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K. Oberamt Calw.
Nurse für Maler.
Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt, vor Weihnachten dieses Jahres folgende Kurse für Maler abzuhalten: s) in moderner Wundbehandlung einschließlich Reliefmalerei (Dauer 2 Wochen); d) im Lasieren von Hölzern, Maserieren und Marmorieren (Dauer 2 Wochen); c) im Schriftmalen und Glasvergolden (Dauer 3 Wochen).
Die Kurse werden in Stuttgart abgehalten werden und nicht vor Mitte November d. I. beginnen.
Näheres im Gewerbeblatt Nr. 40.
Das Gewerbeblatt kann u a bei den Schultheißenämtern eingesehen werden, welche zu diesem Zwecke hiemit angewiesen werden, den Gewerbetreibenden auf Wunsch Einsicht in das ihnen mit dem „Staatsanzeiger" zugehende Gewerbeblatt zu gewähren.
Den 3. Oktober 1910.
Reg-Rat Binder.
Bekanntmachung, betr. das Prüfamt für Tertilftoffe in Rentttnge«.
Am 1. d. Mts. trat das dem Technikum für Textilindustrie in Reutlingen angegliederte und der Aufsicht der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel unterstehende Prüfamt für Textilstoffe in Tätigkeit. Das Prüfamt nimmt Untersuchungen aller Arten von Textilstoffen und Textilfabrikaten auf Antrag vor und stellt über die Ergebnisse amtliche Bescheinigungen aus.
Die vom K. Ministerium des Inner« mit Erlaß vom 16. September 1910 genehmigten Grundbestimmungen (Arbeits- und Gebührenordnung) des PrüfamtS sind im Gewerbeblatt Nr. 40, welches
Dienstag, den 4. Oktober 1910.
«. a. bei den Schultheißenämtern eingesehen werden kann, abgedruckt.
Calw, 3. Oktober 1910.
K. Oberamt. Binder.
Tagesneuigkeiten.
* Calw 4. Okt. Oberreallehrer vr. Seyfang ist au» dem württ. Staatsdienst ausgetreten, um eine Stelle an der deutschen Schule in Konstantinopel anzunehmen. Er hat sich auf 3 Jahre verpflichtet und ist heute von hier abgereist.
Calw 4. Okt. Nach vorausgegangener Hauptübung fand gestern Abend im Saale der Brauerei Dreiß die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr statt. Kommandant Eugen Dreiß begrüßte die erschienenen Kameraden und gab gleichzeitig seinem Bedauern Ausdruck, daß da» Jnterffe an der Feuerwehr in einem ganz bedenklichen Abflauen begriffe» sei, was sich au» dem schwachen Besuch der Versammlung sowohl, als auch bei den Uebungen au« den eingelaufenen Rapportzetteln ersehen kaffe. Der Kommandant erstattete sodann Bericht über den Göppinger Feuerwehrtag, an dessen zum Teil kläglichen Vorgängen er in humorvoller Weise Kritik Übte. Um dem Fernbleiben von den Uebungen zu steuern beantragte Hauptmann Staudenmeyer eine Erhöhung der Strafen, nur so sei dem Materialismus einzelner beizukommen. Ueber die vorausgegangene Hauptübung, welche sich in der Biergaffe abspielte, erstattete Hauptmann Widmaier, dem die Leitung übertragen war, Bericht. Die Aufgabe wurde richtig gelöst und fand die Aufstellung der einzelnen Kompagnien die volle Zustimmung der
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Oberleitung. Der Keck'sche Brandfall wurde noch vom Kommandanten einer Besprechung unterzogen. In der sich anschließenden Debatte kamen einige Plänkeleien zwischen der 4. und 7. Kompagnie zum Durchbruch, welche jedoch dank de« Humors der Führer sehr viel zum Gelingen de« gemütlichen Teil» des Abends beitrugen.
* Calw 4. Okt. Die Hasenjagd hat am 1. Oktober begonnen. Sie soll nach den Aussagen der Jagdliebhaber quantitativ nicht besonders gut auSfallen. Der erste Wurf hat unter der Nässe zu leiden gehabt und ist größtenteils zu Grunde gegangen. Der zweite Wurf hat sich durch die Ungunst der Witterung langsam entwickelt, weshalb man ausnahmsweise viele kleine Hasen sieht. Der Preis eines Hasen stellt sich hier auf 3 Mk. 50 Pfg.
