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Amts- Md Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw
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Xmtlirtze Vskanntmaehnagen.
K. Oberamt Calw.
Auf die K. Bauhaudwerkerschule tu Kottweil, welche vm 3. November ds. Jz. eröffnet we den wird, möchte das Oberamt die Interessenten wiederholt Hinweisen. Näheres im Gcwerbeblatt Nr. 36
Das Gewerbeblatt kann u a bei dem Schultheißenamt eingrsehen weiden, welche zu diesem Zwecke hiemit angewiesen werden, den Gewerbetreibenden auf Wunsch Einsicht in das ihnen mit dem StaatSanzetger zugehrnde Gewerbeblatt zu gewähren.
Den 7. September 1910.
Reg.-Rat Binder.
Tagesnemgkeiten.
— Hirsau 5. Sept. Bahnwärter Bol- linger wurde durch Se. Mas. den König durch huldreiche Uebernahme der Patenstelle bei dem ihm geborenen 7. lebenden Knaben und durch ein Geschenk im Betrag von 20 ^ erfreut.
Neuenbürg 6 Sept. Als der Bäckermeister Wilhelm Schönthaler von Schwann am Sonntag abend mit fünf Begleitern von einer hier abgehalteven Bäckerversammlung nach Schwann zurückkehrte, fiel er plötzlich im Walde um und war sofort tot. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Er war erst etwa 30 Jahre alt und hinterläßt eine Frau und 4 Kinder. Seine Leiche wurde auf ein vorüber- kommendeS.Fuhrwerk geladen und nach Schwann geschafft.
Stuttgart 5. Sept. Die beiden hiesigen Infanterie Regimenter Nr. 119 und 125 haben heute früh die Garnison verlassen; ebenso das Dragoner-Regiment Nr. 26, das an den morgen beginnenden Manövern der 52. Jnf.-Brig.
Mittwoch, den 7. September 1910.
bei Weilderstadt teilnimmt. Die Manöver der 51. Jnf.-Brig. beginnen gleichfalls morgen; sie finden statt zwischen Nagold und Tübingen. Die Jr-f.-Regimenter kehren am 22. September wieder hierher zurück, während das Dragoner- Regiment Nr. 26 erst einige Tage später die Garnison erreicht, worauf dann sofort die neue Kaserne bezogen wird.
Stuttgart 6. Sept. Die geplante Zielfahrt des Luftschiffes 1-2 6 von Baden-Baden nach Stuttgart ist für den nächsten Freitag oder Samstag in Aussicht genommen. Es haben sich bereits zahlreiche Teilnehmer gemeldet. DaS Luftschiff verläßt Bad, n Baden 9 Uhr vormittags und fährt von Stuttgart um die Mittagsstunde wieder ab.
Stuttgart 6. Sept. Gegen den Redakteur des „Wahren Jakob", den Landtagsabgeordneten Hey mann-Stuttgart, schwebt zur Zeit lt. Beschluß de« Stuttgarter Landgerichts vom 3. September ein Verfahren wegen Vergehen» gegen M 166 und 184, 1 des Reichsstrafgesetzes, begangen in den Nummern 624 und 628 deü „Wahren Jakob", deren Beschlagnahme zugleich verfügt wurde. Die Beschlagnahme erfolgte gestern in den Räumen de» Verlags und der Redaktion. Es wurden von der Nummer 624 noch 100 Exemplare vorgefunden, während die Katholikentagsnummer vollständig vergriffen ist. Der Prozeß wegen Gotteslästerung muß nach den Bestimmungen der Württemb. Rechtsordnung vor dem Schwurgericht erfolgen. Z 184, 1 betrifft die Verbreitung unzüchtiger Schriften, Abbildungen oder Darstellungen. Die betreffende Nummer war gegen katholische Geistliche gerichtet.
Stuttgart 6. Sept. Der gestern in Feuerbach an der Maschine eines Güterzuges gemachte Fand von Teilen eines menschlichen
»«,uat^r.i.b.8tadt'/^LHrI.m.rrLg«rl.Mk. 1.2k. Postb«zuz«°» s.d. Orts- u. Rllchbarortrverl.'/^SHll. MI. l.2d im Fern»,,!,!» Wik. I.S0. »istellg. tn Württ. sn Pf,., in Sayern u. Reich 42 Df,
Kopfes hat nun folgende Aufklärung erhalten: Heute früh wurde beim Stellwerk 3, unweit der Glasfabrik von Zuffenhausen auf dem Bahngleis der Leichnam eines ältere» Manne» aufgefunden; er scheint von dem etwa um V-4Uhr morgens von Ludwigsburg kommenden Güterzug überfahren worden zu sein. Wie nachher festgestellt wurde, war der Verstorbene der in Feuerbach bei Verwandten lebende, «ermögliche, 75 Jahre alte Privatier Schenkenhofer. Man nimmt an, d:ß er in einem Anfall von Geistesschwäche, wie sie schon öfters an ihm bemerkt wurde, sich verlaufen hat, nicht mehr heim fand und dann in der Nacht auf das Gleis geriet.
