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Amte- md Anzeigrblatt für den VberamtrbeM Lalw.

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Mein letztes Wort.

Erwiderung von Pfarrer Wagner.

Noch einmal wirft mir Herr Pfarrer Boffert den Fehdehandschuh hin. Ich muß ihn also wohl aufnehmen. In meiner Erwiderung auf seinen ersten Artikel habe ich au» Rücksicht auf ihn seine zahlreichen persönlichen Angriffe auf der Seite liegen lasten. Da sie Herr Pfarrer Boffert in schärferer Weise wiederholt, so zwingt er mich, auch meine Person gegen ihn zu verteidigen. Er hat sich eigensinnigSache und Person" erwählt; es soll ihm nun beide» ge­währt werden.

Herr Pfarrer Boffert maßt sich ein Richter­amt über andere an, das ihm in keiner Weise zusteht. Von oben herab glaubt er verletzende Urteile über mich vor der breiten Oeffent- lichkeit autsprechen zu dürfen. Da» Lob, welche» er großmütig zur Begütigung spendet, ändert daran nickt», sondern verleiht jenen Aus­lastungen noch den Charakter der Lächerlichkeit. Durch nicht» war er zu solchen Belei- diguugeu und Taktlosigkeiten gegen mich berechtigt. Daher weise ich alle seine persönlichen Bemerkungen, Lob und Tadel gleichermaßen, zurück und verbitte mir diesen hochfahrenden Ton, in welchem er über meine Person vor der Oeffentlichkeit zu reden sich erdreistet, mit Entschiedenheit. Seine vielen persönlichen Angriffe find ein Unrecht, zu dem ich ihm nicht den geringsten Anlaß gegeben habe.

In welchem Maß Herr Pfarrer Boffert sich von der Sucht leiten läßt, über andere zu Gericht zu sitzen, zeigt sein kläglich mißglückter Versuch, die Richtigkeit seiner DeviseSache und Person" zu beweise»:Bei anderen Par­teien finde ich sie nicht beobachtet". Leere Aus­flucht! Er drückt sich allerdings vorsichtig au». Daß gegen die bekannte RegelSache, nicht Person" gesündigt wird, bestreitet gerade nach der Lektüre seiner Artikel niemand. Ebenso wenig aber auck, daß die Übertretung jener Regel stet« gerügt wird. Aber Herr Pfarrer Boffert weicht aus, denn e» handelt sich in dieser De­batte um die allgemeine, theoretische und sittliche Anerkennung jener Regel, nicht um ihre prak­tische Beobachtung. Wie kann er im Ernst leugnen, daß es in der ganzen gesitteten und gebildeten Welt al» unverbrüch­liche Regel gilt, in keiner Debatte, mag sie sich auf wissenschaftlichem, politischem oder irgend einem andern Gebiet bewegen, den Gegner per­sönlich anzugreifen! Jeder setzt sich im Urteil der öffentlichen Moral in» Unrecht, der zu per­sönlichen Angriffen seine Zuflucht nimmt, an­statt Gedanken gegen Gedanken, Ideen gegen Ideen kämpfen zu lasten. Al» vor ca. 12 Jahren zwei Theologieprofefforen eine gründliche Debatte in einer wissenschaftlichen Zeitschrift gegen ein­ander außfochten, wurde e» in theologischen Kreisen rühmend anerkannt, daß keiner die Person de» andern auch nur mit einem einzigen Wort be­rührt habe. E» ist bedauerlich, daß die Giltig­keit sittlicher Grundsätze gegenüber einem Geist­lichen betont werden muß. Auf diese Weise isoliert Herr Pfarrer Boffert sich selbst.

Von keinerlei Sachkenntnis beschwert setzt

Herr Pfarrer Boffert die Friedensgesellschaft einer politischen Partei gleich. Wäre er ei» klein wenig orientiert, so müßte er wissen, daß alle Friedens­gesellschaften der Welt vollkommene Neu­tralität gegenüber allen politischen und religiösen Parteien und Richtungen b. wahren. Deshalb reichen sich auch in ihnen die Mitglieder aller Parteien und Richtungen die Hand zur Erreichung des einen, großen Zieles. Dadurch wird die Friedensbewegung zu einem Sammelpunkt der sonst Getrennten und trägt zu ihrer Annäherung und Versöhnung bei. Herr Pfarrer Boffert legt daher eine beschämende Un­kenntnis der Sache, über die er redet, an den Tag, wenn er mich einenschroffen und ein­seitigen Parteimann" nennt. Die Aufforderung zur taktvollen Zurückhaltung aber reizt direkt zum Lachen, da er in allen seinen Ausführungentakt­volle Zurückhaltung" durchaus verschmäht. Zur Illustration dieser Phrase erhebt er, seine Stel­lung als Geistlicher vergessend, den durch nichts geforderten Vorwurf gegen eine bestimmte poli­tische Partei, die er mit Namen nennt, e» sei in ihrbrutale Unterdrückung jeder Regung von Selbständigkeit an der Tagesordnung"! Ich werde mich hüten,taktvolle Zurückhaltung" im Sinne diese» Vorbilds zu üben.

Hier muß ich Herrn Pfarrer Boffert auch dringend bitten, meine Angelegenheiten und seine Angelegenheiten klar und säuberlich aus­einander halten zu wollen. Würde ich so­gar alspolitischer Agitator" auftreten, wozu ich al» Geistlicher keine Lust verspüre, so wäre dies ausschließlich meine Sache.

