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Amtliche Bekannt»nach«ttgs«.
Bekanntmachung, betr. Schweinehaltung.
Mit Bezug auf den in Nr. 38 des Wochenblattes für Landwirtschaft vom 17. ds. Mts. veröffentlichten Aufsatz über „Kartoffelernte und Schweinehaltung" werden die Landwirte des Bezirks aufgefordert, trotz dem gegenwärtig hohen Stand der Preise von Ochsen-, Rind- und Kalbfleisch und trotz dem zu erwartenden Ansfall in der Kartoffel-Ernte eine Verringerung ihrer Schweine- beftande nicht eintretea zu lasse« und die Schweinezucht uud Schweinemast nicht zu vernachlässigen. Für den Ausfall an Kartoffeln wird die Verwendung von Ersatzfuttermitteln empfohlen.
Calw, 29. September 1910.
K. Oberamt.
Binder.
Tagesueuigketten.
K Neuhengstett 29. Sept. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde hier im Gasthaus z. „Rößle" ein Einbruchsdiebstahl verübt, bei welchem dem Dieb außer Bier, Wurst und Brot auch Kleidungsstücke in die Hände fielen. Der aus Stuttgart telephonisch herbeigerufene Polizeihund „Sherlock" nahm sofort die Spur auf und ermöglichte die Verhaftung des Täters, der noch die Dummheit begangen hatte, am Tatort einen Zettel zu hinterlassen, auf dem er mit Brandstiftung drohte, wenn der Diebstahl bei der Polizei ängezeigt und gerichtlich verfolgt werde. Eine solche Drohung dürfte bei Gericht wohl kaum als Milderungsgrund gelten.
Oberhaugstett 29. Sept. Bei der heute stattgefundenen Schultheißenwahl haben von 82 Wahlberechtigten 76 abgestimmt. Davon erhielten Gemeinderat Proß 42, Gemeinde
Kreitag, -en 30. September 1910.
Bszuatpr. l.d. «taüt'/USHrl.m.rrSaerl.Mk. 1.»b. Postbezug«»- s,i>. Ort«, u. Nachbarort-verl. Mk. 1.20 im Fernverkehr
Mk. 1 .LV. Bestell?, in Württ. 30 Pf?., in Bayern u. «eich «2 Pfz
pfleger Roller 32 Stimmen. Zersplittert sind 2 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt.
Stuttgart 29. Sept. Beider Herbstwanderversammlung der Nationalliberalen (Deutschen) Partei Württembergs, die am Sonntag 9. Okt. in Geislingen abgehalten wird, werden nach dem nunmehr feststehenden Programm außer dem Landesvorsitzenden, LandtagSabgeordneten Fabrikant Kübel- Cannstatt sprechen: Landtagsabg. Wie- l and-Ulm über die Landespolitik und ReichS- tagsabg. vr. Osann-DarmstadL über Reichs- politik. ReichStagSabg. Rechtsanwalt vr. Osann ist bekanntlich der Vorsitzende des Hessischen Landesverbandes der Nationalliberalen Partei. In Verbindung mit der Herbstwauderversamm- lung wird vormittags eine Sitzung des Landes- ausschufse» zur Besprechung der politischen Lage und des Vertretertags in Kassel stattfinden.
Stuttgart 29. Sept. Der Bruder des Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Mitglied der Ersten württemb. Kammer, Prinz Alfred von Löwen st ein-Wertheim- ^H^eudenbsrg, der sich zum Besuch seiueS Schwiegersohns des Fürsten zu Sayn-Wittgen- stein-Berleburg begab, wurde auf der Automobilfahrt in der Nähe von Biedenkopf durch einen Gegenstand, der nach dem Auto geschleudert wurde, am Auge so schwer verletzt, daß er in die Universitäts-Augenklinik nach Marburg gebracht werden mußte.
Stuttgart29.Sept. BeiderMaschinen- fabrik G. Kuhn in Berg haben die Autozylinderformer wegen der Entlassung des Vertrauensmannes des Metallarbeiterverbandes die Arbeit niedergelegt. Die Firma hat daraufhin auch den Kernmachern gekündigt. Die
Arbeiter der Eßlinger Maschinenfabrik und der Filiale Zuffenhausen der Firma Kuhn sprachen den Ausständigen ihre Sympathie aus und verpflichteten sich, keine Streikarbeit zu verrichten. Ueber die Firma wurde die Sperre verhängt.
Stuttgart 29. Sept. Die Frage der Wasserversorgung Stuttgart« dürfte in der nächsten Zeit ihrer Lösung entgegengeführt werden. In dem Gebiet bei Langenau fand gestern eine Besichtigung statt, an der Vertreter der Regierung, der Stuttgarter Stadtverwaltung, sowie die Sachverständigen teilnahmen. Das Ergebnis der Bohrungen und Wassermessungen ist durchaus befriedigend. E« soll nunmehr ein Bericht über das Regierungsprojekt und ein Gutachten der Sachverständigen gegeben werden, worauf die Entscheidung getroffen werden dürfte.