Rottweil 5 Sept. (Strafkammer.) Wegen Vergehens gegen das NahrungSmittel- und Süßstoffgesetz hatte sich heute der frühere Brauereibesitzer Ludwig Bitz er in Ebingen, sitzt Inhaber eine« Bierdepots daselbst, vor der Ferienstrask^mmer zu verantworten. Dem Angeklagten ist zur Last gelegt, seit 1906 bi» anfangs Februar 1910 größere Mengen Saccharin zur Bierbereitung verwendet zu haben, um da» Bier malzreicher und vollmundiger erscheinen zu lassen. B. gab die Saccharinverwendung im allgemeinen zu, behauptete aber, erst vom Spätjahr 1908 ab damit begonnen zu haben; dem einzelnen Snd habe er etwa 15 x Saccharin beigefügt, so daß sich ein Gesamtverbrauch von etwa 3—5 Pfund ergebe. Er habe den Zusatz auch nicht vorgenommen, um Malz zu sparen, sondern um da« Bier „süffiger" zu machen. Die Strafkammer erkannte auf eine Geldstrafe von 1000 ^ und Veröffentlichung de« Urteils.
Schnaitheim a. Br. 5. Sept. Das Sedanfest, das gestern abend der Veteranen-, Krieger- und Militärverein beging, nahm einen tragischen Abschluß. Al« Schultheiß Rienhardt,
Die GolLlnsel.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Er blieb hartnäckig noch stehen.
Die Dame wird doch nicht auch einen Anteil fordern?
Ich mußte lachen. Sie denkt nicht dran. Ihr könnt über diesen Punkt ganz ruhig sein.
Schön, rief er, indem sich sein verdrossenes Gesicht verklärte. Nun bloß noch ein Wort. Was war es, das der Kapitän über mich gesagt hat?
O, zum Teufel, lassen Sie mich damit jetzt ungeschoren, heuchelte ich einen Zornausbruch. Machen Sie, daß Sie endlich fortkommen und mir Wetherley schicken.
Er sah mich einen Augenblick ganz verblüfft an und brummte etwas in den Bart, trollte sich aber fort.
Wenige Minuten später erschien Wetherley. Ich schritt ihm entgegen und sprach ihn an: Wetherley, wir stehen Sie zu dieser höllischen Angelegenheit?
Ja, höllisch is sie, Herr. Und wie ich dazu stehe? Na, als der Teufel die Jungen» gepackt hatte und alle gleich schrien, se wollten das Geld holen, war ich der einzige, der still war. Da fragten se mich, was ich meinte, und ich sagte: Macht, was ihr wollt, mir is egal. Ich dacht' nämlich, ob's nach Jsle de France oder nach der Insel de» Berückten geht, verschlägt mir nichts. Wenn da» Geld da i», um so bester; wenn »ich, kann ich'» nich ändern. Seh'n Se, ich allein gegen zehn hält' doch nichts auSgericht't.
Sie glauben also nicht an da« tolle Hirngespinst de» Kapitän»?
Nu, wissen Se, Herr Dugdale, ich Hab' nich dran geglaubt, aber
seit dem Verlesen der Schriftstücke heute morgen bin ich irre geworden. Da sagt' ich mer, es kann nich anders sein, er hält da« ganze Garn für wahr!
Aber Mann! Alter Wetherley, wie können Sie nur so etwa» denken! Wenn keiner mir glaubt, so glauben Sie mir wenigsten», daß ich alles nur tat, um den Wahnsinnigen in seiner Absicht zu bestärken, nach Rio zu segeln, wo ich mit der Dame dann heimlich die Bark verkästen wollte.
I, nu ja, das mag schon so sein, antwortete er, wie mir aber schien, immer noch nicht ganz überzeugt. Es iS doch am Ende für Sie und die Dame 'ne schlimme Sache, so in den Händen von Leuten zu sein, die in der Wut nicht wissen, was se tu«. Ich kann Ihnen verraten, Se habe« klug getan, daß Sie einwilligten, das Schiff nach der Insel zu bringen. Mit der Zeit spreche ich offener, denn Sie und die Dame tun mir leid, aber ich muß vorsichtig sein. Er warf hierbei unruhige Blicke nach dem Mann am Steuer, und den Wink verstehend, trennte ich mich sogleich von ihm, indem ich ihm nur noch mit wenigen Worten versicherte, wie beruhigend und tröstend es mir sein würde, ihn als Freund und Berater betrachten zu dürfen.
Neunundzwanzigstes Kapitel.
Kapitän der »Lady Blanche".
Ich bin jetzt an einen Abschnitt meine» Abenteuer» gelangt, der mir da» Bild unserer Lage nur in weiten Umriffen zu fasten gestattet. Noch am Nachmittag ließ ich die Kabine für Fräulein Temple mit allen Bequemlichkeiten auSstatten, soweit e» mir die zur Verfügung stehenden Mittel erlaubten, und hatte nach Beendigung der Arbeit die Genugtuung, daß sie sich ihrer neuen Behausung freute. Der an und für sich freundliche, Helle und luftige Raum gewann noch wesentlich dadurch, daß, sobald