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heimnitvollen Sache Kenntni» habe, und mit Anzeige drohte, fall« er nicht eine größere Summe bekomme. Der Kaufmann übergab den Brief der Polizei. Dehner hatte sich nun wegen ver­suchter Erpressung zu verantworten. Die Straf­kammer hielt auch in diesem Fall eine empfindliche Strafe angezeigt uud erkannte gegen ihn auf 10 Monate Gefängnis. Auch wurde» ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren aberkannt.

Freuden st adt 9. Sept. Die gestern abgeschloffene 9. Kurliste zeigt die Endzahl 7837 Kurgäste, gegen da« Vorjahr mehr 600.

Tübingen 9. Sept. Ein zugereister Handwerksbursche, der in der Herberge zur Heimat mit Holzspalten beschäftigt wurde, schlug sich mit dem Beil absichtlich an den Kopf, so daß er in die Klinik verbracht werden mußte. Er soll geistig nicht ganz normal sein.

Kirchheim u. T. 9. Sept. In ver­schiedenen Teilen de« Landet wird von den zum Militär einbcrufeven jungen Leuten jeweils eine Geldsammlung unter den Bewohnern des Orts veranstaltet und dar Ergebnis unter die Rekruten verteilt. Dat K. Oberamt hat nunmehr di- Orttpolizeibehörden davon verständigt, daß derartige Sammlungen nicht unter den Be­griff der Kollekten fallen, weil der Zweck der Sammlungen nicht ein fremder, sondern der eigene der Sammler sei. Es werden deshalb derartige Sammlungen verboten und unbefugte Sammlungen dieser Art sollen als Beitel bestraft werden.

Heilbronn 9. Sept. DasNeckarecho" veröffentlicht folgende originelle Berichtigung: Der ergebenst Unterzeichnete bittet um Aufnahme folgender Berichtigung gemäß Pargraf 11 des Preßgesetzet auf de» Artikel in Nr. 205 Ihrer geschätzten Zeitung. Der Vorfall mit den Ar­beitern von Maffenback hat sich, wie folgt zu­getragen. Die 3 mit Säbel, Flinte und Stöcke bewaffneten Männer, hatten den Auftrag von Stadtschuldheißenamt Schwaigern, die Maffen- bacher Arbeiter vo» Obstauslesen zu hinter«, weil diese» die gefährlichste Straße ist auf der ganzen Markung wegen Diebstahl, nicht nur mit Obst sondern mit allem Zwiebel, Kraut, Rettich überhaupt was man braucht u. in der Regel wird das Obst auch von geringeren Leuten und Arbeiter gekauft u. müssen« theuer bezahlen u. daß aus dieser Straße die meisten beschwerden einlaufen beim Feldschützen, kann ich ruhig be­weisen. Und zudem hatte» wir uns so aufge­stellt, daß Sie uns sehen konnten, damit Sie das Obstauflesen meiden sollen, u. gestraft werden brauchen. Dieses Vergehen unserseitz wurde statt mit Dank, sondern mit Negereien u. Schimpfereien

belohnt. Den ärgsten Schreier der mich Morgens schon beleidigte, haben wir, nachdem er seinen Namen verweigerte festgenommen bit er Ihn angab daß wir Ihn feststellen konnten, dann wieder freigelaffen Unwahr ist, daß wir diese» Ihn am Halse gepackt, gestoßen und seine Joppe zerrissen habe», da» war Morgens schon, wie er ins Geschäft ging, und so lumbig wie seine Joppe, ist scheints auch sein Karakter. Unwahr ist, daß ich betrunken war, dat beweise ich durch mehrere Zeuge», jedenfalls waren diejenigen stockooll die an mir einen Rausch bemerkt haben wollen. Durch Ihre Unterhaltung fühle ich mich nicht beleidigt. Aber keine Beleidigung lasse ich mir vo» solchen nicht gefallen. Weil Sie im Artikel brachten, ich wäre blo» falsch, weil ich noch nie keinen erwischt habe, vorige» blo» 6 Stück auf einmal und «och mehrere andere. Bitte den Artikel zu bringen als eingesendet Hochachtungsvoll Gott­fried Söhner, Feldschütz."

