MM

k^mi

2«>6. Amt»- «nd Anzeigeblatt für den Gberamkbezirk Calw. 8S.

» x«>«»t»»,8»»ita» «m> U»m«ta». KnsiMoutp»»!«

>» si, .»»r«u« t« - - - -

, Gtatt ir.»»»ir»«»t»! m>ß«r B«,i»ktl Ps».

Montag, den 5. September 1910.

«»zugts r. i.d. Stadtin. Lr!ta«rt. MI.«.»». Postbe,u»«v» s.d. Ort«-u. Itachbarortlverk.-/^Lhrl.

rt«. u. Itachbarortlverk. -/^iLhrl. Mk. I.Sd, im Aernv«rk,l r 0 Ps»., In Bayern u. Reich «i Pi»

k. i.»o. Bestell», in NSÜrtt. SO I>

Lin schWeizerischer Theologe über die Friedensbewegung.

(Aus der Unterhaltungsbeilage der Deutschen Reichspost.)

Man sollt: erwarten, daß in der Schweiz die Bestrebungen der Friedensgesellschaften besonderen Ankiang finden wc.den. Ein kleines Land, dem jede Möglichkeit sich auszudehnen genommen ist und dessen Sicherheit in erster Linie durch internationale Verträge gewährleistet ist, sollte, so könnte man meinen, den Gedanken einer allgemeinen Abrüstung mit Freuden begrüßen. Auch die Tatsache, daß dieser Pian in erster Linie gegen Deutschland ge­richtet ist, daß er von denen ausgeht, die, weil sie dem deutschen Reich von vorn nicht beikommen, es hinten herum" probieren, wäre für die Schweizer kein Hindernis, ihn zu unterstützen; denn ihre Sym­pathien gehören seit 1876 mehr den Franzosen als uns

Um so bemerkenswerter erscheint urs die Ent­schiedenheit, mit der der angesehene Basler Professor von Orelli den Versuch ablehnt, die Kirche in den Dienst der Frtedensgesellschaften zu stellen. Die schweizerischen Friedensvereine hatten an alle Gast­lichen ein Rundschreiben gesandt, mit der Anfrage, ob es sich nicht empsihlen würde, einen Friedens- sormtag «jnzuführen. Dazu nimmt v. Orelli in Nr 15 desKirchenfreundes" vom 22. Juli d. I in folgenden Ausführungen Stellung:

Wie ich den Herrn Fragestellern schrieb, stimme ich mit den Friedensfreunden in zwei wich­tigen Punkten überein: erstens, daß cs Christenpflicht sei, um Erhaltung des Friedens zwischen den Völ­kern zu beten. Zweitens sehe ich es als Anliegen der Christen an, daß sich die, welche den Herrn Jesum lieb haben, mit Ueberwindung der nationalen Schranken und Vorurteile näherkommen, und daß fie, insonderheit auch die Verkündiger des Wortes Gottes, beim Eintreten nationaler Konflikte nicht des Gemeinschaftsbandes vergessen, das uns Christen noch inniger verbindet als das nationale. Dieser Annäherung dienten längst die Weltkonferenzen der

evangelischen Allianz der christlichen jungen.Männer etc. Auch die Missionskongrcsse können, wie das Edinburger Beisp el zeigt, dazu beitragen.

