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Oder ist die Anordnung deshalb erfolgt, um den Tuttlingern die Agitation gegen die Abhaltung der Manöver zu vertreiben? Fast möchte es so scheinen. (Gränzbote.)
Vom Zabergäu 19. Aug. Die Ernte ist unter Dach und Fach, teilweise schon gedroschen. Den besten Ausfall gibt der Hafer, gut ist der Winterweizen, dagegen hat der Sommerweizen unter der Fritfliege gelitten. Die Gerste ist leicht, der Dinkel hatte viel Lagerfrucht und gibt mäßigen Erdrusch. Viel geschadet hat Heuer der Flughafer. Das Oehmd dagegen ist gut und reichlich und ersetzt annähernd den Heuausfall. Auch die Herbfisuttermittel, wie PserdezahnmaiS und Angersen, stehen schön, dagegen ist die Kartoffelernte ganz gering ausgefallen. Frucht- und Oehmd- ernte wurden gut eingebracht. Die Stroherträge find gleichfalls gut. Obst, besonders Aepfel gibt es reichlich, in gewissen Lagen auch Birnen. Dagegen fallen die Zwetschgen ganz aus.
Obereisesheim OA.Heilbronn 19.Aug. Hier ist unter den Kindern die Dyphteritis ausgebrochen. Sie greift rasch um sich, so daß wohl bald die Schulen geschloffen werden muffen. Bis jetzt ist 1 Todesfall vorgekommen.
NereSheim 19. Aug. Das hies. Oberamt steht in Bezug auf die Kindersterblichkeit unter Württembergs Oberämtern an dritter Stelle. Dar ist jedenfalls eine Folge der mangelhaften Pflege der Wöchnerinnen. Nunmehr hat sich der BezirkSwohltätigkeitSverein mit dieser Sache befaßt und über geeignete Maßnahmen beraten. Er kam zu dem Entschluß, tüchtige weibliche Personen, verheiratete und ledige, an einem 6wöchigen Kursus an der Landeshrbammenschule teil^ehmen zu lassen, zunächst einmal zwei und eine Reserveperson. Die Kosten betragen je ungefähr 120 sie sollen au» den Mitteln der Zentralleitung und de» BezirkSwohltätigkeitSverein» gedeckt werden. Diese Pflegerinnen sollen auf dem Ries und auf dem HärdtSfeld angestellt werden. Ihren Unterhalt hofft man dadurch aufzubringen, (sie sollen festen Jahreslohn beziehen), daß man auf jeden Einwohner der beteiligten Gemeinden 5 ^ erhebt, zu welchem Ertrag die Amtkörperschaft jährlich für jede Pflegerin 150 ^ zuschießt. Den Pflegerinnen ist gestattet, bei wohlhabenden Familien Naturalverpflegung avzunehme», bemittelte Familien bezahle» bei nicht freier Verpflegung täglich 1 ^ an den Verband, kostenlos soll die Verpflegung bei unbemittelten Familien erfolgen. Man hofft allgemein, daß mit dieser Einrichtung sich auch im hiesigen Bezirk günstige Ergebnisse herausbringen lassen.
Mergentheim 18. Aug. Der erste in diesem Jahre abgehaltene Schafmarkt war von Käufern und Verkäufern sehr stark besucht. Das Paar Lämmer kostete 40—50 Jährlinge 50—60
Friedrichshafen 19. Aug. Das Luftschiff 1^2 6, in da» in der letzte» Zeit eine Paffagierkabine eingebaut worden war, hat heute nachmittag nunmehr seine erste Probefahrt unternommen. Unter Führung von Oberingenieur Dürr stieg da« Luftschiff um ^/«4 Uhr vom Gelände der Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft auf und führte eine Rundfahrt um den See herum aus. In den Gondeln befand sich nur da» . Fahrpersonal. Nach ^«ständiger schön verlaufener Fahrt bei ziemlich starkem Winde ging das Luftschiff um V»5 Uhr auf dem Gelände wieder nieder. Die sämtlichen an dem Fahrzeug angebrachten Neuerungen haben sich ausgezeichnet bewährt. Dieser ersten Probefahrt wohnte auch der König mit dem Prinzen zu Wied auf dem Gelände der Luftschiffbau-Gesellschaft an, wo die Herrschaften von Direktor Coltmann empfangen worden waren. Eine weitere Fahrt findet heute nicht mehr statt, dagegen wird morgen ein Aufstieg unternommen werden, der der Geschwindig keittmefsung dient.
