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nachdem ihm zuvor von dem anwesenden Arzt ein Notverband angelegt wurde. Der Verletzte hat al» Grund schlechte Behandlung im Geschäft angegeben.

Bückingen OA. Heilbronn 11. Aug. Einen Bubenstreich verübte gestern vormittag ein Schuljunge in der Großgartacherstraße, indem er gegen einen Eisenbahnzug, der in der Richtung Heilbronn-Karlsruhe fuhr, einen Stein schleuderte. Der Stein zertrümmerte an einem Wagen eine Fensterscheibe, auch wurde der Zugführer im Gesicht verletzt. Der Zug hielt in der Nähe de« Sandhose« an, der Täter hatte sich jedoch au« dem Staube gemacht und konnte nicht ermittelt werden. Untersuchung ist ein­geleitet.

Gerabronn 11. Aug. Der außerordent­lich seltene Fall, daß ein Dienstbote ununterbrochen 63 Jahre in ein und demselben Hause im Dienst stand, wird von Brettheim hiesigen Oberamts gemeldet. Dort starb im Alter von 77 Jahren Katharina Gackstatter, die 63 Jahre hindurch im Gasthau« zumLamm" da­selbst bei 3 Generationen der Familie Krauß im Dienst stand. Nach 36jähriger Dienstzeit wurde sie im Jahr 1883 von der Königin Olga durch da« silberne Verdienstkreuz ausgezeichnet und an Weihnachten 1897 wurde ihr anläßlich ihre« 50jährigen Dienstjubiläums von unserer jetzigen Königin da« goldene Verdievflkreuz verliehen.

Gaildorf 11. Aug. (Eine Blüte unsere« heutigen Submissionswesen«.) Ein vor einigen Jahren von den Gemeinden Hintersteinenberg und Wahlenheim ausgesührter Straßenbau gab Anlaß zu großer Unzufrieden­heit verschiedener Einwohner au« dem benach­barten Alfdorf. Die Gemeinden hatten bei der Vergebung de» Baue« den Grundsatz walten lassen, daß Sparen eine Tugend sei, und deshalb die Arbeit an einen völlig unbekanntenWenigst­nehmenden" mit 11 bezw. 14 Prozent Abgebot vergeben. Diese Art Sparsamkeit hat sich bitter gerächt, da sich bald herausstellte, daß der Unter nehmer mit Verlust arbeitete. Er ließ dann auch die Arbeit im Stich und stellte die Ge­meinden vor die Notwendigkeit, de« Bau in eigener Regie zu vollenden. Die Organe der Gemeindeverwaltung suchten zwar von Anfang an die mißtrauischen Lieferanten zu beschwichtigen, um den Bau keine Störungen erleiden zu lasten und im Vertrauen auf diese Ermunterung setzten die Leute nun auch die Fuhren und Stein­lieferungen fort, aber nachdem diese im Jahre 1906 beendet waren, entstand sofort der Kampf «m die Bezahlung der Rechnungen, da die Ge­meinden die Zahlung verweigerten und die Lie­feranten an den verschwundenen Unternehmer verwiesen. Langjährige Streite und gerichtliche Klagen führten zu keinem Erfolg für die nicht besonder« begüterten Gläubiger und legten diesen noch schwere finanzielle Opfer auf. In ihrer Not nahmen sie nun die Hilfe de« Evangel. Arbeitersekretariat« und Volksbureaus Stuttgart in Anspruch. Auf dessen Eingreifen hin fand unter der Leitung des stellv. Oberamtsvorstand» eine Verhandlung auf dem Rathause in Vorder- steinenberg statt, in der die Ansprüche der Be­teiligten durch den Sekretär jenes Bureau« vertreten wurden. Da» Ergebnis war zufrieden­stellend, indem ein Vergleich zustande kam, wo­nach der weitaus größte Teil der Ansprüche der

Gläubiger durch die Gemeinden Befriedigung findet. Für Gemeinden aber wie für Unter­nehmer dürfte dieser Fall eine Warnung sein, und insbesondere die Bauherren mögen bedenken: Da« niedrigste Angebot ist nicht immer das billigste!