Dagegen könnte ich die Einführung eines Friedenssonntags nicht empfehlen. Wenn dergleichen in England schon vorkommt, so ist es dort weniger anspruchsvoll, da dort beinahe jeder Sonntag nebenbei mit einem speziellen Thema ver­knüpft ist. Es gibt einen Sonntag, wo der Kinder­erziehung, einen, wo des Tierschutzes, einen, wo der Sonntagsheiligung u. s. f. besonders gedacht werden soll. Wir dagegen haben außer den hohen Festen nur e neu schweizerischen Betrag, einen RcformationS- und einen Missioussonntag Neben diese möchte ich nicht einen Fciedenssonntag stellen, namentlich nicht in der bei der FricdenSliga gewöhnlichen Form, wobei es sich nur um den Protest gegen den Krieg handelt, als ließe sich der Krieg aus der Welt schaffen, solange das Völkerleben bleibt wie es ist, und als wäre, wenn keine Trommel mehr.gerühmt wird und kein Schuß wehr fällt, ein Friede, der den Namen verdient, gesichelt. Die Hoffnung auf den wahren Weltfrieden und die Mahnung an die Menschen, Einigkeit zu halten durch das Band des Friedens, kann am besten zu Weihnachten und zu Pfingsten zum Ausdruck kommen. Dünn fehlt es dabei auch uricht an einer realen Grundlage

Sonst wäre Gefahr, daß ins Blaue hinein politisiert und dabei, wie die Erfahrung lehrt, mehr Streit und Zank als Erbauung und Friede ge­schaffen würde. Die dem Aufruf beigelegte Broschüre mit zwei Erbauungsansprachen zumWeltfriedens­sonntag" gibt meines Erachtens ein abschreckendes Exempel. Hier müßte ich gegen zu vieles prote­stieren, als daß ich mich noch erbauen könnte, z B. gegen die totale Verkennung der positiven Bedeutung des Krieges für das nationale Leben und die Welt­geschichte. Da klagen nämlich zwei Deutsche, Mann und Frau, über die schweren Erlebnisse des Krieges 187071; aber daß es ohne diesen Krieg und seine Opfer kein deutsches Reich gäbe, davon schweigen fie. Unser Schweizervolk würde eine solche

Auffassung schwerlich verstehen Es könnte sie auch nicht billigen, ohne seine eigene Vergangen­heit zu verleugnen und seine mit noch schwereren Opfern erkaufte Unabhängigkeit gering zu schätzen. Nutzbringender wird es sein, wenn die Geistlichen beider Konfessionen nicht nur einen Sonntag im Jahr, sondern alle Sonntage dazu benützen, die Wurzeln des bösen Streites in den Herzen auszu­rotten und Fr eden Gottes zu säen, der nicht von dieser Welt ist."

Wir steuen uns ganz besonders der Ehr­lichkeit, mit der dieser Schweizer zugibt, daß die moderne Friedensschwärmerei mit einem gesunden Nationalgefühl unvereinbar ist Das Abstoßende an den englischen und französischen Machern der Friedensbewegung ist ihre Unehrlichkett; fie ver­langen von anderen Völkern einen Verzicht, den sie selbst zu leisten nicht im Sinne haben. Hoffentlich merken das allmählich auch die ehrlichen deutschen Idealisten, die ihnen seither ins Garn gegangen find.

Tagesueirigkeiteu.

-s- Hirsau 3. Sept. Der Militär­verein Hirsau - Ottenbronn beging gestern in Anwesenheit zahlreicher Gäste in würdiger Weise die Feier der 40jährigen Wiederkehr de« Tags von Sedan. Mit Lampion» und unter Trommelklang bewegte sich ein stattlicher Zug vom Rathaus au« abends nach Ernstmühl; da» mächtige Freudenfeuer, da» von dem rührigen Vorstand de« Vereins, Herrn SägwerkSbefitzer Wagnerin Ernstmühl, veranstaltet war, leuchtete dem Zug schon von weitem als Willkommgruß entgegen, und Böllerschüsse kündeten das Be­sondere des Tages. DerAnker" zu Ernstmühl faßte kaum die Zahl der Gäste, die wallend strömten zu dem Siegesfeste. Nach herzlicher Begrüßung der zahlreich Erschienenen, vor allem der Veteranen von Hirsau, Ernstmühl und Otten- bron», deren Brust die Kriegsmedaillen schmückten,

Die Goldinsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Aber, Leute, rief ich, ist es denn möglich, daß Ihr wirklich an diese unsinnige Geschichte glaubt?