Ravensburg 9. Sept. Ueber Mundel­dingen und Umgegend ging ein gewaltiger Wolksabruch mit Hagel nieder; das Wasser rauschte in Strömen; die Felder und die Wiesen bildete» Seen Da» Bächlein vo« MooSbeuren nach Uaterstadion war zu einem breiten Fluß geworden und schwemmte das in den Wiesen liegende Oehmd fort. In Mundeldingen standen die Gärten unter Wasser und die Straße war überflutet, sodaß Passanten mit Wagen befördert werden mußten. Die Anhöhen waren weiß von Hagelkörnern; Obst und Gemüse wurde» beschädigt. Die Felder sind zum Teil ganz ausgewaschen, das Wasser war voll Käfer; Mäuse schwammen zu Dutzenden. Das Hagelwetter kam Überraschend schnell vnd viele Leute befanden sich mit ihrem Vieh auf den Felder». In der Lourdesgrotte wurden wieder einmal zwei Opferstöcke erbrochen und ihres Inhalts beraubt. Leider ist der Dieb unbekannt.

Friedrichshofen 9. Sept In einem hiesigen Hotel ist der Kellnerin aus ihrem Schlaf­zimmer ein Geldbeutel mit ca. 90 ge­stohlen worden. Der Beutel mitsamt dem Inhalt wurde später im Bett eines Dienstmädchens versteckt aufgefunden. Als des Diebstahl» ver­dächtig, wurde trotz ihre- Leugnens, dar Buffet- Fräulein de» Hotels festgenommen.

Baden-Baden 9. Sept. 1-2 6 beab­sichtigte hmte morgen mit 9 Passagiere» eine Fahrt nach de« Schlachtfeldern von Weißenburg und Wörth. Die Passagiere fanden sich auch ein, doch mußte die Fahrt uuterbleiben, da sich ein Defekt am Luftschiff ergeben hatte. Auch heute mittag fand kein Aufstieg statt. Man hofft aber den Defekt noch heute zu beheben, damit

zerstören. Die Kapelle bereitete un» einen schöne», künstlerischen Genuß."

Stuttgart 9. Sept. Nach einer Ver­fügung de» Ministeriums der Autwärtigen, Ver­kehrsabteilung, wird der ermäßigte Tarif für die Einfuhr von Fleisch, frisch geschlachtetem Vieh und Pferden im Jnnenverkehr und im Verkehr mit anderen deutschen Bahnen bi» zum 31. Dezember verlängert. Diese Verfügung ist erlassen worden, nachdem der Beirat der Verkehrsanstalten die Einfuhr von Fleisch nach Württemberg al» dringend noiwendig bezeichnet hatte.

Stuttgart 9. Sept. Wie die Württ. Automobil- und LuftschiffartS-Korrespondenz er­fährt, wird am nächsten Montag eine zweite Fahrt des Luftschiffs 1-26 von Baden- Baden nach Cannstatt und zurück statt- finden und zwar zur gleichen Zeit und in der gleichen Weise wie die erste Fahrt. Der Fahr­preis für eine Person ist ^ 250.. Anmel­dungen sind an die Hamburg-Amerika-Linie Generalagentur Anselm-Stuttgart zu richten.

Stuttgart 9. Sept. Da die JkaroS- gesellschaft, die für die Veranstaltung der Schau­flüge gewonnen war, in Liquidation getreten ist, finde» diese Schauflüge nicht statt, was in Hinsicht auf die Sicherheit de» Publikums kein Schaden ist.

Stuttgart 9. Sept. (Strafkammer.) Unterschlagungen in beträchtlicher Höhe führten die frühere Buchhalterin und jetzige Geometers­ehefrau Berta Reichert vor die Strafkammer. Die Arg klagte unterschlug zum Nachteil eines Modegeschäftk, wie sie selbst zugibt, innerhalb 4 Monaten 13001400 Die Unterschla­

gungen kamen kurz nach ihrer Verheiratung ans Tageslicht. Von dem Geld schaffte sie sich ihre Aussteuer an. Von ihrem Mann wurde teil­weise Ersatz geleistet. Sie ist wegen Unter­schlagung und Untreue vorbestraft. In Anbetracht der Höhe der unterschlagenen Summe erkannte da» Gericht gegen die Angeklagte auf 8 Monate Gefängnis, abzüglich 1 Monat Untersuchungsfrist. Der Staatsanwalt hatte 1 Jahr Gefängnis be- arrtragt.j

Stuttgart 9. Sept. (Strafkammer). Da» Opfer von Erpresser» war längere Zeit ein hiesiger Kaufmann. Die Erpressungen be­schäftigten wiederholt die Strafkammer und die Erpresser wurden zu empfindlichen Gefängnis­strafen verurteilt. Einer der Erpresser erzählte im Untersuchungsgefängnis dem in der gleichen Zelle untergebrachteu Kutscher August Dehner, daß er von dem Kaufmann Geld empfange» habe. Dehner schrieb an den Kaufmann einen Brief, indem er avdeuiete, daß er von der ge­

füdwestlichen Kur», mit dem wir, nach meiner Rechnung, die Insel, falls sie vorhanden war, in ungefähr drei Wochen erreichen mußte«.

