Amtr- und Anzeigeblatt sür den Gberamkbezlrk Calw

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Mittwoch, den 21. September 1910

>«jua«pr. i,d. Stadt>/^ührI. m.LcSarrl. Mk. I.L». Postbezuzte- s.b. Orts- u. NachbarortSverk. '/^Lhrl. Mk. l.Sv. imIernv«rk»Ij» Mk. l.so. »«still,. in Markt, so Pfz., in Bayern u. Reich «s »f-

A«rtLi«tze Ssranntmachrrngon.

Kßl. Amtsgericht Calw.

Die Herren Ortsvorsteher werden hiemit daran erinnert, daß die Urlisten für die Auswahl der Schöffen und Geschworenen spätestens vom 1. Oktober ds. Js. ab eine Woche lang auf dem Rat­haus zu jedermanns Einsicht auszulegen und spätestens bis zum 15. Oktober ds. Js. nebst den erhobenen Einsprachen und etwa-gen Bemerkungen hiezu hier­her vorzulegen sind. (Just.-Min.-Verf. v. 16. Juni 1880, Reg -Bl. S. 156 ff.)

Den 20. September 1910.

Oberamtsrichter Hölder.

Tagesnerügkeiten.

* Calw 21. Sept. Der heurige nasse Jahrgang hat besonders auf das Gedeihen der Kartoffeln, eine« der wichtigsten Nährmittel, sehr ungünstig erngewirkt. Die Knolle» haben unter der Einwirkung der Nässe so stark gelitten, daß ein großer Teil im Boden faulig geworden ist. In lehmigen Böden ist der Schaden noch größer als im Sandboden. Die Kartoffelernte fällt in unserer Gegend schlecht aus und es sind deshalb die Preise für Kartoffeln höher als in den Vorjahren. Der Zentner stellt sich auf 5 bis 6 In anderen Gegenden, namentlich in Baden, sind die Kartoffeln besser gerate» und er ist von dorther auf größere Zufuhr zu rechnen. Der Preis für diese eingeführten Kartoffeln stellt sich auf 4 bis 4 ^ 50 A

« Deckenpfroun. Nach lOtägiger Einquartierung verließ uns gestern die letzte von 5 Serien, um sich in da« Manöver­gelände nach Horb zu begeben. Trotz der strenge« Erntezeit wetteiferte» alt und jung um unserer Einqartierung die größte Aufmerksamkeit und das beste Wohlwollen zu zeigen. Die hiesige Ein­

wohnerschaft wurde am Samstag und Sonntag noch ganz besonders erfreut durch die herrlichen Klänge der Musikkapelle des Regiments Nr. 122. Dar vollständige Musikkorps konzertierte am Sonntag zweimal auf dem hiesige» Marktplatz vor dem Gasthaus zum Hirsch und verschönte den VormittagSgotteSdienst durch eine prächtige und gefühlvoll vorgetragene Komposition von Parseval. Die Getreide- und die Futterernte ist dank der günstigen Witterung der letzten Tage nun beinahe vollständig beendet. Es war eine mühevolle Arbeit, wie man sie seit Jahren nicht mehr kannte. Die Hopfenernte, welche wegen der ungünstigen Rentabilität dieses Produkts, eine ganz geringe Rolle spielt, ist in vollem Gange. Voraussichtlich wird in den nächsten Jahren der vor Jahrzehnten hier so be­deutend betriebene Hopfenbau beinahe ganz auf­hören. An Stelle der Hopfenproduktion ist in letzter Zeit der Kartoffelbau getreten. Die Pro­duzenten finden für ihre renomierte» Kartoffel­sorte» einensrhr guten Absatz, namentlich nach Stuttgart. Die Obsternte dürfte weit mehr al« den hiesigen Bedarf decken.

Stuttgart 20. Sept. Der König ist heute im Schloß Bebenhausen eingetroffen.

Stuttgart 20. Sept. Dem heutigen Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz waren 1000 Ztr. zugeführt. Preis 3 80 per Ztr. Verkauf lebhaft.

Stuttgart 20. Sept. Im Fuhr- und Trankportgewerbs Groß-Stuttgarts ist nun­mehr nach längeren Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein Vertrag zu Stande gekommen, der den Arbeitern bedeutende Verbesserungen bringt. An dem Vertrag sind 22 Unternehmer mit rund 1000 Arbeitern be­

teiligt. Die durch die Bewegung erzielten Mehr­löhne betragen während der Dauer de» Tarif­vertrag» die Summe von rund 320 000 was einer durchschnittlichen Lohnerhöhung von 2 ^ pro Mann und Woche gleichkommt. Die Stuttgarter Schneider sind gleichfalls in eine Beratung der Frage einer Lohnbewegung im nächsten Jahr eingetreten.

Cannstatt 20. Sept. Bei einem Flug­versuch ist gestern abend der Aviatiker Han» Vollmöller au« einer Höhe von 1015 w abgestürzt. Der Apparat wurde durch einen Windstoß umgedreht, wodurch die Katastrophe erfolgte. Vollwöller begab sich in» neue Cann- statter Krankenhaus, in dem er die Nacht zu­brachte. Seine Verletzungen sind jedoch nicht schwer, er wird sich heute nach Hause begeben könne». Der Apparat ist vollständig zertrümmert.

