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hier einen Arzt zur Unfallstelle. Die Insassen des verunglückten Autos scheinen mit dem Schrecke» und mit leichteren Verletzungen davongekommen zu sein. Wie zu dem Unfall noch weiter gemeldet wird, hat die Frau des Fabrikanten offenbar innere Verletzungen davongetragen, sie wurde noch gestern mit dem Schmitz'schen Auto nach Rottenburg gebracht.

Stuttgart 3. Sept. Abg. Naumann sprach heute vor einer Versammlung von mehreren Tausenden über das deutsche Volk und Kaiser Wilhelm. Die Rede war eine Aus­einandersetzung des Verfassers vonDemokratie und Kaisertum" mit dem Kaiser, auf den er einst große Hoffnungen gebaut hatte. Naumann erinnerte an die die Aurlandkpolitik störenden, die innere Politik erschütternden Folgen früherer Kaiserreden und prüfte dann die Königsberger Rede auf ihre geschichtliche Begründetheit und politischen Wirkungen. Die Rede müsse die Bestrebungen zur Erhaltung des Friedens er­schweren, verletze die Frauen, deren Forderungen berechtigt seien und stellte dev Konflikt zwischen derkaiserlichen Politik" und der öffentlichen Meinung wieder her. Naumann schloß mit der Forderung eines von der Mehrheit bestellten Kanzlers und der Durchführung der preußischen Wahlrechtsreform. Zum Schlüsse wurde folgende Resolution angenommen:Da Kaiser Wilhelm erklärt, daß er ohne Rücksicht auf TageS- ansichten und -Meinungen seinen Weg gehe, so bleibt auch dem deutschen Volk nichts anderes übrig, als ohne Rücksicht auf kaiserliche Ansprachen seinen Weg zu gehen und die Durchführung des parlamentarischen Regiments und der staatsbürger­lichen Gleichberechtigung mit allen gesetzlichen Mitteln zu betreiben."

Stuttgart 3. Sept. Zu der Fahrt des 1-2 6 nach Stuttgart erfährt die Württ. Automobil- und Luftschiffahrt«-Korrespondenz noch, daß die Absicht besteht, sobald eine ruhige Herbst- Wetterlage eintritt, Fahrten mit dem Luftschiff zwischen Baden Baden und Stuttgart zu unter­nehmen, unter der Voraussetzung, daß sich Fahr­gäste in genügender Zahl fivden. Die Deutsche LuftschiffahrtS-Aktiengesellschaft wird sich mit der Leitung der hier demnächst zu veranstaltenden Flugwoche in Verbindung sitzen, um die beab­sichtigte Absperrung des FluggeländeS mit be­nutzen zu dürfen. Dr. Hugo Eckener, der die Fahrleitung in Baden-Baden hat, wird sich dem­nächst mit den hier in Betracht kommenden Stellen in Verbindung setzen.

Hausen OA. Reutlingen 3. Sept. Ein teuflisches Verbrechen verübte die 11 Jahre alte Ursula Lorch. Offenbar um ihrer Pflicht als Kindsmagd bei dem Bauern Ulrich Müh ledig zu werden, warf sie dessen 3 Monate altes

Mädchen in die Abortgrube, wo da« Kind er­stickte, ehe man die Schreckenstat entdeckte. Dem Landjäger gestand die jugendliche Kindsmagd das Verbrechen ein, worauf sie dem Amtsgericht Reut­lingen übergeben wurde.

Böhmenkirch 3. Sept. Die durch die Feuertbrunst vom 14. April zerstörten Häuser sind im Lauf der letzten Monate wieder neu er­standen. Im ganzen sollen 53 Gebäude, darunter 45 Wohn- und Oekonomiegebäude, 7 Wohn­gebäude und 1 Gemeindebackhaus errichtet werden. Bis heute sind 43 Wohn- und Oekonomiegebäude und 5 Wohngebäude unter Dach.

Ulm 3. Sept. Der König der Belgier traf mit Gefolge heute früh aus Friedrichshafen hier ein, frühstückte in der Bahnhofrestauration von P. Rauser und fuhr dann nach Schloß Lichtenstein weiter.

