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Amte- md Anzeigrblatt für den Gberamkbezirl Calw

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Amtliche Vekanntmachrmgen.

Die Ortsschulräte

derjenigen Gemeinden, in welchen ««ständige Lehrer angestellt stad, wollen bis zurr 1. September d. I. berichten, ob das Mobiliar der Zimmer der be­treffenden Lehrer gemäß Min.-A.-Bl. 1910, S. 51 oben, ergänzt worden ist.

Calw, 2. August 1910.

Kgl. gemeinschaftl. Oberamt in Schulsachen: Amtm. Rippmann, AV. Schmid.

Tagesueuigkeite«.

i Bad Liebenzell 3. Aug. Die Nach­frage nach Wohnungen war in den letzten Tagen eine so starke, daß unser Städtchen nun sehr gut besetzt ist. Er ist dies ein Beweis, welcher Beliebtheit sich Liebenzell erfreut. Die Kurver­waltung scheut aber auch weder Mühe noch Kosten, den Kurgäste« etwas bieten zu können. Am letzten Sonntag wurde die Burgruine beleuchtet. Es war eine gute Idee, die Burg mit Raketen beschießen zu lassen, bis sie dann in bengalischem Lichte erstrahlte. Am nächsten Sonntag, den 7. Aug., nachmittags'von 47 Uhr, konzertiert da» vollständige Musikkorps de» Ulanen- RegimentS Nr. 20 in Ludwigsburg unter der persönlichen Leitung der Kgl. Musikmeisters E. Thomas in den König Wilhelms-Anlagen, worauf wir alle Musikfreunde «och besonder» aufmerksam machen möchten. Und auch ein Sommer-Theater haben wir, das gestern bei gutem Besuch seine Eröffnungsvorstellung gab.

Vom Schwarzwald 3. Aug. Unter die köstlichsten Gaben, die uns der Wald bescheert, darf die Preißelbeere gerechnet werden. Leider wird da» Verbot, Preißelbeeren vor dem

Donnerstag, den 4. August 1910.

1. September zu sammeln, vielfach übertreten. Die Beeren werden schon jetzt in meist noch grünem Zustande gepflückt. Durch Ablagerung in den Kellern will man die Frucht reifen lasten, um sie dann auf den Markt zu bringen. Es ist selbstverständlich, daß durch Kellrrlagerung die Beeren ganz bedeutend an Güte, Frische und Schmackhaftigkeit einbüßen, so daß die Käufer lange nicht das erhalten, war sie als frisch ge­pflückte Ware bezahlen.

Leonberg 3. Aug. Heute früh 5 Uhr brachte sich in der Nähe der Solitude ein bei Firma Zahn und Nopper in Stuttgart beschäf­tigter, 22 Jahre alter Kaufmann einen Schuß in die rechte Brustseite bei. Er wurde von Passanten in das Stuttgarter Katharinenhospital geschafft. Al» man ihn auffand, hatte er schon ziemlich viel Blut verloren, war jedoch bei vollem Bewußtsein und weigerte sich, den Grund zur Tat anzugeben. Die Operation des ange- schoffenen JagdhüterS Kaiser ist gut verlaufen. Er befindet sich den Umständen nach befriedigend und man hofft ihn am Leben zu erhalten.

Feuerbach 3. Aug. Zu der Mordtat wird der Frankfurter Zeitung aus Baden-Baden folgendes gemeldet: Der Ingenieur Mensch war längere Zeit als Ingenieur und Topograph in städtischen Dienste« in Baden-Baden, verließ aber die Stelle, um sich der Missionstätigkeit zu widmen. Er wurde von den Nachbarn nicht für ganz normal gehalten. Er war ziemlich streit- und händelsüchtig. Vor Weihnachten verlobte er sich, doch wurde das Verlöbnis von der Braut bald wieder gelöst. Bald darauf verlobte er sich wieder, hatte aber mit der zweiten Braut stets Streitigkeiten, sodaß man allgemein annahm, auch diese Verlobung werde zu einer Heirat nicht

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führen. Dann verließ Mensch plötzlich Baden- Baden, ohne daß man in der Nachbarschaft wußte, wohin er sich gewandt hatte. Daß er jetzt zum Mörder geworden ist, darf jedenfalls auf seinen anormalen Geisteszustand zurückgeführt werden. Seine Frau war eine ruhige und stille Person.

Stuttgart 3. Aug. Der bekannte Luft­schiffkonstrukteur Major v. Parseval, ist hier eingetroffr» und hat im Hotel Marquardt Woh­nung genommen.

Stuttgart 3. Aug. Die Fachaus­stellung für da» Hotel- und Wirtschafts­wese» ist mit dem gestrigen Tage geschloffen worden. Der Erfolg der Ausstellung kann als sehr günstig bezeichnet werden. Auch der Besuch war über Erwarten gut: während der Dauer der Ausstellung find im ganzen 136 000 Ein­trittskarten gelöst worden.

