschütze sind mitverbrannt.
Berlin 9. Okt. Die großen Massenversammlungen der Sozialdemokratie, die heute mittag 1 Uhr in 13 Lokalen Berlins abgehalten worden sind, waren trotz verschiedener Aufrufe des Vorwärts und Flugblätterverteilung am heutigen Morgen nur von insgesamt 20000 Personen besucht. Die Versammlungen, in denen die Vorkommnisse in Moabit von bekannten sozialdemokratischen Führern besprochen wurden, waren meist schon «ach 30 oder 35 Minuten beendet. Die Besucher entfernten sich sodann ohne jede Demonstration, nachdem überall eine gleichlautende Resolution angenommen worden war. Auch die in den Vororte» Berlins abgehaltenen Versammlungen haben einen ruhigen Verlauf genommen.
Gibraltar 9. Okt. König Manuel und Königin Am elia begaben sich heute vormittag an Land und wohnten dem Gottesdienst in der Kirche bei. Das Publikum begrüßte die Herrschaften ehrerbietig.
Lissabon 9. Okt. (Agence Havas.) Die Stimmung gegen die Kongregationen ist sehr gereizt. Zu den Vorgängen im Kloster QuelhaS wird noch gemeldet, daß Reiterei und Matrosen in da» Gebäude eindrangen. Sie fanden es g-- räumt. Das wenig beschädigte Innere zeigte deutlich die Spuren einer eiligen Flucht der Insassen. In der vergangenen Nacht sind Bewaffnete in da« Frauenklostrr Trenas eingedrungen. Die 150 Schwestern suchten Widerstand zu leisten. In dem Tumult wurden zwölf Schwestern leicht verwundet. Sie wurden nach dem Militärkrankenhaus gebracht. Die übrigen wurde» auf Wagen weggeführt. Man weiß nicht wohin. Da» Kloster ist von Militär besetzt.
Herrenberg 8. Okt. Auf den heutige» Schweinemarkt waren zugeführt: 150 St. Milchschweine, Erlös pro Paar 28—45 40 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 50 bis 95 Verkauf schwach.
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Amtliche und Privatanzeigen.
onkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Julius Müller, Inhabers einer Maschinenhandlung in Altensteig, wurde heute am 6. Oktober 1910, nachmittags 3 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet.
Herr Bezirksnotar Beck in Altensteig ist zum Konkursverwalter ernannt.
Konkursforderungen sind bis zum 29. Oktober 1910 bei dem Gerichte anzumelden.
Es ist zur Blußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falls über die in § 132 4 der Konkursordnung bezeichnet«» Gegenstände, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf
Moutag, den 7. November 1910, nachmittags 4'/- Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 29. Oktober 1910 Anzeige zu machen.
Nagold, den 6. Oktober 1910.
Gerichtsschretberei K. Amtsgerichts:
R o m b o l d.
Msikschuls Lalw.
Meine Wohnung befindet sich von heute ab Nonnen- gasss Nr. 137 im Hause des Herrn Lrukhardk.
Unterrichtsfächer: Klavier, Violine, Theorie (Harmonielehre, Konkraxnnkk, Komxofikionslrhrr). Nukerrichk für Gesang rrkeilk Frau Marie Fromm, Oxern-- und Ron^rrksangrrin.
Nnfnahme neuer Schüler .jedrrzrik.
Kapellmeister.
Fäfferverkauf
»in Jahrmarkt verkaufe ich «ach eine »«zahl grötzere und kleinere LSffer bei der Turnhalle.
Vr. i8vl»vv1»1i»xvr.