Ulm 3. Sept. Billiges Ochsenfleisch erhält da» 12. Infanterieregiment in Neu-Ulm von den Ulmer Metzgern Maurer und Edelmann, nämlich das Kilo um 92, 96 und 98 Pfennig. Gegenwärtig wird hier das Ochsenfl fisch mit 1,70 Mk. das Kilo bezahlt.

Friedrichshafen 3. Sept. Der Wieder­aufbau des Karbo niumwerkS, das durch den wonatelangen Stillstand große Verluste zu er­leiden hat, erscheint trotz der Einsprache der zum Teil weit entfernten Grund- und Häuserbesitzer dem Schwäb. Merkur zufolge, in allernächster Zeit von Seiten der maßgebenden Behörden ge­sichert. Der Schaden, der bei der Explosion den Nachbargebäuden zugefügt wurde, war sehr ge­ring. Da« Fabrikgebäude selbst steht noch zum größten Teil und die Aufräumungsarbeiten sind längst beendigt.

Mannheim 3. Sept. Um Xu Uhr traf dar Luftschiff 1-26 über der Stadt ein. Die Ankunft wirkte elektrisierend. Alles eilte auf die Straßen und kletterte auf dis Dächer. Das Luftschiff fuhr über der Innenstadt eine große Schleise und wendete sich dann dem Lan­dungsplatz auf der Friesenheimer Insel zu. Pu'kt 11 Uhr ging die Landung glatt von statte«. Da das Nahen der Luftschiffes spät bekannt wurde, hatte sich auf dem Landungsplatz ein spärliche« Publ kum eingefunden, das aber von Minute zu Minute anschwoll. Die Absperrung wurde durch Militär, Feuerwehr und Polizei bewirkt. Da» Publikum wurde dicht bi» an das Schiff vorge lassen; e» verhielt sich musterhaft. Um ^1 Uhr wurden die Motors wieder angekurbelt und 5 Min. vor 1 Uhr erhob sich das Luftschiff wieder majestätisch in die Lüfte. Kurz vor der Abfahrt setzte ein ziemlich starker Regen ein, sodaß das Schiff nicht weit verfolgt werden konnte. An der Fahrt von Mannheim nach Baden-Baden nahmen l 6 Herren teil.

Baden-Baden 3. Sept. Kurz nach 4 Uhr ist 1-2 6 wieder glücklich auf dem Flug­gelände bei Oos gelandet.

Baden-Baden 4. Sept. Dar Luft­schiff1,2 6" machte gestern bei vollbesetzter Gondel seine zwanzigste Passagierfahrt, die nach Mannheim und zurückführte. Die Fahrt war insofern bemerkenswert, al« regnerisches, böiges Wetter sehr hohe Anforderungen an da« Luft­schiff stellte. Mit enormer Geschwindigkeit, die bisweilen mehr al» 90 Kilometer betrug, wurde mit dem Winde die Hinfahrt gemacht. In 55 Minuten war Heidelberg erreicht und eine Stunde später lag da» Luftschiff verankert in Mannheim. Die halbe Rückfahrt erfolgte gegen bisweilen sehr heftigen böigen Wind über Neustadt a. d. H , wobei das Luftschiff unter staikiM Regen und kräftigen Vertikalwinden zu leiden hatte. Nach dreistündiger Reise hatte das Luftschiff die Halle wieder erreicht. Es waren zumeist Ausländer, Amerikaner und Franzosen, die die glänzende Fahrt mitmachten. Die Leistungsfähigkeit de» Luftschiffe» wurde von den Teilnehmern in enthusiastischen Worten beschrieben.

Berlin 4. Sept. Heute mittag 12'/- Uhr empfing der Kaiser im Pfeilersaal des KönigS- schlosseS Lord Roberts und die anderen Herren der englischen Sondergesandschaft zur Entgegennahme der Notifizierung der Thron­besteigung König Georg» von England. Lord Roberts und seine Begleitung wurden vom Hotel nach dem Schloß durch kgl. Galawagen abgeholt, Lord Robert» geleitet von dem Generaladjutanten Komm. General von Löwenfeld, der zum Ehren­dienst befohlen war. Lord Robert» trug eng­lische Feldmarschalluniform mit dem Stabe und dem Bande de« Schwarzen Adlerordens. Die Audienz fand in Gegenwart des Staatssekretärs v. Kiderlen-Wächter statt.

