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ist und daß ebensowenig Verhandlungen über eine solche Frage zwischen der deutschen und der italienischen Regierung geschwebt haben.

Berlin 39.Juli. Von dem entflohenen Briefträger Bergmann hatte man bi« in die späte Nachtstunde noch keine Spur. Man weiß nicht, ob er sich noch in Berlin aushält oder die Stadt verlassen hat. Unter anderen Anzeigen, die auf die Bekanntmachung der Oberpostdirektion, die auf Bergmann« Ermittlung 1000 ^ Be­lohnung ausgesetzt hat, einliefen, befindet sich auch die, daß ein Mann aufgeregt an den Billett­schalter de« Lehrter Bahnhofe« getreten sei und eine Fahrkarte nach Hamburg verlangt habe.

Berlin 29. Juli. Zu der Lichten- rader Affäre mit der Erpressung gegen die Familie Kraatz wird mitgeteilt, der Schmied von Lichtenrade habe kürzlich nachts ein Stück Eisen­rohr geschweißt, genau wie das in der Höllen­maschine befindliche. Er habe gesagt, daß Albert Rademeier die Arbeit bestellt habe.

Berlin 29. Juli. Aus Kopenhagen verlautet: Das allgemeine Geschäftsthema bilden gegenwärtig die Angriffe, die ein Geistlicher gegen den Offiziersstand veröffentlicht hat. Vor einiger Zeit veröffentlichte Pfarrer Koch in Odense in einer dortigen Zeitung einen aussehen­erregenden Artikel, in dem er sich gegen die im dänischen Offizierskorps herrschende GefinnungS- roheit aurspricht, mit Bitterkeit darauf hinweist, daß bei den dänischen Offizieren eine immer mehr fortschreitende Verflachung des GemütS- lebens festzustellen sei und sie sich in einer großen Zahl von Fällen der unrichtigen Behandlung ihrer Untergebenen schuldig gemacht haben. Der Ministerpräsident und der Kriegsminister haben nunmehr den Kultusminister aufgefordert, von Pfarrer Koch eine Rechtfertigung und Begründung einzufordern. Koch hat erklärt, daß er der Auf­forderung Nachkommen und eine Anzahl von Offizieren namhaft machen werde.

Graz 38. Juli. Seit Samstag werden 2 Touristen auf dem Hochgrimming vermißt. Die seit 10 Tagen in Admont vermißten Touristen sind noch immer nicht gefunden. Man befürchtet, daß sie auf dem Sparerfeld ver­unglückt sind.

Rom 39. Juli. In der sehr geachteten römischen Patrizierfamilie Bastigli ist ein großer Skandal auigebrochen. Die Polizei ent­deckte in dem Landhaus der Familie eine voll­ständig eingerichtete Falschmünzerwerk­stätte. Die Nachricht ruft größtes Aufsehen hervor. Alle Mtglieder der Familie sind ver­haftet worden.

Vermischtes.

Warnung vor Patentbureaus usw. Es sind bei der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel und bei der mit ihr verbundenen Auskunftstelle für gewerblichen Rechttschutz zahl­reiche Fälle bekannt geworden, in welchen würt- tembergische und nichtwürttembergische Erfinder von sogen. Patentingenieuren,. Patentbureau«, Patentverwertungsbureau« u. dergl. übel beraten

