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de» Wirt» »ach fassen dort am späte» Abend (also nach der Tat) zwei Arbeiter, von denen der eine noch am Sonntag festgenommen wurde. Dem anderen, der noch keine Wohnung hat, ist man auf der Spur. Die beiden zweifellos» in Betracht kommende» Täter wollten und haben jedeufallr auch da» Geld auf dem Volksfest verjubelt.
Wimpfen 28. Sept. Auf unserer Markung wurde im Gewand Hedrrichsberg ein Reblaus- Herd entdeckt. Die entsprechenden Maßnahmen sind getroffen worden, um neue Weiterverbreitungen der Seuche zu verhindern.
Tuttlingen 28. Sept. Da» schon mehrfach erwähnte Projekt de» Mmer Ingenieur» Baader zur Lösung der Donauversicke- rungS frage gründet sich auf die Tatsache, daß die Dona« oberhalb der ersten Versickerungsstelle bei Jmmendingen eine mittlere Waffer- menge von 1500—6000 Sekundenlitern führe und daß der Höhenunterschied zwischen dem Wasserspiegel der Donau bei Jmmendingen und der Oberfläche de» Aachtopfe» 170 w ausmache. Ingenieur Baader will diese Wassermenge unterhalb einer vor der HauptverfinkungSftelle bei Jmmendingen einzubauenden Wehre» fassen und in zwei gleichen Teilen auf der einen Sette »ach Tuttlingen und auf der andere» Seite nach dem Aachtopfe ableiten. Wa» die Wasserführung zum Aachtopf anbelangt, so soll bei Mauenheim zum Zweck einer rationellen Kraftabgabe ein kleiner Stanweiher und bei Engen die Hauptkraftstation errichtet werden, wenn die» nicht schon bei Talmühle geschieht. E» kommen hier 750 bi» 3000 auinützbare Pferdekräfte in Betracht. Da» Wasser wird dann weitergeführt, wobei eine Zwischenstation beim Wasserburger Tal und eine Endstation am Aachtopf angeglirdert werden soll. Diese beiden Stationen sollen ausschließlich den Aachwerk»besitzer« al» Entschädigung für die den Dovaubrsitzern zugewiesenen Wasser zur Verfügung stehe». Die Wasserzufuhr nach Tuttlingen geschieht durch einen Stichkanal, der die HauptverfickerungSstelle umgeht und ei» kleineres Reservewerk bei Möhringen ermöglicht. Für das Kraftwerk bei Tuttlingen hat Ingenieur Baader Rentabilitätsberechnungen aufgestellt und ein kleine», sowie ein große» Projekt dabei in» Auge gefaßt. Das kleine Projekt, 500—2000 Sekundeu- liter, erfordert zwei Millionen, da» große Projekt zweieinhalb Millionen Anlagekapital. Für da» kleine wird eine Verzinsung von 5,25, für das große von 7°/a berechnet. Die Hauptvorzüge der ganzen Anlage sind: Festgeschlossene Wasserführung und dadurch gewährleistete absolute Sicherheit de» Minimalwasserstande», Ausnützung der Kraft in verschiedenen Gefällstufen, wodurch
teure Ueberführungen erspart werden, und gleichmäßige Verteilung der Kraft auf beide in Betracht kommenden Jntereffentengruppen.
Ulm 28. Sept. Die Versickerung der Donau bei Möhringen, die infolge des feuchten Sommer» zur Freude der Tuttlingrr Heuer bi» jetzt ausgeblieben ist, ist nun doch eingetreten. Ingenieur Baader, der die Versickerungtstrecke genau untersucht hat, teilt dem „Ulmer Volksboten" mit, daß die vollständig« Versickerung gestern nachmittag eivgetreten und das Fischsterben massenhaft sei.
Jmmenried OA. Wangen 28. Sept. Die Wirtin de» Gasthauses zum Lamm entdeckte unter ihrem Bett einen Mann, der festgenommen wurde. Wie nun weiter gemeldet wird, räumte der Eindringling bei seiner Vernehmung durch den herbeigerufenen Landjäger ein, daß er am Abend zuvor in der Wirtschaft gewesen sei und dabei gesehen habe, wie die Wirtin ihrem Mann über 500 Mark vorqezählt habe. Er habe darauf den Entschluß gefaßt, dieses Geld zu stehlen und habe sich zu diesem Zweck schon am andern Vormittag in da» Hau» eingeschliche» und bi» zum Einbruch der Nacht auf der Bühne versteckt. Ein wahre» Glück ist es, daß der gefährliche Verbrecher, bei dem bei seiner Festnahme «ine Zange und ein Beil gefunden wurde und der sich als der erst kürzlich au» dem Zuchthau» entlassene Taglöhner Karl Anton Schott von Biberach a«S- gab, noch rechtzeitig entdeckt wurde.