Aus Baden 19. Aug. Zu dem mysteriöse» Tode de» pensionierten Bahnwart« F. Mutter ist weiter zu berichten: Gestern traf eine Gerichtskommission in Warmbach ein. Im Rathause, wohin die Leiche verbracht wurde, fanden umfangreiche Vernehmungen statt. Die
beiden Söhne Emil und Fridolin sowie die 20 Jahre alte Tochter Luise wurden wegen dringendem Verdacht den Tod ihres Vaters herbeigeführt zu haben, in Haft genommen. Die Leiche Mittlers weist mehrere Messerstiche im Rücken und an der Brust auf. Zu dem Vorfall selbst sei noch bemerkt: Mutter der monatlich eine Pension von 65 erhielt, hatte am fraglichen Tage die zweite Rate in Höhe von ca. 35 ^ empfangen. Er soll auch, als er abends nach Hause kam, von seiner Frau und Tochter beschimpft worden sein, wobei sie versuchten ihm da« Geld abzunehmen. Nacht« gegen 2 Uhr hörten Leute au» der Nachbarschaft den Mutter laut um Hilfe rufen, legten aber dem Rufen keine weitere Bedeutung bei. Jedenfalls ist Mutter um diese Zeit in den Keller geworfen worden, wo man ihn au» mehreren Wunden blutend liegen ließ. Erst gegen Morgen kurz vor 6 Uhr bequemten sich Frau und Tochter nach ihm zu sehen. Er gab nur noch schwache Lebenszeichen von sich, weshalb der nebenanwohnende Bruder Emil zum Arzt geschickt wurde. Mutter verschied aber inzwischen.
Vom Bodensee 19. Aug. Der Wasserspringer Stey stürzte sich gestern in Konstanz zweimal au» der obersten Luke de» Rheintorturmes in den Strom. Seine Kühnheit imponierte den Konstanzern gewaltig. Brücke und Ufer waren von Zuschauern dicht besetzt, da eine Absperrung nicht möglich war, hatte der Springer viele Mühe, den wohlverdienten Lohn für seine kühnen Leistungen einzuheimsen. Er hielt daher von der Höhe de» RheintorturmeS aus eine Ansprache, an die Volksmenge, an ein gute» alte» Sprüchwort erinnernd, wonach jeder Arbeiter seines Lohnes wert ist, dann ließ er sich unter flugartige» Zappelbewegungen in den von zahlreichen Gondel» belebten Strom fallen. Beim zweiten Sprung hatte er eine mit Raketen besetzte Krone aufs Haupt gestülpt, aus der bei der Berührung mit dem Wasser ein kleines Feuerwerk aufzischte.
München 19. Aug. Kurz vor 9 Uhr erfolgte heute vormittag in einem Hause der Herzogspitalstraße eine Benzinexplosion, durch die die Hausmeisterin getötet und vier Personen schwer verletzt wurden. Die übrigen Bewohner des Hauses wurden durch die Feuerwehr gerettet. Alle Fensterscheiben an den benachbarten Häusern sind zertrümmert. Der Schaden ist bedeutend.
München 19. Aug. lieber die schwere Benzinexplosion, die sich heute vormittag gegen 9 Uhr im Hause 23 der Herzogspitalstraße im Herzen der Altstadt ereignete, wird noch folgendes berichtet: Ein AuSgeher und ein Kommis des dort befindlichen Kolonialwarengeschäfts Weber hatten im Keller mit Benzin zu tun gehabt und sollen angeblich eine Flasche mit 20 Liter Inhalt beim Herabheben haben fallen lasten. Die entweichende Flüssigkeit scheint sich an einer im HauSgang stehenden brennenden Lampe entzündet zu haben. Ein in der Nähe befindliches Petroleumfaß war ebenfalls vom Feuer ergriffen worden. Es geschah ein furchtbarer Knall und wenige Augenblicke später war ein furchtbares Werk der Vernichtung geschehen. Die Mauer des Erdgeschosses war gegen zwei im Parterre befindliche Laden geschleudert worden. Die Explosion hatte ihre Hauptwirkung auch gegen die im Erdgeschoß befindliche Waschküche ausgeübt, wo zwei Frauen mit Waschen beschäftigt waren. Endlich war in die über dem Erdgeschoß befindliche Wohnung ei» Loch geschlagen, in da» sofort die Flamme» eindrangen, die den Fußboden, die Türfüllungen, sowie verschiedene Möbel in Brand setzten. Sämtliche Fenster im Hause wurden zertrümmert. Der HauSgang mit der schweren EingangStür und einer eisernen Tür wurden demoliert und au» der Decke ein Stück herausgerissen. Die Feuerwehr war in wenigen Minuten zur Stelle und löschte. In de« Stockwerken hatten sich solche Rauchwolken entwickelt, daß die Leute zu ersticken drohten. Eine Fra« im dritten Stockwerk, die deshalb auf die Straße springen wollte, wurde von der Feuerwehr vom Dach heruntergeholt. Man befürchtete den Einsturz de» Hause» infolge der durch die Explosion herauSgeriffenen Zwischen
