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Breitag» den 12. August 1910
S«,ug«pr. t. d. Stlldl'/.jähcl.ni.rrLgerl.M!. I.Sb. Postbezug?- « k d. Ort«. n. RachbarortSvert. -/^ 2 hrU Mk. I.S», im Aernvertihi Mk. l.SV. Bestell,, in Württ. »o Ps,., in Bayern u. Reich 12 Gis,
A«rtlr«hs Vsksirnt»üacH«ngen.
BekMutmachung.
In nächster Ze-t erscheinen verschiedene Neu- auSzabe« von Büchern — Bauordnung. Bestimmungen übrr dre Bekämpfung übertragbarer Krankheiten rc rc.
Bezüglich der Anschaffung solcher Bücher zu Gemeindezwecken wird auf die früheren Erlasse mit dem Anfügen hingewiesen, daß das Obcramt zu geeigneter Zeit bas E-forderltche veranlassen wird.
Calw. 11. August 1910
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann, A.-V.
TagesMÜgkeiteu.
8 Calw. Am 3. November wird die neue staatliche Bauhandwerkerschule in Rottweil eröffnet werden. Der Zweck derselben ist, Bauhandwerker und zwar Maurer, Steinhauer und Zimmerleute, in zwei je fünfmonatlichen Winterkursen, soweit aurzubilden, daß sie den Anforderungen gewachsen sind, die bei einer ernst genommenen Meisterprüfung auch in theoretischer Beziehung an sie gestellt werden müssen. Der Unterricht erstreckt sich auf Bauzrichnen, Bau- konstruktio», Gebäudekunde, Bauführung, Baukostenberechnung, Buchführung und Gesetzeskunde. Näheres über Aufnahmebedingungen, Termin zur Anmeldung und Vornahme der Aufnahmeprüfung kan» aus dem Gewerbeblatt Nr. 32, welches bei den Schultheißenämtern aufliegt, ersehen werde».
Calw 10. Aug. Der „Liederkranz" hat am 7. und 8. Aug. eine« vom herrlichsten Wetter begünstigten Ausflug nach Straßburg— Hohkönigsburg unternommen. Wenn auch die Teilnehmerzahl nur wenige über 30 betrug, so herrschte doch bei Allen eine frohe Reise
stimmung, die sich verschiedentlich bemerkbar machte. Des Interessanten gab es auf der Reise gar Vieler zu sehen, insbesondere auf der im Besitz des Deutschen Kaisers befindlichen, aus dem 11. Jahrhundert flammenden, im 30jähr. Krieg zerstörten und 1902 genau nach der früheren Bauweise wiederhergestellten Hohkönigsburg. Weithin über die fruchtbaren Reichslande und bis herüber zu unseren heimatlichen Bergen konnte von hier aus das Auge schweifen und sich an den wogenden Fruchtfcldern ergötze». Nachdem auch noch im Burghotel der Magen auf seine Rechnung gekommen war, erfolgte mit Sang und Klang der Abstieg zum Bahnhof St. Pilt, in welch' letzterem Ort einer unserer BachuS- jünger »och eine feuchte Ecke ausfindig machte, in der die ganze Reisegesellschaft den herrlich mundenden St. Pilter kosten konnte. Frohgemut haben wir «ns dem Dampfroß anvertraut, da» uns auch sicher und wohlbehalten in unserer schönen Heimatstadt ablieferte. Hochbefriedigt von all' dem Gesehenen und mit dem Gefühl, zwei schöne Tage verlebt zu haben, boten wir uns die Hand zum Gutenachtgruß. i.
x. Aichhalden OA. Calw 8. Aug. Gutsbesitzer Jakob Keck von hier verkaufte sein Anwesen, bestehend aus einem Wohn- und Oekonomie- hau», ca. 14 Morgen Güter und 13 Morgen Waldungen durch das Jmmobilien-Büro Albert Preßburger, Horb, an Joh. Klink, Landwirt von Neuweiler OA. Calw um den Preis von 21600
stf Von Allbulach ist ein Vorkommnis zu melden, das nicht der Komik entbehrt. Zwei Diener der Gemeinde wandelte noch abends die Lust an, einen gemeinschaftlichen Ausflug zu machen. E» waren die beiden Gemeindefarren, die nach Erledigung ihrer Ketten kurz entschlossen
eine Treppe Hinaufstiegen, die in ein Schlafgemach führte. Sie durchstöberten die Belten und richteten weiters keinen Schaden an. Den Abstieg der beiden Hochtouristen leiteten einige beherzte Männer ein, so daß der Ausflug ohne Unfall verlief.
Magstadt OA. Böblingen 11.Aug. Im hiesigen gelben Steinbruch war der Steinbrecher Bauer von Warmbronn mit Bohren in einem Felsen beschäftigt, als sich zu gleicher Zeit eine Erdmasse oben loklöste und ihn verschüttete. Er trug so schwere Kopfverletzungen davon, daß er bewußtlos vom Platze gebracht werden mußte. — Der vor einigen Wochen verunglückte W. Baitmann sieht der Besserung entgegen.