Na, glauben Sie etwa nicht daran? höhnte der Zimmermann.

Nein; nicht mit einem Gedanken ganz ebensowenig, al« ich glaube, daß Sie verrückt sind. Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß sie alle nicht den Irrsinn de» Kapitäns aus seinem Aussehen, seinem Wesen und Benehmen gemerkt haben sollten. Welch überzeugenderen Beweis für seinen Wahnsinn kann er Ihnen denn selbst gegeben haben als durch seinen Selbstmord.

Einige brummten etwas, da» ich jedoch nicht verstand, der Zimmer­mann aber spottete:

Aha, verrückt soll er nun gewesen sein, da» reden Sie andere» vor.

Wenn Sie ihn für einen Wahnsinnigen gehalten hätten, würden Sie mchtS Schriftliche» über Ihren Anteil gefordert haben. Machen Sie uns nichts vor.

Mein Gott, können Sie denn nicht einsehen, daß ich auf all seine Ideen nur scheinbar einging, um den Geisteskranken nicht zu Handlungen zu reize», die für uns alle verhängnisvoll hätten werden können? In Rio hatte ich da» Schiff unbedingt verlaßen.

So, so, lachte er hart. Was Sie uns doch nicht alles weis machen AE»- Wir wissen alle«: Sie allein wären geblieben, uns, die ganze Mannschaft aber, wollte der schlaue Kujon in Rio zum Teufel jage», Kanälen wollte er zur Fahrt nach der Insel nehmen, dann mit Ihnen allem da« Geld auf da» Schiff bringen, hernach wieder frische Mannschaft heuern, d,e von nicht» wußte, und schließlich da» Geld mit Ihnen allein

teilen. So war'». Und haben Sie nicht auch von demVerrückten" fuhr er spöttisch fort, einen Schein gefordert, der Sie wegen Benutzung de« Schiffe» für einen Privatzweck de« Reedern gegenüber sicherstellen sollte? Nein, mein Bester, wir laßen «n» nicht zu Narren machen Sie haben den Mann zur Zeit Ihrer Unterredung ebenso wenig für verrückt gehalten, wie Sie e» jetzt tun.

Ich versichere Sie, auf mein Wort als Ehrenmann, daß Sie sich gänzlich im Irrtum befinden, rief ich erregt. Wa» ich Ihnen sagte, ist die volle Wahrheit. Alles was ich dem Kranken gegenüber sprach und tat, geschah lediglich, ihn sicher zu machen und ihn in seiner Ansicht, Rio anzulaufen, zu bestärken, weil ich keinen anderen Ausweg sah, auf ein anderes Schiff zu gelangen.

Da» können Sie jetzt gut sagen, schrie einer. Dazu hätten Sie doch nicht» Schriftliche» abzumachen brauche». Wo haben Sie denn das? Wenn Sie bloß so getan haben, wie Sie sagen, können Sie'» ja ruhig zeigen.

Gewiß, entgegnrte ich, indem ich meine Brieftasche hervorzog, in der ich beide Schriftstücke, der Kuriosität wegen, al« Andenken aufbewahrt hatte, wa» mir freilich in den Augen der mißtrauischen Leute so auigelegt werden konnte, als wenn ich die Papiere ihrer Wichtigkeit halber stet» bei mir trüge.

Ich reichte sie Lush, der fie vorn und hinten besah und dann fragte: Wer kann lesen?

Es meldete sich keiner, einer aber rief: Joe kann'S.

Dann ruft ihn, entschied Lush, nachdem er schon eine Bewegung mit der Hand gemacht hatte, wie wenn er mich zum Vorlesen hätte auf­fordern wollen.

E» war klar, er traute mir nicht, daß ich alles so vorlese» würde, wie es dastand.

Beim Eintreffen Wetherley» sagte er: Joe, du bist der einzige Ge­lernte unter uns. Da, laß mal hören, wa» hier geschrieben steht.