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Donnerstag, den 18. August 1910.
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Politische Rundschau.
Da8 ablehnende Verhalten der nationalliberalen Parteileitung gegenüber einem Anschluß an den Linksradikalismus hat da und dort nicht volles Verständnis, mancherorts auck, Mißbilligung gefunden. Für parteitheoretische Erörterungen ist ja gegenwärtig ein weites Feld gegeben, und so konnte man sich einen etwas ausgiebigen Disput über diesen Vorgang schon gestatten. ES ist nur gut, daß das Leben, die nackte unverblümte Wirklichkeit immer selber wieder die besten Lehre» gibt. Wir in Württemberg haben diese bekommen in der Art, wie die Stuttgarter Genossen Abrechnung hielten mit ihren „Brüdern" im badischen Lande. Die Politik der Schlagworte, die dem Radikalismus stets die kräftigsten Wurzeln gibt, hat da wieder einmal gesiegt. Wer darum in objektiver Weise, wirklich unvoreingenommen die durch den Protest der Stuttgarter Genoffen geschaffene Sachlage überblickt, der muß doch der Einsicht gerecht werden, daß die Haltung des nationalliberalsn LandesauSschuffeß auf kluger Ueberlegung und richtiger Würdigung der Dinge aufgebaut, sich von selbst rechtfertigt. Oder glaubt denn irgend jemand im Ernste, daß es einen Zweck hätte, positives Zusammenwirken mit Leuten anzustreben, die für alles Bestehende nur Hohn haben, ohne selbst imstande oder auch nur willens zu sein, Besseres dafür zu schaffen? Der norddeutsche Radikalismus Westmeyer'schen Geiste« ist in der Stuttgarter Genoffenversammlung so unverhohlen zum Ausdruck gekommen, daß man für die dadurch gegebene Klärung nur dankbar sein kann. Westmeyer, Redakteur der „Schwäb. Tagwacht" und Vorsitzender de« Stuttgarter sozialdemokratischen Vereins, kam in die Versammlung mit einer Resolution in der Tasche, in der den badischen Budgetbewilligern und ihrer -Hofgängerei" glattweg das Verdammungrurteil gesprochen wird. An diesem eingefleischten Radikalsten sind alle die aus praktischen Politik herausgewachsenen Darlegungen der badischen Genossen spurlos vorübergegangen, er hat kein Verständnis dafür und will keine« haben, daß nur auch in gewissen Zeitläuften uud unter gewissen Zeitumständen die Verhältnisse stärker sein könne« als veraltete, erstarrte Parteidoktrine. Ja, die Unterstützung anderer Parteien wird gerne angenommen, wenn die eigene Macht und Werbekraft nicht zureicht, aber mit diesen Parteien dann auch praktische Arbeit zu leisten, das ist verpönt, weil die tonangebende Berliner Parteileitung sich beharrlich auf die reine Negation versteift. Daß man die parlamentarische Tätigkeit der eigenen Fraktion im Lande damit geringschätzig abtut, verschlägt da nichts. Zumal jetzt ParlamentSferie» und die Ersatzwahlen vorüber find. Ms e« die letzteren galt, da hat man nirgends in sozialdemokratischen Versammlungen davon gehört, daß — wie Genosse Bulmer in Stuttgart sagte — „da« Kleinbürgertum eine solch schwankende Masse sei, daß darauf nicht der mindeste Verlaß sei, denn e« laufe heute diesem, morgen jenem nach". O nein, diese Kleinbürger waren ja sehr willkommene Nachläufer, um deren Gunst zu buhlen sich lohnte. Nachher kann man sie ja ruhig wieder verhöhnen, denn bis zu den nächsten Wahlen
haben sie ja doch alles wieder vergessen! Es gilt, Aufklärung und Belehrung hinein- und hinauszu tragen in die Reihen unseres seßhaften Bürgertums, damit jeder weiß, zu welcher Fahne er zu Hallen, daß er für einen bestimmten Zweck, eine seiner Ueberzeugung nach gute Sache kämpft und sich dieser Ueberzeugung nicht durch momentane Einflüsse entfremden lassen darf. Geschieht das, dann kann das Kleinbürgertum den Hohn der Stuttgarter Genossen sich ersparen, es wird sich auf sich selbst besinnen und damit ein jeder zur Gesundung der Verhältnisse beitragen.
