Galmer WiöieiMÜ.
Samstag
Beilsge z« Nr« 1S3.
20. August 1910.
Privat Anzeigen»
Die Goldinsel.
Calw.
Wegen Geschäftsaufgabe verkaufe ich am Mittwoch, de« 24. August (Bartholomaus-Feiertag) vormittags von S Uhr und nachmittags von '/,2 Uhr an, auf dem Brühl gegen Barzahlung folgendes:
Gärgeschirre von 12—26 Hektoltr., Bierfässer von 3—15 Hkt., eine größere Partie kl. Bterfiißchen von 16—56 Ltr., Weinfässer, bereits nen, von 3—7 Hkt., eine größere Partie nene Fässer, rund und oval, von 36—366 Ltr., 1 Fnhrfaß mit oder ohne Wagen, 1 Bierpumpe mit noch neuen Schläuchen, 1 Pichkessel und sonst noch verschiedenes.
Liebhaber sind eingeladen.
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Senkel L Oo., Oüsselctori,
s^ueb ösf seit 34 3sbi-en «eltdelcannt«n
tlenkelsöleicii-Lolis.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Im nächsten Augenblick war ich an ihrer Tür, und sie trat heraus.
Ich küßte ihr die Hand. Haben Sie gut geschlafen?
Viel besser als ich gedacht habe, erwiderte sie in überraschend munterem Ton. Ich lag ebenso bequem wie in meinem Bett auf der Gräfin Jda.
Na, das freut mich herzlich. Sie sehen auch ganz anders aus wie gestern, lächelte ich sie an. Die Ruhe scheint Ihnen gut getan zu haben.
Das hat sie auch. Ich fühle mich viel kräftiger und freue mich auf die frische Morgenluft. Vielleicht begegnen wir heute einem Schiff. Kommen Sie, ich kann e« schon gar nicht mehr erwarten, auszuschauen.
Oben traten wir in einen herrliche« Morgen. Die See glänzte wie Feuer unter der Sonne, und eine angenehme Brise schwellte alle Segel. Die Bark furchte im Fluge die glatte Fläche des Ozeans und wirbelte zu ihren Seiten Schaumlinien auf, die wie dicht verbundene Flocken weißer Watte an dem Kupferbeschlag der Wände entlang nach hinten rollten. Die ganze Seefläche glich einem Kristallspiegel; ein Blick genügte, sie bis zu ihren äußersten Rändern zu überschauen, und dieser Blick ließ mich sogleich in der Ferne vor uns ein Segel wahrnehmen, das anscheinend denselben Kurs verfolgte wie wir.
Sehen Sie doch, rief ich freudig, den Arm ausstreckend — ein Segel!
O Gott, jubelte sie, in die Hände schlagend, wenn das die Gräfin Jda wäre!
Ja, wenn ich doch sagen könnte, sie ist es, erwiderte ich voller Mitleid, ihre Hoffnung zerstören zu müssen, aber sie ist e» keinesfalls. Das Fahrzeug ist viel zu klein. Der Kapitän wird uns bestimmtere Auskunft geben können, kommen Sie, wir wollen ihn begrüßen.
Guten Morgen, Herr Kapitän, redete ich ihn an, als wir uns ihm genähert hatten, was halten Sie von dem Segel dort?
Guten Morgen, erwiderte er freundlich, seine Mütze lüftend. Hoffe, daß Sie gut geschlafen haben, Madam.
Danke, ja. Ich habe durch Ihre gütige Fürsorge vortrefflich gelegen. Aber, bitte — was mag das für ein Schiff sein?
Ist kein Schiff, Madam; ist kein Schiff. Scheint nur ein großes Boot zu sein.
Nichts als ein Boot? klang es schmerzlich enttäuscht zurück.
Nichts anderes. Werden e» übrigens bald genau wissen, da wir e» in kurzer Zeit einholen müssen.
Wäre es denkbar, daß es der Kutter der Korvette ist? fragte sie mich gespannt.
Nein, das ist ausgeschlossen. Der Kutter hatte kein Segel und war auch mindestens um die Hälfte kleiner als jene» Boot.
Sie sprechen von einem Kriegsschiffkutter?-erkundigte sich der Kapitän mit auffälliger Neugier.
Ja.
Wieviel Mannschaften führte er?
Sech» Mann.
Er betrachtete eine Weile das Boot durch das Teleskop. Dann fragte er auf einmal: Haben Sie schon gefrühstückt?
Noch nicht.
Dann will ich Ihnen Wilkens sogleich schicken. Ich habe schon gefrühstückt, bedaure daher, Ihnen keine Gesellschaft leisten zu können, doch ich muß jetzt hier oben bleiben.
Hiermit schritt er nach der Küche und wir begaben «ns »ach unten.
Wilkens ließ nicht lange auf sich warten. Er brachte Tee, Kaffee, Zwieback und kaltes Fleisch. Da» Getränk war ja nicht gerade verführerisch, indessen die Not der letzten Zeit hatte uns genügsam gemacht, und so ließen wir e» uns schmecken.
Eigentlich glaube ich, ist der Kapitän im Grunde doch ein ganz vorzüglicher Mensch, sagte ich, wacker kauend. Wir hätten in schlimmere Hände fallen können; ein anderer Kapitän würde vielleicht nicht halb so viel Fürsorge gehabt haben, wie dieser absonderliche Kauz.
Sie gab das zu, kam aber bald auf andere Dinge und plauderte so heiter, wie ich sie seit unserem Besuch auf der Korvette «och nicht wieder hatte sprechen höre«. Auch ihr Aussehen war heute ein ganz andere«, denn abgesehen von der Frische, die ihr der gesunde Schlaf verliehen hatte, war es ihr durch ein unbegreifliches Kunststück gelungen, auch ihren zerknitterten Anzug zu glätten und ihm beinahe sein frühere» Ansehen zu geben. Ich konnte mich nicht enthalten, ihr darüber Komplimente zu machen, und war auf dem besten Wege, ihr alle möglichen schönen Dinge zu sagen; sie wußte die» aber zu verhindern, indem sie vorschlug, wieder nach dem Boot zu sehe».
Zu meiner Verwunderung fand ich den Kapitän jetzt in einer gewissen nervösen Aufgeregtheit. Er sprach mich sogleich an: Bitte, nehmen Sie doch einmal da» Teleskop und betrachten Sie da» Boot. Ich werde nicht klug daraus und möchte wissen, welchen Eindruck es auf Sie macht.