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düng von Samunlstellen ist vom Staat uad seinen Organen zu fördern und zu unterstütze». Die Sammelstellen haben ihr besonderes Augenmerk auf die Gewinnung und Lieferung einer guten und haltbaren Milch zu richten. Die Aufsuchung solcher Milchquellen ist dringlich, um die Festlegung weiterer Milchmengen in der Kose- und Butterproduktio» zu verhindern. 2. Hebung und intensivere Ausgestaltung der Milchproduktion innerhalb der Landwirtschaft. 3. Ermäßigung der Transportkosten namentlich für größere Entfernung, Vorkehrungen für raschen und die Haltbarkeit der Milch gewährleistenden Transport durch die Eisenbahnverwaltung. 4. Gründung von Vereinigungen der Verbraucher und zwar womöglich auf gemeinnütziger Grundlage eventuell mit Unterstützung der Gemeinde, wenn sich die Vereinigung alt lebensfähig erweist. Diese Vereinigungen werden mit den Sammelstellen zu Ziffer 1 in Verbindung treten zwecks Abschlusses möglichst langfristiger Lieferungsverträge. Sie habe» gleichzeitig dafür zu sorgen, daß die Milch in möglichst gutem und haltbarem Zustande an die Verbraucher gelangt. Sie haben auf eine möglichst rationelle Ausgestaltung der Milchverteilung an die Verbraucher hinzuwirke??. Eine Uebernahme der Milchversorgung durch die Gemeinde im Regiebetrieb kommt nicht in Frage. Zur Entscheidung von Streitigkeiten über den Milchpreik zwischen den Sammelstellen der P o- duzenten einerseits, de» Vereinigungen der Händler und Verbraucher andererseits sind Tarif- kommisfionen einzusetzen. Der Bericht kommt schließlich zu dem Antrag, wegen der erwähnten Maßregeln bei der Regierung vorstellig zu werden und empfiehlt zu Ziffer 4 die Gründung einer MilchvrrtriebSgenossenschaft auf gemeinnütziger Grundlage, wobei die Privatinitiative auf diesem Gebiete gefördert werden soll. Zur Beratung etwaiger weiterer Schritte soll eine Kommission eingesetzt werden.
Stuttgart 7. Sept. Der vermißte Stuttgarter Karl Schreyer, der in Feldkirch sich mit seiner Mutter zur Erholung aufgehalten hatte, ist immer noch nicht aufgefunden. Die beiden Stuttgarter Herren, die versucht habcn, eine Spur des Vermißten zu entdecken, konnten, wie sie dem Neuen Tagblatt Mitteilen, in Brand bei Bludenz in Erfahrung bringe», daß in den Vormittagsstunden des 24. August, also des Tage», der der Entfernung Schreyer» von Feldkirch folgte, von der Scesaplana aus ein Tourist in der Gestalt und Ausrüstung des Vermißten beobachtet wurde, der dem gefährlichen Gebiet des Seekopfs zu abstieg und möglicherweise verunglückt ist. Weitere Nachforschungen können erst nach dem Eintritt günstigeren Wetters angestellt werden. Sollte sich in einer der als Nachtquartier
vom 24. auf den 25. August in Betracht kommenden Schutzhütten ein entsprechender Eintrag finden, so würde die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um einen Absturz des Vermißten handelt, wohl zur traurigen Gewißheit. Zur Bergung könnte dann erst geschritten werden nach dem Zurückgehen des in Meterhöhe die Gipfel bedeckenden Neuschnees, den die Gebirgsbewohner übrigens für ein Glück halten, da ohne ihn die schrecklichen Ueberschwemmungcn des letzten Sommers sich wiederholt haben würden.
Altbach 7. Sept. Der Aviatiker Glück unternahm mit seinem von dem letzten Unfall her reparierten Flugapparat neue Flugversuche. Der Apparat wurde aber gleich zu Anfang vom Wind erfaßt und umgedreht, wobei durch den Aufschlag auf dem Boden der Propeller vollständig zertrümmert und der Apparat sonstige erhebliche Beschädigungen erlitt. Glück selbst wurde nicht verletzt.
Heilbronn a. N. 7. Sept. Die Sektion Heilbronn de» Württ. Vereins für Luftschiffahrt teilt mit, daß nach einer von Baden-Baden hier eingetroffenen Nachricht das Luftschiff 1-2 6 am nächsten Montag oder Dienstag eine Paffagierfahrt von Baden-Baden hierher mit Zwischenlandung ausführen wird, vorausgesetzt, daß sich 8—10 Paffagiere hierfür verpflichten.
