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war seit 5 Wochen spurlos verschwunden. Gestern abend wurde sie nun im Gebüsch am Waldrand in der Nähe de» Ort» aufgefunde». Die Gerichtskommisston ist bereit» zur Stelle. E» hat sich herausgestellt, daß sie ermordet worden ist. Ein junger Mann von Aufhausen wurde in Hast genommen. Er hat eingestanden, daß er da» Mädchen erstochen hat.
Schnaitheim a. Br. 15. Sept. Dem bereits gemeldeten Mord im nahen Weiler Aufhause» ist folgende» nachzutragen: Die 18 Jahre alte Anna Held von Hürden war im Dienst bei der vermöglichen Witwe Fezer in Aufhause». Am 7. August verschwand da» Mädchen spurlos. Alle» Suchen war vergeblich. Man glaubte, da» Mädchen habe sich ein Leid angetan. Auf Veranlassung der Eltern wurde heute im Waldteil Hirschhalde von einer Anzahl Forst - Wächter und Landjäger eine Streife veranstaltet. Nach kurzer Zeit wurde da» Mädchen in halbverwestem Zustande in einem niederen Gebüsch in der Nähe eine» Waldweg», 10 Minuten von hier entfernt, aufgefunden. Sofort wurde sest- gestellt, daß Selbstmord ausgeschlossen ist. Der 16 Jahre Sohn der Dienstherrin de» Mädchens wurde al» de» Morde« verdächtig festgenommen. Er gestand denn auch, da» Mädchen, da» sich durch seine Schuld in andern Umständen befand, im Wald durch einen Stich in den Hals getötet zu haben. Die ganze Gemeinde, namentlich die Teilgemeinde Aufhausen ist in ungeheuerer Aufregung. Der junge Mensch hat erst in letzter Zeit die Einjährigen-Prüfung gemacht.
Heilbronn 15. Sept. Ueber die Veruntreuungen de» Schultheißen Bauer in Ochsenburg OA. Brackevheim berichtet die „Neckarztg.": Kaum 25jährig, wurde vor 7 Jahren Jmanuel Bauer inOchsevburg zum Schultheißen gewählt, die Wahlkoste» — „Zechschulden", die seitens der Wählerschaft nach der Wahl auf Rechnung de» Neugewählten gemacht wurden und von ihm anstandshalber bezahlt werden mußten — betrugen über 1500 zu deren Bereinigung sich Bauer einen Kredit beim DarlehenSkaffenverei« Ochsenburg in Höhe von 1000 einräumen ließ, der aber bald auf 3000 erhöht werden mußte. Schließlich verstand e» Bauer, die Kassierstelle diese» Vereins zu erhalten und nun wurde von ihm bezüglich seine» Konto» mit Urberschreitungen operiert, die im Laufe der Jahre die Summe von über 17 000 ^ erreichten. Die zu Unrecht erhobene» Summen buchte Bauer regelmäßig, er verstand aber, seine Ueberschreitungen dadurch zu verdecken, daß er im Monat Dezember — bevor die Rechnungtakten zur Revision gegeben werden mußten — bei seinem Konto verschiedene große Beträge al« Zahlung von ihm in Einnahme
buchte und im Monat Januar — nach Rückkunft der Bücher von der Revision — die Summen wieder in Ausgabe stellte. Erst durch den geradezu übermäßigen Aufwand, den Bauer bei den EinkommenSverhältnifsen einer nur 600 Einwohner zählenden Gemeinde trieb — er ging auf die Jagd, hielt teure Jagdhunde, kaufte Fuhrwerk und Schlitten, obwohl die Bahn nur 10 Minuten entfernt ist, machte Reisen, hielt sich, weil er selbst selten auf dem Rathause war, Gehilfen und Lehrlinge, ließ sogar seine größeren Rechnungsarbeiten auiwärt» fertigen oder überhaupt liegen — schöpfte man Verdacht und sprach die Vermutung au», daß e» mit der Darlehenskaffe unmöglich im Reinen sein könne, eine daraufhin erfolgte unvermutete Visitation förderte die Veruntreuungen zu Tage. Die bürgerliche« Kollegien forderten bei der Kreisregierung die Amtsentsetzung Bauer» und erstatteten weitere Anzeige bezüglich verschiedener Jnnebehaltungen von anvertrauten Geldern, die Bauer zu Hypothekenregelungen und zur Ausfolge an Erben erhielt, damit aber monatelang schaltete und waltete, bi» Reklamationen auf Reklamationen kamen und verschiedene Leute in große Verlegenheit gebracht wurden. Bauer ist gegen eine Sicherheit, die Verwandte und Freunde leisteten, auf freiem Fuß belassen worden.
