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Ersuchen geknüpft, es möchte den beteiligten Zivilbehörden und Quartiergebern sein wärmster Dank ausgesprochen werde». Indem hievon den betreffende« K. Oberämtern und Ortsvorstehern mit besonderer Befriedigung Eröffnung gemacht wird, erhalten diese zugleich den Auftrag, Gegen­wärtiges durch Abdruck im Bezirktamtkblatt, bezw. durch ortsübliche Bekanntmachung zur Kenntnis der Quartiergeber zu bringen.

Stuttgart 4. Okt. Der militärische Beleidigungsprozeß gegen den Ober­leutnant a.D. Gramm wurde heute fortgesetzt. Ein großer Teil der vernommenen Zeugen be­kundet, daß Major Weller sehr streng gewesen sei und die Leute beschimpft und mißhandelt habe. Dagegen wird Oberleutnant Gramm von mehreren Zeugen als sehr gutmütiger Offizier geschildert. Nach Beendigung der Zeugenverhörs werden weitere Beweisanträge von den Rechtsbeiständen der Nebenkläger gestellt: 1) daß Gramm bereits im Juni 1908 beabsichtigte, den damaligen Oberst v. Berrer in die ganze Angelegenheit zu verwickeln; 2) daß G. vor seiner Verheiratung derartig verschuldet war, daß für ihn die Heirat der einzige Ausweg war, aus seiner schwierigen Lage herauSzukommen; 3) daß G. zu jener Zeit durch einen Geldvermittler noch gleichzeitig mit drei Damen korrespondierte. R.-A. Kohl behält sich weitere BeweiSanträge vor. Damit wurden sämtliche Zeugen entlassen.

Stuttgart 4. Okt. Gestern abend kam ein Lastauto bei der Fahrt die Urbanstraße abwärts ins Rutschen, rollte auf einen Rand­stein und fiel um. Hiedurch geriet dar Fahrzeug in Brand. Das Feuer wurde mittelst eines Minimax-Apparates gelöscht. Die alarmierte Hauptfeuerwache kam nicht in Tätigkeit.

Stuttgart 4. Okt. (Arbeiterbewegung.) Die bei den Elektromonteuren von dem Deutschen Metallarbeitervrrband eingeleitete Lohnbewe­gung greift immer mehr um sich. Die In­stallateure von Groß-Stuttgart und Umgebung haben beschlossen, falls die Monteure und Hilfs­monteure die Arbeit nicht wieder aufnehmen und weitere Kündigungen seiten» derselben Vorkommen, am nächsten Freitag sämtlichen dem Deutschen Metallarbeiterverband angehörigrn Monteuren und Hilfsmonteuren zu kündigen.

Göppingen 4. Okt. (Sherlok) In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde in einem Laden in Klein-Eislingen, einer Filiale de« Groß Eislinger Konsumvereins, ein Ein­bruch verübt. Der Einbrecher versuchte, den Kassenschrank zu sprengen, was ihm aber mißlang. Dagegen wird eine, dem Ladenfräulein gehörige goldene Damenuhr vermißt. Nun traf der Polizeihund Sherlok von Stuttgart mit seinem Führer Wißmann hier ein und begann sofort zu arbeiten. An einem zurückgebliebenen Stein,

mit dem der Einbrecher vermutlich ein Fenster eingeschlage« hatte, bekam das Tier Witterung und nahm die Spur ohne Zögern auf. I» großartiger Suche und mit einer Schnelligkeit, daß der Fahnder förmlich mitgerissen wurde, ging e» quer über die Wiesen, dann übersetzte der Hund unterhalb der Wurster'schen Fabrik den Mühlkanal und fand auf der anderen Seite die Fortsetzung der Spur. Bald drang das Tier, da» an einer langen Leine läuft, in ein nicht allzuweit von der UebersetzungSstelle entferntes Haus ein, wo es in einer Kammer einen ver­heirateten Schlosser verbellte. Der Mann stellt die Tat in Abrede, die Uhr ist auch «och nicht beigebracht, doch wurde der Verdächtige verhaftet und dem hiesigen Amtsgericht eingeliefert.

Heilbronn 4. Okt. Die Zunft der Langfinger machte sich am Samstag in einem neu eröffneten Warenhause in der Kaiserstraße bemerkbar. Nicht weniger wie drei Frauen wurden bei Ladendiebstählen auf frischer Tat ertappt und sofort der Polizei übergeben.