Kurz nachdem ich den Kur» geändert und eben z« Mittag gegessen hatte, ließ sich Lush bei mir melden.

Nun, was gibt e», fragte ich, nachdem ich ihn hatte eintreten lassen.

Ich habe bemerkt, daß Sie de» Kur» geändert haben.

So ist es.

Er steht nun also wohl direkt auf die Insel?

Gewiß. ^

Hm na, das wollen die Leute gern mal selber auf der Karte sehen und von Ihnen erklärt habe». Sie find schon alle an dem Ober­licht versammelt, dort wird's am besten geh'«.

Da» war nun freilich wieder ein gewisser Zwang. ES wäre mir lieber gewesen, man hätte mich die Zeit bestimme« lasse«, doch ich sah darüber hinweg und sagte:

Gut; ich werde gleich mit der Karte hinaufkommen.

Al» ich kurz darauf unter die Versammelten trat und die Karle auf dem Oberlicht autgebreitet hatte, fragte ich :

Nun, Leute, was wollt ihr erklärt haben?

Wir möchten wissen, antwortete Lush, ob der Kur» Nord-Nord-West, wie ihn jetzt der Kompaß zeigt, der richtige und gerade Weg nach der Insel ist Das wollten wir gern sehen.

Schön. Also paßt auf! Dabei deutele ich mit einem Lineal auf die Karte und begann zuerst diese zu erklären und dan« zu zeigen, wo wir uns augenblicklich befanden, und an welcher Stelle de» Ozean« wir auf die vorgebliche Insel treffen müßten.

Während ich sprach, waren alle Köpfe unter lautloser Stille tief über die Karte gebeugt. Man hörte nur die schweren von höchster Spannung zrugrude» Atemzüge der Leute. Als ich geendet und noch hinzugesügt hatte, daß wir bei glatter Fahrt in etwa drei Wochen am Ziele sein könnte», sah ich lauter fröhliche, zufriedene Gesichter, die mir

bester als alle« andere bewiesen, daß ich verstanden worden, und jeder von der Richtigkeit des Kurses überzeugt war. Selbst der Zimmermann konnte sich eine» gewissen Schmunzelns nicht erwehren und sprach:

Hm Jungens, ich glaube, das stimmt wirklich alles, und ich muß zugeben, daß Herr Dugdale, in Anbetracht seiner kurzen Seemannkzeit, seine Sache bis jetzt sehr gut gemacht hat und wir ihm Dank schulden.

Ein beifälliges Gemurmel folgte seine« Worten, und da ich au« dieser augenblicklichen Stimmung Vorteil ziehen wollte, begann ich:

Ihr habt nun gesehen, daß ich meine Schuldigkeit bis hierher ehrlich getan habe, und ich werde sie auch weiterhin tun, aber ich möchte Euch doch noch einmal sagen, daß ich, wie von Anfang an, so auch jetzt noch die ganze Fahrt für eine Irrfahrt Halts, und deshalb fragen möchte, wa» ihr zu tun gedenkt, wenn sich die ganze Sache mit der Insel und dem Schatz al« Täuschung erweist?

Alle Gesichter waren im Umsehen verändert. Meine Augen trafen nur auf finstere, böse Blicke, höhnisches Grinsen und frech drohende Mienen, während Lush rief:

Fangen Sie bloß nicht wieder davon an! ES nutzt Ihnen nichts. Die Insel ist da, und Sie werde» sie finden.

Ja, fuhr ich unbeirrt fort, was man wünscht, glaubt man; Hoffnung macht leichtgläubig. Ich setze nur den Fall, die Insel wäre nicht vor­handen, und an der Stelle, wo sie sein soll, befände sich nur Master; alle» Suchen bliebe vergeblich. Wa« dann?

Die Leute sahen sich untereinander an und warfen sich Blicke zu, al» wenn sie Verdacht hegten, daß hinter meiner Frage eine List stecke. Wie immer, so überließen sie Lush auch hier die Antwort, und der sagte:

Versuchen Sie nicht, un» an unserm Glauben irre zu mache». Ich sage Ihnen noch einmal, das wird Ihnen nicht gelingen. Wir sind zwar nur einfache, unwissende Leute, aber Narreu sind wir nicht. Denken Sie das ja nicht Wen» Sie die Insel nicht finden, dan« wollen Sie sie nicht finden, darüber find wir ganz einig. Also finden Sie sie! (Forts, folgt.)