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12.50 Die Besteller halten 2 50 ^ anzuzahlen. Durch falsche Vorspiegelungen bestimmte er eine große Anzahl Besteller den ganzen Betrag im Voraus zu bezahlen. Die Bestellscheine schickte er aber nicht ein. Auf diese Weise verschaffte er sich etwa 600 die er für sich verbrauchte. Die Besteller sind die Geschädigten. Die Strafkammer verurteilte ihn zu 6 Monaten Gefängnis, unter Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft. Er wurde berücksichtigt, daß er sich in einer gewissen Notlage befunden hat.
Stuttgart 5. Sept. Aus dem Bureau der Firma Alf. CustodiS, Kleine Königstr. 8, 3, wurde am Samstag nachmittag in der Zeit von 12—2 Uhr mittels Nachschlüssels und Brechwerk- zeug» eine braunlackierte eiserne Kassette gestohlen, die 4800 meist in 20-^-Stücken, ein Scheckbuch, ausgestellt von der Gewerbekaffe, sowie Kassenbelege der Firma enthielt. Der Täter ist unbekannt. Auf die Wiederbeischaffung des Geldes sind 200 ^ Belohnung auSgesetzt. Da» Geld war erst am Samstag Vormitt, auf der Gewerbekaffe abgeholt worden.
Cannstatt 5. Sept. Das 5jährige Töchterchen des Landwirts Holz warth in Bretzenacker setzte sich auf einen Aschenhaufen de» abgebrannten Höhenfeuers. Unter der Asche war jedoch »och Glut, die die Kleider des Kindes m Brand setzten. Bis die übrige» Kinder Hilfe herbeigeholt hatten, hatte cs solche Brandwunden erlitten, daß der Tod bald darauf eintrat.
Obereßlingen 5. Sept. Wie notwendig eine strenge Milchkontrolle ist, zeigen die bei einer kürzlich durch die hiesigen Polizeiorgane vorgenommene Kontrolle festgestellten Fälschungen. Er find 4 Lieferanten von Aichschieß und Baltmannsweiler zur Anzeige gebracht worden, bei deren Milch ein Wasserzusatz von 15, 20, 24 und 25 °/o festgestellt wurde. Eine derartige Fälschung ist geradezu unerhört und bei den hohen Milchpreifen für die Abnehmer in hohem Maße schädigend. ES wäre angezeigt, daß gegen die Fälscher seiten» der Gerichte strenger vorgegangen wäre und daß in schweren Fällen an Stelle der Geldstrafen Gefängnisstrafen treten.
Tübingen 5. Sept. Anläßlich der Sedanfeier der hiesigen Kriegervereine teilte der Vorsitzende des Kriegerbundes im Verlaufe seiner Rede mit, daß die französische Regierung die Ausführung der Cham- pigny fahrt der württembergischen Veteranen zur Einweihung de» dortigen Württemberger- denkmal» nicht gestattet habe und daß wenig Aussicht bestehe, daß e» den Bemühungen der diplomatischen Vertreter noch gelingen werde, eine andere Entscheidung herbeizuführev. Man werde sich dann mit der Absenkung einer Depu- !
tation begnügen müssen. Diese» Vorgehen der französischen Regierung zeigt zweifellos von einer schlecht angebrachten Engherzigkeit, wie sie von deutscher Seite sicher nicht zu erwarten wäre.
Rottenburg a. N. 5. Sept. Ein Teil der Hopfenproduzenten wird am Montag mit der Hopfenernte beginnen. Die allgemeine Ernte wird eist am nächsten Mittwoch beginnen. Der Stand de» Hopfens ist vorzüglich.
Schramberg 2. Sept. Da» hier erscheinende Tagblatt veröffentlicht nachstehende» Inserat: Eine schöne Belohnung werde ich derjenigen Person zuwenden, welche mir Nachweisen kann, daß er bei Legung von Gasrohren eine noch geduldigere Bevölkerung gibt, als diejenige von Schramberg und ferner, daß die Grabungen und Verlegungen noch unpraktischer gemacht werde» können, wie hier. Stadtschult- heißenamt sowie Stadtbauamt scheinen vollständig machtlos zu sein und da» Publikum muß sich einfach alle« gefallen lassen. Bei Nacht fehlen Beleuchtungen an gefährlichen Stellen, auf den Verkehr wird gar keine Rücksicht genommen, die Gräben werde« mit Boden zugeworfen und die Steine abgeführt. In einem Jahre oder noch früher werden Eivsenkungen sowie sonstige Schäden entstehen und das alles wird vom Stadtbauamt auf Kosten der Steuerzahler zu reparieren sein. Schramberg, 31. Aug. 1910. Arthur Junghans.