Altensteig OA. Nagold 20. Sept. Al» der im benachbarten Hesrlbron« wohnhafte Jakob Frey, Veteran von 1870/71, die Poststraße abwärts laufen wollte, geriet er in da« Fahrrad eines die Straße abwärts fahrende» Gefreiten des Grenadier-Regiment» und kam dabei so unglücklich zu Fall, daß der Tod nach einigen Minuten eintrat. Frey hatte seinen Wohnsitz früher in Hochdorf und lebte erst seit einigen Jahren hier im Ruhestand.

Horb 20. Sept. Heute nahmen die Ma­növer des XIll. Armeekorps ihre» Anfang. Die rote 27. Division brach morgen» von Rott­weil auf, nachdem sie ihre von Artillerie beglei­tete Kaoalleriebrigade auf Altheim und Hochdorf vorgeschickt hatte, und marschierte gegen Renfritz- Hausen-Empfingen. Sie hatte Auftrag, sich in den Besitz der Neckarübergänge bei Horb zu setze». Die blaue 26. Division ging in zwei Kolonnen

Die Goldinsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung und Schluß)

Ich dreht' Forrest um, erzählte Wetherley weiter, und befühlte ihn: er war meiner Seele mausetot. Nu, sagt' ich mer, hier kann er «ich bleiben und schleppte ihn in Ihre Kabine. Al» ich dann wieder rauf kam, macht' das Fräulein «ich mehr runter, und so kam'», daß Sie un» bei­sammen trafen.

Während der letzten Worte war sie zu uns getreten.

Mein tapfere» Kind, sagte ich, bewegt ihre Hand ergreifend, was hast du durchgemacht!

Sie sah stumm zu Boden, au» ihrem Schweige» fühlte ich zu sehr die Scham, die Pein und da» Entsetzen über den Vorfall heraus, ließ daher den Gegenstand ohne weitere« fallen und wandte mich an Wetherley:

Nun, denke ich, hat e» wohl keine Not mehr mit dem Boot, was?

I wo! '» hat ja kein Segel. Jetzt»»'n wir lachen. Aber 'n verflucht gefährliche» Ding war'» schon, was Se da vollbrachten. Müßt' doch gerne, wie Se'» angestellt haben, denen aus'm Garne zu geh'«. Jetzt könnten Se'« doch erzähl'», «u haben wir doch Zeit.

Ja, das ist wahr. Ich bin auch schon lange neugierig darauf, stimmte mein Schätzchen eifrig ei«, indem es sich wieder in meinen Arm hing.

So erzählte ich denn, und immer von neuem merkte ich an einem plötzlichen Druck meine« Arme» oder einem unwillkürlichen Zwischenruf, mit welch lebhaftem Empfinden sie meiner Schilderung folgte.

Al» ich geendet hatte, meinte Wetherley: Na, wenn sie da» Boot nicht wiederkriegen, tun mir die armen Kerle leid, denn rS soll da drüben nicht» zum Leben geben, al» was sie mitgenommen haben.

Ach, grämen Sie sich doch nicht um die Bande, der Kerl im Boot

wird seinen Weg schon wieder zurückfinden. Danken Sie Gott, daß wir jetzt nichts mehr zu fürchten haben.

Tu ich ja auch, tu ich ja auch. Bin zufrieden wie es i». Würd' mich gerne an Land zur Ruh setzen; die Sache hat nur einen verdammten Haken wovon soll man leben?

Na, darüber brauchen Sie sich doch keine Sorge mehr zu mache«.

Er schmunzelte über das ganze Gesicht, und mächtige Wolken aus seiner Pfeife stoßend, gab er sich nun völlig seinen Gedanken hin, die ihn wohl in irgend ein stille« Häuschen versetzen mochten.

Unter all dm Aufregungen der letzten Stunden hatte ich noch nicht daran denken können, meine nasse Bekleidung zu wechseln. Jetzt im Zu­stande größerer Ruhe begann mich zu friere». Ich sagte deshalb, daß ich hinunter wolle, mich umzukleiden.

Ja, da» ist aber auch wahr, stimmte mein Liebchen lebhaft bei. Ich begreife nicht, daß ich darauf nicht geachtet habe, du kannst dich ja in den Tod erkältet haben. Ich mache mir rechte Vorwürfe.

Aber, Herzenskind-

Nein, schnitt sie mir das Wort ab du darfst dich nicht länger anfhalte». Ich bleibe inzwischen hier.

Ach du ich mußte ihr doch wenigsten» noch eine Kußhand zu­werfe», ehe ich glücklich davonsprang.

In meine Kabine tretend wich ich unwillkürlich zurück. Ich hatte Forrest vergessen, der dort al» Leiche lag ; sei» Anblick entsetzte mich, doch bald war ich darüber hinweg und zog mich um.

Auf Deck zurückkehrend, bat ich mein Schätzchen, das Steuer wieder zu übernehmen, und raunte Wetherley heimlich zu, mit mir die Leiche über Bord zu befördern. Wir schafften sie nach oben, trugen sie im Schutze der Dunkelheit nach vorn und ließen sie über die Schanze gleiten.

Wir kehrten zum Rade zurück, da» Wetherley sogleich wieder übernahm.

Meine Braut und ich begaben un» wieder auf unser alle» Plätzchen.