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der Arbeiter und der kollektiven Vertragsver­handlungen Nur durch koalierte- Vorgehen können die Arbeiter auf eine Basis der wirt­schaftlichen Gleichheit mit den Arbeitgebern ge­langen. Die öffentliche Meinung verlangt aber, daß bei dem Kampf zwischen den Organisationen der Arbeitgeber und der Arbeiter auch das Interesse der dritten Partei, de« Publikums, berücksichtigt wird. Streiks dürfen nur immer als letztes Zu­fluchtsmittel gelten und nie leichtfertig oder brutal geführt werden. Für dar, was die Arbeiter­organisationen nicht erreichen können, muß die Gesetzgebung sorgen, namentlich für Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter. Wir stehen hierin weit hinter allen anderen Ländern zurück. Vor allem aber ist unsere Gesetzgebung über die Haft­pflicht der Arbeitgeber ganz ungenügend und veraltet Anfänge zu einer modernen Reform sind gemacht. Ihr Ausbau zu einem großen Bundesgesetz ist jetzt unsere allerwichtigste Auf­gabe. Von dem Programm des amerikanischen ArbeiterbundeS", fuhr dann Roosevelt fort, unterschreibe ich folgende Forderungen: Freie Schule, Schulgeldfreiheit und Lehrmittelfreiheit, Achtstundentag, einen Ruhetag in der Woche, Abschaffung des AuSbeutungSsystems, Fabrik- inspcktion, Haftpflicht der Arbeitgeber für Unfälle, diese letztere auch im Sinne einer automatischen gesetzlichen Regelung, Verbot der Kinderarbeit, Schaffung von Kinderspielplätzen. Notwendig ist außerdem der Erlaß eines Gesetzes, das die Fa­briken verpflichtet, UnfallverhütungSvorschriften anzubringeu, während das wichtigste die Neu­regelung des Unfallentschädigungswesens bildet".

Vermischtes.

Der Man» von dreißig Jahren. Ueber die Lebensalter und ihre geistigen und seelischen Stimmungen plaudert der bekannte Berliner Pädagoge und Psychologe Wilhelm Münch in einem Aufsatz der neuesten Nummer vonWestermanns Monatsheften". Die mannig­fachen Wandlungen, die Körper und Geist von früh auf durchzumachen haben, scheinen bei dem Erwachsenen zu einem gewissen Stillstand zu kommen, aber gerade in diesem Augenblick voll­ziehen sich oft einschneidende innere Metamor­phosen. Bei sehr vielen Männern erfolgt mit den dreißiger Jahren eine tiefgehende Reaktion gegen alle hohen Ziele und idealen Maßstäbe der vorherigen Periode. Man kann diese Altersstufe geradezu als eine Probe auf den endgültigen Gehalt der Person an- sehen. Da«, was man als Idealismus zusammen­

fassen kann: der Glaube an dos Recht der großen Lebensziele, an die mögliche Verwirklichung de» Schönen und Guten, geht allen solchen Naturen verloren, bei denen er eben nur mit den natürlichen Hoffnungen der weltunkuvdigen Jugendzeit sich eingestellt hatte, nur mit über­nommen war, aber nicht persönlich eingewurzelt. Zum Realismus ist dieses Alter in der Tat berufen; es soll die Welt recht verstanden, deut­lich erkannt haben, um in ihr fruchtbar zu wirken. Indessen, in Wirklichkeit macht sich der Realismus hier in sehr verschiedener Weise geltend. Daß man die Macht de» Seienden erkannt hat, führt leicht dazu, gegen diese Macht mit allem ihrem Druck nicht weiter av kämpfen zu wollen. Daß die Vielen ring» um uns so gleichmäßig von schwungloser Lebensauffassung erfüllt sind, läßt ein andersartiges Fühlen wohl al» unreif und mehr oder weniger komisch erscheinen. Allerlei persönliche Enttäuschungen haben sich inzwischen eingestellt. Die erste innere Ermüdungkwelle geht durch die Seele. Mancherlei Gewöhnung hat sich bereits gebildet, und in ihr um jeden Preis zu beharren, wird da» Bedürfnis aller Mittelmäßigen um von den durch überreichen, gemeinen Lebensgenuß früh Erschöpften nicht weiter zu reden. Wirklichem Schwung de» Wesen» ist damit zunächst Valet gesagt. Doch erfolgt oft allmählich auch eine Art von inner r Wiederherstellung in den vierziger Jahren, wo die innere Unsicherheit endgiltig überwunden zu sein scheint, wo zugleich mit körperlicher Voll­kraft die allgemeine persönliche Leistungsfähigkeit auf ihrer sicheren Höhe angelangt ist, wo der Mann nach der volkstümlichen Bezeichnungin seinen besten Jahren" steht.

