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tuugen berichteten Erblinduvgssällen sei zu kon­statiere«, daß kein einziger Fall von Sehnerv- erkranknng oder sonstiger Erkrankung des Auge» durch da» Präparat bemerkt worden sei. E» kaffe sich «och nicht sage», ob die Dauerwirkung de» Präparat» eine vollkommene sei, da deren Beurteilung mindestens zwn bi» drei Jahre er­fordere. Es sei jedoch zu hoffen, daß da» Prä­parat nicht nur eine prompte, sondern auch eine dauernde Wirkung bewerkstellige.

London 13. Aug. Der Aviatiker Drexel, der in Lanark einen Höhenwelt- rekord aufgestellt hat, erzählte in einem Inter­view: Nachdem ich eine Höhe von 6000 Fuß erreicht hatte, wurde die Luft eisig kalt. Ich stieß jedoch auf keine Schwierigkeiten, bi» ich 6700 Fuß erklommen hatte. Danach brauchte ich 6 Minuten, um weitere 50 Fuß zu steigen. Al» ich da» Höhensteuer gehoben hatte und die Maschine sich senkte, hatte ich mich in den Wolken verirrt. Ich konnte nicht» sehen. So fuhr ich denn eine Stunde lang abwärts, bi» ich eine große Wasserfläche wahrnahm. Dann kam ich 25 Kilometer von Lanark in sanfter Fahrt auf ein Moor, wo ein Farmer alsbald zu meiner Hilfe herbeikam und mir heiße Getränke gab. Zu meiner Freude sah ich au« dem Theodolit, daß ich 3055 Meter hoch gestiegen war und da­mit einen Weltrekord ausgestellt hatte.

Spokane 24. Aug. Der Waldbrand in Nordidaho nimmt an Ausdehnung zu. Zur Bekämpfung de» Feuers sind Truppenverstärkungen abgesandt worden. Die Ortschaft Taft mit 200 Häusern ist den Flammen preis- gegeben worden. 35 Menschen werden vermißt. Eine Anzahl Personen, darunter Frauen und Kinder, befinden sich von Flammen umgeben in Squacocreek. Man befürchtet, daß e» den abgesandten Rettungsmannschaften nicht gelingen wird, rechtzeitig Hilfe zu bringen.

Tokio 12. Aug. Durch Ueberschwem- mungen wurden in der letzten Zeit außer­ordentlich große Verwüstungen angerichtet. Ganze Städte und Dörfer wurden weggeriffen und viele Menschenleben vernichtet. In einem Stadtteil von Tokio wurden allein 30000 Häuser unter Wasser gesetzt. Die Eisenbahnverbind­ungen in den UeberschwemmungSgegenden wurden unterbrochen. An vielen Orten sind die Be­wohner von Hungersnot bedroht. Der ange- richtete Schaden beläuft sich auf Millionen Den».

Tokio 14. Aug. Gestern früh wurde der Höhepunkt des Wasserstande» erreicht. Da» Wasser begann zu sinken. E» wurde fest- gestellt, daß 385 Menschen um» Leben ge­kommen sind. 500 werden vermißt.

Vermischtes.

Luftschiffahrt und Aviatik. Wie dieInformation" erfährt, sind wegen Erwerb» eine» neuen Zeppelin-Luftschiffe» durch die Heeres­verwaltung jetzt bestimmte Vorschläge von der Zeppelin-Gesellschaft bei der zuständigen Behörde eingegangen, und e» schweben gegenwärtig Ver­handlungen. Die vor kurzem durch die Presse gegangene Nachricht, wonach da» Kriegsministerium ein Zorn-Luftschiff subventionieren werde, ist nicht zutreffend. Der Verkehr zwischen der Be­hörde und der betreffenden Luftschiffahrtsgesell- schaft hat sich bisher darauf beschränkt, daß ein Gesuch um Subventionierung durch die Heeres­verwaltung bereits im Jahre 1909 dahin beant­wortet wurde, daß zunächst der praktische Beweis für die Brauchbarkeit eine» solchen Luftschiffe» für Heere-zwecke zu erbringen sei, bevor eine Subvention in Frage kommen könne. Im Fe­bruar 1910 wurde dann von der Gesellschaft der Antrag auf Subventionierung einer Luftschiffhalle gestellt, worauf der Bescheid erteilt wurde, daß der Nachweis einer guten Fundierung de» Unter­nehmen» zunächst notwendig sei. Der nächste Lenkballon, der voraussichtlich von der Heere»- verwaltung übernommen wird, dürste ein «euer Parseval" sein, dessen Fertigstellung bevorstrht. Da» neue Luftschiff soll einen Rauminhalt von nur rund 5700 Kubikmeter besitzen, ist also etwa 1000 Kubikmeter kleiner als der zuletzt gelieferte Lenkballon. E» wird nach seiner Uebernahme die Bezeichnung? III" erhalten. In Unter­