Daß Herr Pfarrer Boffert noch einmal die Reife meiner politischen Urteils vermißt" undnachdrücklich" hervorhebt, weise ich als Taktlosigkeit von mir. Wenn er schlechter­dings nicht sachlich zu reden vermag, so sollte er die Pflicht zu schweigen nicht versäumen.

Mit unbegründeter Selbstgefälligkeit be­merkt Herr Pfarrer Boffert:Was ich wollte, habe ich teilweise bereits erreicht". Hier ist er lediglich das Opfer seines Wünschen» geworden. Nicht», gar nichts hat er erreicht. Wie sollte e» auch möglich sein, da jede Zeile verrät, wie wenig er die Friedensbewegung kennt! Da ich seit vielen Jahren Anhänger dieser Bewegung bin und die Begründung der Friedensidee durch da» Studium der einschlägigen Literatur erkannt habe, so weiß ich gewiß, wofür ich eintrete und warum ich es tue. Hkrr Pfarrer Boffert weiß über­haupt nicht, wogegen er kämpft. Vielleicht ist dies mit ein Grund, warum er auf die Person losschlägt.

Hatte Herr Pfarrer Boffert schon in seinem ersten Angriff auf mich den persönlichen Charakter der deutschen Friedensgesellschaft verunglimpft, so erlaubt er sich in seinem zweiten Angriff dasselbe noch in verschärfter Form. Da» erstemal habe ich darüber geschwiegen um seinetwillen. Jetzt dagegen zwingt er mich zu der Feststellung, daß solche Behaup­tungen nach dem Urteil aller sittlich denkenden Menschen eine beleidigende Unverfrorenheit und ein grobe» Unrecht darstellen. Herr Pfarrer Boffert hat sich noch nie in den Kreisen der Friedensfreunde bewegt, er hat noch nie einem Kongreß angewohnt, er kennt die Personen nicht. Trotzdem wagt er e», mich vor dem

Verkehr mit ihnen unter Zitierung eine» in diesem Zusammenhang unerhört rücksichtslos klin­genden Sprichwortes zu warnen, gerade als ob e» ein Gesindel wäre, in da» sich zufällig ein paar Gutgesinnte verirrt haben!! Diese ungeheuerliche Art, die Gegner herunterzureißen, verbitten sich die Friedensfreunde mit Entrüstung. Von wem hat Herr Pfarrer Bossert das Recht empfangen, Per­sonen und persönliche Verhälnisse in der Oeffentlichkeit herumzuzerren? Weiß er nichts davon, daß in Calw eine Orts­gruppe der deutschen Friedensgesellschaft sich be­findet und daß sonst noch im Bezirk Anhänger vorhanden sind? Ist die» dietaktvolle Zu­rückhaltung", die der Geistliche bewahren soll?

Zur Abwechslung meint Herr Pfarrer Boffert huldvoll, in meinemAusblick in eine herrliche Zukunft"etwa» Prophetische« ehren" zu sollen. Wenn er doch nur meine gewöhnliche Menschenehre und mein natürliches Men­schenrecht nicht angetastet hätte! Er hätte sich dann die Mühe dieser merkwürdigen Ehrung nicht bereiten müssen! Und wenn ich ihm nur sagen könnte, wie unangenehm mir diesesKom­pliment" war und für wie deplaziert ich e» halte! Da er e» nun vor aller Welt verkündigt hat, so kann ich nur erwidern, daß gerade sein ganze» Verhalten da« Wort aufs neue wahr macht,daß ein Prophet daheim nichts gilt". (Joh. 4,44).

Von der Toleranz in den Kreisen der Friedensfreunde sagt Herr Pfarrer Boffert mit Pathos:wiewohl dem Unbeteiligten auch hierüber Zweifel auftauchen mögen". Als ob er gegen­über der Friedensbewegung einUnbeteiligter" wäre! Unbedingt fest steht jedenfalls, daß an der Intoleranz de» Herrn Pfarrer Boffert gegen­über den Friedensfreunden kein Zweifel auf­tauchen kann.

Zuletzt wird Herr Pfarrer Boffert auch noch von der Logik verlassen. Damit, daß ich vongewissenlosen Hetzern auf beiden Seiten" gesprochen habe, soll ich das eigene Vaterland heruntergesetzt und seinen Ruhm geschmälert haben! Wirklich? Gerade der Ruhm des Vater­landes verlangt dar Kennzeichnen der Hetzer. Herr Pfarrer Boffert wird mir doch wohl nicht zu­muten wollen, zu glauben, daß alle Deutschen uvschuldvolle, fromme Lämmer seien! Wen» er auf der Kanzel die menschliche Sünde zu be­sprechen hat, so wird er nicht nur an die Sünde der Franzosen, Engländer, Russen denken. Der Umstand, daß Herr Pfarrer Boffert nichts von Hetzern auf deutscher Seite weiß, ändert an der Tatsache nicht». Oder liegt keine Hetze vor, wenn z. B. in einer Tageszeitung vor einigen Wochen folgende Sätze zu lesen waren:Es gehört jetzt sozusagen zum guten diplomatischen Ton, unbedingt den Frieden aufrecht zu erhalten. Bis zum Ueberdruß (!) liest man bei jedem staat­lichen Mißverständnis die Hoffnung ausgesprochen, der Friede wird unter allen Umständen gewahrt bleiben. ES ist, al» ob die Herrscher bestrebt wären, de« Beinamender Friedensfertige" zu erhalten; Staatsmänner die ihnen sagen, jetzt sei e» Zeit, da» Schwert zu ziehen, gibt e« nir­gend» mehr. (!).... Der fast vierzig­jährige Friede» hat sich besonder» schädlich erwiesen . . . Al« man vor einem