sEine weibliche Forschungsreise im Norden Kanadas.) Im Auftrag der Hud­sonbai Kompagnie hat Fräulein Agnes Deans Cameron sitzt den Norden Kanadas 6 Monate lang durchstreift und die geographischen Ver- hältvifse und die Eskimostämme am Delta des Mackenzie genau studiert. Von Interesse für die Geschichte der Geographie ist ein Besuch, den Fräulein Cameron der Stätte de» h,ute auf­gegebenen und vergessenen Fort McLeod am Peace River abgestattet hat. Von diesem Punkt brach nämlich im Frühjrhr 1793 Alixander Mackenzie zu seiner denkwürdigen Reise nach der Etkimoküste auf, die ihn nachher veranlaßte, auf dem schwarzen Gestein der Küste Britisch- Colvmbia» mit roter Farbe die Inschrift: ^lexLiräer Älaeksirsis Iroin Ounnän I,kmä 1793" anzubringen. Mackenzie ist nämlich der

erste Mensch, der den amerikanischen Kontinent nördlich von Mexiko von Meer zu Meer durch­kreuzt hat. Die Hudsonbai Kompagnie hat jetzt jenen Punkt durch eine Tafel bezeichnen lasten. Ferner stöberte Fräulein Cameron die Archive mehrerer Posten der Hudsonbai Kompagnie durch, in denen sich unveröffentliche Berichte der alten Pelzhändler fanden und machte Auszüge daraus. Sehr optimistisch lauten auch nach demGlobus" Fräulein Cameron» Berichte über da» Großwild des subant-arktischen Kanada. Am Peace River schoß Fräulein Cameron eine» Elch. Vor der Mackenzicmündung hat der Grönlandswal noch seinen Stand, er wird aber, wenn nicht Maß­regeln zu seinem Schutz getroffen werden, bald aus dem arktischen Leben verschwunden sein. Jeder gefangene Wal dieser Art bringt 3000 Pfund Sterling und darüber. Die Wal­industrie im Mackenziedelta ist heute ganz in den Händen unternehmender Amerikaner, die ihr Hauptquartier in San Francisco haben. Von 1891 bi» 1908 sind in diesen Gewässern 1345 Wale gefangen worden, die einen Wert von mindestens 2V- Millionen Pfund Sterling (ganz abgesehen vom Tran) repräsentieren. Fräulein Cameron bedauert, daß diese Summe Kanada verloren gegangen ist. Auch Pelze finden mit den Walfischfängerschiffen ihren Weg zu den Amerikanern, es mögen jährlich für 300000 Pfund Sterling sein. Die Aussichten, die die Landwirtschaft in jenem einsamen Teil Nord­kanada» Härte, werden von dem weiblichen Re­gierungsagenten al« höchst günstig bezeichnet.

Marktberichte.

Stuttgart 6. Sept. (Schlachtvieh­markt.) Zutrieb: Großvieh 219 St, Kälber 238 St., Schweine 929 St. Preise: Ochse» 9496 A Farren (Bullen) I Kl. 8284 A

II. Kl. 7981 c), Stiere und Jungrinder I. Kl. 94-97 II. Kl. 9193 A III Kl. 8790 A Kühe II Kl. 6778 A III. Kl.. 4758 A Kälber I. Kl. 106109 A II Kl. 100104 A

III. Kl. 92-97 e), Schweine I Kl. 7577 ^, II. Kl. 7374 A III. Kl. 64-68 ^ je für das Pfund. Tendenz: belebt.

Rellameteil.

Kinder mit Darmkrankheiten können keine Milch vertragen.Kufeke", in Wasser gekocht, bildet hier sehr rft die einzige Nahrung, welche nicht erbrochen, sondern gut vertragen wird.

Amtliche md PrimtmjkiM.

K. Forstamt Herrenberg.

MalSverbol.

Vom 8. September bis 10. Oktober ist das Betreten des Staatswaldes Lindach" bei Hildrizhausen aus Sicher­heitsgründen verboten. (A:t. 25Ziff. 1 des Forstpolizeigesetzes.)

ZklmerrnMcreiii (»ln.

An Amfti-

w rd wegen der Ein­quartierung auf den

25 . Septbr. verlegt. Der Ausschuß.

Teinach.

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mit 3 Zimmern und Zubehör habe auf 1. Oktober zu vermieten.

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M. Lohrer.

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Benj. Lörcher, Speßhardt.