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werden unser Handzeichen darunter setzen. Mit Schiffen darf nicht ge­sprochen werden. Alle» wird gut gehen, wenn Sie redlich handeln.

Das letzte sagte er mit einem beinahe drohenden Nachdruck. Dann fragte er:

Na, war'» so richtig, Jungen»?

Richtig, ganz richtig, alles, wie es sein soll, klang es von aller Lippen.

Gut. Und jetzt ihre Antwort, Herr.

Ich bedarf Zeit zum überlegen, erwiderte ich sinnend.

Die sollen Sie haben. Bi« wann wollen Sie Zeit?

Bi» zu Mittag.

Zugestanden. So wäre alles abgemacht. Ihre beiden Schriftstücke und die Karte behalte ich. Und nun kommt, Leute, fügte er Hinz«, wir haben hier nichts weiter zu tun.

Und gleich darauf war ich allein.

Achtundzwanzigste» Kapitel.

Ich übernehme di« Führung des Schiffes.

Ganz benommen von dem mir gestellten Ansinnen suchte ich Klarheit über meine Lage zu gewinnen. Mein Kopf wirbelte mir. Bald faßte ich den Entschluß, bald jenen. Wa» ich eben noch für das Richtigste gehalten, verwarf ich schon wieder im nächsten Augenblick. Endlich, nach etwa einer halben Stunde war ich mit mir einig und ging zu meiner Gefährtin.

Sie sind ja eine Ewigkeit geblieben, rief sie mir entgegen. Wa» für Nachrichten bringen Sie?

Wenig tröstliche, erwiderte ich niedergeschlagen. Wenn es Ihnen recht ist, gehen wir nach der Kajüte, dort werde ich Ihnen alles erzählen.

Sie folgte mir, und dicht neben ihr sitzend, machte ich Sie mit allen Einzelheiten der Verhandlnng bekannt. Da» Ende vom Liede also ist, schloß ich, daß ich das Schiff nach der Insel führen soll.

Na, davon kann natürlich keine Rede sein, rief sie, den Kopf ge- gieterisch aufwerfeud, nachdem sie mich bisher ohne jede Unterbrechung angehört hatte.

Leider doch, entgegaete ich fest. Ich moß mich der Zwangslage füge» und da» Schiff nach dem südlichen Pazifik dringen.

Sie haben wohl den Verstand verloren? kreischte sie aufspringend. So etwa«! Mich nach dem südlichen Pazifik schleppen zu wollen! Ich kann nur annehmen, daß Sie krank find!

Tun Sie mir den einzigen Gefallen und bewahren Sie Ruhe und Mäßigung, erwiderte ich in strengem Ton. Ihr Aufbrausen ändert an der Sache nichts. Die Menschen sind nicht zur Vernunft zu bringen; da» erträumte Gold hat eine Gier in ihnen erregt, die sie leicht zu wilden Bestien machen kann, wenn ich mich weigere, ihren Hunger zu befriedigen. Gott allein weiß, welche» Schicksal uns dann brvorstände. Ich muß tun, wa» die Menschen wollen, oder wir sind beide verloren.

Sie starrte mich an wie gelähmt.

Zu Mittag, fuhr ich mit eisiger Bestimmtheit fort, werde ich dem Zimmermann meine Einwilligung erklären.

Aber keuchte sie zornsprühend, doch ich fiel ihr in» Wort:

Ich flehe sie an, suchen Sie mich nicht zu hemmen. Sie vermögen keinen Ausweg vorzuschlagen, und hochmütige Forderungen sind hier absolut nicht angebracht. Ick werde da» Schiff nach jener Südseeinsel steuem. Fall» die Stelle, wo sie liegen soll, leer ist, wird mich die Mannschaft jedenfalls nötigen, die ganze Gegend abzusuchen, schließlich jedoch wird sie wohl den Wahnsinn der Sache einfthen und mich auffordern, nach dem nächsten Hafen zu segeln. So ungefähr, denke ich, wird diese Irrfahrt enden, wenn alle» glatt geht. Doch wa» kann nicht alle» dazwischen kommen. Ein Sturm kann un» zum Wrack machen und uns zwingen, Hilfe zu suchen. Wir müssen eben hoffen und Geduld haben.

(Fortsetzung folgt.)