Rollenburg 4. Okt. (Hopfen.) Daß in Nürnberg der Handel in Hopsen so lebhaft einsetzt, macht sich hier in der Nachfrage und Preisbewegung des Produkts gut fühlbar. Die Bestände lichten sich zusehend» und viel mehr als 1000 Zentner werden hier kaum mehr avzu- treffen sein. Zwei Drittel der Ernte sind glatt abgesetzt und in den Bezirksorten dürften die Verhältnisse mindestens ebenso liegen. Bezahlt wurde für beste Ware bis zu 90 ^ pro Zentner mbst Trinkgeld. Angesichts des lebhaften Export­handels beobachten einzelne Produzenten. Zurück­haltung Wenn das Verkaufsgeschäft jedoch so anhält, wie in der letzten Woche, ist für die Stadt Rottenburg mit Beginn der nächsten Woche da« Verkaufsgeschäft au» Privathänden erledigt.

Tuttlingen 4. Okt. DasSoldätlcs- spielen", das von den hiesigen Schuljungen seit dem letzten Manöver eifrig betrieben wird, hätte beinahe ein Opfer gefordert. Ms Lanzen wurden von den Bube« Bohnenstecke« benützt, an denen ein Tuch befestigt wurde. Mit einer solchen Lanze wurde ei« Knabe des Bildhauers Teufel in den Unterleib gestochen, so daß er genäht werden mußte. Glücklicherweise ist keine weitere Gefahr vorhanden.

Laufen a. d. E. 4. Okt. (Schwer verunglückt.) In der Pappenfabrik und Papiergroßhandlung von Thurneisen kam der 19jährige Heizer Christian Nagel beim Schmieren in das Getriebe der Transmission. Die in einem Nebenraum beschäftigten Arbeiter bemerkten, daß da» Getriebe im langsamer gehe; als der Ge­schäftsführer Haug nachsab, fand er den Ver­unglückten an der Transmission eingekeilt hängen, j die Kleider teilweise vom Leib gerissen und um > die Welle geschlungen. Nagel hatte noch die

Geistesgegenwart, mit Aufbietung aller seiner Kräfte den Riemen von der Welle abzubringen, sonst wäre er unbedingt sofort ums Leben ge­kommen. Schwer verletzt mit Rippenbrüchen und großen Wunden wurde er von dem Arbeits- Personal au» seiner schrecklichen Lage befreit und nach Hause gebracht.

Ulm 30. Sept. Nicht weniger als 64600 hat der Buchhalter PH. Schleicher von Reichenbach seinem Brotgeber veruntreut. Er hatte in der Spinnerei und. Weberei des Kommerzienrats Otto in Reichenbäch, wo er seit 19 Jahren in Stellung war, die Löhne an die Arbeiter aurzubezahlen. Da er die Einträge ins Lohnaurzahlbuch, die aus den Meisterbüchern abgeschriebcn worden waren, immer selbst kon­trollierte, war er ihm möglich, ins Lohnzahlbuch die Namen von Arbeitern doppelt einzusetzen, oder Arbeiter aufzuführev, die gar nicht mehr im Betrieb beschäftigt wu den. Auf diese Weise ermöglichte er es, bei der 14tägigen Lohnauszahlung Beträge bis über 300 ^ über die wirklich zur Auszahlung gelangenden Summen vom Kassier zu erhalten. Vom Jahre 1895 bis zum August ds. IS. belief sich die Summe auf 64600 Da er zuletzt mit Tantiemen 4300 Gehalt hatte, auch einen begüterten Schwiegervater besaß, also keinerlei Not aus- gesetzt war, legte er von dem gestohlenen Gelde 60000 in Wertpapieren und 20 000 bei der Fabriksparkaffe an. Als Grund seiner Tat wußte Schleicher nur anzvgeben, daß er seine Familie für alle Fälle habe sicher stellen wollen. Kommerzienrat Otto erleidet einen Schaden nicht, da er in den Wertpapieren und in der Spar­kaffeneinlage Deckung hat. Die Strafkammer erkannte auf eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren.

Tettnang 4. Okt. Der König kam am Sonntag nachmittag im Automobil zum landwirtschaftlichen Fest von Friedrichs­hafen hierher. Er besichtigte mit großem Inte­resse die Ausstellung und sprach sich überaus lobend und erfreut über die Schönheit und Reich­haltigkeit derselben aus. Im Aukstellungrestaurant nahm der König einen Imbiß ein und unterhielt sich dabei aufs leutseligste mit den Herren de» Komitee».

Pforzheim 4. Okt. (Mord.) In dem benachbarten Dorfe Eutingen wurde ei« Mord verübt. Am Sonntag abend gegen 9 Uhr kamen insWaldhorn" drei Personen, zwei Männer und eine Frau, die sich für Alwin Wittich und Frau aus Lützenhard und Bruder Wilhelm au» Lützenhard ausgabev. Als gestern früh alle» ruhig blieb, schloß man das Zimmer auf und fand die Frau tot Sie war erschlagen. Die beiden Männer waren geflohen. Offenbar handelt er sich um ein Eifersuchtsdrama. .Von Pforzheim

Brust die Leidenschaft tobte und sie in ihrem Zimmer Hugo» Bild mit tausend heißen Küsten bedeckte.