Stuttgart 3. Aug. Nach mehr al» 40jähriger Tätigkeit ist Kommerzienrat Karl Engelhorn mit dem 1. ds. MtS. aus dem Buchhandel ausgeschieden. Da» Verlagsgeschäft ist, nach dem Schwäb. Merkur, auf seinen bis­herigen Teilhaber Paul Schumann übergegange», ^ der e» in Gemeinschaft mit Dr. Adolf Spemann unter der Firma I. Engelhorns Nachf. weiter­führen wird.

Stuttgart 3. Aug. Angesicht» der bevor­stehenden Flugkonkurrenz auf dem heurigen Cannstatter Volksfest ist von verschiedenen Seiten bereit« auf die große Gefährdung de» Publikum» hingewiesen worden, die mit solchen Veranstalt­ungen trotz aller Vorsichtsmaßregeln verbunden ist. Ein neuer Beweis, wie sehr diese wertvollen Stimmen berechtigt sind und ei« «euer großer für die Sicherheitsbehörde, die ganze Flugkonkur­renz noch einmal in diesem Sinne zu prüfen, ist

Die Golöinsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Ich gelangte in den ausgebrannten Teil des Schiffe», dessen Luke reichlich Licht verbreitete; der ganze Raum war kohlschwarz, und ein starker Brandgeruch herrschte noch darin. Mit einer kleinen eisernen Hebestange, die am Boden lag, schlug ich hier und da an die verkohlten Wände, um ihre Festigkeit zu prüfen. Doch so schwarz das Holzwerk auch aussah, überall hallte das Echo meiner Schläge wieder. Ich konnte zu meiner Gefährtin mit der Ueberzeugung zurückkehren, daß der Rumpf abgesehen von den unbedeckten Luken, noch so seetüchtig sei, al» man e» nur wünschen konnte.

Ich fand meine schöne Statue noch, wie ich sie verlassen hatte. Ueber die kunterbunt umherliegenden Sachen schreitend, drehte ich mit dem Fuß diesen und jenen Gegenstand um. Dabei wurde mein Auge von einem kleinen offenen Blechkasten angezogen, dessen Inhalt von gelblichbrauner Farbe mich einen Freudenruf auSstoßen ließ. Ich hatte Tabak erkannt. Mit wahrem Entzücken beugte ich mich nieder, diesen Schatz zu heben, denn wenngleich ich meine Pfeife in der Tasche hatte, fehlte mir doch da» nötige Kraut dazu. Ich kann nicht sagen, wie sehr mich schon während der ganzen Zeit auf eine Pfeife gehungert hatte. Ordentlich liebkosend drückte ich den Kasten an mein Herz.

Was haben Sie denn da, fragte da» Mädchen.

Etwa» sehr Geringfügiges nach der Entdeckung, daß da» Wrack wie ein Kork unter unfern Füßen schwimmt, entgegnete ich freudestrahlend, aber etwa», das mir wesentlich helfen wird, meinen Seelenfrieden wieder­zuerlangen ein Labsal für mich köstlichen Tabak!

O, da» gönne ich Ihnen recht, rief sie matt lächelnd. Nicht wahr,

nun gehen wir aber auch wieder hinauf? Der Aufenthalt hier unten ist zu furchtbar.

Versteht sich, erwiderte ich, sogleich zu ihr tretend und ihr die Hand reichend. Bitte, springen Sie herunter.

Sie nahm wie vorher ihr Kleid zusammen und sprang; dann klammerte sie sich fest an meinen Arm. Im Deckhause setzte sie sich müde wieder auf ihren Platz, stützte da» Kinn in die Hand und blickte durch da» kleine Fenster zu dem düsteren Himmel empor, von dem der Regen unvermindert in schnurgeraden Strichen herabfiel und auf Deck und Dach prasselte. Nach einer Weile fragte sie: Wollen Sie nicht ihren Tabak probieren? Er wird mir eine Beruhigung sein, Sie rauchen zu sehen.

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, und mit einem Wohlbehagen, wie ich es lange nicht empfunden, stopfte ich mir die Pfeife.

Siebzehnte» Kapitel.

Ein Segel in Sicht.!

ES wäre langweilig, wenn ich eingehend weiter berichten wollte, wie die Stunden verrannen. Es regnete den ganzen Tag; kein Lüftchen rührte sich; das Wrack schlingerte sanft. Um mich beim Heraustreten nicht immer von neuem zu durchnäffen, holte ich mir einen der vorhandenen Oelanzüge; mit diesem angetan, stieg ich wiederholt auf die Plattform des Fockmastes und sah mir die Augen au» in der Hoffnung, irgend etwa« zu entdecken. Doch immer vergeblich. Die Aufregung machte mich ganz nervös; wenn ich im Deckhaus saß, sprang ich alle Augenblicke auf, weil ich mir einbildete, Ruderschläge zu hören. Niemals aber war ei etwa» andere», al» das Plätschern de» Wasser» gegen die Seite« de« Wrack« oder das Knarren de» Ruders.

Diese fortwährenden Enttäuschungen und die zunehmende Nieder­geschlagenheit meiner Gefährtin ließen auch meine Stimmung immer düster werden. E« war unbeschreiblich traurig, diese» stolze, schöne Geschöpf,