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sekretär der Zeppelin-Studienreise ist folgende« Telegramm au« Hammerfest eingetroffen: Soeben von Spitzbergen zurückgekehrt. Dort alle in Frage kommenden Buchten mit „Mainz" und „Phönix" besucht. Mit „Phönix" am 3. August in« Eis eingedrungen. Am 4. August in dem Eise auf 80 Grad 10 Min. nördlich Prinz Heinrich, Graf Zeppelin und Geheimrat Hergesell mit Fesselballon aufgestiegen. Auch alle übrigen Aufgaben sind zur Zufriedenheit gelöst worden. Die „Mainz" wird durch den Kaiser Wilhelms-Kanal in Kiel voraussichtlich am 25. August eintreffen. An Bord ist alle« wohl.
Bozen 15. Aug. Das von Fremden stark besetzte Karer Seehotel eines der größten Hotel« in den Dolomiten ist heute abgebrannt.
Bozen 15. Aug. Die Ursache der Brandes, dem dasKarerSeehotel samt Nebengebäude zum Opfer gefallen ist, ist noch nicht aufgeklärt. Ueber 300 Fremde, die dar Hotel beherbergte, kampieren im Freien. Da auch die Tclephon- und Telegraphenleilungen zerstört sind, fehlen nähere Meldungen.
Pontresina 9. Aug. Ueber eine gefahrvolle Lage schreibt man der „Köln. Ztg.": Ich machte gestern von Pontresina aus einen Ausflug mit meiner Frau noch einem der schönsten Aussichtspunkte der neu eiöffneten Berninabahn, der Alp Grüm. Wir wollten den um halb 6 Uhr nachmittags von Tirana kommenden Zug zur Rückkehr benutzen. Da dieser schon stark überfüllt war und mit großer Verspätung eintraf, stürzten die zahlreich angesammelten Ausflügler auf zwei in einem Nebengeleise stehende Wagen, die dem Tiranoer Zug angehängt werden sollten, ohne daß einer der zahlreich vorhandenen Bahn- beamtrn dies zu verhindern sich veranlaßt sah; wir stiegen in den letzten dieser beiden Wagen, der bald mit über 60 Reisende» angefüllt war. Auf einmal setzte sich der Wagen nach rückwärts in Bewegung, und wir nahmen an, daß wir rangiert und dem Hauptzuge angehängt würden. Da wir uns aber immer mehr vom Bahnhof entfernten und in immer rasenderem Tempo die nach PoLchiavo stark abfallende Strecke hinunter- sausten, wurde es uns klar, daß unser Wagen durch die überstarke Belastung in Bewegung geraten war und daß wir, da niemand vom Bahnpersonal auf dem Wagen war, dem sicheren Tode entgegenfuhren. ES entstand eine furchtbare Panik unter den internationalen Reisenden und wir hatten die größte Not, einige Damen am Herausspringen aus dem Fenster zu hindern. Meine Frau stürzte auf die Plattform des Wagens und hatte den glücklichen Gedanken, die Bremse in Tätigkeit zu setzen, und als ihre Kräfte nachließen, einen dabeistehenden Herrn in ihrer
Herzensangst anzuflehen, mit allen Kräften weiterzudrehen; beiden gelang e« denn auch endlich, den Wagen zum Stehen zu bringen und zwar noch nicht hundert Schritt vor einer scharfen Kurve, bei der der Wagen unzweifelhaft au« dem Geleise gesprungen wäre und wir alle zerschmettert worden wären.
Der krstxl ln Ser krikreler Mltaimtellimg.