handlung steht die Heeresverwaltung ferner wegen Lieferung eine» Lenkballon» nach dem System Clouth. ES handelt sich aber nicht um da» Luft­schiff, da» zur Ausstellung nach Brüssel geflogen ist. In Betracht kann nur ein neuer Lenkballon dieser System« kommen, der auch einen größeren Rauminhalt al« die bisherigen Clouth-Lenkschiffe besitzt. Wa« ferner da» Jntereffe der Armee­verwaltung an dem SiemenS-Schuckert-Luftschiff betrifft, so hat man bei der Konstruktion de» nun fertiggestellten Ballon« die bereit» gesammelten Erfahrungen der Gesellschaft zur Verfügung ge­stellt und hat außerdem die nötigen Gasflaschen hergeliehen, wa» eine nicht unbedeutende Er­sparnis bedeutet, da zur Füllung etwa 4000 Gasflaschen notwendig find. Man geht bei der Erprobung de» neuen Luftschiff» sehr vorsichtig zu Werke, hält die Proben in der Halle ab und macht entsprechende Verbesserungen.

«artktbertchte.

Herrenberg 13. Aug. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 126 St. Milchschweine; Erlös pro Paar 2540 34 St. Läuferfchweine; Erlös pro Paar 50 bi» 90 Verkauf ordentlich.

Tübingen 13. Aug. Auf dem heutigen Schweinemarkl, der sehr gut befahren war, ist ein ganz bedeutender Preisrückgang einge- tieten. Man kaufte das Paar Milchschweine um 12 ^ billiger, als vor 8 Tagen. Auch die sonstigen Preise für Vieh gehen fortwährend zurück im Gegensatz zu Norddeurschland. Von einem Fleischabschlag bemerkte man indes hier noch nicht». Er wird wohl erst nach der Ernte eintreten.

Mergentheim 11. Aug. Der heutige Viehmarkt war infolge der dringenden Ernte­geschäfte schlecht besucht. Zugeirieben wurden 2 Ochsen, 11 Kühe und 25 Stück Jungvieh. Die beiden Ochsen wurden zu 760 ^ verkauft, für eine Kuh wurde bezahlt 210470 °^, für ein Stück Jungvieh 170420 Handel und Verkauf ging trotzdem, da sich ziemlich Händler einfanden, lebhaft.

Biberach-Riß 10. Aug. (Wochenvieh­markt) Auf den Markt wurden aufgetrieben: 41 Farren, 27 Ochsen, 38 Kühe, 120 Kalbinnen und Rinder. Der Erlö« war durchschnittlich 400 ^ bei Farren, 500 ^ bei Ochsen, 420 ^ bei Kühen, sowie 120450 ^ bei Jungvieh. Die Zufuhr war schwach, der Handel lebhaft. Auf der Eisenbahn kamen 26 Wagen mit zusammen 294 Stück zum Versand; davon 6 Wagen nach Stuttgart-Untertürkheim, je 2 Wagen nach Dörnach und Ebingen, je einer nach Kalmar, Marstettev, Lahr, Radolfzell, Pforzheim, Böb­lingen, Göppingen, Geislingen, Riedlingen, Sig­maringendorf, Balingen, Wurmlingen, Nieder­biegen, Ravensburg, Meckenbeuren und J«ny. Kälber kamen 106 zu Markt und zum Verkauf zu 4852 ^ für ein Pfund Lebendgewicht. Mastschweine wurden 31 Stück aufgetrieben und zu 4852 -) für ein Pfund Lebendgewicht ver­kauft. Läuferschweine wurden 20 Stück auf- getrieben und da» Stück um 5558 verkauft. Milchschweine wurden 90 Stück auf- getrieben und zu 1724-^ pro Stück verkauft.

Schrecklicher vahmmglück.

Bordeaux 15.Aug. BeieiuemZu- sammenstotz zweier Züge wurden 35 Personen gelötet und mehr als IW ver­wundet.