Neckarsulm 16. Sept. Der 60 Jahre alte Weingärtner August MühleS geriet unter da» Heu eine» umgestürzten Heuwage«» und erstickte, bevor er befreit werden konnte.
Heidenheim 15. Sept. Heute nacht erhängte sich ein Arbeiter im Bezirkskranken- hau». Er war in der Veith'schen Maschinenfabrik verunglückt. Infolgedessen mußte ihm am Samstag ein Fuß abgenommen werden. Der Mann ist 29 Jahre alt, verheiratet und Vater von 2 Kindern.
Der Grand des 1.2 6.
Baden-Baden 15. Sept. Ueber die Ursache de» Brandunglück», dem da» Luftschiff 1-2 6 zum Opfer fiel, ist nunmehr einwandfrei festgestellt, daß beim Reinige« von Motorteilen der Hinteren Gondel, in der sich die beiden betriebrfähig gebliebenen Daimler-Motoren befanden (der Maybach-Motor, der auf der Fahrt nach Heilbronn defekt wurde, befand sich in der vorderen Gondel) der Obermonteur die Unvorsichtigkeit beging, den Motor anzukurbeln; dabei schlug eine Stichflamme au» dem Motor heraus und in die in der Gondel befindliche offene Flüssigkeit ei». Da» Feuer konnte zwar sofort gelöscht werden und die Gefahr schien nahezu beseitigt, als einer der Monteure eine
noch in der Gondel befindliche Benzinkanne au» dieser heraushob. Dabei geriet da« Benzin in dieser Kanne in Brand und die aufschlagende Flamme erfaßte die Hülle, womit da» Schicksal de» Luftschiff« besiegelt war.
Ueber den Verlust de» Luftschiffs äußert sich Direktor Colsmann gegenüber dem Feuilleton- Redakteur der „Württemb. Zeitung", in folgender Weise: Das Unglück hat mit dem System Zeppelin natürlich gar nicht« tun. Ein Unfall wie dieser, der nur während der Reinigung der Motors möglich ist, wäre bei voller Fahrt vollkommen ausgeschlossen gewesen. Nach den ersten glücklichen Fahrten bedeutet die Katastrophe selbstverständlich ein schwere» Unglück für un». — E» war ein Anfang, wie er sich besser nicht denken ließ und nun sollte erst unsere Saison komme« und jetzt sollte erst gezeigt werden, wa» unser Luftschiff leisten kann und soll. Wir hatten vor, nach Gotha zu fahren und andere Städte de» Reiche» zu besuchen. Ueberall waren Verbindungen angekaüpft und überall erwartete man uns mit Freuden. Dazu war auch die finanzielle Lage sehr günstig. Wir haben in den 18 Fahrtage» 60 000 ^ an Fahrgeldern eingenommen, während für Eintrittsgeld in die Halle 25 000 ^ eingenommen wurden. Alle diese Hoffnungen stad nun zerstört, denn da» neue Luftschiff, der Ersatz für „Deutschland", wird erst Ende Oktober vollendet sein. Immerhin werden wir uns nicht entmutigen lassen; wir werden mit einem neuen Luftschiff unsere Fahrten aufnehmen und die überlegene Kraft der Zeppelin-Laftschiffe vor der Welt dartun. Wir haben gerade in den letzten Tagen viele Besuche vom Ausland gehabt; die italienischen und französischen Sportsleute äußerten sich mit der größte» Bewunderung über die Leistungsfähigkeit de» Zeppelin-System» und es wäre sehr erwünscht, daß man in Deutschland nicht etwa Mißtrauen sät gegen uns, sondern im Gegenteil: man darf Vertrauen haben zu dem System, da» immer seine große Leistungsfähigkeit zeigen wird.
Der Schaden, den die Luftschiffbau- Zeppelin Gesellschaft erleidet, beläuft sich auf 120 000 Da» Luftschiff, dessen Gesamtkosten 600 000 ^ betrugen, und da» sich noch im Besitz der Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft befand, war bei 12 deutschen Versicherungsgesellschaften mit 480 000 versichert. Da» Luftschiff war von der Deutschen LuftschiffahrtS- Aktiengesellschaft für die Fahrten in Baden-Baden nur gemietet worden.
