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früherer Gelegenheit schon einmal da» Personal beim Rauchen angetroffen (??) habe. Leider unterließ er damals eine Anzeige. Der Untersuchung wohnte heute sin Vertreter der Staatsanwaltschaft bei, um weitere Schritte zu unternehmen. Die Motore de» verbrannten Luftschiffe», die mit 155 000 ^ bei 12 Gesellschaften versichert sind, sind noch alle drei brauchbar. Der Schaden an der Luftschiffhalle ist jedoch bedeutender als zuerst angenommen wurde. Er wird auf 70000 ^ geschätzt. Von verschiedenen Seiten wurden dem Luftschiffbau Zeppelin, dem der 1-2 6 gehört, hohe Geldbeträge zum Wiederaufbau de» Luftschiffes zur Verfügung gestellt. An Mitteln fehlt es jedoch nicht. — Ende Oktober wird das Luftschiff „Ersatz Deutschland" auf der Fahrt von Friedrichshofen nach Düffeldorf eintreffen und einige Tage in der hiesigen Luftschiffhalle stationiert werden. Von Mai nächsten Jahres soll dann das Luftschiff längere Zeit in OoS verbleibe».
Gut ach 15. Sept. Von einem harten Schicksalsschlag wurde der Baumannsbauer Ehr. Zwick von hier betroffen. Am 10. ds. Mts. mußte er eine prämiierte Kuh «otschlachten. Am 13. ist ihm ein Pferd, am 14. ein Farre« zugrunde gegangen. Der Farren ist Gemeindeeigentum. Die Ehefrau des Ehr. Zwick hat von der Leber der geschlachteten Kuh Knöpfle zubereitet und von dem Teig oder dem halb- grkochten Gericht etwas versucht. Bald darauf stellte sich Unwohlsein ein und heute nacht ist die bedauernswerte Frau an VergiftungSerschri- nungen gestorben (Wie der „Kinzigtäler" erfährt, wurde bei dem Pferd und dem Farren amtlicherseitS Milzbrand als Todesursache festg'stellt)
München 18. Sept. Beim heutigen internationalen Trabreiten anläßlich des Jubiläums des Oktoberfestes auf der Theresienwiefe ereignete sich ein schwerer Unfall. Infolge Reißens des Sattelzeuges rannte eines der Pferde durchs Ziel, durchbrach die Schutzmannskette, stürmte durch dichte Menschenmenge und warf einen mit zwölf Personen besetzten Tisch um. Acht Personen wurden teils schwer, teils leicht verletzt.
Koblenz 17. Sept. Der Postaffistent Sprung aus Koblenz, der seit einigen Tagen in Neuwied angstellt war, ist mit einem Geldbrief über 9000 ^ und dem gesamten Wertsachenbestand des Postamts Neuwied verschwunden. Der Defraudant fuhr mit feiner Braut zur Brüsseler Weltausstellung. Als das Mädchen die große Geldsumme und eine Pistole bei ihrem Bräutigam fand, kehrte sie zu ihren Eltern zurück.
Paris 17. Sept. Der von Rochelle kommende Schnellzug wurde gestern im Bahnhof von Bordeaux von einer Rangiermaschine angerannt und förmlich in zwei Teile getrennt. Zwei Wagen wurden völlig zerstört. Zwei Personen wurden getötet und 16 verletzt, darunter drei schwer.
Paris 18. Sept. Heute morgen fuhr der Expreßzug Dieppe—Pari» auf dem St. Lazare-Bahnhof so heftig gegen einen Prellbock, daß 28 Reisende, darunter 16 Engländer, verletzt wurden. Der aus Straßburg stammende Kaufmann Marlin Stapff erlitt eine leichte Quetschwunde.
Moskau 18. Sept. Vor einigen Tagen wurde in der Umgebung von Moskau ein junger Mann, der die Manöver der Truppe» aufmerksam verfolgt hatte, unter dem Verdacht der Spionage verhaftet. Er legitimierte sich als der preußische Leutnant Heinze. Weiterhin wurde ein preußischer Oberleutnant Wenzel, der Heinze in dessen Wohnung besuchen wollte, fest- genommen. Beide stellen entschieden in Abrede, Spionage vorgenommen zu haben.
Vermischtes.
Dis arktische Zeppelin-Expedition. Der Generalsekretär der Zeppelin-Expedition, der frühere Kopitänleutnant Hilmers, erklärte, daß nach Kräften die Vorarbeiten für das Unternehmen gefördert werden in der Weise, wie sie die Ergebnisse der Vorexpedition bedingen. Die Nachricht, die Erforschung der arktischen Gebiete mit einem Z-ppelin-Luflschiff fei aufgegeben, erweist sich damit als unrichtig. Man hofft bestimmt, einen Lenkballon in Jahr und Tag derart zu vervollkomme», daß die Polar forschung ohne Wagnis unternommen werden kann.