St-inbach a. Jagst 7. Sept. In der Nähe de? Ortsgrenze wurden in früheren Jahren wiederholt Münzen gefunden, dir zur Zeit des 30jährigen Kriegs vergraben worden waren. Auch in den letzten Tagen wurde auf dem Acker des Gemeinderats Schöppler ein gut erhaltenes großes Silberstück gesunden, das neben dem österreichischen Doppeladler das Wappen von Ungarn, sowie da» Stadtwappen von Nürnberg mir der Jahreszahl 1626 zeigt. Das Stück stammt wahrscheinlich au» dem Kriegktribut von 100 000 Gulden, den die Stadt Nürnberg an Wallenstein für freien Durchzug zu bezahlen hatte.
Von der oberen Donau 7. Sept. In der Aach, die von der Donau durch deren Versinkung gespeist wird, wird zurzeit ein massenhaftes Fisch st erben beobachtet. Es dürfte mit den dortigen Fab.ikanlagen, Spinnereien, zu- sammenhängen.
Von der oberen Donau 7. Sept. Zwischen Donaueschingen und Schwenningen verkehrten über Bad Dürheim in den letzten Jahre« Motorwagen. Ihre Besitzerin, die Motor- wagengesellschaft Donaueschingen ist schon seit längerer Zeit in Liquidation getreten. In den letzten Tagen erfolgte der Verkauf der Wagen und damit hat die Einrichtung ihr Ende gefunden. Unter anderem erstand die Automobil- gesellschaft Rexingen einen Wagen um 5300 ^7.
Wald bürg OA. Ravensburg 7. Sept. I» einem hiesige« Bauernhause wurde ein mehrfach vorbestrafter Einbrecher versteckt gefunden, in dessen Besitz sich zahlreiche Dietriche und sonstige Brechwerkzeuge fanden.
Eggmannsried OA. Waldsee 7. Sept. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag war is der Irrenanstalt von Schuffenried ein noch jugendlicher Irrer entsprungen und suchte in seine Heimat zu entkommen. Barfuß und nur mit dem Hemd bekleidet, legte er den Weg von Schuffenried bis hierher zurück und pochte nach Mitternacht an die Türe des Gastwirts Lämmle, der de« Flüchtigen bald erkannte, ihn aufnahm, Kleidunge stücke gab und bis zum Tagesanbruch beherbergte. Am anderen Morgen wurde er im Automobil wieder nach Schuffenried gebracht. Der Bedauernswerte, derbeinahe 4 Stunden auf dem Weg war, ist aus Wurzach und erst seit kurzer Zeit in der Anstalt.
Pforzheim 7. Sept. 1-2 6 stieg heute vormittag 11 Uhr in Oos mit 12 Paffagieren zur Fahrt nach Pforzheim auf, wo man das Luftschiff bereits um Vs 12 Uhr sichtete. Es überflog die Stadt in großer Schleife und wandte sich dann nach Karlsruhe. Die Residenz wurde um V»1 Uhr passiert. Bald darauf erfolgte die glatte Landung in OoS.
Baden-Baden 7. Sept. Zu der Frage der Einstellung der Fahrten de« Zeppelin- Luftschiffes von Baden-Baden »ach Straß- durg schreibt die „Kölnische Zeitung": Nach zuverlässigen Nachrichten ist auf eine Anfrage des Generalkommandos des XV. Armeekorps in Straßburg vom Kriegsministerium die Antwort ergangen, daß es selbstverständlich sei, daß da» Ueberfliegen von Festungswerken wegen der damit verbundenen Möglichkeit de» Verrates militärischer Geheimnisse nicht gestattet werden kann. Dieser Bescheid schließt folgerichtig auch die Ablehnung der Bereitstellung eine» Landungsplatzes für Luftschiffe mit Fahrgästen in der Nähe jeder Festung in sich, weil dazu doch immer ein Ueber- fliegen der Festung notwendig werden könnte. Man betont hier ferner, es sei festgestellt worden, daß die Mehrzahl der Fahrgäste des Zeppeliv- Luftschiffes vorwiegend aus Ausländern bestehe, daß diese mit photographische» Apparaten versehen seien, mit denen sich Aufnahmen in beliebiger Weise mache» ließe». Wenn e« nun schon gesetzlich verboten ist, Riffe von Festungen oder einzelnen Festungswerken aufzunehmen und zwar vom Erdboden aus, von wo au» man nur einen ungenügenden und unvollständigen Einblick in ein solches Festungswerk erlangen könne, um so mehr müsse solchen Aufnahmen aus der Lust
find, werde ich schon bewältigen. Wenn ich nur auch eine paffende Kopfbedeckung hätte, meinen Strohhut kann ich doch dazu nicht aufsetzen.