Gundelsheim 5. Sept. In der Familie det Franz Kunz ereignete sich am Freitag abend ei« schweres Unglück. Mann und Frau begaben sich in die Kelter, um Most zu machen und rückten inzwischen die Bettlade ihres jüngsten einjährigen Kindes an den Tisch heran, auf dem eine brennende Lampe stand. Während die Eltern abwesend waren, machte sich das Kind auf dem Tisch zu schaffen. Die Lampe fiel um und da» Bett des Kindes geriet in Brand. Al» die Eltern zurückkamen, fanden sie da» Kind mit schweren Brandwunden vor, denen es nach einer halben Stunde erlag.
Stockheim OA. Brackenheim 3. Sept. Mit einem großen Plan kam der erst 29jährige Mechaniker Josef Sckmid von Wurmlingen OA. Tuttlingen, am Montag hierher. Nicht mehr und nicht weniger wollte er, als schnell und auf bequeme Art sich 1000 ^ verdienen. Der ehemalige Schultheiß Bosch sollte ihm dazu behilflich sein. Der Mann, der spielend au» einfachem Papier Tausende hervorgezaubert, so dachte der kühne Fremdling, könnte auch ihm eine Kleinigkeit beschaffen. Nicht in eigener Person natürlich, sein Name genügte ihm. Mit solchen Gedanken machte sich der grübelnde Schlosser an» Werk, besuchte die Bosch-Kinzler'sche Familie und erzählte folgendes: Er s.i im Zuchthau« in
Ludwigsburg Aufseher gewesen und bereit, den Schultheiß Bosch zu entführen, wenn er 1000 ^ erhalte. Man brauche nur ein Automobil au geeignetem Ort zu postieren. Witzemann, so nannte sich der edle Menschenfreund, mußte aber bald erkennen, daß er seinen Witz bei den obwaltenden Verhältnissen billiger verkaufen müsse. Er erklärte sich zur Ausführung seines Rettungs- werkes bereit, wenn er nur etwas Wäsche und Geld bekäme. Kinzler sagte ihm das zu, erklärte aber, beide» erst beschaffen zu müssen und bestellte de» Burschen von Brackenheim in Schmidt» Brauerei. Der menschlichen Güte und Rechtschaffenheit vertrauend, begab sich Witzemann dorthin und wartete, bis der Landjäger sich freundlich an seinem Tisch niederließ. Er war inzwischen telephonisch von dem geplanten Heldenstück benachrichtigt worden und konnte es nicht über sich gewinnen, den Rettungsengel unerkannt ziehen zu lassen. Mit stoischem Gleichmut nahm dieser das Verhängnis hin. Am letzten Samstag erst war er au« dem Zuchthaus in Ludwigsburg entlassen worden, nachdem er dort 22 Monate abgeseffen hatte. Insgesamt hat er schon 9 Jahre Gefängnis und Zuchthaus Überstande». Er war die letzte Zeit in Ludwigsburg Reiniger gewesen, hatte jedenfalls vom Falle Bosch erzählen hören, und seinen Plan geschmiedet.
Gmünd 5. Sept. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der hiesigen Edel und Unedel- metallindustrie sind in eine allgemeine Lohnbewegung eingetreten. In 7 gleichzeitig abgehaltenen Betriebsversammlungen wurde eine Resolution angenommen, die sämtlichen Unternehmern überreicht werden soll und in der die Arbeiter erkläre», daß es bei den derzeitigen Lebensverhältniffen ein unbedingtes Gebot der Notwendigkeit sei, einen höheren Loh» bezw. einen höheren Akkordverdienst anzustreben, al» die übergroße Mehrzahl der Arbeiter seither verdiene». Die Versammlungen beschlossen an die Arbeitgeber heravzutreten, um eine Regulierung und Aufbesserung oller derjenigen Lohnsätze (um mindesten» 3 Pfennig für die Stunde) zu erzielen, die seit dem 1. August eine zufriedenstellende Aufbesserung nicht erfahren haben, ebenso sollen die Akkordsätze entsprechend aufgebeffert werden.