(Lebende Reklame.) Auf eine ingeniöse Reklameidee ist, wie dem „Journal de» DebatS" aus London mitgeteilt wird, ein große» englisches Modemagazin gekommen. Anstatt die steifen Wachsfiguren und die traurigen Kleiderstöcke in ihren Schaufenstern der Gleichgültigkeit der Menge, preikzugrben, hat man hier ein neuartiges Mittel gefunden, da» Interesse de» Publikum» zu erregen. Die ganze Fassade de» Geschäfts ist in drei riesige Schaufenster abgeteilt, hinter denen sich ein buntes Leben abspielt. Der eine dieser Räume, der sich nach der Straße öffnet, ist ein Schlafzimmer, der andere ei« Salon, der dritte ein Rauchzimmer. Diese Gemächer sind höchst elegant möbliert; an jedem Möbelstück kann man den Preis lesen. Als Bewohner de» schönen Schlafgemachs präsentiert sich ein eleganter junger Mann in einen koketten Schlafanzug gekleidet, und er spielt nun der draußen dicht gescharten Menge da« Leben und die Toilette eine» soignierten Dandy» vor. Sein Kammerdiener bringt ihm warmes Wasser, Rasierzeug, Seife — an jedem Gegenstand sind die Firma, die ihn geliefert hat und der Preis angegeben; — nun wird er nach allen Regeln der Kunst rasiert. Diese so alltägliche Prozedur wirkt außerordentlich spannend und entfesselt Stürme der Heiterkeit. Der „Brummel" im Schaufenster legt nun seinen Schlafanzug ab und erscheint in Beinkleidern. Man bewundert seine vornehme Fuß- I bekleiduvg, die Schönheit seines Hemdes. Der
Kammerdiener reicht ihm einen Straßenanzug modernsten Stils dar. Langsam legt er ihn an, so daß jedes der eleganten Stücke im beste« Lichte betrachtet werden kann; man sieht genau die Preise und beobachtet, wie die Sachen geschmackvoll angezogen werden. Nun ist er fertig, er mustert sich im Spiegel. Da kommt ihm ei» anderer Gedanke: er will in Gesellschaft gehe», und nun folgt ein entzückender Frack. In immer neuen Toiletten und gleich bleibender Eleganz zeigt sich der junge Mann im Schaufenster. Er knüpft sich eine Reihe der herrlichsten Krawatten um, die unter seinen kunstfertigen Fingern die wundervollsten Formen, Knoten und Bausche annehmen; er probiert eine Anzahl Patenthosenträger, kein Geheimnis und kein Detail der Herrentoilette bleibt den Zuschauern verborge«. Nicht minder rege» Leben herrscht in den andern Schaufenstern; da wird Tee getrunken, man raucht, man plaudert, man flirtet — und alle Welt bleibt davor begeistert stehe».
Das massenhafte Faulen des Obstes in diesem Jahre wird auf einen Pilz „Monilia" zurückgeführt. Durch kleine Sprünge und Riffe der natürliche« Wachsglasur, welche jede Frucht bedeckt, dringen die Sporen diese» Pilzes in dat Innere der Frucht und verursachen die Fäulnis. Da« regnerische Wetter ist der Aut breiturig der MonialiapilzeS besonder» günstig. Wer sich eingehender für die Moniliakrankheit des Obstes interessiert, sollte sich die neueste Nummer vom Geschäftsamt de» praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. O. kostenfrei senden lassen.
Mariktberichte.
Herrenberg 17. Sept. Auf den heutigen Schweivemarkt waren zugeführt: 100 St. Milchschweine, Erlö» pro Paar 30—45 30 St. Läuferschweine, Erlö» pro Paar 50 bis 110 °^. Verkauf ordentlich.
Mengen. Herbst-Zuchtviehmarkt de« Verbandes oberschwäb. Flcckvieh-Zuchtgenofsen- schaften am 12. Skpt. Zufuhr: 110 Farren, 43 Kalbinnen mit 4—6 Schaufeln, 87 mit 2 Schaufeln, 138 ungeschaufelte Rinder und 1 Kuh, fast alles schöne, wüchsige und gutfarbige Tiere. Kaufsliebhaber hatten sich zahlreich eingefunden, auch aus Bayern und Sachsen. Auf dem Markt- burau wurden 47 Verkäufe von Farren und 42 von Kalbinnen mit einem Gesamtumsatz von 45 366 Mk. angemeldet, in Wirklichkeit dürften aber 50 "/„ weiter verkauft worden sein, da auch nach Schluß de» Markte« privat noch lebhaft gehandelt wurde. Die erzielten Erlöse bewegten sich bei Farren zwischen 380 und 953 Mk., bei Kalbinnen zwischen 220 und 728 Mk. Bei der mit dem Markt verbundenen Jungviehprämierung konnten 91 Preise im Gesamtwert von 1495 Mk. vergeben werden.
Amtliche und Privatanzeigen.
^tadtschultheißenamt (Lalw.
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werden aus Anlaß der sich häufenden Klagen über die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ruhe durch Hunde die nachstehenden gesetzlichen Vorschriften in Erinnerung gebracht:
1) Große Hunde, wie Bullenbeißer, Hazrüden, Metzger- und Schäferhunde, Neufundländer, Bernhardiner, Leonberger und Ulmer Hunde, ebenso alle rauflustigen oder bissigen Hunde, wie Bulldoggen, müssen außerhalb der Wohnung oder des geschlossenen Hofraums des Besitzers mit einem- das Beißen verhindernden Maulkorb versehe« sein.
§ 1 der Min.-Verf. vom 5. November 1874.
2) Verboten ist das freie Umherlaufeulasse» der Huude zur Nachtzeit außerhalb der Wohnung oder des geschlossenen Hofraums des Besitzers. (Art. 22 Ziff. 1 P.-Str.-G.).
3) Verbote« ist da« Heulen- oder Bellenlasse« der Huude bei Nacht. (Art. 22 Ziff. 3 P.-Str.-G. und 8 360 Ziff. 11 R-Str.-G.).
Zuwiderhandlungen gegen Ziff. 1 und 2 werden mit Geldstrafe bis zu 12 gegen Ziff. 3 mit Geldstrafe bis zu 150 oder mit Haft bestraft.
Calw, den 19. September 1910.
Ltadtschultheisz Conz.
Breitenberg.
verkaufe ich am Donnerstag, den 22. ds., vormittags 10 Uhr, gegen bare Bezahlung:
ca. 90 Itr. Heu.
Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Ohngemach.
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Eduard Pfrommer.
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