1029

Schaden beträgt etwa 20 000 Mark. Die Häuser gehören dem Goldarbeiter Schorn und der Witwe Deffinger.

Berlin 5. Okt. Bei dem Zusammen­stoß zweier Kraftdroschken am Kurfürsten­damm ist gestern die Schauspielerin Fräulein Marton nicht unerheblich verletzt worden. Bei dem Unfall wurde «in Perlenhalsband im Wert von etwa 40 000 Mk. zerrissen. Die Perle« ginge» bis auf eine verloren.

Berlin 4. Okt. Im Krankrnhause in Moabit ist gestern der Arbeiter Robert Hermann, der an den Moabiter Tumulten beteiligt war und durch Säbelhiebe schwer verletzt worden ist, gestorben.

Pari» 5. Okt. Die Aviatiker Leon und Robert Moräne sind heute morgen von Saint Cloud abgeflogen, um den Pup de Dome zu er­reichen. Der Apparat stürzte bei Boisty-Saint Leger, südwestlich von Pari», zu Boden. Robert Moräne erlitt einen Schädelbruch, sein Bruder einen Beinbruch.

Newyork 4.Okt. Eine Feuersbrunst, die auf dem Häuserblock der 24. Straße und der 11. Avenue auSgebrochen war, hat ein dort befindliches Holzlager und ein Hotel zerstört. Gegen Mitternacht war der Brand noch nicht gelöscht und breitete sich in der Richtung des Depots der Baltimore- und Ohio Eisenbahn und nach der 10. Avenue hin aus.

Newyork 5. Okt. Als der Expräsident Roosevelt von einem Spazierritt nach seiner Villa in Osterbay zurüäkehrte, fuhr ei« Auto­mobil von hinten gegen sein Pferd und schleu­derte es in einen Graben. Roosevelt fiel auf de« Hals de» Pferdes, hielt sich aber auf seinem Sitz fest und entkam unverletzt.

Die Revolution in Portugal.

Berlin 8. Okt. Der Lissaboner Korre­spondent des Lok.-Asz. sendet seinem Blatt fol­gendes Telegramm aus Cap Blanco: Ein großer Teil de» Heere», besonders Artillerie, so­wie die ganze Marine, hat sich gegen das Königshaus erhoben. Die Kriegsschiffe und die Fort» hißten die republikanische Flagge. Um 2 Uhr nachmittags begann da» Bombardement de» Palastes durch Kriegsschiffe. Sämtliche Zu­gänge zur Stadt sind abgesperrt und die Tele- graphenleituvgsn abgeschnitten, so daß ich auf dem Schiff Cap Blanco erreichen mußte, um zu telegraphieren. Von Bord des Schiffe» aus sieht man da» Bombardement des Palastes, der von vielen Geschossen getroffen ist. Der Ausgang des Kampfe» scheint zunächst zweifelhaft, da noch unbekannt ist, wie die Provinz sich verhält. Um 1 Uhr hörte man heftiges Gewehrfeuer in den Straßen. Der König soll gefangen genommen sein. (Nach einer anderen Meldung aus Paris soll er Lissabon verlassen haben.) Einzelheiten darüber find jedoch noch nicht zu erfahren.

Berlin 5. Okt. An hiesiger amtlicher !

Stelle find keine näheren Nachrichten au» Lissabon eingetrcffen. Man ist jedoch von der Meldung keineSweg» überrascht, da seit langem bekannt ist, daß der König, besten Regierung sich anfangs so verheißungsvoll gestaltete, in der letzten Zeit alle Sympathie verlor. Der Grund hiefür ist in der Verschwendungssucht des Königs und seiner Mutter und Großmutter zu suchen und in dem Umstand, daß der König ein Verhältnis zu einer Französin, die er aus Paris mitgebracht hat, allzu öffentlich unterhielt.

Köln 5. Okt. Hiesige Großkaufleute er­hielten Depeschen au» Portugal, wonach dort aller drunter und drüber gehe. Die Revolution greife weiter um sich. Die Regierung erhielt bereits vorgestern Warnungen, daß ein Putsch geplant sei. Angeblich befindet sich der König in Sicherheit. Heute vormittag wurde ein weitere» Bombardement eröffnet.

Köln 5. Okt. DerKöln. VolkSztg." wird au» Rom gemeldet, beim Vatikan sei au» Portugal die Nachricht eingrlaufen, daß die Republik erklärt und der König gefangen sei.