Brüssel 15. Aug. Die deutsche Abteilung ist vollständig intakt geblieben. Sobald der Brand ausgebrochen war, wurden die Löschapparate der deutschen Abteilung in Tätigkeit gesetzt, um die Gebäude zu reiten, denn die Feuergarben flogen auf dem ganzen Autstellungsgelände umher. Reichikommiffar Geh. Rat Albert war nach England abgereist. Die RettungSarbeiten funktionierten tadellos. E» bestand übrigen» keine ernste Gefahr für die deutsche Abteilung, die etwa 400 m vom Brandherd entfernt liegt und außerdem durch eine Treppe von dem vorderen Teil der Ausstellung getrennt ist. Auch die holländische Abteilung, die der deutschen Abteilung gegenüber liegt, ist vollständig unversehrt; außerdem die Abteilungen folgender Staaten: Monaco, Spanien, Canada, Brasilien, Dänemark, Rußland, Schweiz, Oestreich-Ungarn, Argentinien, Luxemburg, Türkei, Persien, Jopan, China, die Vereinigten Staaten von Nordamerika und die große internationale Maschinenhalle. Das Archiv der englischen Abteilung konnte gerettet werden. Es ist unrichtig, daß die ganze eine Seite der Avenue des Nation« zerstört worden ist. Der Pavillon der Stadt Pari« ist ein Raub der Flammen geworden. Die französische Sektion ist stark beschädigt. Die Abteilung für Lebensmittel ist fast vollständig verloren. Auch der Maschinensaal der französischen Abteilung ist beschädigt worden. Die Maschinen sind vollständig intakt. Außerdem find viele Bijouterien gerettet, die von Gendarmen bewacht werden. Heute vormittag wurde ein Dieb verhaftet, als er Uhren entwenden wollte. Die italienische Abteilung ist von dem Feuer nicht berührt worden, ist aber durch Waffer beschädigt. Brüssel gleicht heute einer Stadt, über die Belagerungszustand verhängt ist. Die gesamte Bevölkerung, fast die die ganze Provinz, ist nach Brüssel gekommen. Die Verkehrsmittel reichen nicht au». ES ist nicht leicht, einen Wagen oder ein Automobil zu bekommen. Man hat Breaks und große Leiterwagen hergerichtet, um die ungeheuren Mafien von Schaulustigen nach dem Ausstellungsplatz bringen zu können.
Brüssel 15. Aug. Auf Befehl der Ge
richts wurde die Ausstellung heute abend um 6 Uhr geschlossen und alle Ausgänge durch Truppen und Gendarmerie besetzt. Man hatte heute Nachmittag da« Publikum zugklaffen. ES waren außer den Abonnenten 93 000 Menschen, die Eintritt bezahlt hatten, auf dem AuSstellungS- terrain anwesend. Al« Ursache des Brande«, dessen die Feuerwehr nach Blättern« ldungen gegen halb 3 Uhr morgens Herr wurde, wird immer noch Kurzschluß angegeben, wa« aber von verschiedenen Seiten bezweifelt wird.
Brüssel 15. Aug. Die Leitung der Internationalen Weltausstellung veröffentlicht folgendes Communiquö: Ein Teil der belgischen Abteilung, die dänische Abteilung und Lebensmittelgruppe der französischen Abteilung sind durch den Brand zerstört wordkn. Der Rist der Ausstellung ist völlig unversehrt geblieben.
Brüssel 15. Aug. Die Telegramme, die au« Anlaß der Feuersbrunst in der Weltausstellung an den König der Belgier, der zur Zeit in Bayern weilt, gesandt wurden, haben diesen noch nicht erreichen können, da der König einen Ausflug in den Tiroler Bergen unternommen hat, von dem er erst heute abend in sein Hotel zurückkehren wird. Die Königin hat von Possenhofen an den Sekretär de« Königs ein Telegramm gesandt, in dem sie ihrer Bestürzung über die Nachricht von der schrecklichen Katastrophe Ausdruck gibt und ersucht, dem Präsidenten der Ausstellung das Bedauern und die Teilnahme auszusprechen, die sie an der nationalen Trauer nehmen.
saudwirtschMihtt Kejirksvekki« Tat«
Ans dem am 13. September in Kottweil stattfindenden Zuchtvühmarkt soll wieder ein
Aufkauf vou Kalbinuen
vorgcnonmen werden und gibt der Verein hiezu Beiträge von 10"/» des Ankaufspreises bis zum Gesamtbetrag von 500
Jedes Vereinsmitglted kann auf diesem Markt nach eigener Wohl etnkaufen, ist aber hiebei an die Zustimmung der vom Verein aufgestellten auf dem Ma-kt anwesenden Kommission gebunden. Die Kommission ist auch bereit auf Bestellung Kalbtnnen zu kaufen, wenn sich die Besteller verpflichten, die gekauften Tiere unverweigerltch zu übernehmen.
Der Vere'nZbeitrag wird jeweils nur für ein Tier gewährt.
Anmeldungen wollen spätestens bis 10. September bei Herrn Schultheiß Hanselmann in Liebelkberg gemacht werden.
Die Herren OrtSvorsteher werden gebeten. Vorstehendes in ihren Gemeinden bekannt machen zu lassen.
Calw, 1^. August 1910.
Vereinssekretär Fechter.
meinen Ungehorsam, aber Herr Colledge hat diesen doch veranlaßt, und somit trägt er die Schuld.