Na, warten Sie einen Augenblick, rief ich, wiederum in meine Kabine springend, will gleich mal sehen, was der Kasten noch alles birgt.
Ich fand einen weichen weißen Filzhut mit breitem Rand und eine schöne Bibermütze. Zu jeder anderen Zeit würde sie keine» der beiden schon getragenen Stücke auch nur berührt habe», jetzt aber griff sie ohne Scheu danach und probierte sie auf. Das eine wie das andere gaben ihr ein reizend kokettes Aussehen. Sie merkte da» auch recht gut, und zwar durchaus nicht mit Mißfallen. Im Gegenteil, sie nahm immer wieder bald den Hut, bald die Mütze, setzte sie so und setzte sie so, ich wußte gar nicht, wie ich ihr den Spiegel halten sollte. Schließlich meinte sie: Ich werde beides behalten und mir neues Futter einsrtzrn. Da» müsse» Sie mir auch noch verschaffen.
Natürlich, stimmte ich freudig zu, irgend ein paffender Stoff wird sich schon finden.
Ich fühlte mich glückselig, daß sie so bereitwillig und lustig auf die Sache eingegangen war, und ich mit der warmen Bekleidung auch gleichzeitig Beschäftigung und Unterhaltung für sie gefunden hatte. Welch wunderbare gewaltige Veränderung war sozusagen über Nacht mit dieser stolzen, eigenwilligen, hochfahrenden Natur vorgegangen!
Jetzt durfte ich hoffe«, wenn der Himmel uns die Gefahren dieses Abenteuers glücklich Überstehen ließ, daß die unnahbare, hochmütige Luise Temple vom Ostindienfahrer, geläutert von allen Eigenschaften, die damals nicht schön an ihr gewesen waren, als ein vollständig anderes Wesen heimkehren würde.
Von Wetherley mit Schere und Nähmaterial versehen, machte ihr der Zeitvertreib mit den kleinen Aenderungen und Verbesserungen an Rock und Kopfbedeckung so viel Spaß, daß e» mir nicht schwer wurde, sie zu bereden, selbst in den Kisten und Kasten des Kapitäns zu kramen und nach weiteren Dingen zu suchen, die sie gebrauchen könnte.
Sie fand da auch mancherlei, wie zum Beispiel ein große» Stück neuen Flanells, au» dem sie sich ein Unterkleid herzustellen beschloß. Ihre Unerfahrenheit in dergleichen Arbeiten bereitete ihr ja viel Kopfzerbrechen, indessen ihr natürlicher Verstand half ihr über alle Schwierigkeiten hinweg. Immer mußte ich die Resultate ihres emsige» Schaffens, die sie mir stets mit kindlicher Freude vorlegte, bewundern. Oft gab es dabei fröhliche» Lachen. Vielfach traf ich sie sinnend über der Aufzeichnung oder dem Zuschneiden eines Muster». Sie fand soviel Gefallen an dieser Tätigkeit, daß sie ganz darin aufging und dadurch von schweren Gedanke» abgezogen wurde.
Ich dankte Gott für diesen Segen, und das um so inniger, als mich die quälendsten Vorstellungen peinigten, sobald ich mich einsam und allein auf Wache befand. Immer von neuem folterte mich die Frage: welches Ende unsere tolle Fahrt nehmen würde. Eine Antwort darauf gab es ja nicht. Es türmte» sich immer nur neue Fragen vor mir auf. WaS würden die Leute beginnen, wenn die Insel nicht vorhanden war? Würden sie sich in ihrer Enttäuschung mit der Bark entschädigen und ihre Ladung zu Geld machen?
Und gesetzt den Fall, die Insel und das Gold wurde wirklich gefunden — was dann? War wohl anzunehmen, daß die Teilung des Schatze» unter diesen rohen Gesellen friedlich vor sich gehen, e» nicht dabei vielmehr zu Mord und Totschlag kommen würde? Und welche» Lo» stand uns beiden dann bevor? Es war nicht auszudenken. Wie konnte ich «ns reiten? Ich kam auf die unsinnigsten Gedanken, dachte an Flucht auf einem der Boote — aber wie? ES war doch gar nicht möglich, ei» Boot unbemerkt zu Wasser zu bringen, wenn es mir nicht gelang, die gesamte Mannschaft durch irgend ein Mittel in einen todeSahnltchen Schlaf zu zu versenke«. Und selbst, fall» mir da» glückte, wie sollte ich allein mit dem Mädchen da» Boot herablaffen, e« mit dem nötigen Lebensvorrat versehen und alle Gefahren eine« vielleicht schweren Seegang» zu überwinden? Nein, e» blieb mir nur übrig, auszuharren und mich an die