und autgebeutet worden sind. Der neueste Zu­sammenbruch eines derarlige» Geschäftsmannes in Stuttgart ist aus den Tagesblättern bekannt. Es wird dringend empfohlen, daß Interessenten, bevor sie eine derartige Firma mit einem Auf­trag betrauen, sich bei der Auskunftstelle für ge­werblichen Rechttschutz bei der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel erkundigen. Die An­knüpfung von Verbindungen mit derartige« Firmen mit dem Sitz außerhalb de« Deutschen Reichs ist unbedingt und unter allen Umständen zu wider­raten. Ganz besonders gewarnt wird vor An­erbietungen, welche von Agenten und Bureau« in Bezug auf die Ausstellung in Brüssel gemacht werden. Es handelt sich hierbei fast durchaus um Schwindeleien der gröbsten Art. Einer Erkundigung bedarf es selbstverständlich nicht bei deutsche» Patentanwälten, als welche sich nur die nach Reichsgesetz durch das Patentamt zugelassenen und hinsichtlich ihrer Befähigung geprüften Per­sonen bezeichnen dürfen. Die Liste dieser Patent­anwälte kann bei der Patentauslegestelle der Zentralstelle «ingesehen oder von ihrer AuSkunft- stelle für gewerblichen Rechtsschutz kostenfrei be­zogen werden. Besonders wird weiterhin noch gewarnt vor umherziehenden, wenn auch in erst­klassigen Hotels wohnenden Verkäufern von Pa­tenten, Gebrauchsmustern oder Lizenzen von solchen; auch hier ist vorherige Erkundigung bei der Auskunftstelle für gewerblichen Rechtsschutz der Zentralstelle für solche, welche auf diesem Gebiet nicht über genügende Erfahrung verfügen, dringend ratsam.

Letzte Nachrichten.

Berlin 30. Juli Der Briefträger Bergmann, der auf dem Berliner Postamt 17 50 000 ^ unterschlagen hat, ist gestern in Berlin verhaftet worden.

Gotha 29. Juli. Kurz nach 4 Uhr gestern nachmittag gab Major Groß den Befehl, das Luftschiff im Hafen lotzulassen, er hoffe, einem ausstcigenden Gewitter vorauszueilen. Da« Luflschiff kam aber wegen des niedergehenden Luftdrucks nicht hoch und trieb gegen den den Hafen umgebenden Drahtzaun, der durchbrochen wurde, es trieb sich dann gegen die Erde hin durch ein Haberfeld. Die nacheilenden Soldaten hielten es schließlich fest; in die Halle zurück­gebracht ergab sich, daß weder das Schiff noch dieJnsaisen zu Schaden ge­kommen sind.

Bergen 29. Juli. Die JachtHohen- zollern" mit dem Kaiser an Bord, ist heute in Swinemünde eingetroffen.

Stand-Samt Calw

Geborene.

22. Juli. Julie Marie, T. d. Friedrich Wörner, Lokomotivführers hier.

27. Juli. Erwin, S. d. Friedrich Höneise, Post­unterbeamten hier.

Gestorbene.

27. Juli. Albert Eugen Widmann, S. d. Eugen Widmann, Gipsers, 6 Wochen alt.

Io»; eine Viertelstunde später konnte dann die Landung bei Berg glatt erfolgen. Der Ballon wurde altbald verpackt und nach der Station Kreßbronn geschafft, von wo er nach Zürich weiter verschickt wurde.

Friedrichshafen 39.Juli. Das Pariser BoulevardblattLe Matin" läßt sich durch seinen Berliner Spezialkorrespondenten telegraphieren, daß in der Friedrichshafener Einwohnerschaft eine gewisse Mißstimmung gegen den Grafen Zeppelin herrsche, daß ruinöse Verhältnisse hier eingekehrt seien, daß keine Fremden mehr kämen und daß die Hotels leer stünden. Dazu bemerkt da«Seeblatt": Gerade wegen des Mißgeschicke», da« unseren berühmten Ehren­bürger in letzter Zeit betroffen, lasten wir uns in der Verehrung de« Grafen von Niemanden übertreffe«. Wir wüste» diese Unterstellungen energisch zurückweisen. Tatsache ist freilich, daß von derxranäk ssison" die unserer Stadt Friedrichshafen in Aussicht gestellt wurde, fast nicht« in die Erscheinung getreten ist, so daß wir diesen Sommer, woran natürlich auch die bisherige schlechte Witterung die Schuld trägt, leider vielmehr von einer8Äi8on morts" reden können. Vielleicht bringen uns die hoffentlich bald zu ermöglichenden Ausstiege de» 2 6 etwas Leben in die Bude." Luzern hat jetzt seine große Zeit durch die Pastagierfahrten eine« fran­zösischen Lenkballons, Baden-Baden wird nächsten Monat ein 2-Schiff erhalten! Wir möchten in Anbetracht der Tatsache, daß die hiesige Stadt wie so viele Geschäftsleute sich haben manche Mark kosten lasten, um der in Aussicht gestellten großen Saison würdig begegne« zu können, dem allgemeinen Wunsche Ausdruck geben, den 2 6 recht bald über unfern Häuptern mit recht viel Pastagieren fahren zu sehen, damit sich die Straßen der Stadt und die Hotels und Gasthöfe füllen und frohbewegte Menschenkinder wieder in der Zeppelinstadt Einkehr halten. Dies ist noch unsere einzige Hoffnung in dieser ziemlich toten Saison 1910.