Stuttgart 11. Aug. Die Verletzungen von Zuschauern durch Aviatiker bei der Veranstaltung von sogenannten Flugwochen häufen sich. Nachdem erst vor wenigen Tagen der Tod eine» Zuschauer» bei den belgischen Veranstaltungen zu beklagen war, kommt jetzt aus Aibury-Park in New Jersey die Nachricht, daß bei dem Sturze eines Aviatiker» mehrere Zuschauer verwundet worden sind. Angesichts der auf dem Volksfest bevorstehenden ähnlichen Veranstaltung ist au» diesen Fällen eine ernste Warnung zu entnehmen.
Stuttgart 11. Aug. Der Musketier, der sich, lt. Polizeibericht, in der großen Jn- fanteriekaserne vom 3. Stock in den Hof gestürzt hat, ist seinen Verletzungen erlegen. Er stand in der 12. Kompagnie de» 7. Infanterieregiments, heißt Müller und ist der Sohn einer Witwe in Reutlingen. Wie das Neue Tagblatt erfährt, soll er die unselige Tat begangen haben, weil ihm wegen Zuspätkommen» am Sonntag abend eine Strafe von fünf Tagen Mittelarrest zudiktiert war.
Dle Goldmsel.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Dieser Raum hatte dieselbe Größe wie der andere, doch war er mit Segelleinwand, Eimern, Scheuerbürsten und dergleichen angefüllt. Unter dem Lukenfenster stand eine Pritsche, ebenfall» mit verschiedenen Gerätschaften bedeckt.
Sie fürchten sich doch nicht etwa vor Gespenstern, Madam? rief der Kapitän, sie mit seinen starren schwarzen Augen durchbohrend.
Ich nehme an, daß dieses Zimmer aufgeräumt werden kann, und ziehe es dem anderen vor, entgegnete sie herrisch.
Erschreckt durch diese» Benehmen fiel ich ein: Jawohl wählen Sie nur ganz nach Gefallen. Kapitän Braine wird das, bei seiner großen Güte, die wir ihm schon zu danken haben, gewiß freundlich gestatten. Nicht wahr, Herr Kapitän, wandte ich mich ihm zu, Sie erlauben, daß diese Sachen alle in meine Kabine gebracht werden? Ich brauche nicht mehr Platz, als ich bedarf, um auf mein Lager zu gelangen.
Ich werde für alle» sorgen, antwortete er etwas verstimmt. Wie aber wird'S mit dem Bettzeug stehen? Die Dame scheint etwa» eigen zu sein. Sie wird, wie ich vermute, die Decken de» Toten wohl nicht benutzen wollen.
Ueberlassen Sie da» alle» mir, erwiderte ich, in geheuchelt munterem Tone, denn ich war sehr ärgerlich über Fräulein Tcmple» taktloses Benehmen. — Nach dem, was wir durchgemacht haben, werden wir un» hier wie im Paradies Vorkommen. — Sie sind jetzt ohne ersten Maat? sprach ich weiter, in der Hoffnung, durch ein andere» Thema seine üble Laune zu zerstreuen. Woran starb er denn?
Da» werde ich Ihne« gelegentlich erzählen. Die Dame wird also
hier wohnen. Was würden Sie sonst noch bedürfen, Madam? Nebenan ist ein kleiner Spiegel, den er zum Rasieren benutzte. Sie nehme» da» vielleicht nicht übel. Sein Bild hat sich dem Gla» nicht eingeprägt, e» wird Sie zeigen genau, wie Sie sie sind, obwohl er sich davor rasterte.
Fräulein Temple machte ein Gesicht, als wenn Sie nicht wüßte, ob sie weinen oder lache» sollte, nahm indessen den Spiegel dankbar an.
Auch seine Haarbürste würde da sei«, fuhr der Kapitän fort, diese wird aber wohl verschmäht werden, obwohl ich meine, fügte er, den Kopf bedächtig neigend hinzu, daß sie wieder ei» schöne» Ansehen erlangen dürfte, wenn sie in einem Eimer mit Salzwasser geweicht würde.
Nachdenklich sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger streichend, zählte er nach einem Augenblick de» Schweigen» weiter auf: Dann wäre auch noch sein Kamm da. Ich denke, an einem Kamm ist doch nicht», wa» Sie beleidigen könnte? Ja, alle» steht zu Ihren Diensten. Wenn der arme Chicken noch hier wäre, würde er gern aushelfen. Aber er ist tot — tot und dahin.
Er schien in tiefe Gedanken zu versinken. Plötzlich aber fuhr er wieder wie aus einem Traume auf und fragte: Sie haben gar kein Gepäck, überhaupt gar nichts, Madam?
Wie ich Ihnen schon einmal sagte, — nicht» al» wa» Sie an mir sehen.
Tut mir leid, daß ich meine Frau nicht auf dieser Reise mitnahm. Sie wollte so gern mit, die Arme. Wäre sie hier, würde sie für alle» besser sorgen, ali ich e» kann.
Aber bitte, machen Sie sich doch darum keinen Kummer, warf ich ein. Sie tun ja schon das möglichste. Hoffentlich sind Sie auch bald aller Umstände mit un» überhoben, indem wir de» Ostindienfahrer treffen. Wie lang schätzen Sie übrigens Ihre Fahrt nach Mauritius?
Ich sage nicht» — ich sage nicht«! schrie er so erregt, daß ich ihn verständni»lo» ansah. Wa» nutzt denn da» Reden, wenn man nichts