Pforzheim 28. Sept. Zwischen der Stadt Pforzheim und dem benachbarte» Dill- Weißen sie in ist jetzt ein Kampf um die Wasserkräfte der Nagold entbrannt. Die Stadt Pforzheim hat bekanntlich einen großen Plan zur Ausnützung der Nagoldwafferkräfte auf den Gemarkungen Huchenfeld, Dill Weißenstein und Pforzheim ausgearbeitet. Es soll eine große elektrische Ueberlandzentrale errichtet werden. Nun beabsichtigt die Gemeinde Dill Weißenstei« für sich ein Wasserkraftwerk an der Nagold auf ihrer Gemarkung zu errichten. Die beide« Pläne liegen bereit» auf de» betreffenden Rathäusern auf. Nun wird der Bezirksrat resp. die Regierung zu entscheiden haben, welchem von beiden der Vorrang zukommen soll. Vielleicht wird eine Lösung der Frage dadurch erzielt, daß Pforzheim Dill-Wrißenstein eingemeindet.
— In München unternahm gestern ? 6 zum erstenmal zwei Aufstiege hintereinander. Heute soll er mit Passagiere» die Zugspitze überfliegen. Die Fahrt wird über den Starnberger- und den Staffelsee, da» Loisachtal entlang nach Garmisch und zum Eibsee gehen und von dort aus soll die Ueberfliegung versucht werden.
München 28. Sept. (Luftschiff.) ? 6 der um Uhr aufgestiegen war, erreichte um V-3 Uhr Garmisch-Partenkirchen, fuhr dann nach dem Eibsee weiter und kehrte sodann von dort nach München zurück, wo das Luftschiff um V-6 Uhr glatt landete. Am Landungsplatz hatten sich die Vorstandsmitglieder des deutschen Museums, die zur jährlichen Tagung hier zusammen- gekommen sind, eingefunden. Das Luftschiff beabsichtigt »ach einer halbe« Stunde eine kürzere Fahrt über München anzutreten, an der Prinz Ludwig von Bayern und Graf Zeppelin teilzu- nehme» beabsichtigen.
München 28. Sept. Als das Luftschiff vom Eibsee zurückkehrte und um 5'/- Uhr wieder glatt landete, begrüßten stürmische Hochrufe der Versammelten das Luftschiff. Nunmehr bestiegen Prinz Ludwig und Graf Zeppelin die Gondel, um unter Führung des Oberleutnant- Stelling eine Fahrt über München anzutreten. Kaum 20 Minuten nach der Landung um 5'/- Uhr erfolgte der neue Aufstieg. Nach einer Fahrt von etwa 20 Minuten, die sich über München bi» Schwabing aurdehnte, erfolgte die Landung um 6.09 Uhr. Prinz Ludwig sowohl wie Graf Zeppelin sprachen dem Führer des Luftschiffes ihre große Freude aus. Graf Zeppelin richtete alsdann an den Major Parseval in Berlin folgendes Telegramm: Gelegentlich der Jahresversammlung des Deutschen Museums war es mir vergönnt, mit S. K. H. dem Prinzen Ludwig eine Fahrt in Ihrem wohlbewährten Luftschiff auszuführen und ich möchte Ihnen für diese Freude meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen. Graf Zeppelin.
, Berlin 28. Sept. Wie die Zeitschrift „Der Roland von Berlin" in ihrer heutige» Nummer mitteilt, hat am Montag den 19. Sept. im Grunewald zwischen dem Herrn von Beth- mann Hollweg, Rittergutsbesitzer auf Runuwo, und dem Majoratsbesitzer Grafe« von der Goltz auf Czaycza ein Duell stattgefuuden, das jedoch einen unblutigen Verlauf nahm. Joachim von Bethmann Hollweg ist ein Vetter des Reichskanzler».
Berlin 28. Sept. Zu den Krawallen in Moabit werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Planmäßig wurden gestern abend in der zwölften Stunde in der Rostocker-Straße, von der Wiklef- bis zur Turmstraße, von dem Janhagel und den Streikenden sämtliche Laternen auf einmal demoliert und ein furchtbares Steinbombardement auf die in der Rostocker-Straße und in der Wiklef-Straße stehenden Beamten eröffnet. Aus den Fenstern der dunklen Häuser wurden auf die die dunklen Straßen durchziehenden Polizeibeamten Revolverschüsse abgegeben. Auf jede» Fenster, aus dem ein Schuß oder ei«
Künstler de» Großherzogs. Im Wartezimmer der Intendanz hatte er sein Bild gesehen und mit lebhaftem Interesse betrachtete er nun den älteren Manu, der, von den Kollegen achtungsvoll begrüßt, leicht plaudernd mit dem Jntendanzrat am Eingang stand, sich dann mit einem Händedruck empfahl und mit raschen Schritten an Hugo verüberkam. Auf dessen Gruß, der von einem fast sehnsüchtigen Blick der großen, blauen Augen begleitet war, blieb Herr Wartner stehen und rief mit einer vom Theaterpatho» weit entfernten Stimme, au» der Güte und Ruhe herausklangen: „Sieh da, Herr Haffner, der neue Ferdinand. Habe viel schönes von Ihnen gehört und Sie vorgestern mit großer Teilnahme spielen sehen. Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht!"