Bordeaux 15. Aug. Der Vergnügungs­zug, der jeden Sonntag 8 Uhr früh vom Stadt­bahnhof der Vorstadt Bastille nach Royan ab­fährt und die 140 Kilom. lange Strecke in zwei Stunden zurücklegt, stieß gestern vormittag um °/t11 Uhr infolge falscher Weichenstellung auf dem Bahnhof Saujon 9 Kilom von Royan auf eine» leeren Güterzug. Der Zusammen­prall war furchtbar. Die 6 ersten Wagen dritter Klasse wurden vollständig ineinander gepreßt, 3 davon wurden vollständig zermalmt, aus den Trümmern wurden 32 Leichen und etwa 100 Verwundete hervorgezogen, von denen 3 noch

auf dem Transport starben. Der Lokomotiv­führer de» Vergnügungrzuge» wurde wegge­schleudert und schwer verletzt, der de« Güter­zuge» zermalmt unter den Schiene» gefunden.

vie Krüseler Aellaumellmg I« vranck.

Brüssel 15. Aug. (Tel. 10 Uhr vorm.) Die WeltauSstelluug ist durch einen furchtbaren Brand zerstört worden. Die Deutsche Abteilung blieb erhalte«.

Später eingegangene Nachrichten melden:

Brüssel 14. Aug., 9 Uhr abend». Die belgische Sektion der Brüsseler Weltausstellung steht in Flammen. E» ist unmöglich im Augen­blick zu sagen, wie weit da» Feuer um sich ge­griffen hat, man glaubt, daß die große Halle am Eingang link» vollständig zerstört ist und daß auch die englische Abteilung in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Es ist nicht möglich, die Brandstelle zu erreichen. Ein mächtiger Feuer­schein breitet sich über die ganze Stadt au». Die Stadt ist in fieberhafter Erregung.

11 Uhr abends. Der Brand hat die große, am Eingang gelegene Hauptin-astrtehalle, in der die belgische Ausstellung zum größten Teil untergebracht ist, vollständig zerstört, e» ist von der Halle nur noch ein eiserner Trümmer­haufen übrig. Man glaubt, daß die Maschinen­abteilung, die sich an die belgische auschließt, vollständig zerstört ist und auch die italienische und französische Sektion wenn nicht vollständig, so doch stark beschädigt sind. Der Brand soll in dem in der Halle befindlichen Postamt durch Kurzschluß entstanden sein. Das Feuer griff um 10 Uhr auf da» Stadtviertel Alt-Brüssel, da» link» vom Eingang gelegen ist, über und zwar derart, daß e» vollständig zerstört ist, nur da» Hauptrestaurant zum grünen Hut ist unversehrt geblieben. Die Feuerwehr scheint machtlos zu sein, Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Gärten der Ausstellung sind von einer ungeheuren Menschenmenge besetzt, man sagt, daß gestern der beste Tag der Ausstellung gewesen sei, eS sollen sich ungefähr 200 000 Menschen dort befunden haben. Im Augenblick, als der Brand ausbrach, soll das Stadtviertel Alt-Brüssel vollgepfropft gewesen sein.

Um Mitternacht zerstörte da» Feuer sämt­liche Pavillon» der Avenue äs Nation jedenfalls aber die französische Abteilung, nur die deutsche und holländische Abteilung sind unversehrt. Der Wind wechselte plötzlich und sofort war alle» wa» von dem Stadtviertel übrig geblieben war ei» Raub der Flammen geworden und in wenigen Minuten alles vernichtet. Die ä« Nation

die zur deutschen Abteilung führt, soll vollständig vernichtet sein. Man glaubt auch, daß zwei Menschenleben zu beklagen sind. Zur Zeit find aber die Meldungen nicht kontrollierbar, auf dem Gelände herrscht eine ungeheure Erregung und ein derartige» Gewimmel von tausenden Men­schen, daß e» unmöglich ist an jemanden heran­zukommen, der zuverlässige Auskunft geben könnte.

Um I V» Uhr sprengten Pioniere au» Antwerpen die Brücke, die die beiden Teile der Ausstellung mit einander verbindet. In der Umgebung der Ausstellung brennen 46 Hiinser. Tie spanische Abteilung ist gerettet; dagegen sind die dänische, norwegische, italienische, japauische und chinesische Abteilung vernichtet.

Brüssel 2 Uhr früh. Nach eingelaufenen Meldungen ist die linke Seite der Ausstellung bi» zur Treppe, die zur deutschen Ausstellung führt, vollständig vernichtet; e» find also die Ausstellungen von Belgien, England und Frank­reich bis auf einen kleinen Teil zerstört, die Italien« ist stark beschädigt. Man glaubt, daß die große Maschinenhalle, in der die Abteilungen der kleineren Länder untergebracht sind, ein Raub der Flammen werden dürften, da da» Feuer noch nicht bewältigt ist. Es bestätigt sich, daß niemand um» Leben gekommen ist, dagegen sind 20 Per- , sonen verletzt, worunter 2 schwer.