Gmünd 5. Sept. Auf Samstag hatte der deutsche Metallarbeiterverband sieben große Arbeiterversammlungen einberufen, in denen nach vorauSgegangenen Referaten über da» Thema: Wie kann ein Ausgleich zwischen den hohen Lebensmittelpreisen und den niederen Löhnen geschaffen werden? und über die den Arbeitgebern vorgelegte Eingabe zwei Resolutionen angenommen wurden. Die eine fordert zum ungesäumten Eintritt in den deutschen
Ist wohl jetzt die Zeit für ein so läppisches Geschwätz, da» selbst unter anderen Umständen und in aller Behaglichkeit kaum erträglich wäre?
Donnerwetter, dachte ich, das war ein kalter Strahl, und beeilte mich zu erwidern: Ja, Sie haben ganz recht, ich war sehr einfältig. Kommen Sie, wir wollen jetzt auf Deck. Ich muß nun die Messungen vornehmen.
Ich holte den Sextanten, und dann verließen wir die Kajüte.
Lush schritt auf der Wetterseite einher. Die Leute kauerten rauchend und mit von der Hitze hochgeröteten Gesichtern in jedem Fleckchen Schatten der Segel.
Der Zimmermann blieb stehen, als er meiner ansichtig wurde, und ich ging sogleich mit Fräulein Temple am Arm zu ihm.
Ich habe mir die Sache überlegt, redete ich ihn an, und werde die Führung de» Schiffe» übernehmen.
Freut mich, da» zu hören, antwortete er, indem ein schwaches Lächeln sein mürrischer Gesicht erhellte. Wenn Sie etwas Schriftliches wünschen —
Nein, unterbrach ich geringschätzig. Ich halte mehr von gegenseitigem Vertrauen. Wenn Sie nicht gewissenhaft jeden Punkt unsere» mündlichen Uebereinkommen» halten, trete ich zurück.
Er schielte mich von der Seite an, doch ohne scheinbar meinen hoch- fahrenden Ton übel zu nehmen.
Wir verlangen nichts, als daß Sie un» nach der Insel bringen.
Aber das müssen Sie tun. Verstehen Sie mich? Sonst-.
Er behielt da» übrige für sich, sein Blick aber sprach deutlich genug.
Da» Mädchen drängte sich erschrocken an wich. Mir war e» lieb, daß Sie Zeuge diese« Blicke» und der vorangegangenen Worte gewesen war. Besser al» alle», wa» ich ihr hatte sagen können, mußte sie die» drohende Wesen belehre», daß ich richtig gehandelt hatte.
Ihre Drohungen lassen mich kalt, entgegnete ich, ihm fest in die Augen sehend. Ich kenne Sie und zweifle nicht, daß Sie fähig sind, noch
einmal zu vollbringen, wa» Sie früher schon vollbracht haben, wie mir der Kapitän sagte.
Was war da»? knurrte er, mich offen ansehend, ohne jede Spur eine» bösen Gewissens, woraus ich zu meiner großen Beruhigung schloß, daß der Kapitän ihm unrecht getan hatte, als er ihn eines Morde» zieh.
Da» werde ich vorläufig noch für mich behalten, entgegnete ich kalt abweisend. Ich wiederhole Ihnen nur, ersparen Sie sich für die Folge alle Drohungen, Sie erreichen bei mir dadurch nichts. Und nun will ich Ihnen meine Bedingungen sagen. Ersten», dieses Ende des Schiffes steht nur der jungen Dame und mir zur ausschließlichen Verfügung.
Er nickte zustimmend.
Zweitens, die Kapitänkkajüte, sowie die an diese grenzende Kabine werden von mir und der Dame bewohnt.
Ja, ja.
Dritten», WilkenS bedient un« wie bisher. Unsere Mahlzeiten werden uns in der Kajüte angerichtet.
Versteht sich, brummte er.
Viertens, werden Sie darauf halten, daß kein Tropfen Alkohol verabfolgt wird, außer in dem bi» jetzt übliche» Maß. Sollte auch nur ein Punkt dieser Bedingungen von Ihnen oder einem ander» nicht innegehalten oder verletzt werden, so sage ich Ihnen — und damit hob ich den Sextanten hoch in die Luft — so fliegt da» Ding hier über Bord, und Sie mögen dann sehen, wie Sie allein den Weg um da« Kap Horu finde».
Na, da» wird ja nicht Vorkommen, grunzte er mit einem gewissen Respekt, al» ob meine energische, furchtlose Sprache Eindruck auf ihn gemacht hätte.
Ferner, fuhr ich mit erhobener Stimme fort, verlange ich, daß ich vollständig all» Kapitän angesehen werde, und alle», wa» ich befehle und anordne, unverweigerlich geschieht.