Ohne zu wissen, wie es kam, war Hugo rasch an Wartner« Seite und leistete feiner Aufforderung, ihn zu begleiten, gern Folge. In anregendem Gespräche gingen sie durch die Straßen und kamen bald in einen der anmntigen Villenvororte, welche die Hauptstadt mit einem Kranze von Gärten umgeben. Wartner bog in eine stille, mit Kastanien besetzte Straße eia, deren Häuser im ländlichen Geschmack« erbaut waren und nicht» von der steifen Pracht gewisser neuerer Villen an sich hatten.
Nun müssen Sie schon zu mir hereinkommen, lieber Kollege —" sagte Wartner mit einfacher Herzlichkeit. „Der weite Weg muß Sie müde gemacht haben und überdie» würde es Ihnen meine Frau nie vergeben, wenn Sie jetzt wieder umkehren wollten."
Dabei öffnete er die Gittertür, die den kleinen, schmucke» Vorgarten von der Straße abschloß, und ließ seinen Gast eintreten. Auf einem schmalen, saubere« Belag von Chamotteplatten ging Hugo der Haustür zu und konnte nicht umhin, zu bemerken, daß da» Gärtchen mit seiner Laube, dem kleinen Rasenplatze, den sorgsam gepflegten Rosenstöcken und den schmalen, mit gelbem Kies bestreuten Wege« einen durchau» bürgerlichen Eindruck machte. In dem mit geschmackvoller Einfachheit au»ge- statteten Hausflur trat ihnen eine schöne, junge Frau entgegen, die ihren Gatten freudig bewillkommnete und die Vorstellung de» Gaste» mit an
mutigem Lächeln entgegennahm. Bald saßen die drei in bequeme» Leder- stülen im Studierzimmer des Künstlers. Während Wartner mit seiner ruhigen, festen (Hugo sagte heimlich zu sich: etwa» pastorenhaften) Stimme von allerlei Dingen sprach, dabei aber mit offenbarer Absicht das Gebiet de» Theaters vermied, musterte der junge Gast den behaglichen Raum. Ein alter, massiver Mahogonischreibtisch mit mächtigem Aufsatze, den ein paar alte Vase» au» weißem Meißener Porzellan zierten, und ein geräumiger Bücherschrank aus demselben Holze bildete» die Hauptstücke der Einrichtung und verliehen dem Zimmer durch ihren warmen Farbentorr eine angenehme Stimmung. De» Großherzog» Lichtbild, mit eigenhändiger Widmung versehen, stand in einem schmalen Goldrahmen auf dem Schreibtische. Sonst erinnerten nur einige verblaßte Kranzschleifen und wenige Bilder an den Stand de» Bewohner», und Hugo mußte sich eingestehe», daß diese» Künstlergemach kaum geeignet sei, in einer illustrierten Wochenschrift dem geehrten Publikum als Sehenrwürdigkeit vorgeführt zu werden.
Hugo wurde in seiner Beschauung durch eine Frage Wartner» unterbrochen, die er jedoch nicht verstand. Er fühlte sich gleichsam ertappt bei der Musterung de» fremden Zimmer» und errötete verlegen. Wartner lächelte gutmütig, aber Fra« Gerda nahm da» Wort:
„Sie finden e» gewiß recht wenig interessant hier? Gestehen Sie'» nur ganz offen ein. Meinem Mann bereiten Sie damit nur eine Freude, den» er ist auf seine bürgerliche Schlichtheit nicht wenig stolz, und mir bestätigen Sie durch Ihr Urteil nur da», wa» ich meinem Herrn und Gemahl schon oft genug gesagt habe, ohne daß e» auf ihn Eindruck gemacht hätte. Er wird mit jedem Jahr stiller und bescheidener. Ach, ich hatte e» mir ganz ander» gedacht, die Frau eine» Künstler» zu sein!" Die letzten Worte begleitete Frau Gerda mit einem jener leichten Seufzer, denen man absichtlich eine« komischen Klang verleiht um dadurch zu verbergen, daß sie wirklich au» der Tiefe de» Innern emporsteigen.
(Fortsetzung folgt.)