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»«itlichs Vakanntneachrens««.

Bekanntmachung des K. Ministerium- des Inner«, betr. den Verband der deutschen gemeinnützigen «nd ««partei­ischen Rechtsansknnftstelle«.

Der Verband der deutschen gemeinnützigen und unparteiischen Rechtsaaskunftstrllen hat eine ständige Vertretung Versicherter in Unfall- und Jn- validenrentenangelegenheiten vor dem Reichsverfiche- rungsamt eingerichtet. Er hat den Wunsch, diese zunächst für die Verbandsmitglieder bestimmte und darum vorwiegend den Kreisen der städtischen Be­völkerung zugute kommende Einrichtung der gesamten ländlichen Bevölkerung des deutschen Reiches dienst­bar zu machen. Der Verband erbietet sich daher, in allen Fällen, in denen sich Personen der länd­lichen Bevölkerung in den bezetchneten Rentenange­legenheiten an ihn wenden, Auskunft zu erteilen und die Vertretung vor dem Reichsverficherungsamt zu übernehmen. Die Anträge der rechtshilfesuchenden Personen wären an den Vorsitzenden des Verbands, Oberbürgermeister Kaiser inRixdorf (Rathaus), zu richten.

Stuttgart, 26. August 1910.

K. Ministerium des Innern.

Für den Staatsminister:

Haag.

Auf vorstehende Bekanntmachung werden die Beteiligten hiemit hingewiesen.

Calw, 1. Oktober 1910.

K. Oberamt. Binder.

Tagesneuigkeiten.

sD Calw 3. Okt. Der Wi«t erfahr­plan, der am Samstag in Kraft getreten ist, bringt keine große Veränderungen. Wie all­jährlich, kommen auch Heuer die Saisonzüge wieder

Montag, -en 3. Oktober 1910.

in Wegfall. Zug 856, der in Stuttgart um 8.23 abfährt «nd in Calw 9 42 vormitt. ankommt, verkehrt nur noch an Sonn- und Feiertagen. Zug 863 mit Abfahrt von Calw nachm. 2 Uhr und Ankunft in Stuttgart um 3 44 verkehrt nur im Oktober, in de« übrigen Wintermonaten fällt er au«. An Werktagen fällt ebenfalls Zug 875 auk; dieser verkehrt nur Sonn- und Feiertags zwischen Calw und Stuttgart; Abgang in Calw 7.35, Ankunft in Stuttgart 9.27. Inden Winter­monaten fährt demnach zwischen 11.45 und 4.26 kein Zug und ebenso zwischen 4 26 «nd 9.36 abends auch kein Zug nach Stuttgart; die Zwischenräume betragen somit 4 und 5 Stunden. Da« kennzeichnet genügsam die schlechte Zugs­verbindung nach Stuttgart. Zieht man »och in Betracht, daß zu der 56 km langen.Strecke beinahe 2 Stunden gebraucht werden und daß sämtliche Personenzüge auch an den Haltestellen ««halten, so wird man keinen Zweifel haben können, daß von einer Verbesserung de» Verkehr» nach Stuttgart keine Rede sein kann. Es sollte doch Gelegenheit geboten werden, auf der Hin- uud Rückfahrt jr einen beschleunigten Zug be­nützen zu können. Sehr viele Klagen hört man auch über da» schlechte Wagenmaterial, das auf der Strecke Calw-Stuttgart im Gebrauch ist. Alle diese Uebelstände sind alt, leider läßt eine Ab­änderung noch lange auf sich warten. E» kann daher nicht weiter auffallen, daß die Strecke von Reisenden nicht gerne benützt wird. Besser sind die Verkehrsverhältniffe auf der Nagoldbahn. Sowohl in der Richtung nach Pforzheim wie nach Horb verkehrt eine große Zahl von Zügen, die für den Winter ausreichen.

sis Calw 3. Okt. Die am gestrigen Sonn­tag im Badischen Hof stattgefundene Gesangs­unterhaltung de» Liederkranzes war über­

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au» zahlreich besucht. Unter den Direktion von Hauptlehrer Stirmlinger wurde eine Reihe von Männerchören in frischer und eindrucksvoller Art wiedergegeben und mit großem Beifall aus­genommen. Besonders günstiger Aufnahme er­freuten sich die Volkslieder, unter denen sich ein reizendes Tanzliedchen von Silcher befand. Mit der Veranstaltung war die Ehrung eine» ver­dienten Sänger» verbunden. Lange Jahre hin­durch bekleidete Glasermeister Wilh. Schwämmle da» Amt de» Vizevorstandes. Anläßlich seines Rücktritt« von diesem Posten erachtete I es der Ausschuß des Liederkranzes für seine Pflicht, dem außerordentlich treue« und verdienten Mitglieds eine besondere Ehrung zuteil werden zu lassen. In eindrucksvolle« und warmen Worten feierte der Vorstand de» Vereins, Präzeptor Bäuchle, die vielfache« Verdienste des ausgezeichneten Mitgliedes und übergab ihm ein Ehrendiplom, da» seine Ernennung zum Ehrenmitglied de» Verein» enthielt. Die Urkunde ist in künst­lerischer Weise von Zeichenlehrer Werner hier entworfen und fein durchgeführt. Der Gefeierte dankte dem Ausschuß für die-zuerkanute Ehrung - herzlich und wünschte dem Verein für alle Zeiten ein fröhliche» Wachsen, Blühen und Gedeihen. An die GesangSunterhaltung schloß sich eine Früchteverlosung an, die wegen der schöne» und zahlreichen Gewinne Alt «nd Jung erfreute. Die ganze Veranstaltung «ahm einen sehr anregenden und gemütlichen Verlauf.