-t. Möttlingen. Der Bez.-Bienen- züchter-Verein hielt am Sonntag nachmittag 2'/- Uhr im Gasthaus z. Lamm hier seine Herbstversammlung ab. Leider war dieselbe, wohl infolge des schlechten Bienenjahres, nur schwach besucht. Der Vorstand des Verein», Kaufmann Knecht, begrüßte die Anwesenden und hielt sodann einen Rückblick auf das Jahr 1910, welches für die Bienenzüchter zu den schlechtesten zu zählen sei, da» in einer langen Reihe von Jahren dagewesen ist. Er ermahnte die Mitglieder ihre Pflicht zu tu« und den Mißerfolg unsere fleißigen Tierchen nicht entgelten zu lassen. Nach magern Jahren kämen auch wieder bessere, wo derjenige, der seine Bienen treulich gepflegt hat, für Mühe und Arbeit wieder reichen Segen ernten darf. Nach der Berichterstattung über die Delegiertenversammlung in Stuttgart gab Vorstand Knecht noch praktische Ratschläge über die Behandlung der Bienenvölker im Herbst. Er führte unter
Beifall.
Eine Novelle von F. A. Geißler.
(Fortsetzung.)
Hugo war beschämt. „Gern, gern; ich hoffe, Sie haben mich nicht mißverstanden. Meine Beweggründe-"
„Sind rein und aller Achtung wert. Verlasse« Sie sich drauf, man wird sie zu würdigen wissen. Und darum heute kein Abschiedswort, sondern nur ein fröhliche» „Auf Wiedersehen!"
Sie schüttelten einander die Hände. Als Hugo durch den Vorgarten schritt, folgten ihm Gerdas Augen aus einem Fenster de» Oberstock«. Er spürte ihren Blick im Nacken und wandte sich um. Da sah er sie am Fenster, winkte ihr zu und rief: „Auf Wiedersehen!"
Am nächsten Morgen reiste er froh nach seiner Heimat.
VIII.
Nur wer als Schauspieler jahrelang nach der anstrengenden Arbeit eine» Winter» gezwungen gewesen ist, während der Sommermonate bei geringer Gage und oft unwürdigen örtlichen Verhältnissen an einem Sommerthrater sein harte« Brot zu verdienen und dabei meist noch nicht zu wissen, in welchen Winkel Dentschlands ihn für den nächsten Winter der Machtspruch de» Agenten verweisen wird — nur der kann da» erhebende Gefühl verstehen, von dem erfüllt das mit mehrjährigem Vertrage angestellte Mitglied eher Hofbühne in seine Ferien reist. Wa« die Saison vielleicht an Enttäuschungen und Aerger gebracht hat, ist so gut wie vergessen; mit dem Optimismus und der harmlosen Uebertreibung, die den Theaterleuten im Blute liegt und durchaus nicht als Entstellung der Wahrheit oder gar Lüge bezeichnet werden darf, werden die kleinen Errungenschaften der Spielzeit in große, laute Erfolge umfrisiert, die
I man dann den lauschenden Bekannten, Verwandten und Fremden so lebenswahr zu schildern weiß, daß man selber daran glaubt. Diejenige« Mimen aber, die wirklich eine ernste Stellung einnehmen, lassen sich in den Ferien gern einen struppigen Bart wachsen und spiele» die Nervös- Abgearbeiteten, die unter der Last ihrer Künstlerschaft säst zu Boden sinke« und darum am liebsten von allem Theaterkram nicht» hören möchten. Sie haben's aber doch ganz gern, wenn sie im Seebad oder in der Sommerfrische erkannt und ein wenig gefeiert werden.
Hugo Haffner gehörte weder zu den Aufschneidern, noch zu den Blasierten; der Erfolg hatte ihn heiter, gut und mitteilsam gemacht, und der kleine Stachel, den seine Nichtverwendung bei den Sondervorstellungen ihm im Herzen zurückgelaffen hatte, spornte seinen Ehrgeiz auch während der Ruhrzeit mächtig an. Was er seit langer Zeit nicht mehr gekannt hatte, das fand er jetzt wieder: da» Wohlbefinden, das Heimatsgefühl im Vaterhause. Sie waren alle stolz auf ihn. Die Mutter, wie in allen solchen Fällen, am meisten. Ei ist ja eine alte Erfahrung, daß jede Mutter, deren Sohn Künstler geworden ist, sich auch mit seiner Kunst auf's engste verbunden fühlt. Künstlermütter verstehen ihre Söhne am besten und werden von ihnen am zärtlichste« geliebt, am tiefsten verehrt. Das ist ein Naturgesetz. Denn in jedem Künstler, der das, was er Hervorbringen soll, lange in sich ausreifen lassen und e» dann unter tausend Schmerzen gleichsam gebären muß, liegt ein starker Einschlag von Weiblichkeit, Mütterlichkeit. Darum besteht in den meisten Fällen zwischen kunstbegabten Söhnen und ihren Mütter» von Anfang an ein geheime» Einverständnis, ja man wird mit der Behauptung nicht fehl gehe«, daß de» Sohne« Begabung meist von der Mutter zuerst entdeckt und dann gehegt und gepflegt wird. Den felsenfesten Glauben auch nur einer Menschenseele an sein Talent findet der Künstler zuerst bei seiner Mutter; sie ist lange Zeit hindurch sein Publikum, da« er nicht entbehren kann; sie kann ihm auch durch die Muttereitelkeit nicht so viel schaden als sie