München 11. Aug. In ihrer Wohnung in der Frauendorferstraße wurde heute nachmittag die 67 Jahre alte Kaufmannswitwe und Pri­vatiers Jda Feldmeier ermordet auf­gefunden. Nach dem ersten äußeren Befund ist Frau Feldmeier dadurch erstickt worden, daß ihr ein Knebel durch den Mund gegen de» Kehl­kopf hinabgesteckt wurde. Was geraubt wurde, steht noch nicht genau fest. Al« Täterin kommt ein Dienstmädchen, das angeblich in LandShut geboren ist, in Betracht, das von Frau Feldmeier gedungen worden war und gestern abend seinen Dienst antrat, jedoch seitdem wieder verschwunden ist. Möglicherweise kommt auch ein mit dem Mädchen in Verbindung stehender Komplize in Betracht.

Leichlingen 11. Aug. Heute nachmittag sind von den zahlreichen, in der Nähe der hies. Ballonhalle gelegenen Gasbehältern des Belgischen Sauer- und Wasterstoffwerke«, das vornehmlich Gas für Luftballone erzeugt, mehrere explodiert. Dadurch wurden andere in der Nähe stehende Behälter umgeristen. In der Nachbarschaft wurden durch die Explosion eine Anzahl Fensterscheiben zertrümmert und Dach­ziegel heruntergeworfen. Personen wurden nicht verletzt. Au« den anderen Behältern, die sämt­lich durch ein Rohr miteinander verbunden sind, strömt Gas au«, das brennt. Feuerwehr und Polizei haben die Brandstelle abgesperrt. Die Fabrik selbst ist unversehrt. Brennende Kessel - stücke, die an die Ballonhalle geschleudert wurde, haben diese bedeutend beschädigt.

Berlin 10. Aug. Frau v. Schönebeck- Weber, die sich im Sanatorium Dr. Weil« in Schlachtensee befindet, wird dort unter Ober­aufsicht de» Geh.-Rats Prof. Dr. Oldenburg täglich hypnotischer Behandlung unterzogen. Da» Verfahren, da» seit 4 Wochen angewandt wird, soll so ausgezeichnet einschlagen, daß Frau Weber etwa in einem Jahr völlig wieder hergestellt sein werde.

Flugplatz Johannistal 11. Aug. Ellery von Gorrissen (Euler) flog um 7 Uhr 11 vom Flugplatz fort und kam um 8 Uhr zurück. Er war nach Britz geflogen, um im dortigen Krankenhaus einen Besuch bei seinem Freund Oskar Heim zu machen. Robert Thelen (Wright) startete um den BelafiungSpreiS mit einer Be­lastung von zuerst 190, später 210 kx und sodann für den Höhenpreis, wobei er eine Höhe von 377 m erreichte.

New-Dork 11. Aug. Bürgermeister Gaynor hat gestern seine Familie gesprochen und sitzt zeitweise aufrecht im Bett. ES ist un­wahrscheinlich, daß die Aerzte die Kugelsplitter aus seinem Körper entfernen werden, voraus­gesetzt, daß keine Infektion auftritt. Um die Splitter zu entfernen, wäre es nötig, Blutgefäße aufzuschneiden, eine Operation, der sich die Aerzte aufs heftigste widersetzen. Der ganze Verkehr in der Nähe de« Hospital», wo Gaynor liegt, hat auf polizeilichen Befehl aufgehört, um die Ruhe de« Verwundeten nicht zu stören.

vermischtes.