Pardon, gnädiges Fräulein, wenn mir diese Logik etwas kühn erscheint. Sollte nicht auch ein ganz klein wenig Ihre unbändige Natur und- der Drang, stets Ihren Willen durchzusetzen, eine Rolle bei der Sache spielen?
Herr Dugdale, Sie sind noch viel zu jung, um sich herausnehmen zu dürfen, mich zu Hofmeistern.
O, o! Für wie alt halten Sie mich denn? suchte ich zu scherze».
Nun, für etwa sechtundzwanzig, antwortete sie, mich mit einem so nachlässig hochmütigen Blick streifend, daß ich mich lebhaft auf den Ostindienfahrer zurückversetzt fühlte.
Na, sechsundzwanzig ist am Ende schon ein ganz solides Alter, entgegnete ich spöttisch; da hat ein junger Mann wohl schon Erfahrung genug, um sich herausnehmen zu dürfen, seine eigene Meinung jungen Damen gegenüber auszusprechen, die jede» andern, nur nicht sich selbst anklagen, wenn sie nach Durchsetzung ihres Willens auf einen Weg geraten sind, der ihnen dann nicht gefällt.
Sie runzelte die Stirn und blickte mich starr an. Herr Dugdale — an Bord der Gräfin Jda würden Sie nicht gewagt haben, in dieser Weise zu mir zu sprechen.
Ganz recht, aber dort flößten Sie mir Scheu ei».
Achtung, wollten Sie wohl sagen. Und nun — nun — weil —. Sie suchte erregt nach Worten.
Und nun, nun, weil — setzte ich ihren Gedankengang fort — weil ich gemeinschaftlich mit Ihnen in diese entsetzliche Lage geraten bin, glauben Sie weniger Achtung vor mir haben und mich meistern zu dürfen, wollten Sie vermutlich sagen. Aber da beurteilen Sie mich wirklich total falsch. An Bord des Ostindienfahrers hatte ich in der Tat Scheu vor Ihnen, ja sogar — verzeihen Sie meine weitere Offenheit — sogar eine starke Abneigung gegen Sie. Eine Abneigung die beinahe zum Haß
amvuchr, obwohl ich bei Ihrem Anblick — trotz Ihre« hochmütigen abstoßenden Wesens gegen mich — mir doch immer von neuem gestehen mußte, daß ich nie ein schöneres Weib in meinem Leben gesehen hatte, als Sie.
Ein wunderbarer Ausdruck de« Erstaunens trat in ihre herrlichen Augen, und eine warme Röte überflutete ihr Gesicht. Sie hob wie abwehrend die Hand und öffnete die Lippen, um, wie ich annahm, mir Schweige» zu gebieten, doch ich fuhr fort: Bitte lassen Sie mich auSredeu. Da ich einmal soviel gesagt habe, muß ich auch noch hinzufügen, daß sich meine Abneigung inzwischen gemildert, oder vielmehr gänzlich verwandelt hat, mit der Entdeckung nämlich, daß viel von dem, was ich an Ihnen aussetzte, gemacht und unecht ist. Diese Ueberzeugung habe ich ganz besonders diesen Nachmittag gewonnen, wo ich Sie eine halbe Stunde lang betrachtete, während Sie schliefen.
Da hatte Ihr Mund jeden Zug von Hochmut verloren, und nur Milde, Güte und Freundlichkeit zeigte Ihr Gesicht. Kurz, da sah ich sie so, wie Sie eigentlich find, und wie Sie es nicht künstlich verbergen sollten.
Erstaunt über mich selbst und fast erschrocken über meine Dreistigkeit, sprang ich jetzt schnell auf und rief: Doch was beginnen wir nun? Denken Sie nur, es ist kaum fünf Uhr.
Sie sah mich noch immer sprachlos mit einer Bestürzung an, al» dächte sie, ich wäre plötzlich übergeschnappt. Ihr Gesicht brannte, und ihr Hal» war rot bi» zu dem Kragen ihres Kleides. E» war eine fatale Situation. Ich sann, wie ich sie enden könnte und nahm zu einer scherzhaften Wendung meine Zuflucht. Lachend sagte ich:
Mit Schwatzen können wir uns die Zeit nicht weiter vertreibe«, sonst werde ich am Ende schneller als die Zeit vertrieben. Ich werde daher jetzt gehen und Chickens' Bücher durchstöbern, vielleicht findet sich darunter etwa», wa« uns interessiert.
Auch hierauf fand sie noch kein Wort. Regungslos starrte sie noch immer auf den Tisch, während ich eilig in dem Gang verschwand, der nach den Kabinen führte. (Forts, folgt.)