Blickt sich der Wetterwart im Reiche um, so darf er wohl zuerst darnach sehen, wie die Finanzen stehen. Einige Rechenkünstler haben da in den letzten Tagen so ein kleines Zauberstückchen vorgemacht, da« verblüffend einfach aussieht und — der Zweck der Uebung — wohl auch verblüffen könnte. Man denke, der Reichs- hauShaltSetat für 1909 schließt gegenüber dem Voranschlag mit einem Mehrertrag von 90 Mill. Mark ab. Ein Ergebnis der Reichsfinanzreform, sagt unser Rechenkünstler, und eine glänzende Rechtfertigung derselben. Tatsächlich? Dann hätten uns ja die Gegner dieser Reform etwas Schönes vorgemacht! Sehen wir zu: das Ergebnis stimmt, aber mit der Rechtfertigung hapert es bedenklich, denn die Urs achen der Einnahmesteigerung lassen nicht nur keine günstigen Schlüsse auf die weitere Gestaltung unserer Reichrfinanzen zu, sondern erweisen direkt das recht wenig erfreuliche Gegenteil. Zunächst find in den 90 Millionen 29 enthalten, die infolge anderweitiger Regelung der Branntweinsteuer jetzt der Reichrkaffe zufließen. Da« ist ein unerwarteter Zuwachs, der bei Ausstellung des neuen Haushalt« nicht mehr in Rechnung gezogen werden kann. Da« Wesentliche in der erwähnten Einnahmesteigerung und zugleich Mißliche für die künftige Reichshaushaltskaffe liegt aber darin, daß die neuen Steuergesetze und die Zollerhöhungen aus der Fiuanzreform eine außerordentlich starke Vor ein fuhr zur Folge hatten, die ebenso naturgemäß in einem Rückschlag, in verminderter Einfuhr und dementsprechenden Mindereinnahmen im neuen Rechnungsjahr zur Geltung kommen muß. Dazu kommen noch die ebenfalls nicht in den Voranschlag einbezogenen Erträgnisse ans den Nachsteuern und Nachzollungen, d. h. aus der nachträglichen Belastung schon in den Handel gebrachter Fabrikate und Einfuhrwaren. Diese rein vernunftgemäße Tat- sachenberechnung würde schon genügen, den Trugschlüssen, die jetzt zu Gunsten und als Rechtfertigung der Reichsfinanzreform in einem Teil der Presse verbreitet werden, zu begegnen, .auch dann, wenn nicht die aus dem laufenden Rechnungsjahr vorliegenden Zahlen allein schon die Befürchtung rechtfertigen würden, daß man einen ganz wesentlichen Minderertrag zu erwarten hat, daß dem Voranschlag für ein 1910 ein noch größerer Abmangel droht als der aus Zufälligkeiten entstandene Ueberschuß für 1909 betrug. Stoff für die eigentliche Politik boten uns in den letzten Tagen unsere bayerischen Nachbarn. Nach langem Mühen haben deren parlamentarische Vertreter noch die Steuerreform zuwege gebracht. Da» Land hat jetzt die progressive Einkommensteuer, d. h. die prozentual stärkere
Heranziehung der höheren Einkommen, ein an sich erfreuliches Ergebnis, da« aber nur deswegen halb befriedigt, weil gleichzeitig eine derart starke Mehrbelastung von Industrie und Gewerbe ein- getreten ist, daß wirtschaftSpolitische Kreise einen verhängnisvollen Rückschlag für die ganze industrielle und gewerbliche Entwicklung befürchten. Bayern ist eben ein so guter zentrumsagrarischer Boden, daß selbst dann noch keine Aussicht auf Besserung der politischen Verhältnisse besteht, wenn man nach allgemeinem menschlichem Ermessen annehmen sollte, daß man durch Schaden klug geworden wäre.
TageSnerrigkeite«.
— Bad Teinach 13. Aug. Am Samstag fand im großen Saale des Badhotels zu Gunsten de« Teinacher Verschönerungs- und Vogelschutzverein» eine musikalische Abendunterhaltung für die zahlreich anwesenden Kurgäste statt. Der Kursaal war voll besetzt. Da» auserlesene Programm mit 14 Vortragsnummern, durch Violine, Klavier, Xylophon und Gesangsstücke vertreten, bot reichhaltige und wirkungsvolle Abwechslung. So erntete Frau Dittmar- Stuttgart durch ihre treffliche Stimme im gesanglichen Vortrag der beiden Solostücke: „Trost im Glauben" (o. Popp) und „Ein ernste« Wort" (v. Eberhard v. Lüneburg) wohlverdienten Applaus, und ebenso in dem Duett mit Herrn Roth: „Aus dem Troubadour", die dankbare Anerkennung de« Kurpublikum». Auch errang sich Fra« Levy-Hechingen durch ihre sichere, klangvolle und wohlgeschulte Stimme im Vortrage der „Pagenarie" (Aus den Hugenotten), de» „Vogels im Walde" (v. Taubert) und de» „Rokokoständchen«" (v. Meyer-Hellmuth), aller Anwesenden Zufriedenheit. Herr Roth-Stuttgart bildete mit seinem vorzüglichen lyrischen Tenor in Wiedergabe der „GralS- erzählung" (aus Lohengrin), der Romanze au» „Mignon" und der Arie aus „Martha", sowie durch einige Lieder den Glanz des Abends und emtete nicht enden wollenden Beifall. Wie übrigen Nummern der Programms, insbesondere die Solovorträge von Herr« Emil Mutterer-Berlin (Bariton): „Auf der Wacht" (v. A. Pfeffel) und „Seelenspiegel" (v. Drechsler) fanden auch nur die beste Kritik. Nach Beendigung de« musikalische« Teiles sprach Badearzt Dr. Otto Grißlich den Milwirkenden den wohlverdienten Dank au« und überreichte den mitwirkenden Damen als Zeichen der Anerkennung prächtige Blumenspenden. Die Klänge lieblicher Walzer der Kurkapelle hielten im Anschluß noch lange die Tanzesfreudigen zusammen, so daß auch der II. Teil de» Abends noch harmonisch und zu aller Zufriedenheit verlaufen ist. Da» Ergebnis de» Abends war für alle Teile ein vollauf gute«.
Wildbad 17. Aug. Bei der Herstellung von Feuerwerk für die Abendbeleuchtung gab e« eine Explosion. Dabei konnte sich der Arbeiter Wilhelm Fischer von Cleebronn nicht mehr flüchten und verbrannte sich im Gesicht und an de» Armen. Er mußte in die Klinik nach Pforzheim übergeführt werden, doch hofft man ihn am Leben zu erhalten.
Nagold 17. Aug. jOberamtSbaumeister Köbele von Altensteig ist auf der Straße