Selbst dem Gatten fiel ihr veränderte» Wesen dem Freunde gegen­über auf, und er sagte eines Tage», als sie scheinbar gleichgültig e» ablehnte, eine Vorstellung zu besuchen, in der Hugo eine seiner glänzendsten Rollen spielte:Nun, wie du willst, liebe» Kind, ich kann dich nicht zwingen, dir einen so hohen Genuß nicht entgehen zu lasten. Mer ernstlich bitten wöcht' ich dich, mit Haffner künftig etwa« »etter zu sein. Wie du ihn seit seiner Rückkehr zu behandeln beliebst, da» ist zum mindesten nicht gastfreundlich. Hast du ihm irgend wa» übelgenommen, so wollen wir's in einer Aussprache zu dreien wieder in« Gleis bringen. Der arme Kerl ahnt wirklich nicht, wa» ihn so rasch um deine Huld gebracht hat und fühlt sich so bedrückt durch dein Verhalten, daß er kaum noch weiß, ob er wiederkommen darf. Du solltest ihm seinen kleinen Seitensprung von voriger Saison nicht so hartnäckig nachtragen, denn er ist wirklich ein

lieber, guter, tieffühlender Mensch mit einer echten Künstlerseele-

und verehrt dich, ich weiß e» sicher, ganz außerordentlich. Also sei ver­nünftig und nimm ihn wieder zu Gnaden auf, denn er ist mein Freund, und du weißt, wie sparsam ich mit diesem Titel bin."

Nur mit dem Aufgebot ihrer ganzen Kraft hatte Gerda bei diesen Worten ihres Gatten die lächelnde Ruhe bewahrt. Al« sie aber allein war, hatte sie wie im Fieber geschluchzt und gezittert und ihr Taschentuch zerbissen. Nein, es gab keine Rettung für sie als Hugo» Liebe. Keine Rettung, keine!

In der dritten Woche der neuen Saison kehrte der Hof in die Stadt zurück, und alsbald erhielt Hugo im verschlossene» Kuvert eine Rolle zugesandt, auf der mit großen Buchstaben die WorteSondervor­stellung vor Sr. König!. Hoheit" zu lesen waren.Endlich, endlich", rief er mit einem Seufzer der Erleichterung und erbrach da» Siegel. E«

war die tragende Rolle in dem neuen Werke eines der modernsten deutschen Schriftsteller, und Hugo war, als er da» Stück gelesen, sehr im Zweifel, ob er der rechte Mann für diese Aufgabe sei. Sie lag so ganz außerhalb seines Fache», verlangte mehr Schärfe und grübelnde Kleirkunst als Größe der Auffassung und Wucht der Darstellung.Da» habe» die Leutchen ja hübsch ausgesucht; beim erstenmal, da ich vor dem Fürste« allein spielen soll, geben sie mir eine Rolle, in der ich elend durchfallen muß, weil sie mir nicht liegt. Nein, da» Vergnügen will ich meinen Feinden nicht machen. Ich schicke lieber die Rolle zurück, als daß ich wich blamiere."

Wenn ihn jemand auf» Gewissen gefragt hätte, wer denn eigentlich seineFeinde" seien, so würde Hugo um eine Antwort sehr verlege« gewesen sein. Denn niemand hatte ihm bisher »och etwa» in den Weg gelegt; er hatte ungehindert seinen Weg gehen dürfen. Aber die Ein­bildung, geheime Gegner zu haben, gehört bei allen Künstlern gleichsam zum Wohlbefinden.>e» Aerger, jeden Fehlschlag, jede kleine oder große Enttäuschungen führen sie auf die Wirksamkeit jenerFeinde" zurück. Ja, manche rede« sich allen Ernstes ein, daß eine Welt von Widersachern sie umgibt, und find darauf nicht wenig stolz, weil dadurch jeder ihrer Erfolge nach ihrer Ueberzeugung dem Schicksal abgerungen ist und einen Triumpf über jeneFeinde" bedeutet. Jedenfalls erklärt sich dieser mehr oder minder ausgeprägte Verfolgungswahn der Künstler, vor allem der Theaterleute, au» der Gewißheit, daß in der Kunst ein unablässiges Nachdrängen jüngerer Kräfte stattfindet und daß auch der scheinbar unerschütterlich fest Stehende seinen Platz an jedem Tage gegen die unpersönliche Maffe der noch Unbekannten, aber unermüdlich Vorrückende» zu verteidigen hat.

(Fortsetzung folgt.)