Nach einer offiziellen Meldung aus Badajoz ist in Portugal die Republik erklärt. An der Spitze der provisorischen Regierung steht Theophilo Braga als Präsident.

London 5. Okt. Wie Blätter au» Pari» melden, hat die dortige brasilianische Gesandtschaft die Nachricht erhalten, daß König Manuel sich an Bord des brasilianischen Kriegs­schiffes Sao Paolo befindet. (Bekanntlich war in den letzten Tagen der künftige Präsident von Brasilien, Hermes da Fonseka, in Lissabon)

Lissabon 5. Okt. Hier hat sich sine provisorische Regierung gebildet, die, wie folgt, zusammengesetzt ist: Theophilo Braga Präsident­schaft, Alfonso Costa Justiz, Bernardo Machado Aeußeres, Brazilio Teiles Finanzen, Antonio Luiz Gomes öffentliche Arbeiten, Oberst Barreto Krieg, Antonio Jose Almeida Innere», Amaro Azevedo Gome» Marine. Zivilgouverneur von Lissabon ist Ruzebio Leao, Die neue auf dem Stadthaus gehißte Flagge wurde von der Feld­artillerie salutiert.

Lissabon 5. Okt. Heute vormittag 8 Uhr haben die der Regierung bis dahin treu geblie­benen Truppen, die sich auf dem Don Petro- platze befanden, mit den Revolutionären gemein­same Sache gemacht und sind in ihre Kasernen zurückgekehrt. Die Menge brach in Beifallskund­gebungen aus und rief: Es lebe die Republik!

Lissabon 5. Okt. (Agenc; Hava). 12.38 Uhr nacht». Die Kriegsschiffe der Aufständischen, die auf die Stadt, besonders auf di« Ministerien, die die Playa do Commercio umgeben, und auf das Königtzschloß Necestidade» feuerten, haben großen Schaden an den Gebäuden angerichtet. Auch der Turm der Kirche von Necestidade» ist zerstört. Die Gewehr salve« in der unteren Stadt habe« mehrere Personen getötet. Man schätzt die Zahl der Tote« bi» jetzt auf etwa hundert.

Die Zahl der Verwundeten ist bedeutend größer. König Manuel befindet sich immer noch im Schlosse, ohne Schaden erlitten zu haben. Die Königinnen, Aurelie und Pia, find in Cintra. Man sagt, die Aufständischen seien im Verluste und zögen sich nach Monto in der Nähe von Lissabon zurück. Mit Ausnahme der Dörfer Barreiro und Setubal auf dem anderen Ufer de» Tajo Lissabon gegenüber werden Unruhen au» anderen Orten Portugal» nicht gemeldet.

Vermischtes.

Der neue Mordanfall in Haifa. Die Befürchtungen, welche die Kenner der palä­stinischen Volksseele in den letzten Wochen aus­gesprochen haben, sind nun leider in Erfüllung gegangen. Der schmähliche» Ermordung de» deutschen Kolonisten Unger durch Tirioten folgten die Uebergriffe in den deutschen galiläischen Ko­lonie» Bethlehem und Waldheim, ferner die Ausschreitungen auf der am Rande der Saron- ebene gelegenen Kolonie Wilhelma. Jetzt kommt zu all dem noch ein zweiter Mordanfall in Haifa dazu. Man wird nähere Nachrichten abwarten wüsten, bevor auch dieser zweite schwere Fall in seiner ganzen Tragweite gewertet werden kann. Der deutsche Reichsangehörige, Oberlehrer Da­chauer, der von einigen Eingeborenen in der Nähe der deutschen Anstedlung in Haifa hinter­rücks durch Messerstiche schwer verwundet wurde, ist kein in Haifa ansässiger Kolonist. Erscheint sich also um einen Durchreisenden zu handeln, der vielleicht unvorsichtig genug war, sich der Gefahr auszusetzen. Kaum anzunehmen ist, daß er die Tat provozierte. Vielmehr deuten die Nachrichten darauf hin, daß es sich hier, ähnlich wie bei der Ermordung Unger», um einen Rache­akt handelt, dem ein Unschuldiger zum Opfer gefallen ist. Die Ueberführung von Unger» Mörder nach Beirut hat den fanatischen Teil der Bevölkerung, vor allem die Tirioten, stark er­regt. Vor dem Haifaer Gericht durften sie er­warten, daß e» sein Urteil möglichst zu Gunsten der Mörder fällen werde. In Beirut erscheint da« ««»geschloffen, denn die Beiruter Behörden gelten als aufgeklärt, jedenfalls aber sind sie nicht Haifaer lokalen Einflüssen unterworfen. Be­zeichnend ist auch die neue Preßhetze gegen die Deutschen im Heiligen Land. Hinter ihr mag nicht zum Geringsten der gemaßregelten Haifaer Gerichtsbeamte Kernan Bey stehen, der seinerzeit imCarmel" jenen Hetzartikel gegen die Deutschen verfaßte, dafür seines Amte» entsetzt wurde und jetzt im Verborgenen gegen die Deutschen weiter­schürt. Daß dieserDoktor juri»" sich dabei als Jungtürke gebärdet, mag nicht viel heißen. Ein indiskrete» Verschulden der leitende» Kreise liegt insofern vor, als die linkische Regierung bisher immer noch nicht mit der gehörigen Ent­schiedenheit gegen die deutschfeindliche, reaktionäre Bewegung in Palästina vorgegangen ist. Hiefür zu sorgen, bleibt nach wie vor Aufgabe der deutschen Reichsvertretung.