Ueberden amerikanischen Obst- bau sprach im Deutsche« Pomologenverein der landwirtschaftliche Sachverständige bei dem kaiser­lichen Generalkonsulate Herr N. Kaumann«. Er führte folgendes au«: In Amerika trifft man meilenweit nur eine Obstsorte an. Der ameri­kanische Farmer, der zugleich ein Spekulant im wahrsten Sinne de» Worte« ist, paßt sich voll­ständig den Marktverhältnifsen an. Auch der deutsche Obstbau wäre für den Markt zu steigern. Da» amerikanische Obst findet deshalb so großen Absatz, weil e« sich vorteilhafter vor Augen führt. Aber trotzdem herrscht in Amerika großer Mangel an wirklich tadellosen Früchten. Die Beschaffen­heit des deutschen Obste« ist bedeutend besser; in Amerika wieder ist man bestrebt, nur schön aussehende und längere Transporte aushaltende Apfelsorten anzubauen. Die Herrichtung der Früchte für die Ausfuhr beginnt in Amerika schon am Baum. Dazu kommt ferner eine genaue Auswahl, bei der nur gleiche Früchte von tadel­losem Aussehen verpackt werden. Dasselbe könnte auch in Deutschland geschehen. Wünschenswert wären auch bei un« Obstzüge mit Kühlwagen und ferner Kühlhäuser, wie sie drüben bestehen. In Amerika wird da« Obst, ehe e« zur Ver­sendung gelangt, vorgekühlt, um ihm die Wärme zu entziehen. Die Obstzüge laufen auf allen Bahnlinien. Sie fahren direkt in die Kühlhäuser, die tagsüber nicht geöffnet werden. An den Obstzügen sind die Eisenbahngesellschaftk« stark interessiert, da sie die an ihren Strecken Gelegenen Ländereien gegen Teilzahlung an Farmer zur Errichtung von Obstpflanzungen verkaufen.

Letzte Rachrichte«.

Maulbronn 12. Aug. Gestern abend ereignete sich während eine« Gewitter« ein Un­glück« fall. Der 32 Jahre alte Taglöhner König wollte trotz de« Gewitter» Weiterarbeiten, als er aber gerade auf einer Leiter stand, traf ihn der Blitz und tötete ihn sofort. Ein Mit­arbeiter namens Oswald, der in der Nähe stand, wurde auch getroffen und an beiden Armen gelähmt.

Dresden 12. Aug. Im Dresden-Pirnaer Industrie-Bezirk haben 620 Steinsetzer die Arbeit niedergelegt, weil die Unternehmer nicht imstande waren, ihre Forderungen zu be­willigen.

Berlin 12. Aug. Der Lok.-Anz. meldet au« New-Jork: Das Befinden der Bürger­meisters Gaynor ist nach Angabe der Aerzte gut, doch ist er noch nicht außer Gefahr.

Marktberichte.

Stuttgart 11. Aug. Dem Filder- krautmarkt auf dem Marktplatz waren etwa 300 Stück zugeführt. Preis 2530 ^ pr. St.

Sindelfingen 11. Aug. Den Erbsen­pflanzern im Bezirk Böblingen sind Heuer rund 70000 ^ für die Lieferung von grünen Erbsen an eine Konservenfabrik ausbezahlt worden, ein Beweis, daß der Anbau von Hülsenfrüchten rentabel ist.

«otte-dierrste.

1S. K«««tag ««ch Hrtuttatt», 14. Aug. Vom Turm 230. Predigtlied 273. 9'/, Uhr: Predigt. Stadtpfarrer Schmid. 1 Uhr: Christenlehre mit denSöhnen.

Amtliche und Privatanzeigen.

FisHwa fferoerpaclttung.

... Am Montag, den 22. August ds. Js., nachm. 3 Uhr, wird auf der Rathaus in JselShausev das der Finanzvcrwaltung gehörige, ca. 3 lcm lang

Zischwasser Zorellenrvasser

in der Waldach, einem Nebenfluß der Nagold Strecke ab Markungsgrenz UnterschwandorfNagold durch Markung Nagold bis zur sog. Brunnenwies auf der Markung Jselshausen im öffentlichen Aufstreich auf 9 bis 15 Jahr neu verpachtet.

Die Pachtbedingungen können auf dem Rathaus in Jselshausen vm nachm. 1 Uhr ab eingesehen werden.

Den 11. August 1910.

K. Kameralamt Alterrsteig.

Nächsten Sountag, den 14. August, «achmittagS 2'/, Uhr, findet, so Gott will, in Otteubroun ein

MWmsseft

statt. Missionar Schoppe wird von seinen Erlebnissen in China, besonders von den letzten Unruhen daselbst berichten.

Hiezu ist jedermann herzl. eingeladen.

Gemeinschaft Gttenbronn.

Weil«, s»ie ei« Z«imll

werden angenommen.