Hechingen 29. Juli. Ein neuer Erfolg de« Sruttgarter Polizeihundes Sherlok! In Hechingen wurden einem Wehrbefitzer schon verschiedenemale an seinem Wehr arge Beschädi­gungen zugefügt, so auch gestern nacht eine solche von ca. 400 Mark. Auf Anzeige wurde von StuttgartSherlok" unter Führung von Schutz­mann Wißmann bestellt, dem e« auch gelang, die Spur von zweien der Täter zu verfolgen und diese zu stellen Sie legten auch sofort ein Ge­ständnis ab und verrieten vier weitere Mittäter. Der Sherlok beginnt seinem Namen Ehre zu machen, denn er hat erst am Montag die Wilderer in Leonberg aufgebracht.

Köln 29. Juli. DieKölnische Ztg." meldet au» Berlin: Die Erzählungen über die angeblichen Abrüstungs-Vorschläge de» König» von Italien behaupten vielfach, daß Kaiser Wilhelm die Vorschläge abgelehnt habe. Demgegenüber kann auf Grund von Erkundig­ungen an zuständiger Stelle festgestellt werden, daß der König von Italien niemals mit Abrüst- ung«vorschlägen an unseren Kaiser herangetreten

Amtliche und privalcmzeigen.

K. Amtsgericht Galw.

In daS Güterrechtsregister wurde heute unter der Aufschrift

Wilhelm Geiger, Forstwart in Stammheim und Emilie Geiger geb. Gogel daselbst eingetragen:

Die Eheleute haben durch Vertrag vom 14. Juli 1910 als eheliches Güterrecht die Gütertrennung i. S. der U 14271430 B. G -B. vereinbart.

Den 29. Juli 1910. Oberamtsrichter

Hölder.

Jedermann ist freundlich eingeladen zum

Mlssionsvokttag

des Herrn vr. 6. k'. Xuptsr, Direktor der Missionsschule in Liiin KianZ, China, morgen Sonntag Vormittag 9/» Uhr, in der Kapelle der vtschöft. Methodiftenkirche.

Zur gegenwärtigen Verbrauchszeit empfehlen unseren Mitgliedern außer

In. Qualitäten t«

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ist. KMreieil kimvMessig

(Alleinverkauf für den hiesigen Platz).

8p»r- noch Ovnsuwrvrvlll.

Eine größere Partie Kiste«, Tchmalzsäster, sowie ca. 100 St. ungebrauchte weiße GlaSstaschen ('/« Liter haltend), gibt billigst ab d. Obige.

Ur PskkSebesltzn!

Gerne bestätige ich, daß mir die Erste Württembergische Bieh-Verfi- cherungs-Gesellschaft a. G. i« Stuttgart, Olgastraße 116, durch ihren Direktor Burkhardt ein wertvolles Pferd entschädigt hat.

Calw, den 12. Juli 1910.

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