Tübingen 29. Sept. Wegen einer ganzen Anzahl von Diebstählen in Calw wurde der noch nicht 18 Jahre alte Küfergeselle Johannes Pfeiffer von Alzenberg heute zu 5*/- Monaten Gefängnis verurteilt. Pfeiffer ist öfters mit großer Frechheit in Parterreräumen eiugestiegen, so in das Verwaltungsgebäude der Georgistiftung und hat einige hundert Mark zusammengestohlen und in Pforzheim verputzt. Als er in einer Wirtschaft die Gelegenheit benutzte, die Geldkaffe zu stehlen, während alle» dem in den Keller gestürzten und verunglückten Wirt beisprang, ereilte ihn das Schicksal.
Hall 28. Sept. Die Frau des Oekonomeu Stephan in Unterlimpurg wurde heute früh in ihrer Scheuer tot aufgefunden. Die Untersuchung ergab, daß die Fra«, welche sich vor ihrem betrunken «ach Hause zurückkehrenden Ehemann auf den Heuboden geflüchtet hatte, durch das Garbenloch heruntergefallen ist und sich durch
Beifall.
Eine Novelle von F. A. Geißler.
(Fortsetzung.)
Wartner lachte gemütlich, legte Frau Gerdas Hand in die seine und sagte: „Sie müssen wissen, Herr Kollege, daß ich ein gar glücklicher Komödiant bin. Hab' ich mir doch durch meine Kunst neben manchem anderen Gut des Lebens auch meine liebe Frau gewonnen. Sie war in mein Spiel mindestens ebenso verliebt, wie in meine Person, und ihr Stolz auf den Bräutigam war sicherlich nicht geringer als ihre Liebe zu ihm. Doch das waren Mädchengedanken. Jetzt ist sie eine vernünftige Frau geworden und hat höchstens noch die Schwäche, daß sie mein Zimmer gern mit allerhand Theaterflitter ausgestattet sähe. Sie dürfen'S als ein Zeichen ihrer besonderen Gunst betrachten, daß sie Ihnen gleich beim erste» Zusammensein ihre Schmerzen anvertraut. Sonst ist sie die beste Frau auf der Welt und weiß genau, daß ihr alter Eheherr ein tüchtiger Kerl ist, auch wenn's nicht jede Woche dreimal in allen Zeitungen der Stadt zu lesen ist, natürlich „unterm Strich", denn was darüber ist, da» ist vom Nebel."
Wartner hatte diese Worte in dem Tone ruhiger Ueberlegenheit gesprochen, aber wie jeder Mensch, dessen Kunstausdrucksmittel die Sprache ist, hatte Hugo ein feines, instinktives UnterscheidungLvermögen für die Gefühls-Untertöne, die in der scheinbar gleichgültigsten Rede doch mitklingen. Er glaubte das leise Beben einer Erregung aus Wartner» Worten herauszuhöre«; es war, als stände man plötzlich auf unsicherem Boden, als dränge sich auf einmal unwiderstehlich gerade da» hervor, was er sonst eifrigst zu verbergen bemüht war.
Fra« Gerda klopfte leise die Hand ihres Gatten, mit der ihren und sagte mit dem harten Klang in der Stimme, mit dem man von alten, oft
um ihre Erfüllung betrogenen Wünschen spricht: „Werden Sie'» glauben, Herr Haffner, daß mein Man«, seitdem er de« Titel „Schauspieler de» Großherzog»" führt — es ist schon eine ganze Reihe von Jahren her — nicht ein einzigeSmal mehr hier öffentlich aufgetreten ist? Ich, seine Fra«, sehe ihn seitdem nur noch bisweilen in den Generalproben zu den Sondervorstellungen. Höchsten» nimmt er mich ab und zu einmal mit, wenn er auswärts gastiert. Aber auch diese Gastspiele werden von Jahr zu Jahr seltener, denn der Herr sieht sie nicht gern. Er will diese Künstler ganz für sich haben, die er mit seiner Freundschaft beehrt. Was denken Sie über einen solchen Egoismus? Ich glaube, eines Fürsten Freundschaft darf de» Künstler doch nicht seinem Lebenselement, der Oeffentlichkeit, entziehen. Er braucht sie, braucht den Beifall einer große», begeisterten Menge, wenn er nicht an seiner Kunst Schaden leiden soll."
Wartners Stirne umwölkte sich leicht und seine Stimme schien ein klein wenig zu zittern, al» er antwortete:
„Das ist deine Privatmeinung, liebes Kind, über eine Sache, in der du ein eigenes Urteil nicht haben kannst. Ich aber, Herr Kollege, sage Ihnen auf Grund meiner reichen und köstlichen Erfahrung: nichts hat mich mehr befriedigt und begeistert, als da» Bewußtsein, für einen geliebten Herrn und fürstlichen Freund, für einen so innig mit der Kunst verbundenen Kenner und edlen Menschen die ganze Fülle meiner Seele zu offenbaren. Wahrlich, da« ist mehr wert, als um den Beifall einer wetterwendischen Menge zu buhlen. Freilich, wer zum Theater ging nur au» Selbstsucht und Eitelkeit, nur mit dem Wunsch, begafft, angestaunt, beweihräuchert zu werden, für den ist unser gnädigster Herr nicht der rechte Mann. Aber wer Schauspieler wurde, um wahrhaft Künstler zu sein, um in der Verkörperung edler Dichtungen der Träger und Künder großer Gedanken zu werden, wer da» Echte vom Flittertand zu unterscheiden weiß, der muß beglückt und dankbar sei«, wenn ihn sein Schicksal dahin stellt, wohin e» mich geführt hat, in den persönlichen Dienst de»