Amtliche und Privatanzeigen.

Kgl. Amtsgericht Lalw.

In das Genossenschaftsregister Band III Blatt 86 ff. ist heute e «getragen worden:

Darlehenskassenverein Würzbach e. G. m. u. H. in Würzbach.

Statut vom 22. September 1910.

Zweck der Genossenschaft ist, den Mitgliedern die zu ihrem Geschafts- und Wirtschaftsbetriebe nötigen Geldmittel in verzinslichen Darlehen zu be­schaffen, sowie Gelegenheit zu geben, müßigltegende Gelder verzinslich anzulegen.

Außerdem kann dieselbe für ihre Mitglieder den gemeinschaftlichen Ankauf landwirtschaftlicher Bedarfsgegenstände, sowie den gemeinschaftlichen Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse vermitteln. Mit der Genossenschaft kann eine Sparkasse verbunden werden.

Die Vorstandsmitglieder sind:

1) Michael Keppler, Bauer in Naislach, als Vorsteher,

2) Michael Lutz, Bauer in Würzbach, als Stellvertreter des Vor­

stehers,

3) Johann Georg Burkhardt, Bauer in Würzbach,

4) David Keppler. Hirschwirt in Würzbach,

5) Georg Friedlich Rentschler, Holzhauer in Würzbach.

Rechtsverbindliche Willenserklärungen und Zeichnung für die Genossen­schaft erfolgen durch den Vorsteher oder Stellvertreter und zwei weitere Mit­glieder des Vorstand».

Die Zeichnung erfolgt, indem der Firma die Unterschriften der Zeichnen­den hinzug-fügt werden.

Bei Anlehen von 100 und darunter genügt die Unterzeichnung durch zwei vom Vorstand dazu bestimmte Vorstandsmitglieder.

Die Bekanntmachungen der Genossenschaft erfolgen unter der Firma der­selben und gezeichnet durch den Vorsteher bezw. Vorsitzenden des AuffichtSratS im Calwer Wochenblatt.

Die Einsicht der Liste der Genossen ist während der Dienststunden des Amtsgerichts jedermann gestattet.

Den 1. Oktober 1950.

Amtsrichter l)r. Ehmann.

Vergebung von Sauarbeiten.

Zur Erbauung eines Einfamilienhauses für Friedrich Samsel, Gold­arbeiters in Dennjächt, sind die Grab-, Betonier-, Maurer-, Steinhaner-, Zimmer-, Gipser-, Schreiner-, Glaser-, Schlaffer-, Flaschner-, Anstrich-, Treppen- und Schmiedarbeite« im Submisttonsweg vergeben. Pläne, Kostenvoranschlag und Bedingungen liegen auf dem Bureau des Unterzeichneten zur Einsicht auf und sind diesbezügliche in Prozenten der Ueberschlagspretse ausgedrückte Offerte bis SamStag, de» 8. Oktober, nachmittag» 4 Uhr, im Gasthaus zumAdler" in Dennjächt einzureichen. Der Zuschlag erfolgt innerhalb 8 Tagen.

Calw, den 4. Oktober 1910. I. A.:

Oberamtsbaumeister Köhler.