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derung de» Vieh- und Fleischmangels zu recht- fertigen. Der Minister errechnet daraus, daß die Fleischversorgung bei uns auf da» aller­beste bestellt ist. Danach ist Schlachtvieh aller Gattungen reichlich vorhanden, die Preise nicht übermäßig, die Grenzen genügend geöffnet usw, usw. Der Druck, unter dem das ganze deutsche Volk seufzt und klagt, wäre also nur Schein und Einbildung! Der Minister beweist gar nichts, weil er zuviel beweisen will. Bei dem Beweis der Fleischergibigkeit der jetzigen Vieh- produktion mit der früherer Jahre ist z. Ä. da» wichtige Moment außer Acht gelaffen, daß das Gewicht der Schlachttiere ganz außer­ordentlich zurückgegangen ist. Bei der Anfüh­rung der Tatsache, daß von den zur Einfuhr zugelassenen 80 000 österreichischen Schweinen so gut wie nichts eingeführt werde, wird nicht erwähnt, daß die 30!ägige Ueberwachung, die für solche Schweine vorgeschrieben ist, ihre Einfuhr geradezu unmöglich macht. Von den Gründen, warum das Kontingent russischer Schweine, da» nach dem oberschlesischen Jn- dustriebezirk eingeführt werden darf, nicht in seiner ganzen Höhe zur Einfuhr kommt, ist ebenfalls keine Rede. Die Möglichkeit der Vieheinfuhr aus Dänemark wird einfach mit dem Hinweis abgetan, daß Dänemark bereits 7 Prozent seines Rinderbestandes aus führt! Gegen die Möglichkeit der Vieheinfuhr aus Holland wird auch nicht einmal ein solcher Scheinbeweis versucht. Eine derartige Beweisführung ist keine Beweisführung und eine solche Aufklä­rung verdunkelt nur die Sachlage.

Berlin 20. Sept. Diebe erbrachen heute Nacht da» Pelzwarengeschäft S. Hoest und raubten Pelzwaren im Werte von 36 000 Mark.

Berlin, 20. Sept. Die in Paris streikenden Modistinnen gingen gestern mit Schirmschlägen gegen die Sicherheitsbeamteu vor. Dann zertrümmerte» sie die Terrasse eines Restaurants und schlugen mit Tisch und Stuhl­

beine» auf die Beamten ein. Einige Mani- festantinnen bekamen ziemlich wuchtige Faust­schläge. Mehrere von den verletzten Mädchen lehnten die Ueberführung ins Krankenhaus ab, um in Privatpflege zu bleiben. Die Polizei nahm einige Verhaftungen vor.

Wien 20. Sept. DasFremdenblatt" schreibt zu dem Besuch Kaiser Wilhelm«: Dem deutschen Kaiser eilen die Wünsche guter Freunde entgegen. Gute Freundschaft findet Kaiser Wilhelm nicht nur bei Kaiser Franz Josef, auch die Völker der östreichische» Monarchie fühle» aufrichtige Verehrung für ihn." Da» Fremdenblatt erinnert dann an die früheren Besuche Kaiser Wilhelms, besonder» an die Hul digung der deutschen Bundesfürsten zum 60jähr. Regierungsjubiläums des Kaisers Franz Josef und fährt dann fort:Was aber heute dem deutschen Kaiser zum Gruß gesagt sein mag, ist ein Wort ehrlicher Anerkennung für seine Rolle eines Befestiger» der Dreibundvölker. Kaiser Wilhelm hat wesentlich dazu beigetragen, dem Dreibund bei uns die Sanktion einer dauernden Volkstümlichkeit zu geben. Solche Volkstümlich­keit geht immer aus der Schlichtheit unbewußt wirkender Tatsachen hervor, und eine davon ist sicherlich der Eindruck der glanzvollen bezwingenden Persönlichkeit Kaiser Wilhelms gewesen. Es bereitet hier eine besondere Genugtuung, daß bei dieser Reise Kaiser Wilhelm der Dolmetsch eines Volkes ist, da» uns bei so vielen Gelegenheiten durch das Zeugnis der Verehrung für unseren Kaiser erfreut hat. Diese Verehrung wollen wir dem Kaiser vergelten mit herzlichem Erwidern."