* Calw 3. Okt. Die schönen Tage der letzten Woche haben das Obst prächtig zum Aus­reisen gebracht. Manche Sorten wie die Gold­parmänen hängen goldgelb an den Zweigen und die mit Früchten reich beladenen Bäume gewähren jetzt einen herrlichen Anblick. Auffallend in diesem Herbst ist der Umstand, daß da» Obst plötzlich

Beifall.

Eine Novelle von F. A. Geißler.

sFortsetznng.)

Durch die Tür, welche nur für den Hof bestimmt war, und vom Portier mit achtungsvollem Gruß und einer gewisse» Feierlichkeit geöffnet wurde, trat Hugo ins Freie. Al» er über den dunklen Platz schritt, em­pfand er ein Glücksgefühl, das er noch nie gekannt. Es war nicht Stolz, nicht Ueberhebung, nicht die bloße Befriedigung über des Fürste« An­erkennung, es war eine tiefe, reine, edle Freude, die mit ihrem ruhigen, klare», wärmenden Licht sein ganzes Wesen erfüllte. Ohne zu denken, nur von dieser Empfindung getragen, ging Hugo seine» Weges durch die stillen Straßen. Stundenlang «änderte er durch die Nacht, und al» er endlich sein Zimmer betrat, da faltete er seit seiner Knabenzeit zum erstenmal wieder die Hände und ohne Worte betete seine Seele.

VII.

Die große Gesellschaft ist die Hyäne de, Ruhme,. Sie stürzt sich mit blinder Gier auf jeden, der die öffentliche Aufmerksamkeit durch seine Talente erregt hat, und sucht ihn als willkommene Beute zu gewinnen. Ja, sie zerreißt ihn «ach Art eine» Raubtier», indem sie ihn mit Ein­ladungen überschüttet und ihm grausam die Verpflichtung auferlegt, überall zu sein. Wehe dem, der solchem Zwang keinen ernsten Widerstand ent­gegen zu setzen vermag, ja wohl gar in dem Ansturm der Gesellschaft eine Aulszeichnung erblickt und sich in seinem Ehrgeiz durch ihn geschmeichelt fühlt. All' seine Sammlung, Ruhe und Schaffenskraft verfällt bald genug dieser Gesellschaft, die ihn rücksichtslos beiseite schiebt, sobald sie ihn seine» Allerbesten beraubt hat!

Auch Hugo Haffner hatte sich gegen solche» Ansturm der beute­

gierigen Außenwelt zu wehren. Seitdem der Empfang durch den Groß­herzog bekannt geworden war, galt er al» derkommende Mann" des Hoftheaters, als der Künstler, welcher berufen zu sein schien, künftig eine führende Stellung einzunehmen. Und da viele Leute ein ganz besonderes Vergnügen an denkommenden Männern" haben, vermutlich, weil sie interessanter" erscheinen, al» diejenigen, welche schon am Ziel ihrer Lauf­bahn angekommen sind, so war Hugo, zumal da er außer Kunst und Zu­kunft noch seine ganze junge und frische Persönlichkeit einzusetze» hatte, während der Hochsaison ein sehr begehrte« Schmuckstück für allerlei Ver­anstaltungen dir Welt, in der man die Langeweile für die größte Sünde hält. E« regnete für ihn förmlich Einladungen. Und weil ihm alle« so neu war, weil er sich daran freute, überall schmerzlich erwartet und freudig begrüßt, von den Damen angeschwärmt und von den Männern geschätzt oder gar beneidet zu werden, so stürzte er sich kopfüber in den wildesten Strudel. Wenn er abends dienstfrei war, nahm er den Fünfuhrtee bei einer Bäronin oder Kommerzienrätin, ging zum Diner in ein zweite» Hau» und womöglich spät abend» noch in eine Herrengesellschaft.

An jedem Tage hatte er die Möglichkeit, mit Wagen oder Auto­mobil Ausflüge zu unternehme«, seine Bilder fanden reißenden Absatz, auf der Straße, in der elektrische» Bahn, im Restaurant zog er bei seinem Erscheine« aller Augen auf sich; Backfische fanden ihn einfach süß, und Gymnasiasten sandten ihm ihre Dramen ein mit einem Wort, er war so volkttümlich in Kronburg, daß selbst Herr Kammersänger Wildung ihn zu fürchten begann.

Da Hugo streng darauf hielt, an den Tagen sich nicht zu zerstreue», an denen er auftreten mußte, aber dann nach der Vorstellung von den neuen Bekannten meist gleich am Bühnenausgavg erwartet wurde, so trat ««merklich eine Pause in seinem Verkehr bei Wartner «nd dessen Gattin ein. Frau Gerda verriet mit keiner Silbe, wie sehr sie unter der plötz­lichen Vernachlässigung durch Hugo litt, aber Wartner la» den Schmerz