Da» Befinden der verletzte« Monteure ist befriedigend; die Monteure Brechemacher und Bauer find im Gesicht stark verbrannt; der Monteur Melchior erlitt an Händen und Armen starke Brandwunden.
hätte all meine Hoffnungen mit einem Schlage vernichtet. Mit Herzklopfen stellte ich mir den Augenblick vor, wo irgend einer plötzlich frohlockend aufschreien und einen Beutel in die Höhe halten würde. Ab und zu trat ich da und dort heran. Der autzuhebende Boden war hart und trocken — ein Gemisch von Korallenkies und Wurzelfasern. Alle Gesichter glühten und strömten von Schweiß. Al» ich auch einmal dem Zimmermann zusah, stützte er sich schwer atmend auf seine Schaufel und sagte:
Wie tief denken Sie, daß wir werde» graben müssen?
Na, erwiderte ich, den Kopf wiegend, tiefer al» zweizFuß wird der Kapitän und sein Gefährte kaum gegangen sein.
Man sollt'» glauben, stimmte er zu, aber wer kann'» wissen? E» ist zwar eine verdammte Schinderei, indessen ist'« der Sicherheit halber wohl bester, man gibt wa» zu.
Damit nahm er unter kräftigen Hiebe» seiner Hacke die Arbeit wieder auf.
Die Zeit verrann. Viele Flüche wurden schon laut. Endlich, nachdem alle Bäume der Gruppe unterwühlt waren, brüllte Lush: Hol'» der Teufel, hier steckt nicht»! Geh'n wir zum nächste» Busch!
Er schritt voran und alle folgten ihm.
Ich frohlockte innerlich. Soweit ich mich der Beschreibung de» Kapitän» erinnerte, war gerade der Platz, den sie nun aufgaben, derjenige, den er als Versteck de» Goldes bezeichnet hatte. Jetzt durfte ich mit ziemlicher Sicherheit auf eine lange erfolglose Arbeit hoffe».
Und ich täuschte mich nicht. Auch diese zweite Baumgruppe förderte nicht» zutage. Fast völlig erschöpft warfen die Leute, gegen fünf Uhr nachmittag», unter einer Auslese gewürzter Seemannsflüche ihr Arbeitszeug zur Erde und sich selbst ins Gra».
Der Himmel war unverändert klar wie am Morgen. Zu meiner heimlichen, unau»sprechlichen Freude aber begann jetzt eine schwache Brise au» Westen zu fächeln, die da» Master der Lagune in eine leise zitternde Bewegung versetzte.
Wir werden ein paar Mann an Bord schicken, brummte der Zimmermann übellaunig, um die Segel, die wir hängen ließen, zu reffen. Ich trau' dem Ankergrund nicht, und wenn die Brise kräftiger werden sollte, könnt'» komme», daß sie an der losen Leinwand zieht und uns die Bark unversehens forttreibt.
Eine sehr verständige Vorsicht, bemerkte ich. Also wollen Sie das Graben noch nicht aufgeben? , ,
Er glotzte mich an, als ob ich ihn schwer beleidigt hätte. Aufgebe»! schrie er höhnisch, mit grimmig funkelnden Augen. Lieber mich ersäufen. Ich Hab'« Ihnen schon einmal gesagt — ich laste nicht ab, und wenn ich die ganze Insel umdrehen soll! ,
Ja, das sagten Sie schon einmal, und da deshalb die Arbeit vielleicht noch lange dauern kann, werden Sie wohl nichts dagegen haben, wenn ich mit den Leuten, die Sie zum Reffen schicken wolle», mit an Bord gehe. Ich kann Ihnen ja nichts weiter nützen.
Nicht» da, schnauzte mich der Kerl in seiner wütenden Laune an, Sie bleiben hier. Wir können jeden Augenblick Ihre» Rat» bedürfe»!
Ich sah die Leute an, indem ich dachte, sie vielleicht für meine» Wunsch gewinnen zu könne», begegnete dabei aber so finsteren Gesichtern, daß ich mein Vorhaben aufgab. Die bis jetzt erfahrene Enttäuschung hatte bei ihnen eine schrecklich düstere Stimmung hervorgerufen. Ich verlor daher kein Wort mehr und nahm meinen unterbrochenen Gang wieder aus.
Dreiunddreißigste» Kapitel.
Ich entwische.
E» dauerte nicht lange, da sah ich Forrest und noch sechs Mann da» Boot besteigen. Ich verfolgte die Fahrt und bemerkte währenddem, wie Fräulein Temple an der Reeling erschien, das Boot eine kleine Wecke beobachtete, dann aber wieder verschwand. Daraus erkannte ich ihre Enttäuschung, mich unter de» Insassen nicht gefunden zu habe«.
(Fortsetzung folgt.)