Wie», 20. Sept. Kaiser Wilhelm empfing Mittags den Grafen Aehrenthal in dreiviertelstündiger Audienz. Den Mitgliedern der Husarendeputation, welche einen Ehrensäbel überreichte, überreichte Kaiser Wilhelm eine prächt­ige au» Gold getriebene Bowle mit eingravierter Widmung als Geschenk für ihr Regiment. Am Nachmittag legte der deutsche Kaiser in der

Kapuzinergruft Kränze nieder auf die Särge der Kaiserin Elisabeth und der Kronprinzen Rudolf.

Wien 20. Sept. Der Bruder de« Kaisers Franz Josef, der Erzherzog Ludwig Viktor, hatte bei einer Fahrt durch da» Eggental ein sonderbare» Aben­teuer zu bestehen. Der Erzherzog fuhr nach­mittag» in Zivil, nur von seinem Adjutanten und Chauffeur begleitet, in seinem Automobil die Straße von Bozen nach dem Karersre ent­lang. Da diese Straße gefährlich ist, so find Amomobilfahrten hier streng verboten. Der Wagen de» Erzherzog» wurde infolge dessen bald angehalten. ES gelang jedoch dem Chauffeur, wie ihm der Adjutant befohlen hatte, weiter zu fahren. Nun telephonierten die Behörden »ach allen Orten des Eggentals. In Welschnhosen, 25 Kilom. von Bozen, rottete sich die ganze Be­völkerung, mit Sensen und Aexten bewaffnet, zusammen und versperrte durch 2 Wagen den Weg. So konnte das Automobil zum Stehen gebracht werden. Der Adjutant erklärte nun, daß der Erzherzog im Wagen sei. Der Bürger­meister erklärte:Das ist gleichgültig, auch der Erzherzog muß da» Gesetz respektieren." Der Adjutant telephonierte nun an den Bezirkshaupt- mavn von Bozen, der dem Bürgermeister befahl, das Automobil passieren zu lasten. Die erregte Menge protestierte jedoch dagegen und schrie immer wieder:Die Gerechtsame über die Straße haben wir erhalte» mit unseren Steuern." Ein alter Tiroler trat auf den Erzherzog zu und sagte:Ich bin Veteran von 66 und sage Ihnen, auch ein Erzherzog muß da» Gesetz respektieren." Nach ^ständigem Aufenthalt konnte da« Auto­mobil endlich weiter fahren. Der Vorfall erregt natürlich in ganz Tirol außerordentliche» Aufsehen.

Petersburg 20. Sept. Bei dem Auf­stieg eine» Militärdrachen» riß ein heftiger Wind den Korb lo», der mit seinem Insassen, einem Leutnant 60 Meter tief abstürzte. Der Offizier erlitt eine Gehirnerschütterung und einige Beinvrrletzungen.

Amtliche und Privatanzeigen.

X. Amtsgericht Lat«.

Der Bäcker Christian Soulier in Neuhengstett, Vormund der am 29. November 1903 zu Neuhengstett geborenen Anna Maria Talmon-Gros, welche sich bei den Eheleuten Christian Schellheimer in Zürich Enge in Kost und Pflege befindet, hat beantragt, es solle seinem Mündel die Ermächtigung zur Aenderung seines Familiennamens Talmon-Gros in Schellheimer erteilt werden.

Dies wird öffentlich bekannt gemacht, mit der Aufforderung etwaige Einwendungen binnen 14 Tagen hierher geltend zu machen.

Den 19. September 1910.

Oberamtsrichter Hölder.

Calw, 21. September 1910.

Verwandten, Frem-den und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwester und Tante

Aäthe Pfeiffer ^

geb. Kölle,

g estern abend nach schwerem Leiden sanft in dem Herrn entschlafen ist.

Namens der trauernden Hinterbliebenen:

Georg Pfeiffer,

samt seinen Rinder«.

Etwa zugedachte Blumenspenden bittet man im Sinne der Entschlafenen unterlassen zu wollen.

Beerdigung Donnerstag Nachmittag 3 Uhr.

MMkrAler Verein l!M.

. . Am Donnerstag, den 22 . September, abend» 8 Uhr,

im HotelWaldhorn"

Monatsversammlung.

Thema: Vie politische Lage.

Freunde unserer Sache willkommen.

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