wand und ging deshalb daran, da» Gebäude zu stützen. Gleichzeitig wurde auch an die Bergung der Verunglückten gegangen. Dabei zeigte es sich, daß die Folgen viel schwerer waren, al» man ursprünglich angenommen. Die beiden Personen, die da» Unglück verursacht, waren brennend auf die Straße gestürzt. Der 22jährige Kommis Mox Pröbstel und der ungefähr gleichaltrige Ausgeher Karl Neumann sind beide lebensgefährlich verletzt in die chirurgische Klinik verbracht. Leichter verletzt wurde eine 19jährige Ladnerin Charlotte Schelmnitz des gleichen Geschäfts. Sehr schwer verletzt wurde dagegen eine 19 Jahre alte SekretärS- tochter, die gleichfalls im Parterre tätig war. Die Hausmeisterin des Hause», Frau Maria Nagel, wurde durch den Luftdruck der Explosion derart gegen eine Mauer geschleudert, daß sie einen Schädelbruch erlitt, an dem sie verstarb. Unter den Trümmern wurde ferner eine Wäscherin, eine Telegraphenarbeitersfrau, tot hervorgezogen. Endlich ist noch eine dritte Frau, die in der Waschküche beschäftigt war, sehr schwer verletzt. Eine Bewohnerin de» Hause-, eine 86jährige Privatiere, wurde durch die Explosion vom Stuhl geschleudert und leichter verletzt. Die übrigen Insassen des Hause» kamen mit dem Schrecken davon.
Paris 19. Aug. Die Einweihung de» zum Andenken an die berühmte französische Kavallerieattake auf dem Schlachtfeld von Sedan bei dem Dorfe Floing errichteten Denkmals, genannt „womunent cies braves Asus", wird am 1. September stattfinden. König Wilhelm von Preußen hat bekanntlich damals den verzweifelten Ausfall der französischen Truppen mit den Worten charakterisiert: „Ah, diese braven Leute!" Das Denkmal wird diese Worte des Königs al« Inschrift tragen. Die Gedenkrede hält der ehemalige kommandierende General de» 20. Armeekorps, General Bailloud, der eigen» zu diesem Anlaß au» Algier eintrifft.
Newyork 18. Aug. Ein Großfeuer hat das Fabrikviertel von Jersey City zerstört. Der Schaden wird auf 1—2 Millionen Dollar geschätzt.
vermischtes.
Zum deutsch-französischen Sektkriege. Wie au» guter Quelle ver lautet, gehen die weltbekannten französischen Champagnerfirmen Pommery und Greno und Heidsieck und Cie. in Reims mit der Absicht um, auf deutschem Boden Niederlassungen zu errichten, um sich nach dem Beispiele der Firma Deutz und Geldermann in Ay, die schon seit einiger Zeit eine Filiale in Hagenau im Elsaß besitzt, vor dem Ausfälle zu schützen, der ihren Fabrikaten durch die seit dem 1. Juli d. I. in Kraft befindliche Erhöhung de« deutschen Einfuhrzoll» droht. Sie wollen ihre Weinsorten der Champagne im sogenannten „stillen" Zustande — in welchem er nur einem geringen Einfuhrzölle unterliegt — nach Deutschland bringen, die Fabrikation hier vornehmen und würden dann imstande sein, ihre altberühmten Marken in Deutschland zu Preisen in den Handel gelangen zu lassen, die denen der deutschen — durch die Schaumweinfieuer verteuerten — Schaumweine ungefähr gleich wären. Der deutschen Schaumweinindustrie würde dadurch natürlich ein sehr ernsthafter Wettbewerb bereitet werden.
Standesamt Calw.
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16.
13. Aug.
14. Aug.
Geborene.
Richard Edwuud, S. d. Albert Johann
Cotic, Obermeisters hier.
rmil Wilhelm, S. d. August Großmann,
Fabrikarbeiters hier.
öertrud Maria, T. d. Paul Dittus,
Getraute.
Johann Georg Rentier, Schretnergehilfe von hier und Karoline Luise Fröhlich von Singen.
Gestorbene.
Karl Mössinger, Schultheiß a. D. von Großingersheim, 64 Jahre alt.
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